Es ist gut möglich, dass nordwestsemitische Nomadenstämme Palästinas wie die Amoriter oder Habiru ab etwa 1200 v. Chr. allmählich sesshaft wurden, im Verlauf von einigen Jahrhunderten die sesshaften Kanaanäer überschichteten und nach und nach die Macht in den kanaanäischen Stadtstaaten übernahmen.
Die Amoriter werden in der Bibel aber wiederholt als Feinde der Israeliten genannt, außerdem als (bekämpfte) Bewohner Kanaans zur Zeit der Landnahme. Es wäre schon etwas ungewöhnlich, wenn die Israeliten in ihrer Überlieferung ihre eigenen Ahnen zu ihren Feinden umdeuten würden.
War sie mE auch, gibt aber immer wieder Wissenschaftler, die einen realen Vorgang als Vorbild für möglich halten. Die letzten waren zwei Meteorologen (Carl Drews, Weiqing Han), wenn ich Google glauben schenke. Einschätzen, was da physikalisch dran ist, kann ich nicht, und die Konsequenzen für die Interpretation des AT halten sich mE auch in sehr engen Grenzen. Aber ist schon lustig, was die Erde alles anstellen können soll.
Es bedarf schon einer ziemlichen Kraft, um das rote Meer soweit zurückweichen zu lassen, daß es einen Landweg preisgibt. Das ausgerechnet zu solch einem Ereignis die Israeliten am rechten Ort sind, ist doch recht abwegig. Man hat deshalb versucht es etwas nördlich zu legen, auf einige Seen. Ob es dort aber die Kräfte und Wassermassen gibt, die nötig für eine Tsunami sind, wage ich aber auch zu bezweifeln.
Komplett abwegig ist das nicht.
Als der persische Feldherr Artabazos 479 v. Chr. die nordgriechische Stadt Potidaia (auf der Halbinsel Chalkidike) belagerte, zog sich das Meer plötzlich deutlich zurück, was die Perser für eine Passage nutzten, als das Meer plötzlich in einer Riesenwelle zurückkehrte und die durchziehenden Perser ertränkte. Die Potidaier und Herodot interpretierten das als Strafe Poseidons für einen Frevel der Perser gegen einen Tempel des Gottes, aber der Beschreibung zufolge wird es sich um einen Tsunami gehandelt haben. Allerdings hatte die Belagerung zu diesem Zeitpunkt bereits drei Monate gedauert, und in Anbetracht der Häufigkeit von Erdbeben in Griechenland ist es deutlich wahrscheinlicher, dass im Laufe einer dreimonatigen Belagerung ein Tsunami auftritt, als dass er sich am Schilfmeer ausgerechnet in dem Moment ereignet, als die Israeliten durchziehen wollten.
Vielleicht sollte man aber auch ganz simpel an Ebbe und Flut denken. Als Scipio im 2. Punischen Krieg in Spanien Karthago Nova belagerte, machte er sich auch die Ebbe zunutze, um im während der Ebbe zum Teil trocken liegenden Hafen (wo die Karthager keinen Angriff erwarteten) anzugreifen.
Als Alexander der Große an der Küste Pamphyliens entlangzog, kam er an eine schmale Küstenstelle, die nur passierbar war, wenn der Nordwind das Meer etwas zurücktrieb, während zu anderen Zeiten der Südwind das Meer gegen die Küste trieb. Alexander hatte das Glück, dass gerade Nordwind war und er mit seinem Heer passieren konnte. Auch im Exodus-Bericht ist von einem starken Wind die Rede, der das Meer forttrieb.
Damit will ich jetzt nicht sagen, dass ich den Bericht von der Meeresdurchquerung der Israeliten für unbedingt historisch halte, ich wollte nur aufzeigen, dass es durchaus plausible Erklärungsansätze gibt. Aber grundsätzlich halte ich es eher mit beorna:
Ich denke es ist eher ein Versatzstück. man kannte tsunamis oder diese zumindest vom Hörensagen und baute das ein.