Haltung der BRD zum 17.06.1953

Strupanice

Aktives Mitglied
Ähnlich wie in Ungarn 1956 war der Aufstand am 17.06.1953 nichts anderes als eine spontane Bewegung gegen die stalinistische Herrschaft und mit vager Zielrichtung sozialistische Demokratie. Es gab keine koordinierte Führung; alle Ansätze zur Bildung alternativer Machtorgane vor Ort wurden im Keime erstickt. Die Herrschenden im Westen fürchteten sich ebenso vor den Auswirkungen dieser Bewegung und verhielten sich - wie auch die Spitzen von SPD und Gewerkschaften - völlig passiv. In West-Berlin wurden "vorsorglich" alle unangemeldeten Demonstrationen und öffentlichen Versammlungen verboten.

Erst später - nach der endgültigen Niederschlagung - wurde der 17. Juni in der BRD zum Nationalfeiertag erhoben ("Tag der deutschen Einheit") und dazu mißbraucht, die Idee des Sozialismus zu diskreditieren.

:motz:


 
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Strupanice schrieb:
Die Herrschenden im Westen fürchteten sich ebenso vor den Auswirkungen dieser Bewegung und verhielten sich - wie auch die Spitzen von SPD und Gewerkschaften - völlig passiv. In West-Berlin wurden "vorsorglich" alle unangemeldeten Demonstrationen und öffentlichen Versammlungen verboten.
Mit dem Unterschied, dass die Herrschenden im Westen demokratisch legitimiert waren.
Strupanice schrieb:
Erst später - nach der endgültigen Niederschlagung - wurde der 17. Juni in der BRD zum Nationalfeiertag erhoben ("Tag der deutschen Einheit") und dazu mißbraucht, die Idee des Sozialismus zu diskreditieren.
Haben nicht die Machthaber in der SBZ die Idee des Sozialismus diskreditiert?
 
Ja, es war ein Volksaufstand, und zwischen Volk und Staatsorganen klafft nun einmal eine Lücke.
Bei aller Sympathie für die Demonstranten wollte man im Westen zunächst einmal die eigene (wenn auch begrenzte) Souveränität und die doch relativ weitgehende Freiheit des Individuums erhalten, die man ja gerade erst erreicht hatte, und dieselbe bei sich bietender Gelegenheit auf den Osten übertragen. Man vertraute auf die "Magnet"- Wirkung ("Macht's wie wir, dann geht's euch gut."), und die Flüchtlingsströme und eben auch der 17. Juni schienen diese Theorie ja zu bestätigen.
Man wollte wohl die Situation nicht eskalieren lassen, und sie wäre sicher eskaliert, wenn sich der imperialistische Westen in die Belange des demokratischen Ostens (natürlich repräsentiert durch die SED- Führung und die Panzer der Roten Armee:rolleyes: ) eingemischt hätte. Einen Krieg mit ungewissem Ausgang wollte man nicht riskieren.
 
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Rüdiger schrieb:
Man wollte wohl die Situation nicht eskalieren lassen, und sie wäre sicher eskaliert, wenn sich der imperialistische Westen in die Belange des demokratischen Ostens (natürlich repräsentiert durch die SED- Führung und die Panzer der Roten Armee:rolleyes: ) eingemischt hätte. Einen Krieg mit ungewissem Ausgang wollte man nicht riskieren.
Das mit dem imperialistischen Westen und dem demokratischen Osten verstehe ich nicht. Kannst du mir da etwas Nachhilfe geben?
 
Bitte vielmals um Entschuldigung!
Das von Dir Dickgedruckte hätte von mir natürlich in Anführungszeichen gesetzt werden müssen mit einem deutlichen Hinweis darauf, daß dies die Sichtweise der DDR- Führung und ihrer Verbündeten war, die sie ja selbst oft genug verbalisiert haben. Aus ihrer Sicht mußte sich das "friedliebende sozialistische Lager" gegen die "imperialistischen Kriegstreiber aus dem Westen" zur Wehr setzen, sobald letztere sich in die inneren Angelegenheiten der Erstgenannten mischten. Und der Arbeiteraufstand war ja wohl 'ne innere Anjelegenheit, wa? Formal- juristisch hätte man jedenfalls nichts Gegenteiliges behaupten können.

Ich weiß, Philipp Jenninger würde sich bei meinem Text ins Fäustchen lachen...
 
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bitte vergesst bei der diskussion nicht, dass die bundesrepublik als ganzes und westberlin im besonderen 53 noch nicht souverän war, und dass die alliierten immer noch das letzte wort hatten! keiner der drei westmächte wäre wegen ein paar erschossenen ostdeutschen in den krieg gezogen, denn das wäre herausgekommen, hätte sich der westen eingemischt.
 
Die Christen feiern ja beispielsweise auch die Geburt bzw. die Auferstehung Jesu, obwohl sie daran keinen Anteil hatten.:)
Spaß beiseite: Nach dem Verständnis der westdeutschen Regierung und eigentlich aller demokratischen Parteien war die DDR- Regierung nicht durch freie Wahlen an die Macht gekommen und konnte somit auch nicht das Vertrauen der Bürger der SBZ für sich in Anspruch nehmen.
Der Aufstand vom 17. Juni wurde sozusagen als Bestätigung dieser Auffassung angesehen.
Und durch einen Feiertag konnte man wenigstens die Solidarität mit den Aufständischen bekunden.
 
kleiner, aber feiner unterschied, man "feierte" am 17. juni nicht den volksaufstand, sondern "gedachte" der opfer und der einigkeit deutschlands.
 
Ich verstehe auch nicht, das der 17. Juni im Westen zum Feiertag erklärt wurde. Im Grunde genommen waren ja die Proteste nicht gegen den Staat an sich gerichtet. Es ging ja wohl nur, in Anführungsstrichen, um den Protest gegen die Normerhöhungen. Und das ist extrem eskaliert.
Ja ja, meckert nur, ich bin kein Kommunist. Aber man muss das schon mal von zwei Seiten sehen.
 
der protest richtete sich zwar zunächst gegen die normenerhöhung, aber die rufe nach einheit und freien wahlen kamen ziemlich schnell und waren auch im westen nicht zu überhören. insofern war es durchaus gerechtfertigt, diesen tag als "Tag der deutschen Einheit" zu begehen.
 
collo schrieb:
der protest richtete sich zwar zunächst gegen die normenerhöhung, aber die rufe nach einheit und freien wahlen kamen ziemlich schnell und waren auch im westen nicht zu überhören. insofern war es durchaus gerechtfertigt, diesen tag als "Tag der deutschen Einheit" zu begehen.
Ist deine Meinung. die sollst du auch behalten. Ich hab das damals in leipzig mitgemacht. Da schreit irgend einer ein Parole raus und schon stimmen alle an. Ich glaube, das hat was mit dem Cholesterinspiegel zu tun.
Der RIAS war ja auch schnell ran, 53 meine ich und hat noch etwas aufgeheizt.
Aber im Grunde genommen, war es doch eine Frechheit, diesen Tag, den viele mit Blut im Osten büssen mussten, als " Tag der deutschen Einheit " zu deklarieren. Der Ursprung der demos, war gar nicht die Einheit zu erzwingen.
 
entschuldige, aber die "frechheit" kann ich so nicht stehen lassen. beide deutschen staaten redeten damals von der deutschen einheit als ziel, auch die ddr! die beiden staaten betrachteten sich noch nicht als ausland!

das zusammengehörigkeitsgefühl war ja auch viel stärker als 89, grade 4 jahre nach den jeweiligen staatsgründungen. und es bedurfte nicht des rias, um die menschen zum ruf nach freien wahlen und einheit zu bringen.

die proteste gegen die normenerhöhung und schlechte versorgungslage waren doch nur der funke...
 
collo schrieb:
die proteste gegen die normenerhöhung und schlechte versorgungslage waren doch nur der funke...

Eben, der Funke. Selbstverständlich waren beide seiten für die deutsche Einhet. ich erinnere nur an die Stophe der DDR Nationalhymne.-Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewand, lass uns die zum guten dienen, Deutschland einig Vaterland-. Hab ich aus dem kopf aufgeschrieben, aber so ungefähr war es.
Ich will dir ja auch nicht wiedersprechen collo. Die Regierung hatte Schiss und die Russen waren damals eben noch die, die was zu sagen hatten. Es war sowjetische Besatzungszone. Warum aber hat die BRD da einen Feiertag draus gemacht? Ich will es dir sagen. Es passte gut in das Bild der "guten".
 
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es war (und ist immer noch) ein gedenktag, oder "stiller feiertag", ähnlich dem volkstrauertag. man wollte damit auch zeigen, "wir haben euch nicht vergessen" (auch wenn das zum schluss nur noch leere worte waren).
 
Das die Einheit wieder kommen würde, davon waren wohl damals noch die meisten überzeugt. Das war aber weniger der Grund des Aufbegehrens. Sonst hätte es ja im "Westen" auch Aufstände geben müssen gegen die Separationspolitik Adenauers. Wenn zwei "Länder" in gleichem Maße auseinanderdriften, kann man nicht nur einem die Schuld daran geben. Die Demos waren vor allem auch durch Rufe nach freien Wahlen und Demokratie begleitet. Eine Republik a'la Adenauer mit seiner Mobilmachung und dem Alleinvertretungsanspruch aller Deutschen, der Verunglimpfung der "Zone" usw. Daß sahen sogar SED-Kritiker als Bedrohung und nicht als Händereichen zwischen gleichen Partnern. Diese Arroganz des Stärkeren haben wir leider 1989 bis heute am eigenen Leib erfahren müssen. Die Eigenschaft sich "mit fremden Federn zu schmücken" hat uns ja Helmut Kohl vorgelebt, wenn er immer wieder betonte, er sei der Kanzler der Einheit. Ich frage mich nur, wer 1989 auf die Straßen ging. In Westdeutschland gab es keine Massenkundgebungen zur Erlangung der Wiedervereinigung.
 
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