Hauptgründe, warum Reichsgründung erst 1871?

Auch wenn ich jetzt Off-topic gehe: war nicht bereits im Ancien Régime (also im vorrevolutionären Königreich Frankreich unter den Bourbonen) eine starke Zentralisierung (l'état c'est moi - der Staat bin ich) vorhanden?

Paris war Hauptstadt des Königreichs, ein Pendant in Deutschland bzw. im Heiligen Römischen Reich kann ich nicht ausmachen: Kaiser in Wien, Reichstag in Regensburg, Krönung in Frankfurt (bzw. vorher in Aachen). Das war schon regional auseinander gezogen. Es gab auch Konflikte zwischen einzelnen Staaten im Reich (z. B. Preußen gegen Österreich).
 
Das Problem dürfte im HRRdN die Königswahl gewesen sein, da sich die Kurfürsten ihre Zustimmung durch Privilegien vergolden ließen. Und als Ergebniss des Wiener Kongresses war die Restoration in Frankreich, aber keine Wiedererrichtung des HRRdN zu verzeichnen. Vermute mal das einige Staaten im heutigen Deutschland sich nicht mehr soviel von Wien sagen lassen wollten. Bayern war mächtiger geworden und auch Preußen.

Apvar
 
Frankreich durch den Hundertjährigen Krieg und Ähnliches.

Mum ja auch bei Frankreich würde ich ,obwohl die französische Nationalromantik Johanna zur Einheitsikone hochstilisiert hat, den beginnenden Zentralstaat frühestens mit Franz I aber eigentlich erst mit Ludwig XIV ansetzen
Vorher war die königliche Macht nur eine unter vielen, die sich erst gegem Rivalen wie die Frafen von Toulouse, die angevinischen Herrscher,die Herzöge von Burgund oder die Hugenotten durchsetzen musste.Die Macht des Königtums wuchs zwar jeweils mit der Ausschaltung der einzelnen Gegner, aber ein Zentralstaat zeichnete sich eigentlich erst mit dem beginnenden Absolutismus ab.
Daß dieser sich dann als größte Schwäche des Royalismus herausstellte weil er den Erfolg der Revolution begünstigte ist dann wieder die Ironie der Geschichtel .
 
Die "politisiertere" Gesellschaft mit Zeitungen etc. gab es aber in anderen Ländern in Europa vor dem 18. Jahrhundert auch nicht. Dennoch entwickelten sich in Europa vor dem 18. Jahrhundert doch eine ganze Reihe von Staaten, die als Einheitsstaaten bezeichnet werden könnten, wie z. B. Frankreich, England oder Spanien.

Bei Betrachtung der Entwicklung solcher Staaten fällt aber auf, dass es stets auch irgendeine Idee gab (gewöhnlich den "gemeinsamen Feind"), der sozusagen für die Bildung des dauerhaften "Einheitsstaates" genutzt werden konnte. Die spanischen Königsreiche finden z. B. durch die "Reconquista" zusammen, die Länder England und Frankreich durch den Hundertjährigen Krieg und Ähnliches.
Spanien wurde doch eigentlich erst nach der Reconquista geeint. (Mit "geeint" meine ich jetzt "unter einer Herrschaft stehend". Das Weiterbestehen regionaler Sonderrechte, das El Quijote schon angerissen hat, lasse ich mal außen vor.) Während der Reconquista war eher das Gegenteil der Fall: Asturien zerbrach, und Portugal entwickelte sich von der Grafschaft zum eigenständigen Königreich. Lediglich zwischen Kastilien und Leon entwickelte sich im 13. Jhdt. eine dauerhafte Personalunion. Aber Kastilien und Aragon kamen erst nach der Reconquista unter eine Krone, und der iberische Teil Navarras wurde überhaupt militärisch erobert.

England wiederum wurde politisch lange vor dem Hundertjährigen Krieg geeint. In den ersten Jahrhunderten der angelsächsischen Herrschaft wurden die kleineren Reiche von den sieben größeren geschluckt, und schließlich kam nach und nach alles unter die Herrschaft von Wessex, weswegen es bereits ab Mitte des 10. Jhdts. so etwas wie ein geeintes (also unter einem König stehendes) England gab.
 
Zurück
Oben