Handel zwischen Römern und Germanen?

tela

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Hi

Hätte mal 'ne Frage: Weiß jemand, ob es im 1./2. Jh. n. Chr. Handel zwischen den römischen Provinzen und dem 'freien' Germanien gab und wenn, in welchem Umfang?

Danke für Euere Hilfe.

Tela
 
Witzig, heute habe ich gerade eine Textstelle dazu gelesen: Für das Jahr 30 n. Chr. ist ein Händler Gargilius Secundus bezeugt, der am niederländischen Rhein eine Kuh von dem Barbaren Stelus gekauft hat. Vermutlich für eine Garnison, denn bei dem geschäft fungierten zwei Legionscenturionen als Zeugen.
Das ist natürlich nur ein Beispiel, hat aber zwei wichtige Komponenten: 1. es gab Handel, 2. er nützte den Garnisonen am Rhein.
Der Handel zwischen Germanen und Römern dürfte umfangreich gewesen sein, dies bezeugen die zahlreichen römischen Münzen, Keramiken etc. im rechtsrheinischen Gebiet. Allerdings sind diese Handelbeziehungen meines Wissens noch nicht sehr gut erforscht, vielleicht täusche ich mich da aber auch.
Die Römer handelten nicht nur mit den Germanen, sondern waren auch anderweitig jenseits der Grenze zum Reich wirtschaftlich aktiv. Vor allem betrieben sie Bergbau, die prägnantesten Beispiele sind der Drachenfels bei Königswinter und der Felsberg im Odenwald, wo nach dem Fall des Limes noch Granit abgebuat wurde.
Zum Schluss möchte ich noch auf eine Stelle eines antiken Schriftstellers (ich glaube, es war Tacitus, evtl. Plinius), in der dieser erwähnt, dass die Germanen selbst u.a. Seife, Honig, Pelze und blondes Frauenhaar (für Perücken) exportierten.
 
Es war Tacitus.
Von den Germanen wurden hauptsächlich Holz, Pelze, Tierhäute, Frauenhaare, Bernstein, Honig und Sklaven im Austausch mit Lebensmittel (Getreide und großes römisches Vieh), Schmuck, Geräten, Keramik (Terra-Sigilatta), Waffen sowie Glas- und Metallgefäßen bezogen.
 
Die Handelswege reichten weit ins freie Germanien, überhaupt weit über das Imperium hinaus.
In „Römer, Kelten und Germanen“ von Maureen Carroll gibt es ein ganzes Kapitel „Grenzüberschreitender Handel“ mit lauter konkreten Beispielen und Quellenbelegen, leider kann ich nicht alles abschreiben, ich beschränke mich auf ein Beispiel, das ich besonders interessant finde:
„In Nordhessen und Thüringen, der Heimat der Chatten und Hermunduren, ergab eine Analyse von Tierknochen, dass, zusätzlich zu den kleinen germanischen Rindern, auch bedeutend größeres und den römischen Züchtungen näher verwandtes Vieh gezüchtet wurde. Dies lässt sich durch den Kontakt und den Austausch mit dem römischen Imperium erklären, in dessen Territorium bereits im frühen 1. Jahrhundert neue Herden vom Mittelmeer gebracht worden war. Die Hermunduren, die beim Handel mit dem Imperium Privilegien genossen, importierten mit Sicherheit römische Rinder zu Zuchtzwecken.“
(Im o.g. Buch S. 127)
 
Ich könnte mir gut vorstellen das die Germanen den Römern slawische Sklaven verkauften die sie auf Raubzügen "erbeutet" bzw. gefangen genommen hatten. Oder das ebend römische Sklaven wieder zurückverkauft wurden... :devil:
 
Klaus schrieb:
Interessant. Weißt Du Näheres über die Sklaven ?

Genaue Fälle sind mit nicht bekannt. Da es aber in der germanischen Gesellschaft den Stand der Sklaven/Unfreie gab, welche auch verkauft wurden, kann man natürlich davon ausgehen, dass mehrer auf diese Weise in römischen Besitz gelangten. Sklave wurde man durch Kriegsgefangenschaft oder Geburt. Auch Schuldner wurden Sklaven.



Ob zu dieser Zeit schon slawische Sklaven verkauft wurden, ist eher unwahrscheinlich. Dies fällt eher in die Zeit der Wikinger. Die meisten Sklaven waren einfach Germanen, die von Germanen verkauft wurden.
 
Germanen und Römer: kurzer Friede vor der Schlacht

Der Boden gibt sein Geheimnis nur krümelweise preis. Eine leichte Schattierung, ein verräterischer Fleck, hier ocker-, da orangefarben. Spuren von Brandlehm, Spuren von Holz. "Der Laie sieht hier wahrscheinlich gar nichts", sagt Ausgrabungsleiter Armin Becker. "Wir müssen uns häufig wirklich auf den Bauch legen, um aufzuspüren, was da drinnen ist.
"Weiße, gelbe und rote Plastikschildchen markieren die Stellen, wo einmal Pfosten standen. Ein Stück weiter ragen Fundamente eines Steingebäudes aus der Erde. Es ist ein mühsamen Kratzen und Schaben hier draußen am nordwestlichen Ortsrand von Waldgirmes, nahe der Stadt Wetzlar im hessischen Lahntal. Doch das mittlerweile sechs Jahre lange Graben, organisiert von der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts und dem hessischen Landesamt für Denkmalpflege, hat sich gelohnt:

In Waldgirmes haben die Forscher zum ersten Mal Beweise gefunden, dass Römer und Germanen nicht nur gegeneinander Krieg geführt, sondern um die Zeitenwende friedlich in einer Stadt zusammengelebt haben - freilich nur eine kurze Zeit, vermutlich weniger als zehn Jahre lang.
Die Stadt hatte eine Ausdehnung von 255 Metern in Nord-Süd- und von 230 bis 300 Metern in Ost-West-Richtung. Eine Holz-Erde-Mauer mit zwei vorgelagerten Gräben sollte sie vor feindlichen Angriffen schützen. Eine Straße durchquerte sie von Osten nach Westen, eine zweite zweigte im Zentrum nach Süden ab. Eine lebensgroße vergoldete Bronzestatue, die vermutlich Kaiser Augustus zu Pferde darstellte, sollte Roms Anspruch auf die Herrschaft in Germanien ausdrücken.
Die Überraschung aber ist: Waldgirmes war mehr als ein Militärlager. Auf dem Forum, dem zentralen Platz der Stadt, gab es vor 2000 Jahren Märkte, auf denen germanische Händler unter den Augen römischer Legionäre ihre Ware anboten (oben, Rekonstruktion). Für diese Vermutung spricht eine ganze Reihe von Indizien.In Waldgirmes fand man nicht, wie sonst bei Kastellen üblich, metallene Schnallen und Panzerteile im Erdreich. Stattdessen aber Fundamente von Bauten, die nicht zu einem Militärlager passen, sowie Reste von kostbarem Glas und Schmuck, der von betuchten Zivilisten stammt. Die Keramik, die hier benutzt wurde, war zum Teil römischen Ursprungs, wie Analysen der Archäologin Gabriele Rasbach ergaben. Gefunden wurden grobe Scherben, mit Kammstrich und Schlickerbewurf verziert, die eindeutig germanischer Herkunft sind. Spuren von zwei Töpferöfen belegen, dass am Ort Keramik hergestellt wurde.Diese Stadt, deren Name wahrscheinlich für immer im Dunkel bleiben wird, steht offensichtlich für den Versuch der Römer, in den ersten Jahren nach Christi Geburt eine Provinz Germanien zu gründen, die sich vom Rhein bis zur Elbe erstrecken sollte. Die neue Provinz, die der Stadthalter Publius Quinctilius Varus aufzubauen hatte, war geprägt von bäuerlicher Subsistenzwirtschaft und deutlich weniger entwickelt als das im Westen gelegene Gallien. Um eine Dauerpräsenz und die geregelte Versorgung der römischen Truppen zu sichern, brauchte man eine funktionierende Infrastruktur. Dazu gehörten nicht nur Straßen, sondern auch Städte, in denen die Germanenstämme sich nach der Unterwerfung integrierten und also auch die römischen Lebensgewohnheiten annahmen.
In den Aufzeichungen des römischen Geschichtsschreibers Cassius Dio findet sich eine Stelle, deren Wahrheitsgehalt bislang von den meisten Forschern bestritten oder zumindest angezweifelt worden war. Laut Dio überwinterten römische Truppen in Germanien "und gründeten Städte, und die Barbaren passten sich an ihre Ordnung an, gewöhnten sich an Märkte und trafen sich in friedlichen Versammlungen". Durch die Ausgrabungen in Waldgirmes ist es jetzt offensichtlich gelungen, einen Beweis für die Richtigkeit dieser Darstellung zu erbringen. Zahlreiche Münzen, die an der Lahn gefunden wurden, stammen aus der Regierungszeit von Augustus; einige tragen den Gegenstempel seines Statthalters Varus.
Der Versuch, Germanien unter römischer Führung wirtschaftlich und politisch zu entwickeln, scheiterte im Jahr 9 n.Chr. mit der katastrophalen Niederlage, die aufständische Germanen den Varus-Truppen im Teutoburger Wald zufügten.
Waldgirmes wurde danach - darauf deuten die Spuren im Boden hin - schnell verlassen. Waren hier die Germanen nur als Händler oder gar schon als Bürger in der Stadt? Zur Beantwortung dieser Frage brauchen die Forscher wohl noch weitere Jahre. Von der 7,7 Hektar großen Fläche sind bisher erst 1,5 Hektar freigelegt worden. "Wir haben", sagt Becker, "erst einen Zipfel in der Hand."

Dieser Artikel ist aus "National Geographic", Jahr und Ausgabe ist mir leider nicht bekannt. War aber vor längerer Zeit online zu finden, sonst wäre er nicht in meiner "Sammlung".
 
nostradamus1302 schrieb:
Dieser Artikel ist aus "National Geographic", Jahr und Ausgabe ist mir leider nicht bekannt. War aber vor längerer Zeit online zu finden, sonst wäre er nicht in meiner "Sammlung".

Der Text ist immer noch online zu finden:
http://www.nationalgeographic.de/php/magazin/redaktion/2000/01/redaktion_geographica.htm
http://www.waldgirmes.de/roemer/index.htm?../presse/natgeog.htm
http://www.ng-d.de/php/magazin/redaktion/2000/01/redaktion_geographica.htm
 
Natürlich gab es einen schwungvollen Handel zwischen dem römischen Imperium und dem freien Germanien. Der Limes war ja keinesfalls nur eine waffenstarrende Grenze, sondern es gab über ihn hinweg auch intensive Handelsbeziehungen. Honig, Wachs, Pelze, Vieh, Bernstein und das in Rom begehrte blonde Frauenhaar wurden gegen Erzeugnisse des römischen Kunsthandwerks eingetauscht.

In der weiteren Umgebung der römischen Lager sicherten römische Gutshöfe zwar die Versorgung, doch reichte ihre Kapazität oft nicht aus, sodass sich die Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte aus dem freien Germanien oftmals noch intensivierte.

Man muss freilich festhalten, dass die zitierten Handelsbeziehungen in der Regel lokaler Natur waren, d.h. es fand ein Austausch innerhalb grenznaher Gebiete statt. Ashigaru hat das oben bereits aus einem Buch zitiert, das auch in meinem Besitz ist, und neben den Merowingern sehr anschaulich die Situation Germaniens im Übergang von der Spätantike zum frühen Mittelalter schildert.
 
Haloo,

die römische Gutshöfe waren villae rusticae, in ihnen wohnten z.b. auch dekurionen haben unter anderen die Steuern eingenommen . Was den Handel angeht war er sicher da, es wurde nicht nur den römischen Soldaten verkauft, sondern auch Produkte dieser Soldaten wurden gekauf. Zuerst hat man Germanen Produkte aus Italien verkauft, später aus den Provinzen. [FONT=&quot][/FONT][FONT=&quot] [/FONT]
 
noch vergessen der Handel begann gross in den [FONT=&quot]Canabaen, Siedlungen die sich in der unmittelbaren nähe der Castelle befanden

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Paradoxerweise fiehl mir auf, dass Leute meines Nicks "negatiators" in den Canabaen lebten und 1/3 der Antwort auf deine Frage bilden. /Handwerker, Wirte, Kaufleute/
Mit diesen Thema hängt aber auch mein Thema und zwar das Thema der Geiseln zusammen. Viele entlassenen Geiseln sind nicht nach hause gegangen. Haben sie vielleicht auch Germanen in Handwerkliche Sachen unterrichtet, damit sie romisch verwandte Erzeugnisse produzieren konnten? und was noch ? usw.
 
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