Allerdings wurde der Vertrag erst 215 geschlossen, als Hannibal vielleicht schon klar wurde, dass Rom trotz der vernichtenden Niederlagen der letzten Jahre nicht so bald aufgeben würde. Insofern könnte er seine ursprünglichen Pläne bereits den neuen Gegebenheiten angepasst haben.
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Die Diskussion darüber, wie Hannibal den Krieg doch noch hätte gewinnen können, erinnert mich ein bisschen an die beliebten (und auch in diesem Forum anzutreffenden) Versuche, den 2. WK nachträglich am Schreibtisch doch noch zu gewinnen: "Wenn die Wehrmacht zum Zeitpunkt soundso da und dort angegriffen hätte, dann wäre sie nach Moskau durchgebrochen, und Stalin hätte kapituliert ..."
Fakt ist nun einmal, dass Hannibal den Krieg nicht gewonnen hat. Es ist noch sinnvoll zu untersuchen, warum er gescheitert ist, da man darauf anhand der Faktenlage einigermaßen seriös untermauerbare Antworten geben kann. Aber wenn man dann einen Schritt weitergeht und Alternativszenarien bastelt, wie Hannibal doch noch gewonnen hätte, verlässt man den Boden der seriösen Beschäftigung mit Geschichte und begibt sich ins Reich der Fantasie. Abgesehen davon, dass man bei "Was wäre wenn"-Szenarien ohnehin nie zu belastbaren Antworten kommen kann, kranken sie meist daran, dass nur bestimmte Variablen berücksichtigt werden, praktischerweise die, deren Berücksichtigung zum gewünschten Ergebnis führt. Ein Krieg ist aber ein ungeheuer komplexes Geschehnis, in das von der Moral der Truppen über die wirtschaftlichen, sozialen, politischen etc. Rahmenbedingungen bis hin zum Wetter alles Mögliche hineinspielt und auch vieles, worauf man gar nicht kommen würde. Doch selbst wenn man all das berücksichtigen würde, bleibt immer noch offen, wie der Gegner reagieren würde, also wie die Römer reagiert hätten, wenn Hannibal etwas Bestimmtes gemacht hätte. Wie die römischen Feldherrn reagiert hätten, lässt sich schon gar nicht vorhersagen.