Haben britischen Soldaten SS-Wachmänner erschossen?

Little_Tiger

Mitglied
Heute war ich auf einer sehr kleinen Gegendemonstration in Fürth.

Ich kam dort mit einem älteren Mann ins Gespräch, der aus dem Ruhrgebiet kam.

Er schilderte, dass im Ruhrgebiet russische Kriegsgefangene 'Sklavenarbeit' verrichten mussten und dass diese Kriegsgefangenen bei kleinsten Vergehen sofort von den SS-Wachmannschaften erschossen wurden.

Besonders schockierte ihn, dass dies seine Mutter unberührt zur Kenntnis nahm.
Als aber dann die britische Truppen das Ruhrgebiet eroberten/befreiten, war seine Mutter erschüttert, dass britische Soldaten diese Wachmänner hinrichteten.

Mir was es neu, dass britische Soldaten SS-Leute scheinbar standrechtlich erschossen.

Geschah das wirklich in nennenswerten Umfang, oder hat mir diese Mann einen Bären aufgebunden?
 
Ich kann mir sowas durchaus vorstellen.
Im Krieg verrohen die menschlichen Werte.

Meine Frage geht mehr in die Richtung, ob sowas öfters vorkam.
Ob solche Hinrichtungen/Übergriffe von den westlichen Alliierten geduldet oder sogar gefördert wurden.

Vorstelllbar ist vieles, aber es geht um historische Ereignisse. Zeitzeugenberichte aus zweiter und dritter Hand sind da nicht unbedingt aussagekräftig.

Bekannt und belegt sind Erschießungen von Kriegsgefangenen durch westalliierte Soldaten in Einzelfällen.
 
Geschah das wirklich in nennenswerten Umfang, oder hat mir diese Mann einen Bären aufgebunden?

Ich komme aus einer Stadt am Rand des Ruhrgebiets und muss dazu sagen, dass ich von solchen "Hinrichtungen" (durch britische oder andere alliierte) Soldaten, noch nie etwas gehört habe.

Ich halte es ohne mich in der Thematik näher auszukennen, auch auf Grund der militärischen Entwicklung für eher unwahrscheinlich.
Das Ruhrgebiet war im April 1945 mehrere Wochen lang eingekesselt.

Die Regulären Truppen der Wehrmacht im Kessel lösten sich auf, entsorgten so weit es ihnen möglich war ihre Waffen und Uniformen, beschafften sich, wo es ging Zivilkleidung und versuchten irgendwie aus dem Kessel heraus zu kommen um der Gefangenschaft zu entgehen.
Die meisten in die NS-Verbrechen verstrickten angehörigen der Wachmannschaften, die mit den Zwangsarbeitern zu tun hatten, werden es ihnen gleich getan haben.

NS-Lager in anderen Teilen des Reichsgebiets wurden mitunter binnen Tagen mehr oder minder unerwartet überrant.
Entsprechende Täter im Ruhrgebiet hatten weitgehend Wochen Vorwarnzeit, in der sie wussten, dass die alliierten Truppen vor der Tür stehen und in kürze einrücken werden.

Es ist von dem her unwahrscheinlich, dass die einrückenden alliierten Truppen da überhaupt noch im größeren Stil Wachmannschaften antrafen, die hatten im Ruhrgebiet genug Zeit sich abzusetzen und unter den 10.000den sich mehr oder minder selbst demobilisierenden (es waren insgesamt an die 300.000 Mann eingekesselt) Wehrmachtsangehörigen, die ebenfalls versuchten das Gebiet zu verlassen, wären sie wahrscheinlich auch gar nicht näher aufgefallen.

Ich kann es nicht mit Bestimmtheit beantworten, dafür fehlt mir die Detailkenntnis, daher Angabe ohne Gewähr, aber ich halte das aus oben genanntem Grund für sehr unwahrscheinlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, ich habe es bis jetzt auch noch nicht gehört, dass
westalliierten Soldaten NS-Wachmannschaften, zumindest im größeren Maßstab, standrechtlich erschossen haben.
Im Gegensatz zu den russischen Truppen zu Ende des zweiten Weltkrieges, wo es zweifelslos zu übergriffen kam.

Meiner Quelle (Alt-68er, Friedensaktivist) war auch ideologisch geprägt.


Allerdings auf der anderen Seite ist es natürlich mehr als menschlich, dass Soldaten/Kriegsgefangene/KZ-Insassen usw. Rache an SS-Wachmannschaften nahmen. Vorausgesetzt man wurde ihnen habhaft.
 
Wie oben bereits mehrfach gesagt, mag es entsprechende Einzelfälle gegeben haben.

Entsprechende gross angelegte Aktionen oder gar Befehlslagen gab es definitiv nicht.

Es stellt sich mir aber in dem Zusammenhang die Frage, inwieweit es sich bei den SS-Wachmannschaften ,die ja nicht Angehörige der regulären Armee (Wehrmacht) sondern im Prinzip bewaffnete und mit Sonderrechten ausgestattete Parteikader der NSDAP waren, tatsächlich um Soldaten Wie oben bereits mehrfach gesagt, mag es entsprechende Einzelfälle gegeben haben.
Entsprechende gross angelegte Aktionen oder gar Befehlslagen gab es definitiv nicht
Es stellt sich mir aber in dem Zusammenhang die Frage, inwieweit es sich bei den SS-Wachmannschaften ,die ja nicht Angehörige der regulären Armee (Wehrmacht) sondern im Prinzip bewaffnete und mit Sonderrechten ausgestattete Parteikader der NSDAP waren, tatsächlich um Soldaten handelte-,die unter dem Schutz des Kriegsvölkerrechts standen
Falls nicht wären die Aktionen nicht illegal gewesen- und verdient haben sie es allemal.
 
Falls sie keine Soldaten waren, wären sie Zivilisten gewesen, die zu erschiessen nach dem Kriegsvölkerrecht ein mindestens genau so großes Verbrechen gewesen wäre.

Die Waffen-SS hatte auf jeden Fall Kombattantenstatus gem Haager Landskriegsordnung. Bei anderen SS-Einheiten inkl den KZ-bewachenden Totenkopf-Verbänden, aber auch Polizeitruppen, bin ich mir unsicher. Ich würde allerdings davon ausgehen, dass sie diesen ebenfalls genossen. Es handelte sich um organisierte, uniformierte, offen Waffen tragende Verbände. Um als Kombattanten zu gelten, hätte die Nazi-Regierung die Alliierten nur darüber informieren müssen, dass es sich um solche handelt bzw sie so eingesetzt werden.
 
Ich kann mir sowas durchaus vorstellen.
Im Krieg verrohen die menschlichen Werte.

Meine Frage geht mehr in die Richtung, ob sowas öfters vorkam.
Ob solche Hinrichtungen/Übergriffe von den westlichen Alliierten geduldet oder sogar gefördert wurden.

Wofür standen denn die SS Totenkopfverbände?, die möglicherweise von britischen Soldaten standrechtlich erschossen haben.
Sie standen für Unterdrückung und Ermordung politischer Gegner der Nazis, Massenmord an Juden und schließlich perverse medizinischer Versuche an Menschen. Es traf also ganz gewiss keine Unschuldigen.
 
Im moralischen Sinne traf es sicherlich keine "Unschuldigen", angesichts der Verbrechen des NAZI-Regines.


Meine Frage zielte mehr in die Richtung, ob Hinrichtungen usw. durch Westalliierten üblich waren und durch die vorgesetzten Stellen geduldet wurden.

PS: So wie es aussieht, gab es Einzelfälle. Aber eine systematische Bestraffung der SS-Wachmannschaften fand augenscheinlich nicht statt.
 
Meine Frage zielte mehr in die Richtung, ob Hinrichtungen usw. durch Westalliierten üblich waren und durch die vorgesetzten Stellen geduldet wurden.
Das können wir beides positiv ausschließen.

Was passierte war, das Kriegsgefangene und Leute, denen man aufgrund ihrer Verstrickung in den NS misstraute, in die Rheinwiesenlager sperrte. Die Rheinwiesenlager waren desaströse Orte, wo die Gefangenen teilweise in Erdlöchern hausten, allerdings nur während der Sommermonate 1945. Es kam in britischen und amerikanischen Rheinwiesenlagern zu vereinzelten Todesfällen, die aufgrund von Unterernährung und den hygienischen Zuständen zustande kamen. Als die britische Presse davon Wind bekam, wurden die britischen Rheinwiesenlager aufgelöst. Die amerikanischen Rheinwiesenlager standen recht schnell unter deutscher Verwaltung, hier kam es zu Bestechung/Korruption.
 
PS: So wie es aussieht, gab es Einzelfälle. Aber eine systematische Bestraffung der SS-Wachmannschaften fand augenscheinlich nicht statt.

Ich denke, inwiefern es da zu Bestrafungen kam, dürfte auch sehr mit dem Verhalten der jeweiligen noch angetroffenen Wachmannschaften im Zusammenhang stehen.
Denken wir an die Todesmärsche und die Mordorgien in manchen Lagern quasi noch in der Stunde der Befreiung.

Ich denke, dass wenn es zu Hinrichtungen kam, es sich vor allem auch um Täter gehandelt haben wird, die man entweder noch direkt beim Morden erwischte oder aber, die möglicherweise noch Widerstand leisteten, der im Hinblick auf den fragwürdigen Kombatantenstatus der SS (ausgenommen Waffen-SS), jedenfalls als kriegsrechtlich nicht gedeckte Partisanentätigkeit aufgefasst werden konnte.

Systematische Hinrichtungen, die einzig mit der Zugehörigkeit zur SS oder einem Lagerkomplex begründet worden wären, sind mir so nicht bekannt.
 
Es kam in britischen und amerikanischen Rheinwiesenlagern zu vereinzelten Todesfällen, die aufgrund von Unterernährung und den hygienischen Zuständen zustande kamen.

Wobei man hier aber hinzusetzen sollte, dass entgegen mancher ewiggestriger Propaganda-Behauptung, die Verhältnisse vor allem deswegen so desaströs waren, weil sich innerhalb kürzester Zeit der Löwenanteil der Truppen ergab und in Gefangenschaft ging, ohne dass man von alliierter Seite auf die Unterbringung und Versorgung derartiger Gefangenenzahlen ad hoc vorbereitet gewesen wäre.
 
Dort wo es vorgekommen ist dürfte es oft die falschen (oder weniger richtigen) getroffen haben.

Dazu müsste man sich eben die Fälle ansehen, in denen das vorgekommen ist.
Ich will das so ohne weiteres auch gar nicht beurteilen, da fehlt mir die Kenntnis der näheren Sachlage, weswegen das, was ich dazu geschrieben habe auch erstmal nur Mutmaßung ist.

Trotzdem sollte man solche Möglichkeiten, meine ich, auf dem Schirm haben.

Edit:

Um da nicht falsch verstanden zu werden, sicherlich hat es da keine Unschuldigen getroffen. Als Teil der Wachmannschaften dafür zu sorgen, dass Mordprogramme ungestört ablaufen konnten, war auch vor dem Hintergrund der Gesetzeslage in Deutschland in der NS-Zeit ohne Frage kriminell.

Dennoch hätten diese Leute ein Recht auf ein Verfahren vor einem zivilen Gericht gehabt (was wegen Beihilfe zum X-Fachen Mord zur Todesstrafe und Hinrichtung hätte führen müssen gemäß damaliger Gesetzeslage).

Insofern wären Hinrichtungen ohne zivilen Prozess Willkürakte gewesen, es sei denn dass sich aus den jeweiligen Umständen eine Zuständigkeit der Militärjustiz der entsprechenden alliierten Parteien ergab.

Ich denke darüber, dass es solche Hinrichtungen seitens der Westalliierten nicht systematisch und im großen Stil gab, sind wir uns einig.

Dennoch ist so etwas ja durchaus Stoff für Legendenbildung und deswegen sollte man, denke ich etwas vorsichtig damit sein, Faktoren, die ausschlaggebend dafür sein können, ob es sich bei einem Fall X um einen Willkürakt oder vielleicht doch um einen rechtlich abgesicherten Schritt handelte, à priori für nebensächlich zu erklären.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Frage war "
Haben britischen Soldaten SS-Wachmänner erschossen?

Und das lässt sich relativ schnell eingrenzen: wo stießen britische Soldaten denn überhaupt auf SS-Wachmänner? Im Einsatzbereich britischer Truppen fällt mir in erster Linie Bergen-Belsen ein, dort ist aber nichts von Erschießungen bekannt, ich gehe auch davon aus dass das Wachpersonal sich grötenteils abgesetzt hatte.
Es kam im Herbst 1945 zu einem ordentlichen Gerichtsverfahren.
 
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