Hatten die Westmächte Chancen, den Westfeldzug aufzuhalten?

Kosmokrat

Mitglied
Hallo,

bezugnehmend auf die obrige Frage, wollte Ich mal fragen, ob es solche (größeren / strategischen) Chancen tatsächlich gab, oder ob die WM sich nur hätte "selbst besiegen" können i.s.v. solange die WM keine Fehler macht, können die Westmächte sie nicht stoppen oder aber es gab noch andere und bessere solcher Chancen wie z.B. de Gaulle mit seiner 4.PzDiv:

Die 4. Panzerdivision (de Gaulle) war es, die der deutschen Führung die größten Sorgen bereitete. De Gaulle griff am Morgen des 17. Mai von der Aisne her Richtung Norden an, überrollte deutsche Fahrzeugkolonnen und konnte erst am Ortsrand von Montcornet von Panzerabwehrkanonen und 8,8-cm-Geschützen gestoppt werden. Nach Luftangriffen und einem Gegenangriff der 10. Panzerdivision musste sich die Division nach schweren Verlusten zurückziehen. Zwei Tage später kam sie nochmals bei Crécy sur Serre zum Einsatz. Dort wurde das Gefecht vor allem durch den Einsatz der Luftwaffe entschieden. De Gaulle wird man vorwerfen, keine Luftunterstützung angefordert zu haben.

Quelle: Westfeldzug ? Wikipedia :scheinheilig:

Für mich sieht es nämlich so aus, als hätten die Westmächte zwar große (operative) Einzelerfolge erringen können, aber der Gesamtfeldzug der WM war nie ernst haft gefährdet. Entsprich das auch dem Wissensstand der cracks oder war die Situation doch eine andere und dies wurde nur durch die Propaganda so dargestellt? :confused:
Kann mir dazu jemand was sagen / schreiben?

Danke schon mal im Vorraus. :winke:
 
Die Frage sollte man vielleicht besser einem Militärexperten als Geschichtswissenschaftlern und -interessierten stellen.

Nach allem was ich weiß, wäre eine französische Niederlage 1940 bei Beginn von Fall Gelb praktisch nicht mehr aufzuhalten gewesen; dies liegt an folgenden Begebenheiten:

-Durchführung des Manstein Planes, der die Alliierten in eine Falle lockte (Verhinderung wäre nur bei Bekanntsein und Ernstnehmen dieses Plans möglich gewesen)

-Aufgrund von Petains veralteten Kriegsansichten war die Französische Armee weder logistisch noch kampftaktisch in der Lage, die nach modernen Erkenntnissen und Theorien eingeteilten und agierenden deutschen Truppen aufzuhalten.

-Desaströse Moral der französischen Truppen 1940, die auch nur ein Bruchteil des Solds der deutschen erhielten. Darin begründete sich auch die große Zahl Deserteure auf französischer Seite.

Es gab imho nur eine einzige Gelegenheit, den Krieg im Westen zu gewinnen; und zwar indem man direkt September 1939 das Schutzabkommen mit Polen erfüllt und Deutschland angegriffen hätte. Die deutsche Westfront war während des Polenfeldzugs praktisch entvölkert und hätte eindringenden britischen und französischen Truppen keinen nennenswerten Widerstand entgegenbringen können.

Gruß Alex
 
Ich bin zwar kein "crack", aber dennoch der Versuch einer einigermaßen kompetenten Antwort.

Zunächst mal ist festzuhalten, dass man grundsätzlich, mit einer ausreichend hohen Anzahl von "hätte" und "wäre", jeden Krieg bzw. Feldzug nachträglich in sein Gegenteil verkehren kann.

Richtig ist auch, dass die WM in 1940 auf einem vergleichsweise hohen Rüstungsstandard war in Bezgu auf den Zufluss neuer Typen und auch in Bezug auf Organisation und noch wichtiger in Bezug auf ihre Moral.

Und es hätte vieles auf französich -britischer Seite anders kommen können, was den deutschen Angriff durch die Ardennen deutlich erschwert hätte.

Zunächst die interne Reorganisation der französischen Heeresstruktur und vor allem der mechanisierten leichten bzw. Panzereinheiten und auch der Luftwaffe. Man experimentierte noch mit der optimalen Organisationsform und verfügte somit auch über keine Doktrin entsprechend dem kombinierten Einsatz von Heresverbänden und der Luftwaffe auf deutscher Seite.

Vergleicht man die jeweiligen Typen in den Leistungsdaten, was hier im GF bereits häufig vorgenommen wurde, dann war die französische Armee in der Qualität der Typen (Panzer) deutlich überlegen und bei der Luftwaffe in etwas gleichwertig.

Relevanter ist: Aber auch eine andere Entscheidung als für den "Dyle-Breda-Plan" hätte den Vormarsch der WM deutlich erschwert. Der E-Plan hätte in dem Bereich eine Verteidigungsposition aufgebaut, durch den die Masse der WM-Pz-Divisionen nach Westen vorgestoßen sind.

The Fall of France: The Nazi Invasion of 1940 - Julian Jackson - Google Books

Das hätte für Frankreich den Vorteil gehabt, dass es seine besten, mobilen Einheiten nicht nach Norden geschickt hätte, sondern diese Einheiten als mobile Reserve direkt gegen die Pz-Divisionen der WM hätten kämpfen müssen.

Und hätte GB seine komplette Jagdwaffe nach Frankreich verlegt, um sie im taktischen Bereich zu verwenden, dann hätte sich die deutsche Luftüberlegenheit nicht so gravierend auswirken können.

Wie gesagt "hätte" und "wäre" und somit eigentlich nur sehr spekulativ zu beantworten.

Das Problem ist nach wie vor in Frieser militärisch sehr gut beschrieben.

Blitzkrieg-Legende: Der Westfeldzug 1940 - Karl-Heinz Frieser - Google Books
 
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Relevanter ist: Aber auch eine andere Entscheidung als für den "Dyle-Breda-Plan" hätte den Vormarsch der WM deutlich erschwert. Der E-Plan hätte in dem Bereich eine Verteidigungsposition aufgebaut, durch den die Masse der WM-Pz-Divisionen nach Westen vorgestoßen sind.
...
Das hätte für Frankreich den Vorteil gehabt, dass es seine besten, mobilen Einheiten nicht nach Norden geschickt hätte, sondern diese Einheiten als mobile Reserve direkt gegen die Pz-Divisionen der WM hätten kämpfen müssen.

Das ist ein guter Hinweis!

Der Sichelschnittplan setzte die massive Vorwärtsbewegung der alliierten Streitkräfte voraus, zur Verteidigung der belg.-niederl. Neutralität in der Dyle-Stellung.

Ohne diese Vorwärtsbewegung: kein "Dünkirchen", sondern potenziell Stellungskrieg in Nordwestfankreich. Die "Durchbruchskapazitäten" der Wehrmacht waren nicht unbeschränkt oder unaufhaltsam, sondern von "Bewegung" und "weichen Stellen" abhängig. So sahen das jedenfalls die zeitgenössischen "Experten".
 
Ohne diese Vorwärtsbewegung: kein "Dünkirchen", sondern potenziell Stellungskrieg in Nordwestfankreich. Die "Durchbruchskapazitäten" der Wehrmacht waren nicht unbeschränkt oder unaufhaltsam, sondern von "Bewegung" und "weichen Stellen" abhängig. So sahen das jedenfalls die zeitgenössischen "Experten".

Bei Tooze findet sich auch ein Hinweis auf diesen Sachverhalt. In Vorbereitung des Westfeldzuges konnte man sich wohl nicht einigen, welchen Munitionstypen die Prio zugesprochen werden sollte, da Kupfer etc. extrem knapp war.

In diesem Kontext entschied Hitler, dass den schweren Kalibern der Artillerie Vorrang einzuräumen sei. In diesem Sinne antizipierte er, noch vor der eigentlichen Festlegung der endgültigen Aufmarschplanung, einen längeren Krieg im Westen mit der Gefahr eines Stellungskrieges.
 
Zunächst mal ist festzuhalten, dass man grundsätzlich, mit einer ausreichend hohen Anzahl von "hätte" und "wäre", jeden Krieg bzw. Feldzug nachträglich in sein Gegenteil verkehren kann.


Stimmt, ich wollte eg auch nur solche Chancen besprechen, wo man sagen kann, dass da im nachhinein betrachtet, ohne zu weit von der Realität wegzugehen, noch was möglich gewesen wäre.
 
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Bei Tooze findet sich auch ein Hinweis auf diesen Sachverhalt. In Vorbereitung des Westfeldzuges konnte man sich wohl nicht einigen, welchen Munitionstypen die Prio zugesprochen werden sollte, da Kupfer etc. extrem knapp war.

In diesem Kontext entschied Hitler, dass den schweren Kalibern der Artillerie Vorrang einzuräumen sei. In diesem Sinne antizipierte er, noch vor der eigentlichen Festlegung der endgültigen Aufmarschplanung, einen längeren Krieg im Westen mit der Gefahr eines Stellungskrieges.


Hitler hat der schweren Artillerie Priorität eingeräumt? Ich dachte immer die Stukas sollten diesen Part übernehmen. War er doch nicht so von dem Blitzkriegskonzept überzeugt und wollte vorsorgen?


...welchen Munitionstypen die Prio zugesprochen werden sollte...

Was für typen gab es denn?
 
Der Westfeldzug hätte z.B. an der Maas bei Sedan gestoppt werden können. Wenn die kurzfristig angesetzten und immer weiter verzögerten Gegenangriffe am 14./15 Mai 1940 erfolgreich gewesen wären, hätten es die Panzer der Panzergruppe Kleist nie über den Fluss geschafft. Ein weiteres Beispiel ist der Angriff von Arrass am 20?!? - die deutschen Panzerspitzen waren stets in Gefahr, selbst abgeschnitten zu werden.
Auch hätte die Garnison der Maginot-Linie jederzeit deutlich mehr Druck auf den Westwall machen können. Da lagen über 500000 Mann, ein Angriff von 300000 hätte die deutsche Heeresgruppe C wohl bereits laut nach Hilfe rufen lassen. Ob dieser Angriff letztlich Erfolg gehabt hätte wäre nebensächlich gewesen: Er hätte Truppen gebunden, höchstwahrscheinlich hätte man deutscherseits Teile der Heeresgruppen B und A nach Süden verlagert.
Noch fataler wäre es gewesen, wenn am 15. oder 16. Mai auch nur 2-3 "Maginot-Divisionen" einen Angriff auf Sedan geführt hätten - Guderians Panzer warn weg, die Infanterie saß noch irgendwo in den Ardennen.


Die Kampfmoral der alliierten Truppen würde ich nicht zu tief ansetzen, immerhin waren viele Veteranen des ersten Weltkriegs dabei, die Besoldung spielt m.M.n. eher eine untergeordnete Rolle.
Bloche zumindest hat das Professorengehalt gerne gegen den Hauptmanns-Sold eingetauscht-vielen dürfte es ähnlich gegangen sein.
Zudem war das britische Expeditionskorps ein Heer aus Berufssoldaten, die dementsprechend besoldet und ausgebildet waren.
Es gibt verschiedene Beispiele für einen vorzüglichen alliierten Kampfgeist in den ersten Tagen des Feldzuges - so haben die Ardennenjäger einige Stellungen auf dem Weg "aus versehen" über Stunden verteidigt. Oder man denke an den "Opferflug" der alliierten Luftwaffen auf die Brücken von Sedan. Oder an die Verteidiger Rotterdams.
In Narvik haben sich die Alliierten auch nicht schlecht geschlagen.
Es ist richtig, das die Moral streckenweise zusammengebrochen ist. Aber erst unter Einwirkung der deutschen Waffen. Bloche beschreibt eindrücklich, das er irgendwann nicht mehr wusste, ob die Panzer, die kamen, Deutsche waren oder Franzosen. Das plötzliche Fehlen einer sicheren Etappe und die Unkentniss der Feindlage muss fürchterlich gewirkt haben.
Auch die Stukas haben ihren Teil beigetragen, wobei Bloche allerdings versichert, das jemand, der schweres Artillerie-Feuer ausgehalten hätte, sich über kurz oder lang auch daran "gewöhnt" hätte.


Was die Luftüberlegenheit angeht, so war es nicht (allein) das Fehlen der britischen Jäger, sondern die falsche Einsatzweise der französischen Luftwaffe. Diese arbeitete nicht eng genug mit dem Heer zusammen und hatte vor allem nur recht wenige Maschinen einsatzbereit an der Front, da man diese für einen langen Krieg aufsparen wollte.
 
@Nelson:

Wenn die kurzfristig angesetzten und immer weiter verzögerten Gegenangriffe am 14./15 Mai 1940 erfolgreich gewesen wären, hätten es die Panzer der Panzergruppe Kleist nie über den Fluss geschafft. Ein weiteres Beispiel ist der Angriff von Arrass am 20?!? - die deutschen Panzerspitzen waren stets in Gefahr, selbst abgeschnitten zu werden.
Die Fragestellung "Wäre dieser und jener Gegenangriff erfolgreich gewesen" beantwortest Du imho selbst mit der Nennung der Stukas und der ineffektiven alliierten Luftwaffe.
Die Stukas konnten jede regional auftretende gegnerische Überlegenheit plattbomben; speziell an den ersten sojwetischen Gegenangriffen 1941 sieht man das sehr gut.
Daher bin ich mir nicht sicher, ob zunächst erfolgreiche Gegenangriffe auch wirklich die komplette Niederlage verhindert hätten, zumal diese auf Fehlentscheidungen mit strategischer Reichweite fußte.
 
Daher bin ich mir nicht sicher, ob zunächst erfolgreiche Gegenangriffe auch wirklich die komplette Niederlage verhindert hätten, zumal diese auf Fehlentscheidungen mit strategischer Reichweite fußte.

Also haben die Westmächte, aufgrund einer strategischen Fehlentscheidung (Sie glaubten an eine Wiederauflage des Schlieffenplans), das Heft aus der Hand gegeben und "strategisch" verloren?
Und aufgrund dieser strategischen Fehlentscheidung dann natürlich die operativ / taktischen Erfolge Ihrer Truppen entwertet?
 
Strategische Fehler gab es ja bei den Alliierten nicht nur von der Erwartungshaltung her (Wiederholung des Schlieffenplanes), sondern auch von der Handhabung der Panzer (kaum reine Panzerverbände), Organisation der Luftwaffe (nicht dem Heer unterstellt, keine hinreichende Koordination möglich), etc.; die Alliierte Hauptstreitmacht ist selbst von den nach Holland und Belgien eindringenden Truppen, die ja eher schwach bewaffnet waren, zurückgedrängt worden.
 
Hitler hat der schweren Artillerie Priorität eingeräumt? Ich dachte immer die Stukas sollten diesen Part übernehmen. War er doch nicht so von dem Blitzkriegskonzept überzeugt und wollte vorsorgen?
Was für typen gab es denn?

Schwerpunkt Artillerie insgesamt mit den gängigen Typen lFH, sFH, usw.

Hier muss aufgepasst werden. Die Munitions-Priorität schränkte nicht die gängigen kleineren Kaliber ein, ausserdem ist das Stand Dez. 1939. Zu diesem Zeitpunkt gab es im OKH keinen Sichelschnittplan für die diversen Antrittsplanungen, und es war völlig unklar, wie lange die Westoffensive dauern wurde bzw. ob sie im Stellungskrieg erstarrt.

Vgl. Thomas: Wehr- und Rüstungswirtschaft
 
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Die Kampfmoral der alliierten Truppen würde ich nicht zu tief ansetzen, immerhin waren viele Veteranen des ersten Weltkriegs dabei, die Besoldung spielt m.M.n. eher eine untergeordnete Rolle.
Bloche zumindest hat das Professorengehalt gerne gegen den Hauptmanns-Sold eingetauscht-vielen dürfte es ähnlich gegangen sein.
Zudem war das britische Expeditionskorps ein Heer aus Berufssoldaten, die dementsprechend besoldet und ausgebildet waren.
Es gibt verschiedene Beispiele für einen vorzüglichen alliierten Kampfgeist in den ersten Tagen des Feldzuges - so haben die Ardennenjäger einige Stellungen auf dem Weg "aus versehen" über Stunden verteidigt. Oder man denke an den "Opferflug" der alliierten Luftwaffen auf die Brücken von Sedan. Oder an die Verteidiger Rotterdams.
In Narvik haben sich die Alliierten auch nicht schlecht geschlagen.
Es ist richtig, das die Moral streckenweise zusammengebrochen ist. Aber erst unter Einwirkung der deutschen Waffen. .....

Es gibt viele Zeugnisse dafür, dass die französischen Truppen sogar vor dem Feindkontakt in Panik gerieten und Fersengeld gaben. Es mag Ausnahmen gegeben haben wie die von dir erwähnten Ardennen-Jäger oder die Truppen in Narvik (Dort wurde die Legion eingesetzt) aber die Front in Nordfrankreich brach vielerorts zusammen, ohne dass es dazu einen realen Grund gab.

An verschiedenen Orten war der härteste Wiederstand auf den die Wehrmacht stieß, der von den Baubataillonen mit Zwangsarbeitern, die sich mit zurückgelassenen Waffen der regulären Truppen versahen. Die Zivilbevölkerung liess sich übrigens auch in Furcht und Schrecken versetzen und begab sich massenhaft auf die Flucht, so dass sie einerseits die Truppen infizierte, andererseits sie bei ihren Bewegungen behinderte in dem die Strassen verstopfte.
 
Hitler hat der schweren Artillerie Priorität eingeräumt? Ich dachte immer die Stukas sollten diesen Part übernehmen. War er doch nicht so von dem Blitzkriegskonzept überzeugt und wollte vorsorgen?

Hitler war beim Polenfeldzug sehr überrascht von der Stärke der Stukas. Als 1 WK Veteran war er von der Kraft der Artillerie überzeugt. Noch 1945 schwadronierte er über das schwere Infanteriegeschütz und seine möglichen Leistungen im Kampf innerhalb von Städten.


Was für typen gab es denn?
Panzergranaten gegen Bunker und sonstige Hartziele, Sprenggranaten für den allgemeinen Gebrauch, Schrapnell für die offene Feldschlacht (kam bei den Deutschen während des 1. WK ausser gebrauch, wurde jedoch von den Briten in geringen Maßen noch im 2. WK verwendet so wie bei den Franzosen aus Restbeständen für das 75.er Feldgeschütz), Phosphor-Granaten zur Rauch- und Brandentwicklung, Gasgranaten als Kampfstoffträger.

Wenn man den Westwall artilleristisch hätte niederkämpfen wollen, dann wären große Mengen an Panzergranaten für die großen Kaliber erforderlich gewesen und weniger Sprenggranaten der mittleren und leichten, wie sie bei einer fliessenderen Operation in offenen Terrain verwendet worden wären.
 
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Es gibt viele Zeugnisse dafür, dass die französischen Truppen sogar vor dem Feindkontakt in Panik gerieten und Fersengeld gaben. Es mag Ausnahmen gegeben haben wie die von dir erwähnten Ardennen-Jäger oder die Truppen in Narvik (Dort wurde die Legion eingesetzt) aber die Front in Nordfrankreich brach vielerorts zusammen, ohne dass es dazu einen realen Grund gab.

An verschiedenen Orten war der härteste Wiederstand auf den die Wehrmacht stieß, der von den Baubataillonen mit Zwangsarbeitern, die sich mit zurückgelassenen Waffen der regulären Truppen versahen. Die Zivilbevölkerung liess sich übrigens auch in Furcht und Schrecken versetzen und begab sich massenhaft auf die Flucht, so dass sie einerseits die Truppen infizierte, andererseits sie bei ihren Bewegungen behinderte in dem die Strassen verstopfte.

Die "Bilder" der zweiten Phase des Westfeldzuges ab Juni 1940 vermischen sich oft mit denen der Operation bis Abbeville/Dünkirchen.

Das Bild, dass Du hier beschreibst, trifft mit Ausnahme des kurzen, lokalen Rückzuges im Dünkirchen-Kessel erst auf die zweite Phase des Westfeldzuges zu, nach Durchstoss über die Somme. Danach spielten sich die chaotischen Szenen im Inneren Frankreichs ab.

Weiterhin sollten die Erfolge der Wehrmacht in der 2. Phase nicht uneingeschränkt auf den Beginn des Westfeldzuges übertragen werden. Man hatte hier in der nach Dünkirchen entstandenen Linie vielerorts nur noch mit Provisorien, zahlenmäßig unterlegenen, und Truppen der 2. und 3. Linie zu tun. Dennoch verliefen die Durchbruchsschlachten im Juni 1940 schwierig und zäh, zB bei Amiens.
 
Die "Bilder" der zweiten Phase des Westfeldzuges ab Juni 1940 vermischen sich oft mit denen der Operation bis Abbeville/Dünkirchen.

Das Bild, dass Du hier beschreibst, trifft mit Ausnahme des kurzen, lokalen Rückzuges im Dünkirchen-Kessel erst auf die zweite Phase des Westfeldzuges zu, nach Durchstoss über die Somme. Danach spielten sich die chaotischen Szenen im Inneren Frankreichs ab.

Weiterhin sollten die Erfolge der Wehrmacht in der 2. Phase nicht uneingeschränkt auf den Beginn des Westfeldzuges übertragen werden. Man hatte hier in der nach Dünkirchen entstandenen Linie vielerorts nur noch mit Provisorien, zahlenmäßig unterlegenen, und Truppen der 2. und 3. Linie zu tun. Dennoch verliefen die Durchbruchsschlachten im Juni 1940 schwierig und zäh, zB bei Amiens.

Ich habe gerade Piekalkiewicz` "Ziel Paris" zur Hand. Laut diesem waren bereits am 15 Mai ca. 8 Millionen Französische Zivillisten auf der Flucht und die Armee fing an sich aufzulösen. Er zitiert einen Colonel de Bardies "...sehr schnell zeigte der Rückzug Merkmale wilder Flucht. .... Lastwagen mit Soldaten aller Waffengattungen wälzten sich in Unordnung ins Hinterland".

Aus anderen Büchern habe ich solche Fluchtartigen Rückzüge bereits aus den Kämpfen in den Ardennenwäldern in Erinnerung. Dort wurden die Artilleriestellungen von zurückströmenden Infanteristen überflutet und die Artilleristen so in Panik versetzt und zur Flucht bewegt.
 
Ich habe gerade Piekalkiewicz` "Ziel Paris" zur Hand. Laut diesem waren bereits am 15 Mai ca. 8 Millionen Französische Zivillisten auf der Flucht und die Armee fing an sich aufzulösen. Er zitiert einen Colonel de Bardies "...sehr schnell zeigte der Rückzug Merkmale wilder Flucht. .... Lastwagen mit Soldaten aller Waffengattungen wälzten sich in Unordnung ins Hinterland".

Aus anderen Büchern habe ich solche Fluchtartigen Rückzüge bereits aus den Kämpfen in den Ardennenwäldern in Erinnerung. Dort wurden die Artilleriestellungen von zurückströmenden Infanteristen überflutet und die Artilleristen so in Panik versetzt und zur Flucht bewegt.

Also wurden die "Vorraussetzungen" für den Sieg der WM in der "1.Phase" schon nach wenigen Tagen gelegt?
 
Aus anderen Büchern habe ich solche Fluchtartigen Rückzüge bereits aus den Kämpfen in den Ardennenwäldern in Erinnerung. Dort wurden die Artilleriestellungen von zurückströmenden Infanteristen überflutet und die Artilleristen so in Panik versetzt und zur Flucht bewegt.

Bezogen auf die Ardennen, m.E. eine fragliche Aussage. Vor allem die Ardennenjäger gaben ein gutes Beispiel für einen harten Widerstand ab.

http://books.google.de/books?id=m6S-2DbNL14C&pg=PA146&lpg=PA146&dq=ardennenj%C3%A4ger&source=bl&ots=9BeQ10-iGv&sig=TEH0gggNfvt1v4_D_pbyEzX44uA&hl=de&sa=X&ei=D4fgT7WoIs3s8AOKl5WUDw&ved=0CGoQ6AEwCTgK#v=onepage&q=ardennenj%C3%A4ger&f=false

Es gab eine panikartige Reaktion bei Busson, die später durch eine französische Kommission auch untersucht wurde. Auslöser waren vermeintlich Panzergeräusche, von Panzern die niemals zu dem Zeitpunkt an diesem Ort gewesen sind, weder deutsche noch französische.

Frieser konstatiert, dass es wohl bereits vorgekommen ist, dass Panzer lediglich durch Anwesenheit Panik ausgelöst haben, auch ohne einen Schuss abzufeuern, aber es bis dato noch nicht vorgekommen ist, dass nichtvorhandene Panzer ebenfalls zunächst eine und dann auch die benachbarte Division zur Räumung ihrer Position veranlasste.

Insgesamt sollte man vorsichtlich sein in einer pauschalen Beurteilung der französischen Armee. So schreibt beispielsweise Balck, dass er in dieser Phase gegen eine Spahi-Einheit kämpfen mußte und diese Einheit mit den härtesten Widerstand zeigte, den er im gesamten Krieg dann kennen lernen sollte (zitiert in Frieser).

Richtig ist somit, dass die Qualität der aktiven Einheiten sehr viel besser war wie die der Reserveeinheiten. Und dass es vor allem Reserveeinheiten gab, die im Verlauf des Drole du Guerre disziplinarische Probleme aufwiesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe gerade Piekalkiewicz` "Ziel Paris" zur Hand. Laut diesem waren bereits am 15 Mai ca. 8 Millionen Französische Zivillisten auf der Flucht und die Armee fing an sich aufzulösen. Er zitiert einen Colonel de Bardies "...sehr schnell zeigte der Rückzug Merkmale wilder Flucht. .... Lastwagen mit Soldaten aller Waffengattungen wälzten sich in Unordnung ins Hinterland".

Hast Du mal die französischen Truppenbewegungen eingesehen? Da verwechselt der Colonel bzgl. der Gesamtlage vermutlich den 15.5. mit dem 15.6.1940 (wenn das Zitat für die Repräsentativität dienen sollte).

Sicherlich findet man darüber hinaus lokale Auflösungserscheinungen, im recht schmalen Vormarschstreifen der Wehrmacht Maas-Abbeville, und vermutlich waren aus den Grenzgebieten auch am 15.5. ca. 8 Mio. auf der Flucht, zT schon seit September 1939 aus eigenem Entschluss oder mittels Deportation (so erzwungen in weiten Teilen Elsaß-Lothringens).

Insgesamt sollte man vorsichtlich sein in einer pauschalen Beurteilung der französischen Armee. So schreibt beispielsweise Balck, dass er in dieser Phase gegen eine Spahi-Einheit kämpfen mußte und diese Einheit mit den härtesten Widerstand zeigte, den er im gesamten Krieg dann kennen lernen sollte (zitiert in Frieser).

Kann ich bestätigen, die Aussage kenne ich aus "Ordnung im Chaos", Balcks Memoiren 1939-45 (Kommandeur SR 1 in der 1. PD). Ähnlich Schlacht von Hannut in Belgien 12./14.5.40 (3., 4. PD), usw. usf.
 
Laut Pierre Ordioni, Mémoires à Contretemps 1945-1972, 2000 Seite 302
präsentierten die Soldaten der 1. PD vor den überlebenden Spahis. Das dürfte es im Zweiten Weltkrieg nicht oft gegeben haben. Sie müssen von deren Kampfeswillen wirklich sehr beeindruckt gewesen sein.
 
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