Ich habe die komplette Serie (alle 4 Staffeln) gesehen, und mochte sie sehr. Aber natürlich ist sie keine Geschichtsstunde. Die Darstellung der Ereignisse rund um Spartacus, seine Gefährten und seinen Aufstand ist leider sehr frei geraten; man hält sich kaum an das in den Quellen Überlieferte. (Noch wesentlich freier als einst in Kubricks "Spartacus"-Film und der TV-Miniserie aus den 2000er-Jahren.) Außerdem ist notwendigerweise schon mangels Quellen viel fiktiv. Z. B. behandelt die Prequel-Staffel "Gods of the Arena" die Vorgeschichte von Spartacus' Mitstreiter Gannicus, der zwar historisch belegt ist, allerdings nur in Zusammenhang mit einer Schlacht (in der er fiel, was in der Serie auch anders dargestellt wird). Besonders haarsträubend (und unnötig) fand ich, dass bei einem jungen Gladiator behauptet wird, er sei ein karthagischer Kriegsgefangener von der Zerstörung Karthagos - die in Wahrheit bereits über 70 Jahre zurücklag.
Was Ausstattung und Darstellung des römischen Alltagslebens betrifft, ist die Serie durchwachsen. Manches ist dabei erstaunlich authentisch wiedergegeben (auch im Bereich der Sexualität, z. B. dass das Praktizieren von Oralverkehr für freie Frauen als unwürdig galt und man das daher Sklavinnen überließ), anderes gar nicht.
Gut gefallen hat mir auch, dass die Serie nicht dem heute teilweise verbreiteten Trend folgte, das Gladiatorendasein zu verharmlosen oder gar zu idealisieren. Die Serie arbeitet gut heraus, dass Gladiatoren zwar wertvoll waren (und entsprechend nicht leichtfertig verschwendet wurden) und "Stars", aber trotzdem "voll im Arsch", insbesondere nie wussten, ob (oder in welchem Zustand) sie ihren nächsten Kampfeinsatz (und wann der eigentlich kam) überleben würden, und natürlich, dass sie als Sklaven - Wert und Popularität hin und her - letztlich rechtlos und der Willkür von Besitzern, Veranstaltern und Publikum preisgegeben waren. Gefallen hat mir ebenfalls, dass die Serie auch thematisierte, dass es auch freie Römer gab, die freiwillig in eine Gladiatorenschule eintraten, sich mit ihrer vertraglichen Verpflichtung aber eines Gutteils ihrer Freiheitsrechte begaben und dann auch nicht viel besser dran waren als ihre unfreiwilligen Kameraden, insbesondere ihren "Besitzern" fast ebenso ausgeliefert.
Die Kampfszenen sind völlig übersteigert, machen aber in ihrer optisch brillanten Inszenierung einen wesentlichen Teil des Reizes der Serie aus.
"Spartacus" ist einfach eine Unterhaltungsserie und will auch gar nicht mehr sein. In erster Linie ist sie etwas fürs Auge - mit vielen tollen, optisch ansprechenden Kampfszenen, hübschen Frauen, begabten Darstellern und zwar weitgehend fiktiven, aber trotzdem gut erzählten Geschichten.