Gut oder nicht gut?

Turgot

Aktives Mitglied
Es passiert doch regelmäßig, das uns immer wieder Bücher über den Weg laufen , bei denen man sich nicht sicher ist , ob sie ihr Geld wert sind. Aus diesem Grunde mache ich hier einmal einen Thread auf, weil vielleicht ein Mitglied von uns zu diesen Titeln etwas erzählen kann:

Ich fange einfach einmal mit den folgenden Titeln an:


"Alfred Jodl. Gehorsam und Verhängnis" von Bodo Scheurig

"Die Illusion der Wunderwaffen" von Ralf Schabel

"Wehrmacht und Niederlage" von Andreass Kunz

"Wilhelm Groener" von Johannes Hürter

"Die Ölversorgung der Kriegsmarine" von Wilhelm Meier-Dörnberg

"Die Militärstrategie Deutschlands 1940 - 1945. Führungsentschlüsse, Hintergründe Alternativen" von Heinz Magenheimer

"Marc Aurel" von Jörg Fünding

"Traian. Ein Kaiser der Superlative" von Annette Nünerich-Asmus

"Septimus Severus" von Jörg Spielvogel
 
Ich fange mal an, bei einem in der Liste würde ich zu einer kritischen Grundhaltung raten: Magenheimer, Die Militärstrategie ...

Das Buch habe ich vor einigen Jahren gelesen.
Heinz Magenheimer ? Wikipedia

Magenheimer hat (hatte?) einen guten Ruf als Militärhistoriker, u.a. Abwehrschlacht an der Weichsel 1945. Das Buch "Militärstrategie" bezieht sachlich notwendig und in weiten Bereichen politische Vorgänge mit ein, bei denen

- er sich weitgehend in Deutungen ergeht
- fast quellenlos (!) gearbeitet wird
- mit gegensätzlichen - quellenbasierten - Beurteilungen keine Auseinandersetzung erfolgt

Liest man die Abschnitte ab 1943, gewinnt man den Eindruck, der Krieg sei gewinnbar und 1944 mit einem Patt abschlussreif gewesen.
Von den entscheidenden rüstungswirtschaftlichen, und damit produktions- und organisationsbezogenen Hintergründen hat er gelinde gesagt keine Ahnung, was die Ausführungen dazu nicht verbergen können. Einen Beigeschmack sind die wertenden Bemerkungen zur Führungsqualität Hitlers, und die Unfähigkeit der Generalität. Seine Ausführungen zu den - siehe Thema - wesentlichen Aspekten des Luft- und Seekriegs sind bestenfalls gängige Klischees.


Ebenso schlimm, ein Zusammengeschreibsel aus Altbekanntem und dazu die Was-hätte-anders-kommen-können-These: Magenheimer, Stalingrad - Die große Kriegswende. Intention hier wohl, den weitgehenden Beitrag Hitlers am gesamten Stalingrad-Komplex kleinzukriegen.



Um den Bogen von der Militärstrategie zum Stalingrad-Buch zu schlagen, aus der Produktbeschreibung:
"Der Autor erweist sich als glänzender Sachkenner und kluger Analytiker, der dem verzerrten Bild von angeblich sinnlosem und starrsinnigem Verhalten der deutschen Führung einen Entwurf der deutschen strategischen Ziele und der praktischen Erfolge und Mißerfolge gegenüberstellt."

"Der renommierte Wiener Autor hat den Mut zu einer unvoreingenommenen Analyse und bringt erstmals Licht in die genauen Entscheidungsabläufe auf der deutschen und der sowjetischen Seite. " :rofl:

Insoweit bezieht sich das Stalingrad-Buch konsequent auf die früher in der "Militärstrategie" vorgetragenen Behauptungen.
 
Besten Dank für die ausführliche und gleichzeitig "abschreckende" Analyse zu Magenheimers "Die Militärstrategie....". :)


Zu Stalingrad Thematik bleibt wohl dann immer noch Manfred Kehrig das Maß der Dinge.
 
"Wilhelm Groener" von Johannes Hürter

Wurde ausgezeichnet mit dem Forschungspreis der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Jüngst wurde Hürter sehr gelobt für sein Werk: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. R. Oldenbourg Verlag: München 2006 (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 66).
 
Ich persönlich kann auch diesen Sammelband sehr empfehlen: Wolfram Wette, Gerd Ueberschär (Hrsg.): Stalingrad. Mythos und Wirklichkeit einer Schlacht. Fischer, Frankfurt/M. 2003.

Auch Antony Beevor: Stalingrad. Orbis-Verlag, Niedernhausen 2002 soll recht brauchbar sein.


Die Empfehlung von Wette und Ueberschär kann ich nur bestätigen. Das Buch ist sehr gut.

Beevor ist wirklich nicht schlecht, reicht aber an Manfred Kehrig nicht heran.
 
Wurde ausgezeichnet mit dem Forschungspreis der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Jüngst wurde Hürter sehr gelobt für sein Werk: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. R. Oldenbourg Verlag: München 2006 (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 66).


"Hitlers Heerführer" habe ich schon im Regal stehen. Ich kann aber noch nichts dazu sagen, weil ich noch nicht dazu gekommen es zu lesen.

Aber danke für deine Tipps.:)
 
Ahoi,...

Kehrig ist sehr dettailliert, aber begrenzt auf die Kesseltruppen ausserhalb der Stadt.

Das 51. Korps unter Seydlitz, das die Kämpfe vor allem im Nordteil von Spartanowka bis runter zur chemischen Fabrik Lazur führte finden sich darin überhaupt nicht.

Wer über diesen Abschnitt der Kämpfe in der Stadt vom 14.Oktober bis zum 19.11.1942 mehr erfahren möchte, als das bereist Bekannte, demkann ich vorallem 4 Bücher empfehlen:

Tschuikow : Die Schlacht des Jahrhunderts

N. Krylow : Stalingrad

2 Bücher vom Befehlshaber der 62. Armee und seinem Stabschef geben einen guten Einblick in die Kämpfe aus russischer Sicht,....sehr empfehlenswert !!

Dann noch 2 Werke aus einem Eigenverlag,..zusammengestellt aus Bekanntem und vielem Neuen, da Aussagen von Mitglidern des Bundes ehemaliger STalingradkämpfer enthällt und von 2 en im EIgenverlag rausgegeben wurden.

Nur zu bekommen über Ebay zur Zeit:

HAns Wijers : Der Kampf um Stalingrad , die Kämpfe im Industriegelände

Hans Wijers / Joachim Stempel : Diesen Weg sind wir gegangen!


beide Bücher geben wohl den wohl bislang tiefsten Einblick vorallem um die Kämpfe um die Fabrik Barrikady sowie um den Roten Oktober,...ein absolutes Muss für Interressierte !!!!!

alle 4 Bücher gehen weit über Beevor hinaus, der allenfalls als Einstieg in die Thematik taugt. Der liest sich zwar gut aber erscheint im Vergleich zu obigen geradezu als Trivialliteratur, genauso wie der Kehrig völlig unnötig gehypt wird,...wahrscheinlich weil er so teuer ist.


Ausserhalb von Stalingrad würde ich noch 2 weitere Bücher empfehlen :

Günter K. Koschorrek : Vergiss die Zeit der Dornen nicht


und als absolute Perle für Leute mit guten Nerven !!!!

Albrecht Wacker : Im Auge des Jägers, der Wehrmachts-Scharfschütze Josef Allerberger

ein Buch wie es wohl kein zweites gibt !!!!!


grüße

Quarm
 
Zuletzt bearbeitet:
genauso wie der Kehrig völlig unnötig gehypt wird,...wahrscheinlich weil er so teuer ist.

Das Werk von Manfred Kehrig ist so teuer, weil es nur noch, selten, über den antiquarischen Handel beziehbar ist oder gelegentlich über ebay. Da ist dann das Gedrängel groß und entsprechend hoch der Preis. Das Angebot ist klein und die Nachfrage groß.

Ich persönlich kenne bisher kein besseres Werk, als das von Manfred Kehrig. Er beschreibt in seinem Standardwerk nicht nur anschaulich und detailiert das reine operative Schlachtgeschehen, sondern beispielsweise auch ausführlich die dramatischen Auseinandersetzungen zwischen Manstein / OKH, Manstein / Hitler und Manstein / AOK 6. Des Weiteren werden auch die Probleme und Schwierigkeiten der Verbündeten zum Beispiel der Rumänen vorgestellt und m.E. auch, was leider bei nicht überall anzutreffen ist, gerecht beurteilt. Hervorhebenswert ist auch der beigefügte Satz an Karten. Für dieses Buch wurden u.a. die Nachlässe von Manstein und Paulus sorgfältig ausgewertet.

Manfred Kehrig war zuletzt Leiter des Bundesarchives und wurde für seine Verdienste mit den Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold, die höchste Auszeichung der Bundeswehr, ausgezeichnet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ahoi Turgot,

Es ist schon eine Weile her, das ich den Kehrig durchgeackert habe, sodass ich ihn mir mal wieder aus dem Regal geholt habe.

Zum einen hast du Recht , was den Detailgrad angeht und vorallem die Quellen sind exzellent, vorallemder Nachlass der ihm von Mannsteins Sohn zur Verfügung gestellt wurde, hebt ihn auf ein Niveau, das vorallem frühere Werke nicht annähernd erreichen.

Zum anderen stellt sein Werk aber nur einen Ausschnitt dar , der besser mit "der Kessel von Stalingrad ausserhalb Stalingrads ab dem 19. November" betitelt wäre.

Das liegt vor allem daran, das er zum größten Teil die Kriegstagebücher und Akten ausgewertet hat, dererlei in vielen Fällen nicht mehr vorhanden waren.

So skizziert er die Geschehnisse bis zum 19. November auf den ersten 69 Seiten nur, so das selbst Wikipedia schon mehr Infos dazu bietet.

Das XI. Korps unter Seydlitz findet sich zB. praktisch garnicht in seinem Werk.

Aber das waren die Truppen , die ab dem 14.Oktober den Angriff auf die Nordstadt führten,.. endend im letzten Angriff der Gruppe Schwerin in der zweiten und dritten November Woche auf die letzten Meter zur Wolga östlich des Werkes Barrikady, sowie Halle4 des Werkes Roter Oktober.

Und da hilft einem der Kehrig garnicht weiter, bzw. beinhaltet nur kurze Abschnitte mit allgemein schon Bekanntem.

Aus diesem Grunde habe ich immer Bauchschmerzen , wenn der Kehrig als Referenzwerk genannt wird.

Nichtsdestotrotz ist der Kehrig eines der Sahnehäubchen, die man im regal haben kann, wenn man Literatur zu Stalingrad sammelt !

Ich bin jedenfalls vor Stolz fast geplatzt, als ich ihn vor ein paar Jahren ergattern konnte, zumal ein kompletter Kartensatz in der hinteren Tasche dabei war .)

grüße

Quarm
 
"Die Ölversorgung der Kriegsmarine" von Wilhelm Meier-Dörnberg

ist eine der wenigen und sehr guten Darstellungen zu diesem engen Thema,
Band 11 der Einzelschriften zur Militärgeschichte des MGFA aus 1973, 111 S.

Ansonsten zieht sich das Thema ansatzweise durch übergreifende Literatur, zB Salewski, Die deutsche Seekriegsleitung, verschiedene Bände DRZW etc.
 
Witzig, oder um es nicht zu sagen, bekloppt, finde ich, wenn ein/e 20 jährige/r glaubt, etwas aus dem Leben erzählen zu müssen.

Kommt drauf an. Bei "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" erzählte eine 17jährige von ihrem Leben, und in ganz Westdeutschland standen den Leuten die Haare zu Berge. Man kann nicht sagen, dass sie nichts zu erzählen hatte.

Und außerdem weiß man nie, wann das Leben zuende ist.

Trotzdem ist der Gedanke "Lebe dein Leben so, als wenn jeder Tag dein letzter wäre" sicher nicht in Hinsicht auf Autobiographien gesagt worden … oder Moment mal … ist das der Zweck von Blogs?
 
Hat zwar nur indirekt etwas mit diesem Thread zu tun, aber ich habe keinen besseren Platz gefunden ;)

Ich suche Informationen über Albrecht Wacker (Im Auge des Jägers).
Kann man seine Werke als seriös betrachten oder driften die in den rechtslastigen Bereich?

Speziell geht es mir um das Buch, "Im Auge des Jägers - Der Wehrmachts-Scharfschütze Josef Allerberger"

Das Buch versucht zwar den Krieg richtig darzustellen, - ist aber in meinen Augen sehr einseitig geschrieben. "Die bösen waren immer nur die Russen. Auf deutscher Seite hat es nie Übergriffe gegeben." Von daher bin ich mir nicht sicher wie ich das Buch als Quelle einordnen soll.
 
Hallo Friesengeist,

Das Buch ist empfehlenswert. Es schildert allerdings rein die Sicht eines Wehrmachtsschützen, was halt auch bedeutet, das der Feind nunma die "Kollegen" der roten Fraktion sind und entsprechend nicht , als der heilsbringende Messias beschrieben wird und eben aber auch nicht als der bolschewistische Teufel, sondern eben als das , als das was der Wehrmachtssoldat ihn eben damals gesehen hat,....und das in aller Deutlichkeit.

Das Buch ist halt nichts für schwache Nerven und auch nichts für Einsteiger in die Materie.

Wer allerdings schon etwas Übung hat im Lesen solcher Materie und manche Stelle richtig zu "filtern" weiss, wird ungeahnt ungeschönte Einblicke bekommen.

lg

Quarm
 
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