Die geographische Lage Sagunts begünstigte die Verteidung ganz erheblich!
Das mag sein, es gibt aber einen erheblichen Unterschied, und das ist die schiere Größe der Stadt; ich habs nicht nachgeprüft, aber meine Intuition sagt mir, dass Sagunt da mit Rom nicht mithalten konnte.
Möglicherweise spielte eine gewisse Abneigung gegen Belagerungen mit, aber nötig und gewinnbar wäre sie allemal gewesen.
Diese Abneigung hatte mE ganz konkrete Gründe: Hannibals Überlegenheit beruhte fast ausschließlich auf der überlegenen Reiterei. Sowohl die schweren Reiter als auch die Numidier als leichte Plänkler waren den Römern und ihren Bundesgenossen bei allen Schlachten an Zahl und (als Söldner mit langer Erfahrung) an Erfahrung und Disziplin überlegen. Während die Infantrie die Legionen hinhielt, schloss ihn die Reiterei ein, so am Trasimenischen See und bei Cannae.
Bei einer Belagerung wäre dieser Vorteil dahin; an reiner Zahl waren die Römer vermutlich zu jedem einzelnen Zeitpunkt auch in Italien überlegen (vielleicht abgesehen von der Zeit kurz nach Cannae, aber in dieser Zeit war auch Hannibal durch die Schlacht empfindlich geschwächt).
Die Verteidigungsmöglichkeiten Roms waren nicht auf dem neusten Stand, und die Zahl der Kriegstauglichen durch die Niederlagen vermindert; dennoch belagert man eine solch große Stadt mit einem erwiesenen, starken Widerstabdswillen, ohne weitere, bisher ungenutze Reserven zu mobilisieren; und diese hätten mE ausgereicht, einen Belagerungserfolg Hannibals mehr als unwahrscheinlich zu machen.
Da ich das gefühlt zum dritten mal schreibe, versuchen wir es doch mal von der anderen Richtung aus:
Karthagos Kriegsziel war die Beschränkung der Macht Roms, und Hannibal hofft offensichtlich, dies durch einen für Rom nachteiligen Friedensvertrag zu erreichen; soweit herrscht ja Einigkeit, gloob icke.
Roms Kriegsziele waren mE erstmal durchaus ähnlich gelagert: Man wollte Karthago als Konkurrent aus dem Weg haben. Wie die spätere Geschichte lehrt reichte das den Römern (zumindest später) nicht aus. Ceterum censeo Carthaginem esse delendam; wer kennt den Spruch nicht? Und der alte Cato hat ja auch bekommen, was er wollte...
Wieso haben die Römer nach der Schlacht von Zama nicht Karthago belagert? Sie haben sowohl später als auch in früheren Tagen (Sagunt!) nicht lange gefackelt, sondern die Fackeln anderweitig benutzt. Allein der materielle Gewinn durch die Eroberung einer so reichen Stadt hätte fast jede Anstrengung rechtfertigt. Und die Vorstellung, Kriege seien unter „zivilisierten“ Völkern mit Verträgen, und nicht mit Metzeleien zu beenden, war eher eine Sache der Griechen oder eben Karthager. (Dieses Thema hatten wir anderen Threads, besonders in Bezug auf das Zusammentreffen von Griechen und Römern; müsste ich noch raussuchen...).
Der Grund ist leichter ersichtlich: Karthago war eine Stadt, die befestigt war (in diesem Falle mWn hervorragend), und sie verfügte als reiche Handelsstadt, die ihre Kriege vornehmlich mit Söldnern ausfocht, vermutlich über größere Reserven an Kriegstauglichen. Die Verbündeten von Karthago im Umland waren zwar zum Teil zu den Römern übergelaufen, aber standen zum anderen Teil treu zu Karthago.
ME überwiegen hier die Gemeinsamkeiten die Unterschiede, und die schlichte Gemeinsamkeit ist, dass eine Stadt ab einer gewissen Größe in der Antike nur erobert werden konnte, wenn hervorragende Bedingungen vorlagen, oder die Bevölkerung keinen großen Widerstand leistete. Und ersteres war für Hannibal nicht gegeben, während zweiteres zweifellos vorlag.
EDIT & P.S.: Die Zahlen angaben, v.a. auf S. 3, hab ich zu spät gelesen... :rotwerd:
Hierbei sind v.a. die Verwundeten zu bedenken, die kurz- oder mittelfristig ausfielen, aber für eine mehr oder minder sofortige Belagerung nicht zur Verfügung standen.