Gründungsmythos?

S

Sarah1234

Gast
Hallo zusammen,

ich bin gerade in der 12. Klasse und muss in einer Geschichts-Klausur anhand von einem Wikipediatext, oder allgemein von einem Sachtext zu einer bestimmten Person, z.B. Karl dem Großen, einen Gründungsmythos erstellen. Ich habe jedoch keine Ahnung wie man das angehen soll...Ich weiß zwar wie ein Gründungsmythos generell aufgebaut ist, aber weiß ich nicht so recht, was ich mit der Aufgabe anfangen soll. Kann mir jemand helfen (vielleicht auch mit einem Beispiel)?
Danke schon mal,
Sarah
 
Hallo Sarah,

ich habe deine Aufgabenstellung - die sehr interessant klingt - noch nicht so recht verstanden. Eine Person kann ja keinen Gründungsmythos haben. Allenfalls eine Institution, etwa das Reich oder Deutschland. Wenn ich jetzt also dein Beispiel Karl der Große nehme, dann sollst du quasi einen Gründungsmythos Deutschlands oder des Reiches erstellen, in dessen Mittelpunkt Karl der Große steht?

Ich glaube auch, dass es ganz interessant für uns hier ist, wenn du mal skizzierst, wie so ein Gründungsmythos aufgebaut ist. Vielleicht bringt dir diese Skizzierung auch etwas, weil du vielleicht durch das Erklären selber darauf kommst, wie das du deinen eigenen Gründungsmythos organisieren kannst. Aber mich interessiert das wirklich, dass es da eine Regelhaftigkeit gibt, war mir bisher nicht so recht klar.

EQ
 
Seh ich ähnlich-ein Gründungsmythos der sich um eine Person rankt-trifft die Sache wohl genau-wobei wir bei karl dem Großen/Charlemagne gleich 2 Gründungsmythen hätten-den von deutschland und den von Frankreich und es hier,losgelöst von Deiner Aufgabe - auch interessant wäre ,wie sich beide Gründungsmythen um die selbe historische Person gleichen bzw.unterscheiden.
Im übrigen kann ich mich ElQs Bitte nur anschließen,hier mal Deinen Aufbau eines Gründungsmythos zu erläutern.vieklleicht kommt uns dann noch die ein oder andere Idee.
 
Um ein Beispiel zu nennen: Der römische Gründungsmythos lässt die Gründer Roms von einer Wölfin (Symbol der wilden Kraft) gesäugt sein und Romulus seine Stadt sofort mit aller Kraft verteidigen.
Wenn du etwas in der Schule nicht verstehst gehe zu deinem Lehrer und frage nach, sei nicht zurückhaltend, das ist der größte Fehler den du machen kannst.
 
Ja IFlorian das ist ein Gründungsmythos, auch wenn bei Wold und den gesäugten Zwillingen noch laaange nicht Schluss ist, die Frage für mich ist aber: sollst du einen neuen Gründungsmythios erstellen? Oder anhand historischer Gegebenheiten erklären wie es zum Mythos kam? Was aufgrund des "Mythos" denkbar schwer sein dürfte. Eine neuere Rezeption historischer Geschehnisse und umstylisierung zu einem "Mythos", wäre die Varusschlacht, das diese herzlich wenig mit den Zeitgenossen zu tun hatte die sich seinerzeit auf die Varusschlacht beriefen wissen wir heute allerdings schon.
 
Hallo!
Danke erstmal für die Antworten! Also um auf die Frage von El Quijote zurückzukommen, denke ich, dass wirklich eher gemeint ist, dass man einen Gründungsmythos für eine Institution/Nation erstellen soll
@iFlorian: meinen Lehrer habe ich schon gefragt, was er mit der Aufgabe genau meint, doch er will mir nicht mehr sagen, denn das werde ich laut ihm ja in der Klausur herausfinden...Da ich jedoch nicht ganz unvorbereitet in die Klausur gehen will, habe ich mir gedacht, dass ich mir ja schon mal im vorhinein ein paar Gedanken machen kann.

Und jetzt zum allgemeinen Aufbau eines Gründungsmythos (bzw. was wir im Unterricht besprochen haben):

Ich bin mir nicht ganz sicher um was für eine Gründung sich handelt, aber ich denke es geht generell um die Gründung einer Nation oder eines Reichs (denn das waren die Themen, die wir danach besprochen haben).
Bevor es überhauptzur Gründung einer Nation kommt, müssen Partikularinteressen gebündelt werden, die dann von einer Integrationsfigur, die sich oft durch Tapferkeit/Mut/Führungspersönlichkeit auszeichnet, vertreten werden. (Dass wäre dann zum Beispiel Karl der Große oder?) Dann kommt es zum Krieg gegen die feindliche Macht, die die Freiheit der Gruppe bedroht. Und am Ende sorgt dann entweder der Sieg gegen die feindliche Macht für Bestätigung und somit für eine Gruppenidentifikation/Zusammengehörigkeitsgefühl oder die Niederlage gegen die Feinde für eine Umdeutung, in der der Gegner als unfair beschrieben wird, und es kommt somit auch zur Gruppenidentifikation.

Also das wäre der grobe Aufbau...doch wenn ich jetzt zum Beispiel einen Wikipedia-Artikel zu Karl dem Großen vor mir habe, kann ich ja nicht einfach einen Gründungsmythos erfinden oder?

Könnte es theoretisch einen Gründungsmythos zum deutschen Reich geben, da Bismarcks Außenpolitik bis zur Reichsgründung und der damalige Krieg gegen Frankreich ja ein gewisses Nationalgefühl verursacht hat..?

Oder was wäre denn ein Gründungsmythos für den deutschen Staat? Bzw. wo sind die Wurzeld des Interesses an einem gemeinsamen dt. Staat?
 
Nun ja,die mythischen Wurzeln eines deutschen Staates liegen sicherlich im Kaisertum des Mittelalters begründet- das man sich gemeinhin ja machtvoller und integrativer vorstellte,als es in Wirklichkeit war. Und dieses wiederum gründete sich auf karl den Großen.
Dein Aufbau ist interessant
Die Bündelung der Partikularinteressen hätten wir bei Karl durch die Vereinigung der Stammesherzogtümer unter seiner Krone, die kulturelle Einigung durch die karolingische Renaissance und die religiöse durch die katholische Mission
Beim äußeren Feind wird es differenzierter -in Deutschland sind es die Sachsen unter Widukind, wobei Widukind der Legende nach zwar Tricks anwendet,aber eher eine ambivalente Gestalt ist, die auch positiv besetzt ist.
In Frankreich sind es die Mauren und die Bervölker der Pyrenäen,und hier wird die Niederlage von Roncesvalles zu einer gigantischen Schlacht gegen einen zahlenmäßig überlegenen ,hinterhältigen Gegner hochstilisiert

Und 1870 wird auf den Karl-Mythos zurückgegriffen,um über die vermeintlichen Parallelen eine historische Kontinuität des Hohenzollern-Kaiserreiches zum Heiligen Römischen Reich und dem Karolingerreich herzustellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn es nicht unbedingt Karl sein muss:
Politischer Mythos ? Wikipedia

Aber mit Karl funktioniert(e) es ebenso, weil diesen mythischen Figuren (die nur sehr bedingt mit den historischen identisch sind) gemeinsam ist: Einigung der Germanen/Deutschen in Abgrenzung von den Römern/Welschen bis hin zur offenen Feindschaft.
 
Einigung der Germanen/Deutschen ist gut :rofl:
Ich glaube die Sachsen und Langobarden sahen das ein wenig anders.
Außerdem -die Abgrenzung von den Römern/Welschen bis hin zur offenen Feindschaft sehe ich bei Karl gerade nicht.
Bei Karl haben wir eher das europäische Großreich und heute ist er sogar zum Paneuropäer (siehe Karlspreis) mutiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einigung der Germanen/Deutschen ist gut :rofl:
Ich glaube die Sachsen und Langobarden sahen das ein wenig anders.
Außerdem -die Abgrenzung von den Römern/Welschen bis hin zur offenen Feindschaft sehe ich bei Karl gerade nicht.
Bei Karl haben wir eher das europäische Großreich und heute ist er sogar zum Paneuropäer (siehe Karlspreis) mutiert.

Wenn es nicht unbedingt Karl sein muss:
Politischer Mythos ? Wikipedia

Aber mit Karl funktioniert(e) es ebenso, weil diesen mythischen Figuren (die nur sehr bedingt mit den historischen identisch sind) gemeinsam ist: Einigung der Germanen/Deutschen in Abgrenzung von den Römern/Welschen bis hin zur offenen Feindschaft.

Nachträgliche Hervorhebung, weil es den Mythos charakterisiert, dass er sich wenig um die historische Realität kümmert. Das gilt übrigens auch für den "Paneuropäer";) Die Franken traten angeblich die Nachfolge der "degenerierten" Römer an und ...(siehe Sachsen & Co)

Warum sollte nicht eher Cäsar der "Vater Europas" sein? Von Britannien bis zum Bosporus, um einen "deutschen" Stabreim zu verwenden. Da wirkt Karlchen ziemlich klein:winke:

Damit es kein Missverständnis gibt: Die Ironie geht nicht gegen dich.
 
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