Hatten Frauen ihren eigenen Wettkampf bei den ersten olympischen Spielen?

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Gast

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Hallo Zusammen,

jetzt vor Olympia werden täglich archäologische Berichte über die ersten Olympischen Spiele im TV gesendet. Fast in jeden Bericht wird betont, das es Frauen unter Todesstrafe verboten war, den Kämpfen beizuwohnen (Ausnahme: die Priesterin von Delphi). Nur ein einziges mal habe ich vernommen, das Frauen ihren eigenen Wettkampf hatten, der auch auf einer Vase dokumentiert wurde. Dies wurde aber nur in einem Nebensatz erwähnt.
Meine Frage nun: Um was für einen Wettkampf handelte es sich, wie regelmäßig wurde er ausgeführt, und gibt es antike Berichte darüber? Kann mir da jemand weiterhelfen?

Schöne Grüße und vielen Dank im voraus
Cassandra
 
Soviel ich weiss, waren Frauen Tabu. Es drohte sogar die Todesstrafe.

Allerdings soll die spartanische Prinzessin Kyniska als erste Olympiasiegerin gelten. 400.v.Chr. gewann ihr Pferd beim Wagenrennen. Der Besitzer wurde geehrt, nicht der Lenker des Gespannes.
 
florian17160 schrieb:
Der Besitzer wurde geehrt, nicht der Lenker des Gespannes.
So isses!

Während 1200 Jahren gab es nur ein einziges Hintertürchen, das Frauen die Teilnahme an Wettkämpfen ermöglichte: Als Besitzerin eines Pferdes war einer Frau die Teilnahme an den Pferdewettkämpfen erlaubt.
Die lebenslustige spartanische Prinzessin Kyniska machte sich die Lücke in den Bestimmungen als erste zunutze und setzte sich selbst lautstark ein Denkmal: «Ein Bildnis setze ich mir hier / und ich verkünde stolz / dass ich von allen Frauen Griechenlands / als erste den olympischen Kranz trug.»


Die Schenkelentblösserinnen
 
Sicherlich gab es irgendwo in Griechenland einen Platz, wo sich die Frauen rauften. Offiziell nicht.
Auch in der Neuzeit der Olympischen Spiele waren Frauen erst mal aussen vor.
 
Hurvinek schrieb:
Sicherlich gab es irgendwo in Griechenland einen Platz, wo sich die Frauen rauften. Offiziell nicht.
Auch in der Neuzeit der Olympischen Spiele waren Frauen erst mal aussen vor.
Dank Mercys gewohnt sensationellem Link wissen wir auch wo:

Die Schenkelentblösserinnen schrieb:
Frauen war es verboten, sich als Wettkämpferinnen an den Spielen des Zeus zu beteiligen, aber es gab für griechische Mädchen (wahrscheinlich im Alter von 12 bis 18 Jahren) ein eigenes, der Gemahlin des Zeus, Hera, geweihtes Sportereignis, das ebenfalls in Olympia stattfand und bei dem die Mädchen in kurzen Tuniken und mit unbedeckter rechter Brust um die Wette liefen. (...)
Ausserhalb Olympias wurde den Frauen eine bedeutendere Rolle im Sport zugebilligt. Die jugendlichen Mädchen von Kyrene zum Beispiel liefen zu Hause mit den Knaben um die Wette, und auf der Insel Chios beteiligten sich die Mädchen am Ringkampf. Die Teilnahme von Frauen an den leichtathletischen Disziplinen scheint zur Zeit der Römer weiter zugenommen zu haben: Die meisten städtischen Sportfeste boten auch Frauenwettkämpfe an, und selbst die heiligen Spiele von Korinth, Delphi und Nemea wurden in wachsendem Masse von Frauen infiltriert.
 
Siehe auch hier:
http://www.gottwein.de/Hell2000/ol002.htm Punkt V : Der Wettkampf der Frauen daraus zitiert:


VI.

Pausan.5,16,2: Jedes fünfte Jahr weben die sechzehn Frauen der Hera einen Peplos; dieselben ordnen auch einen Wettkampf, die Heraien. Der Kampf besteht in einem Wettlauf für Jungfrauen. Nicht alle sind von gleichem Alter, sondern zuest laufen die jüngsten, nach ihnen die dem Alter nach folgenden, zuletzt die ältesten Jungfrauen. (3) Sie laufen aber auf folgende Art: Sie lassen das Haar hängen, der Chiton reicht ihnen wenig über die Knie, die rechte Schulter zeigen sie bis zur Brust. Zum Wettlauf ist auch ihnen das Olympische Stadion zugewiesen, sie ziehen ihnen beim Lauf ungefähr ein Sechstel des Stadions ab. Den Siegerinnen geben sie Olivenkränze und einen Teil der Kuh, die man der Hera opfert. Auch ist es ihnen gestattet, ihr gemaltes Portrait zu weihen. Auch die Dienerinnen der Sechzehn sind, ebenso wie die Festordnerinnen, Frauen. (4) Sie führen den Wettlauf der Jungfrauen auf eine alte Begebenheit zurück, indem sie sagen, Hippodameia habe, um Hera den Dank für ihre Vermählung mit Pelops auszudrücken, die sechzehn Frauen versammelt und mit ihnen zuerst die Heraien gefeiert; sie erzählen auch, Chloris, des Amphion Tochter, habe gesiegt, die einzige, die von diesem Haus noch überig geblieben sei. (Übersetzung nach Schubart)


Marianne
 
Ursprünglichere Spiel

Hallo

Ich möchte die Frage noch mal aufwerfen.

Ich habe neulich ein Buch gelesen "Als die Frauen die Welt erschufen." (Autor hab ich leider grad nicht parat), indem die Theorie vertreten (und auch ganz gut begründet) wird, dass eigentlich alle Kulturen in ihren frühesten Ursprüngen Matriarchate, also von Frauen dominierte Gesellschaften waren.
Dies klingt für mich logisch, wenn man davon ausgeht, dass in diesen ursprünglichen Kulturen der Schritt zu planmässigem Ackerbau und vor allem zur Viehzucht noch nicht vollzogen war und es somit an vererbbaren Reichtümern vor allem den Frauen zugeordnete Dinge wie Haushaltsgegenstände etc. gab. Um aber eine weibliche Erbfolge zu sichern macht eine weibliche Dominierung der Gesellschaft Sinn.

In dem Buch wird auf dieser Grundlage ausgeführt, dass man unter oder neben den Ruinen von Olympia weitere, ältere Anlagen gefunden hat, die darauf schließen lassen, dass bereits lange Zeit vor den antiken olympischen Spielen dort Sportwettkämpfe stattfanden, die einer Mutter-, Mond- oder Erdengottheit (weibl.) geweiht waren. Ich glaube, es wurde die Theorie aufgestellt, dass die Hera-Spiele ein Überrest dieser ursprünglichen Sportveranstaltungen waren, die die Frauen über den Verlust ihrer Vormachtstellung hinweghelfen sollte.

Weiß jemand mehr darüber?
Gibt es noch andere Quellen, die sich mit diesen Fragen beschäftigen?

Vielen Dank für weiteren Input!

Anne
 
Hallo Anne,

die Theorie mit den Matriarchaten ist ja nicht neu und, so meine ich, auch schon durchaus weit verbreitet. Wichtig dabei ist vor allem die frühe Verehrung von Fruchtbarkeitsgöttinen, z.B. die Venus von Willendorf und ähnliche. Über einen Überrestcharakter der Hera-Spiele weiß ich leider nichts, aber ich muß da jetzt etwas Werbung für eine Dozentin machen und dir ein Buch empfehlen: "Olympia. Kult und Spiele in der Antike." von Rosmarie Günther. Die beschäftigt sich viel mit Frauenforschung, da könntest du fündig werden.

Gruß

Marbod

PS: bevor sich hier andere noch echauffieren. Solche Bücher, die du suchst, nennt man nicht Quellen sondern Darstellungen. ;)
 
Gast schrieb:
Ich habe neulich ein Buch gelesen "Als die Frauen die Welt erschufen." (Autor hab ich leider grad nicht parat
Das Buch ist von Frederik Hetmann und heisst Wie Frauen die Welt erschufen. Kenne ich noch nicht, klingt aber interessant.
 
Frauen -Todesstrafe; Mädchen nicht-warum?

Ich hoffe, es gibt hier ein paar Historiker^^, die mir helfen können, - meine Frage bezieht sich größtenteils auch auf die Cassandras:
Warum stand für (verheiratete) Frauen die Todesstrafe auf das Betreten des Stadions,
hatten aber gleichzeitig Mädchen freien Zugang? Da diese Frage in meinem Geschichtskurs aufgeworfen wurde, gibt es min. 15 Interessenten (einschließlich der Lehrkraft), welche diese Frage brennend interessiert...

Antworten erbitte ich an folgende Adresse: <von Hyokkose entfernt>
und bedanke mich schon im Voraus, für eure (hoffentlich richtige) Antwort
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Frauen-Todesstrafe, Mädchen nicht-warum?

Ich habe eine Frage bezüglich der antiken Olympiade: Demnach war es (verheirateten) Frauen unter Todesstrafe untersagt, das Stadion zu betreten, Mädchen aber hatten freien Zutritt.
Meine Frage (und auch die meines gesamten Geschichtskurs-einschließlich des Lehrers) lautet also: Warum war dies so?

Dank im Voraus
 
Wenn ich das alles richtig verstanden habe, war es Frauen jeden Alters und Familienstandes verboten, an den Spielen des Zeus teilzunehmen.
 
Gast schrieb:
Ich hoffe, es gibt hier ein paar Historiker^^, die mir helfen können, - meine Frage bezieht sich größtenteils auch auf die Cassandras:
Warum stand für (verheiratete) Frauen die Todesstrafe auf das Betreten des Stadions,
hatten aber gleichzeitig Mädchen freien Zugang? Da diese Frage in meinem Geschichtskurs aufgeworfen wurde, gibt es min. 15 Interessenten (einschließlich der Lehrkraft), welche diese Frage brennend interessiert...

Antworten erbitte ich an folgende Adresse: <von Hyokkose entfernt>
und bedanke mich schon im Voraus, für eure (hoffentlich richtige) Antwort
Vieleicht lag es daran, das die Athleten völlig nackt waren
 
Es gab im Rahmen der olympischen Spiele der Antike Wettkämpfe für Männer, Knaben und Mädchen. Ausserdem waren Prostituierte ein gern gesehener Teil des Rahmenprogramms. Die Todesstrafe drohte verheirateten Frauen, die sich an den Wettkampfstätten blicken ließen. Die wurden von einem Felsen ins Meer geworfen.
Es ist allerdings ein Gerücht, dass das heutige Turmspringen auf diesen griechischen Männerbrauch zurückgeht...
 
Ich habe in dem Buch "asterix und seine Zeit" eine sehr interessante Theorie zu der Frage, warum verheiratete Frauen nicht ins Olympiastadion durften, gefunden

Vorweg ist zu erwähnen das dieses Verbot nur in Olympia galt.
Die Autoren schreiben auf dem Platz des Stadions früher der Tempel der Demeter stand. Diese plegten den Kult, junge Mädchen unter der Anleitung verheirater Priesterinnen auf die Hochzeit vorzubereiten. Als man der Göttin ihren angestammten platz nahm, um dort die Olympischen spiele zu feiern, wurden gewissermaßen als Entsühnung die alten Tempelregeln beibehalten. Verheirateten Frauen blieb das Stadion tabu. Die Demeterpriesterinnen erhielten einen Ehrenplatz an der Tribüne und an ihrer Seite durften folgerichtig die unverheirateten Mädchen Platz nehmen.

Klingt zumindest plausiebel, oder?

Gruß Roven
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Roven schrieb:
Ich habe in dem Buch "asterix und seine Zeit" eine sehr interessante Theorie zu der Frage, warum verheiratete Frauen nicht ins Olympiastadion durften, gefunden

Vorweg ist zu erwähnen das dieses Verbot nur in Olympia galt.
Die Autoren schreiben das das dortige Stadion früher der Tempel der Demeter war. Diese plegten den Kult, junge Mädchen unter der Anleitung verheirater Priesterinnen auf die Hochzeit vorzubereiten. Als man der Göttin ihren angestammten platz nahm, um dort die Olympischen spiele zu feiern, wurden gewissermaßen als Entsühnung die alten Tempelregeln beibehalten. Verheirateten Frauen blieb das Stadion tabu. Die Demeterpriesterinnen erhielten einen Ehrenplatz an der Tribüne und an ihrer Seite durften folgerichtig die unverheirateten Mädchen Platz nehmen.

Klingt zumindest plausiebel, oder?

Gruß Roven

Und ein gutes Buch ... bevor jemand da was falsch versteht, die Autoren der einzelnen Aufsätze sind fast allesamt studierte Historiker (Manfred Clauss z.B. ist für mich ein Fachmann bzgl. der Antike ... und den guten Martin Jehne kenne ich sogar persönlich noch aus seiner Zeit als "Assistent" - er wird sich an mich aber wohl nicht erinnern).
 
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