Hausarbeit: Frauen im Ersten Weltkrieg

Kati_411

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

zum besseren Verständnis kurz zu meiner allgemeinen Situation: Ich soll eine Hausarbeit in einer Vorlesung zum Ersten Weltkrieg schreiben. Alles was ich bisher recherchiert oder gemacht habe, hat der Professorin aber leider nicht gepasst, so dass ich langsam aber sicher am Ende mit meinem Latein bin. Ich studiere kein Geschichte, sonder habe das Fach nur im Wahlbereich belegt. Deshalb hoffe ich, dass sich jemand in diesem Forum findet, der von geschichtswissenschaftlichem Arbeiten etwas mehr Ahnung hat als ich.

Dann mal zum eigentlichen Thema: Ich habe mich für das Thema "Frauen im Ersten Weltkrieg" entschieden und bin da anfänglich der Frage nachgegangen, ob der Krieg als Grundlage der Emanzipation betrachtet werden kann, wie es im Geschichtsunterricht in der Schule ja gern mal dargestellt wird. Da nach Ende des Krieges ja doch viel zurückverändert wurde und die Frauen auch während der Kriegszeit nicht gerade ein freies Leben gefristet haben, bin ich zum Entschluss gekommen, dass man genau das darstellen kann. Dafür brauche ich aber Zeit-Quellen und die finde ich bei bestem Willen irgendwie nicht.
Am besten wäre es wohl, wenn ich anhand von Briefen/Tagebucheinträgen/Autobiografien beweise, dass Emanzipation im Ersten Weltkrieg nicht gerade ein Thema war. Die Frauen sollten aus der gleichen Gegend in Deutschland kommen und am besten verschiedenen Schichten angehören, damit ich diese vergleichen kann.
Falls also jemand hier im Forum genau so ein Thema schonmal bearbeitet hat und Literatur/Quellen weiß, die ich für wissenschaftliches Arbeiten verwenden kann, wäre ich sehr froh über Mithilfe.
Ich hab schon einiges an Grundlagenliteratur gelesen und nach Angabe meiner Professorin kaum was geeignetes gefunden, was mich mittlerweile echt verzweifeln lässt.
Momentan bin ich in Hamburg und kann hier Bücher ausleihen, was ja vielleicht auch hilft, da die Auswahl recht groß sein könnte.

Vielen Dank im Voraus an alle, die sich bemühen!

Kati :)
 
Mit Beuys, Die neuen Frauen, als Grundlagenliteratur, würde sich die Arbeitshypothese ein wenig anders stellen.

Formal wurde sie beendet durch den Krieg, aber der folgende soziale Wandel durch die Neudefinition der Geschlechterrollen hat auch die spätere Emanzipation in der Weimarer Republik begünstigt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Am besten wäre es wohl, wenn ich anhand von Briefen/Tagebucheinträgen/Autobiografien beweise, dass Emanzipation im Ersten Weltkrieg nicht gerade ein Thema war.

Hallo Kati,

du musst/willst für eine Hausarbeit etwas "beweisen"?

Also bei uns war/ist es so, dass man in einer Hausarbeit in erster Linie einen historischen Aspekt wissenschaftlich angemessen darstellt (aktueller Forschungsstand, ggf. kontroverse Ansichten gegenüberstellen). Eine eigene Meinung bzw. Forschungsposition war bei uns explizit unerwünscht in Hausarbeiten. Ist ja keine Masterarbeit/Magisterarbeit oder gar Promotion.

Selbst etwas beweisen innerhalb von ca. 20 Seiten halte ich ohnehin für unmöglich, bzw. zum Scheitern verurteilt. Tu dir das nicht an und halte lieber nochmal genaue Rücksprache mit der Professorin über Ziele und Anforderungen. Mir scheint, dass du derzeit in erster Linie ein (typisches) Kommunikationsproblem hast.

Viel Glück! :winke:

Luitpold
 
grundlagenbuch ist roger chickering, der erste weltkrieg (übersetzung auf deutsch, neuere auflage verwenden). von dort aus kannst du weitere literatur recherchieren.

ja, offenbar hast du eine emanzipierte professorin. jedenfalls, frauen waren am herd, in der rüstung und im stall. anfangs haben sie die kriegsbegeisterung auch mitgemacht. erst als im kohlrübenwinter 1916/17 die nahrung knapp wurde, waren auch sie direkt vom krieg betroffen. sie mussten holz zum heizen in wäldern und parks sammeln, pilze suchen, gemüse im vorgarten oder auf dem balkon anbauen im darauffolgenden sommer.

ein emanzipationsthema an sich eignet sich eher für die 20er im frieden der ständig bedrohten weimarer republik, dass das so kommen konnte, hat auch mit dem krieg zu tun: dadurch, dass frauen in männerberufe gekommen waren, etwa in rüstung und industrie, haben sie ein selbstbewusstsein entwickelt, dass sie auch ohne männer leben und überleben können. stell dir mal vor, im krieg, es ist kalt, du hast hunger, du musst arbeiten, zuhause warten drei kleine kinder auf dich, dein mann ist an der front, kann jeden tag sterben oder unversichert als krüppel zurückkehren...

...wenn man das übersteht, ist man hinterher vielleicht nicht mehr bereit, das heimchen am herd zu geben und bei einem mann zu bleiben, der als "kriegszitterer" oder brutal geworden, plötzlich wieder die füße untern tisch hängt, auch wenn's ein holzbein ist. war er schlimmer verkrüppelt, zB ohne beine, dann musste die frau sich notwendig emanzipieren, vielleicht mann und familie verlassen, sich in der großstadt als arbeiterin in der industrie oder haushaltshilfe, stenotypistin oder telefonistin verdingen.

auch an der "heimatfront" war das leid im krieg nur schwer zu ertragen, daher auch frauen, die alkohol zu trinken oder zu rauchen begannen, sie trugen neuerdings hosen, mit einem rock konntest du in der industrie schlecht arbeiten. dann die neuen bewegungen wie die sozis oder die kommunisten, die eben auch ein anderes frauenbild predigten als die ollen monarchisten, konservative oder rechtsausleger.

all das verband sich zu etwas neuem !
 
Hallo Kati,

du musst/willst für eine Hausarbeit etwas "beweisen"?

Selbst etwas beweisen innerhalb von ca. 20 Seiten halte ich ohnehin für unmöglich, bzw. zum Scheitern verurteilt. Tu dir das nicht an und halte lieber nochmal genaue Rücksprache mit der Professorin über Ziele und Anforderungen. Mir scheint, dass du derzeit in erster Linie ein (typisches) Kommunikationsproblem hast.

Viel Glück! :winke:

Luitpold


Hallo Luipold,

Sie hat ausdrücklich gesagt, dass ich eine These beweisen soll und nicht einfach irgendwas nacherzählen, nach dem Motto " in dem Buch steht das und das, da steht das und das, also ist das so" sondern eben anhand der Quellen selbst beweisen. Evtl habe ich es aber auch wirklich falsch verstanden. Hatte in der Vergangenheit rund um die Hausarbeit immer wieder Probleme dabei zu verstehen, was sie eigentlich möchte...
Also wäre es wohl mal wieder Zeit ihr die 258475975 Email zu schreiben :D

Vielen Dank aber für deine Nachricht!
 
ps: hab grade mal gegoogelt, also zu deinem thema gibt es unendlich viel. als mann bin ich aber so emanzipiert, dir jetzt nicht die arbeit abzunehmen ;)

aber als einstieg:
http://www.erster-weltkrieg.clio-online.de/_Rainbow/documents/keiner fühlt sich 2/daniel.pdf



Hallo Peterchensmond,

Danke erstmal für deine ausführliche Antwort und danke auch für den Link. Genau solche Literatur suche ich leider eben nicht und habe auch schon selbst herausgefunden, dass es tausend Bücher zum Thema gibt (alles aber ja auch nur Sekundärliteratur).
Die, die ich gelesen habe, habe ich in einer Liste auch bereits der Professorin geschickt und als Antwort kam, dass davon nur ein einziges Buch zu gebrauchen sei (auch von Ute Daniel, na immerhin!). Vielleicht habe ich mich bisher einfach immer für die falschen Sachen entschieden oder bin schlicht und ergreifend zu blöde.. Entschuldige meine Negativität aber ich bin echt mit den Nerven am Ende momentan.

Wie gesagt, danke für deine Antwort, der ich im Allgemeinen auch absolut zustimme. Für mich war es durch meine Recherche klar, dass sich was geändert hat und die Frauen neue Aufgaben und Freiheiten hatten. Die Aussagen der Professorin haben mich nur immer in die Richtung geleitet, dass die Emanzipation im Ersten Weltkrieg nicht wirklich zu gebrauchen ist, weil die Frauen es nicht freiwillig gemacht haben, bzw. es nicht erwünscht war, bzw. wieder zurückgedrängt wurde etc. etc.
Vielleicht habe ich das so nicht genau genug in meiner Ausgangsnachricht ausgedrückt, es ist einfach schwierig das genau auf den Punkt in einem Text zu erklären.

Viele Grüße,
Kati
 
Mit Beuys, Die neuen Frauen, als Grundlagenliteratur, würde sich die Arbeitshypothese ein wenig anders stellen.

Formal wurde sie beendet durch den Krieg, aber der folgende soziale Wandel durch die Neudefinition der Geschlechterrollen hat auch die spätere Emanzipation in der Weimarer Republik begünstigt.


Danke für deine Nachricht, ich werde mir das Buch mal ansehen!
 
Hallo Luipold,

Sie hat ausdrücklich gesagt, dass ich eine These beweisen soll und nicht einfach irgendwas nacherzählen, nach dem Motto " in dem Buch steht das und das, da steht das und das, also ist das so" sondern eben anhand der Quellen selbst beweisen.

Ich bin über Luitpolds Erfahrung auch einigermaßen erstaunt. Aber eben auch nur einigermaßen. In meinem Studium habe ich da ganz unterschiedliche Herangehensweisen erlebt. In Geschichte war es ganz selbstverständlich, dass von der Proseminarsarbeit an die Arbeiten einen wissenschaftlichen Anspruch hegten, sicher wird in der PS-Arbeit der Anspruch nicht so hoch gehängt, wie in der HS-Arbeit oder in der Belegarbeit (Diplom, StEx, Magister, oder boloniaisiert Bachelor bzw. Master und dann gab es ja noch unterschiedliche Anforderungen je nachdem, ob man den TN, den QSN oder den LN benötigte), aber er war da. In einem anderen Fach von mir dagegen konnte bei meiner ersten PS-Arbeit niemand eine wissenschaftliche Vorgehensweise von mir erwarten, die Arbeit konnte nur rekapitulierend sein.
 
Generell sei noch auf die Arbeiten von Ute Gerhard verwiesen.Besonders relevant jedoch sind die entsprechenden Publikationen von Ute Planert.

Damit sollte zumindest die generelle Einordnung der These in die aktuelle Forschung möglich sein.
 
Hm, also mir scheint, als ob hier Deine Professorin, liebe Kati, den Hammer sehr hoch hängt. Natürlich sollst Du nicht nacherzählen, der sagt das, die sagt das, aber wenn sie mit Deiner Literatur nicht einverstanden ist, dann soll sie verdammt nochmal ihren Arsch hochkriegen und nicht von Dir verlangen, dass Du auf ewig im Nebel stocherst, was sie eigentlich will. Offenbar hast Du es mit einer Narzisse zu tun. Vor Bologna hätte ich gesagt: scheiß drauf und mach im nächsten Semester bei einem anderen nochmal ein Seminar.

Inhaltlich hat sie natürlich recht, wenn sie sagt, dass das, was mit den Frauen im Krieg geschah keine Emanzipation war. Es war eben eine besondere Art der Kriegserfahrung, die dann mit zu einer Emanzipation beitrug, die aber kurz währte, unter den Nazis wollte man ja Gebärmaschinen für Soldaten oder Rassezuchtkühe quasi haben, die man dann bemutterkreuzen konnte... aber das ist ein anderes Thema.
 
also, wennse quellen haben will, dann eignen sich briefe an die front, frauenzeitschriften, vereins-/betriebszeitschriften, überhaupt zeitungen (fiches oder online) oder sie soll dir halt sagen, welche quellen sie konsultiert haben will.
 
Hallo Kati,

Sie hat ausdrücklich gesagt, dass ich eine These beweisen soll und nicht einfach irgendwas nacherzählen, nach dem Motto " in dem Buch steht das und das, da steht das und das, also ist das so" sondern eben anhand der Quellen selbst beweisen.

Ich meine ja auch nicht, dass du wahllos ausgeliehene (und ggf. veraltete) Sekundärliteratur unkritisch wiedergeben sollst. Das kann jeder und zeichnet schlechte Hausarbeiten aus.

Nein. Ich meine, dass du dir ein möglichst gutes Bild über die verfügbare Sekundärliteratur machst, deren Forschungsstand eruierst und genau dies in deiner Arbeit - bezogen auf dein zu bearbeitendes Thema und die von dir formulierte Leitfrage - darstellst und zwar auf wissenschaftlich ansprechende und anspruchsvolle Weise.

Das ist verflixt viel Arbeit, gerade wenn man ein Themengebiet nur anhand eines Seminars flüchtig gestreift hat. Und auch hierbei gibt es noch genügend Stolperfallen - könnte ja sein, dass man dummerweise just jene Autoren bevorzugt darstellt, die dem eigenen Dozenten/Dozentin verhasst sind.

Hier hilft nur eines: Sprechstunde!
Am besten dort nicht "nackt" hingehen, sondern schon mit einer eigenen Fragestellung (auf welche Aspekte will ich mich weshalb konzentrieren und welche Forschungsliteratur halte ich (bisher) für geeignet, um diese angemessen darzustellen etc.) und wenn deine Professorin dermaßen pingelig ist, dann soll sie dir entsprechende Literaturhinweise oder gar eine Literaturliste geben. Das ist meiner Erfahrung nach durchaus nicht unüblich.

Die Begründung eines neuen wissenschaftlichen Aspekts ist - und das ist nicht meine Erfindung - in Hausarbeiten (ganz egal, ob es Proseminare oder Hauptseminare betrifft) definitiv nicht der Sinn der Sache. Vielmehr geht es darum, das wissenschaftliche Handwerkszeug zu lernen, wobei das Niveau langsam steigt. Eine These zu beweisen anhand von Quellen ist schlicht absurd, allenfalls kann man exemplarisch auf Quellen verweisen, wobei hier jeweils stets darauf zu achten ist, ob es schon Sekundärliteratur zu diesen gibt. Jene darf man als Student nicht einfach übergehen, da es schließlich gerade darum geht, sich im eigenen Fachbereich zu orientieren und auf vorhandenes Wissen zurückzugreifen bzw. damit angemessen zu arbeiten.

Sollte dies anders sein, habe ich wohl hinterm Mond studiert. :nono:

Herzlich grüßt dich
Luitpold
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht hilft dies ein wenig weiter:

Archiv: Nachlässe von Frauen
Hier der Nachlass von Paula Müller-Otfried

Müller-Otfried, Paula - Laufzeit: 1899-1935; 0,3 Regalmeter
(Nachlass im Bestand NL-K-16 Deutscher Evangelischer Frauenbund)

Hagener, Edith: "Es lief sich so sicher an Deinem Arm" : Briefe einer Soldatenfrau 1914. Beltz Verlag 1986

Und dann gibt es ein Buch der französischen Historikerin Françoise Thébaud: Les femmes au temps de la guerre de 14. Petite Bibliothèque Payot. 2013
(gibt es nicht in einer deutschen Übersetzung)
 
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