Hannah Arendt "Über die Revolution" - Wie meint sie den Text?

nepenthes

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Ich habe mich ein wenig über historische Zusammenhänge zu den Revolutionen in Frankreich / Amerika informiert. Dabei bin ich auf Hannah Arendt gestoßen und auf ihren Text "Über die Revolution". Hierbei vergleicht sie die Amerikanische mit der Franz. Revolution. Ich verstehe auch den Text, doch den Teil, den ich hier fettgedruckt eingefügt habe, kann ich nicht nachvollziehen!. Kann mir da jemand helfen?


Hier der Text




Schließlich war es die Französische und nicht die Amerikanische Revolution, die die Welt in Brand setzte, und so hat denn auch das Wort „Revolution“ von den Ereignissen in Frankreich ohne jede Beziehung zu dem, was die „gründenden Väter“ in Amerika taten und erreichten, seine Assoziationen und Bedeutungsqualitäten bezogen. […] Dass gerade in Amerika, mehr noch als in Europa, die gelehrte Welt die Neigung hat, die Amerikanische Revolution im Sinne der Französischen zu interpretieren bzw. das an ihr zu kritisieren, was so offensichtlich mit keiner der Lektionen übereinstimmt, die man aus der Französischen Revolution gelernt hat, mutet in der Tat oft seltsam an. Aber schließlich ist auch dies nur ein verhältnismäßig harmloser Teilaspekt der traurigen Wahrheit, dass die Französische Revolution, die in einer Katastrophe endete, Weltgeschichte gemacht hat, während die Amerikanische Revolution, trotz ihrer wahrhaft triumphalen Erfolge über eine gleichsam lokale Bedeutung kaum hinausgekommen ist. […] Was nun die Revolutionäre des zwanzigsten Jahrhunderts [sozialistische Oktoberrevolutionäre] selbst betrifft, so darf man wohl sagen, dass nichts ihnen ferner lag als das leidenschaftliche Interesse an Staatsformen, das für die Amerikanische Revolution so charakteristisch und auch in den Anfangsstadien der Französischen Revolution noch sehr lebendig ist. Erst als die Männer der Französischen Revolution mit dem ihnen unerwarteten Anblick der Massen, die in der Amerikanischen Revolution ja eigentlich überhaupt keine Rolle gespielt haben, weil sie dort einfach noch nicht existierten, konfrontiert wurden, riefen sie mit Robespierre: [Die Republik) Die Monarchie? Ich kenne nur die soziale Frage] Aber das war auch genau der Moment, in dem sie zusammen mit den Institutionen und Verfassungen […] die Revolution selbst verloren.


Was ich nicht verstehe. Am Anfang des Textes äußert sich Arendt über die Franz. Revolution, indem sie ihre herausragende Bedeutung darstellt und diese mit der nur lokalen Bedeutung der Amerikanischen Revolution vergleicht. Doch das fett unterlegte Ende kann ich nicht nachvollziehen, kann mir jemand helfen?
 
Ein Versuch(!)

Zunächst einmal waren die amerikanischen Kolonialstädte in den dreizehn Kolonien bei weitem nicht so groß, wie Paris. Zudem muss du davon ausgehen, dass die Revolution nicht unbedingt von der städtischen Bevölkerung ausging als vielmehr von den Kolonisten, die im Grenzgebiet siedelten. Die Revolutionsträger in den dreizehn Kolonien und in Frankreich waren also ganz andere.
Robespierre und sein Umfeld waren gebildete Leute, Anwälte. Hanna Arendt mag hier, vielleicht beeinflusst durch marxistische Lektüre, an soziale Klassen als Revolutionsträger gedacht haben. Robespierre und die Seinen waren Bürgerliche, aber die Sansculottes waren sozusagen das Pariser Proletariat. Den Jakobinern, deren Macht auf der Masse der Sansculottes basierte, fehlte letztlich die Street Credibility ;)
 
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