Hausarbeit Zigeuner

Laura111

Neues Mitglied
hallo.
ich muss mit einer freundin zusammen eine hausarbeit schreiben zum thema "normsetzung und normumsetzung gegen Zigeuner und anderes herrenloses Gesindel im 18. Jahrhundert", die auch schon so gut wie fertig gestellt ist. es fehlt nur noch eine schöne einleitung, hinführung zum thema. unsere fragestellungen: • Welche Maßnahmen werden gegen Zigeuner und anderes herrenloses Gesindel im 18. Jahrhundert getroffen?
und vor allem: • Entspricht die Realität den Normsetzungen oder sind Abweichungen erkennbar? -> wir haben festgestellt: viele der gesetzten Normen bleiben in der Praxis erfolglos oder werden gar nicht erst umgesetzt (z.B. Die Streifungen misslingen oft, weil die Behörden auf die aktive Hilfe durch die Bevölkerung angewiesen sind, welche jedoch nicht immer die Bereitschaft dazu zeigen und teilweise den Zigeunern sogar Hilfeleistungen erbringen). uns fehlt noch eine schöne idee, warum wir gerade diese zweite fragestellung gewählt haben? wie wir darauf kommen, dass es vermutlich abweichungen gibt?... kann jemand helfen?? die fragestellung wurde vom dozenten vorgegeben, aber trotzdem braucht man in der hausarbeit natürlich eine schöne hinführung...
 
Und im Titel dieser Hausarbeit steht wirklich: „gegen Zigeuner und anderes herrenloses Gesindel“???

Tut mir leid, no comment.
 
Und im Titel dieser Hausarbeit steht wirklich: „gegen Zigeuner und anderes herrenloses Gesindel“???

Tut mir leid, no comment.

Ich will mal annehmen, dass es nicht nur bei dir, sondern auch in der Themenstellung in Anführungszeichen steht, als Zitat der zeitgenössischen Terminologie.

hallo.
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und vor allem: • Entspricht die Realität den Normsetzungen oder sind Abweichungen erkennbar? -> wir haben festgestellt: viele der gesetzten Normen bleiben in der Praxis erfolglos oder werden gar nicht erst umgesetzt (z.B. Die Streifungen misslingen oft, weil die Behörden auf die aktive Hilfe durch die Bevölkerung angewiesen sind, welche jedoch nicht immer die Bereitschaft dazu zeigen und teilweise den Zigeunern sogar Hilfeleistungen erbringen). uns fehlt noch eine schöne idee, warum wir gerade diese zweite fragestellung gewählt haben? wie wir darauf kommen, dass es vermutlich abweichungen gibt?...

Wenn es diese positiven Abweichungen tatsächlich in größerem Umfang gab, wäre das m.E. doch durchaus eine Motivation für einen solchen Approach. Zumindest ich hätte mit derartigem nicht so ohne weiteres gerechnet, und fände es erfreulich, wenn eure Ergbnisse nicht in irgendeiner Schublade verstaubten, sondern eine breitere Öffentlichkeit (z.B. wir;)) ein bisschen partizipieren könnte.
 
Nun ich würde mit der allgemeinen sozialen Gesamtsituation beginnen,aus der sich dann sowohl die behördlichen Maßnahmen als auch die Unterstützung in der Bevölkerung herleiten lassen-aber auch mich würde interessieren, woher der Passus
"gegen Zigeuner und anderes herrenloses Gesindel" bei Eurer Hausarbeit stammt.
 
Um Anregungen zu einer möglichen Einleitung zu geben, gehst Du zu wenig auf den konkreten Inhalt und den Diskurskontext der Arbeit ein. Beim Thema Normen im 18. Jhdt. kommt man ja eigentlich um Foucault nicht herum (Überwachen und Strafen ? Wikipedia), aber ob ihr überhaupt auf ihn eingeht?

Sprich: Es wäre schön, wenn Du eine etwas detailliertere Schilderung des Aufbaus eurer Arbeit einstellen könntest. Den Vorbehalten bezüglich des Titels schließe ich mich übrigens an.
 
Klingt für mich wie die "Nürnberger Gesetze in Theorie und Praxis". Also musst du Belege für Gesetze oder Verordnungen finden und solche die zeigen wie diese in der Praxis umgesetzt wurden. Wenn Dich die Abweichungen besonders interessieren, dann schreib halt warum. Ich vermute Du findest die Normen an sich reichlich herzlos und interessierst Dich deshalb so für die Abweichungen. Wenn dem so ist, schreib es auch so. Bei einem stramm rechten Prof. kommst Du so vielleicht nicht zu einer guten Note, hast aber morgens keine Probleme beim in den Spiegel gucken.
 
Nun zwischen 1700 und 1800 war Christentum Pflicht.
Aus der Fragestellung, was wurde unter Zigeunern und herrenlosen Gesindel verstanden, was Verstand "die Obrigkeit" darunter ist Euch vielleicht der Gegensatz "Christliche Gesellschaft-vebotene Nächstenliebe" aufgefallen.
Dann Freiheit, Selbstbestimmung bitterste Armut , Unfreiheit und Armut auf der einen Seite,auf der anderen Seite Wohlstand und persönliche Freiheit.

Wer hilft da wem?
 
Nun ich würde mit der allgemeinen sozialen Gesamtsituation beginnen,aus der sich dann sowohl die behördlichen Maßnahmen als auch die Unterstützung in der Bevölkerung herleiten lassen-aber auch mich würde interessieren, woher der Passus
"gegen Zigeuner und anderes herrenloses Gesindel" bei Eurer Hausarbeit stammt.


Gauner, Jauner, Vaganten, herrenloses Gesindel" das ist die Sprache obrigkeitlicher Dekrete aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert.
 
Nun zwischen 1700 und 1800 war Christentum Pflicht.
Aus der Fragestellung, was wurde unter Zigeunern und herrenlosen Gesindel verstanden, was Verstand "die Obrigkeit" darunter ist Euch vielleicht der Gegensatz "Christliche Gesellschaft-vebotene Nächstenliebe" aufgefallen.
Dann Freiheit, Selbstbestimmung bitterste Armut , Unfreiheit und Armut auf der einen Seite,auf der anderen Seite Wohlstand und persönliche Freiheit.

Wer hilft da wem?

Die Zigeuner waren zum großen Teil Christen. Jahrzehntelang verdächtigte man sie Spione der Türken zu sein. Als sie im 15. Jahrhundert erstmals ins Heilige Römische Reich kamen, ging die Sage, dass sie aus Ägypten kamen, woher sie auch ihre Namen bekamen aegitiani, cingani,gitan(e)s, gitanos, Gypsies. Eine Legende sagte, ihre Vorfahren hätten Joseph und Maria Gastfreundschaft versagt, eine andere, sie wären unter der Türkenherrschaft vom christlichen Glauben abgefallen, weshalb ihnen der Papst auferlegt habe, sieben Jahre umherzuwandern. manche Zigeunersippen besaßen im 18. Jahrhundert noch Schutzbriefe Kaiser Sigismunds. Dass sie einst aus Indien kamen, war vielen unbekannt. Der Bandit Hannikel sagte, dass viele seiner Vorfahren noch in Ägypten gezeugt wurden.

Schutzpatronin der Zigeuner ist die "Schwarze Sara" auch Sara a Kali genannt, die nach der Legende im 1. Jahrhundert nach Christus lebte und Maria Magdalena, Maria aus Galiläa und Maria kleopas (Mutter;Tochter, Frau?) um 40 n. Chr vor einer Verfolgung per Schiff nach Gallien flüchteten, wo sie in der Provence und camarque missionierten. Die Schwarze Sara ist der Legende nach in der Krypta der Kirche von St. Marie de la Mer begraben und der Ort ist heute noch ein Wallfahrtsort der Zigeuner.

Das Verhalten gegen Zigeuner bei Streifen und Razzien war im allgemeinen weit brutaler, als gegen Betteljuden oder christliche Vaganten. Trotzdem wurden Zigeuner aber nicht nur als Asoziale wahrgenommen, sondern man begegnete ihnen wegen ihrer Exotik mit Faszination, was sich noch in Volksliedern niederschlägt, vom (wenig) lustigen Zigeunerleben. Mancherorts galten sie sogar als Garanten für bessere Zeiten, und es ging das Sprichwort: "Wo der Zigeuner im Land ist, da ist Freiheit."

Bei den Roma hieß das "Pacipe"- eine Welt, die allen offen steht."

Interessant dürfte ein alter Thread zum Thema sein.

"Wer hängt, kann nicht ersaufen- Räuber und Räuberbanden", wo sich auch Literatur- und quellenangaben finden.


Im 17. und 18. Jahrhunderten, war Christentim in Europa vielleicht vorteilhaft, Pflicht war es schon in Karolingerzeit nicht, denn gegen Gebühr genossen Juden königlichen Schutz. Zur Zeit der Pogrome von Worms und Speyer nutzte ihnen das nicht viel, aber mittelalterliche Herrscher wie Friedrich II. stellte sie als Kammerknechte unter seinen Schutz, und in der Stadt Lucera und auf Sizilien lebten auch Muslime.

Juden waren in manchen strukturschwachen Gegenden sogar willkommene Gäste, da man die wohlhabenderen zur Kasse bitten durfte. 1789 hatte ein Stück eines Herrn Lessing Premiere, "Nathan der Weise" in dem es um Aufklärung und religiöse Toleranz geht.
Der Preußenkönig wollte in Preußen sogar Moscheen bauen, wenn nur das Territorium "peupliert" wird.

Das gilt aber nur für Steuerzahler, und die armen Schlucker, die sich keinen Schutzbrief leisten konnte, wer arbeitslos, arm, alt und vermögenslos war, der keinen festen Wohnsitz hatte, sollte gefälligst draußen bleiben und wurde ausgewiesen, womit wir wieder beim herrenlosen Gesindel sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
In der Umgangssprache haben sich noch Relikte des Romani erhalten ebenso wie im Jenischen. "Bock haben" z. B. Jenische waren ähnlich wie die irischen Tinker europäischer Herkunft, die aber einen nicht sesshaften Lebensstil pflegten wie Roma.
 
hallo.
ich muss mit einer freundin zusammen eine hausarbeit schreiben zum thema "normsetzung und normumsetzung gegen Zigeuner und anderes herrenloses Gesindel im 18. Jahrhundert", die auch schon so gut wie fertig gestellt ist. es fehlt nur noch eine schöne einleitung, hinführung zum thema. unsere fragestellungen: • Welche Maßnahmen werden gegen Zigeuner und anderes herrenloses Gesindel im 18. Jahrhundert getroffen?
und vor allem: • Entspricht die Realität den Normsetzungen oder sind Abweichungen erkennbar? -> wir haben festgestellt: viele der gesetzten Normen bleiben in der Praxis erfolglos oder werden gar nicht erst umgesetzt (z.B. Die Streifungen misslingen oft, weil die Behörden auf die aktive Hilfe durch die Bevölkerung angewiesen sind, welche jedoch nicht immer die Bereitschaft dazu zeigen und teilweise den Zigeunern sogar Hilfeleistungen erbringen). uns fehlt noch eine schöne idee, warum wir gerade diese zweite fragestellung gewählt haben? wie wir darauf kommen, dass es vermutlich abweichungen gibt?... kann jemand helfen?? die fragestellung wurde vom dozenten vorgegeben, aber trotzdem braucht man in der hausarbeit natürlich eine schöne hinführung...

Ich muss sagen, ich habe ein Problem mit dem Begriff "Normsetzung" und Umsetzung, denn es klingt zwar großartig, ist aber, meiner Meinung nach didaktisch wenig geschickt, um zu einer wissenschaftichen Fragestellung zu gelangen. 1. Was verstehen Zeitgenossen überhaupt unter "herrenlosem Gesindel", wie sieht die Lebenssituation von Zigeunern und Vaganten aus? 2. Welche Maßnahmen ergreifen die Obrigkeiten und welche Zielsetzungen stehen dahinter (Stichworte Sozialdisziplinierung, Bettelschübe, Vertreibung, Arbeits- und Armenhäuser. 3. Wie sehen die konkreten Maßnahmen aus, sind Bemühungen erfolgreich, und wenn sie es nicht sind, weshalb scheitern sie. 4. Maßnahmen und Versuche, Zigeuner, oder Jenische sesshaft zu machen, fällt mehr in das 19. Jahrhundert, aber es könnte hilfreich sein, kurz darauf einzugehen.

Die Oper Carmen von Bizet steht übrigens vor diesem Hintergrund, die Protagonistin und ihre Kolleginnen sind gitanas, die in der staatlichen Tabakfabrik von Sevilla (zwangs)beschäftigt sind.

Michel Foucaults Überwachen und Strafen- die Geburt des Gefängnis ist eigentlich Pflichtlektüre, wenn man sich auf diesem Gebiet akademische Kompetenz aneignen will. Für einen Kurzeinstieg ´sind diese schon etwas älteren Bände geeignet sich einen gestraffteren Überblick zu verschaffen: Carsten Küther, "Menschen auf der Straße", derselbe Räuber und Gauner in Deutschland. Lange (Gesellschaft und Kriminalität, zitiert einen Fall in einem rheinischen Territorium, wo um 1700 bei einer Treibjagd eine Zigeunerin und ihr Kind bei der erlegten Strecke aufgeführt wurde.

Christian Wittich, Hannikel eine wahrhafte Zigeunergeschichte ungekürzt in Heiner Boehnke, Christian Sarkowicz Hrsg Die deutschen Räuberbanden 3 Bände, Bd 1. Hannikel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Klingt für mich wie die "Nürnberger Gesetze in Theorie und Praxis". Also musst du Belege für Gesetze oder Verordnungen finden und solche die zeigen wie diese in der Praxis umgesetzt wurden. Wenn Dich die Abweichungen besonders interessieren, dann schreib halt warum. Ich vermute Du findest die Normen an sich reichlich herzlos und interessierst Dich deshalb so für die Abweichungen. Wenn dem so ist, schreib es auch so. Bei einem stramm rechten Prof. kommst Du so vielleicht nicht zu einer guten Note, hast aber morgens keine Probleme beim in den Spiegel gucken.


Seit in grauer Vorzeit einmal die 68er Bewegung gegen 1000 jährigen Mief unter den Talaren aufmuckte, hat sich einiges verändert, und es tummeln sich an deutschen Hochschulen glücklicherweise nicht viele stramm rechte Profs. Kriminalitätsbiologische und rassistische Ansätze wie sie noch Hermann Arnold vertrat, der sich auf den SS- Arzt Ritter stützte und "ererbte, asoziale Anlagen in Zigeuner- und Vagantenfamilien" als Erklärung für Delinquenz ausmachte sind längst überwunden. Im übrigen wahrt man sein Gesicht, nicht nur als Akademiker, am besten dadurch, indem man sich mit Forschungsergebnissen und Kontroversen, vertraut macht. Indem man sich Informationen aneignet und in Standardwerke wie Michel Foucaults "Überwachen und Strafen- die Geburt des Gefängnisses" einliest, lernt Quellen ausfindig zu machen und didaktisch sinnvolle Fragestellungen und Thesen zu entwickeln. Wer gelernt hat, selbstständig zu denken und zu forschen, hat Lobhudeleien nicht nötig, und nach dem Mund zu reden, kann nicht mangelnde Kenntnisse von Quellen und Literatur kaschieren. Geisteswissenschaft funktioniert nicht als Gesinnungs- Tüv, Wissenschaft lebt von Kontroverse- zum Glück, und wer ein Fachgebiet beherrscht, wird seine These auch gegen konträre Positionen verteidigen können und dabei erfolgreicher sein, als ein konformer Typ, dem Grundkenntnisse fehlen.
 
Schutzpatronin der Zigeuner ist die "Schwarze Sara" auch Sara a Kali genannt, die nach der Legende im 1. Jahrhundert nach Christus lebte und Maria Magdalena, Maria aus Galiläa und Maria kleopas (Mutter;Tochter, Frau?) um 40 n. Chr vor einer Verfolgung per Schiff nach Gallien flüchteten, wo sie in der Provence und camarque missionierten. Die Schwarze Sara ist der Legende nach in der Krypta der Kirche von St. Marie de la Mer begraben und der Ort ist heute noch ein Wallfahrtsort der Zigeuner.


Vielleicht erinnert sich von den älteren Semestern noch der Eine oder die Andere an ein Jugendbuch "Mond, Mond, Mond" von Ursula Wölfel und eine gleichnamige Fernsehproduktion, die 1977 im ZDF gesendet wurde. Imo Moszkowicz führte Regie. Nach Kriegsende werden die Waisen Pimmi und Nauka durch eine Razzia von ihrer Sippe getrennt, die sich auf den Weg in die Provence nach St. Maries- de la Mer begeben, wohin ihnen der Mond den weg zeigen soll.
 
@Laura 111:

Ich kann zwar zu deiner eigentlichen Fragestellung nicht viel beitragen, aber ich will nur mal loswerden, dass ich das Thema total spannend finde!
Zum Thema Streifen hatte ich auch schon recherchiert, allerdings nicht speziell welche gegen "Zigeuner" (übrigens gibt es einen Verband, hab den Namen gerade vergessen, der dafür ist sich selbst als Zigeuner zu bezeichnen, da der Begriff "Sinti und Roma" ja eine Reihe anderer Ethnien ausschließt die aber auch zu dieser Gruppe, oder wie man das jetzt politisch korrekt ausdrückt, dazugehören und verfolgt wurden) nicht immer entsprang die Hilfe der Zivilbevölkerung der reinen Nächstenliebe!
Bei meiner Recherche ging es um Räuberbanden und da lag der Mangel der Motivation der Bevölkerung teils daran, dass sie schlicht Nutznießer von deren Umtrieben waren (z.b. ein Wirt für den ein Kalb quasi "auf Bestellung" aus dem Stall eines Bauern gestohlen wurde) oder weil sie von den Bandenmitgliedern eingeschüchtert wurden.
Und natürlich darf man nicht vergessen dass, zumindest für die Freie Reichstadt Hall (wie es wo anders war weiß ich nicht) die Aufwandsentschädigung für die Teilnehmer an den Streifen nicht viel mehr als ein feuchter Händedruck war. Die paar Münzen wurden postwendend im nächsten Gasthaus versoffen.
Da gibt es dann auch noch eine "nette" Anekdote, dass ein auf einem Feld arbeitender Knecht von einem strunzbesoffenen Streifer angeschossen wurde. Oder die Beschwerde eines Gastwirts bei dem eine Gruppe Streifer die Zeche geprellt hatte...
 
@Laura 111:

Ich kann zwar zu deiner eigentlichen Fragestellung nicht viel beitragen, aber ich will nur mal loswerden, dass ich das Thema total spannend finde!
Zum Thema Streifen hatte ich auch schon recherchiert, allerdings nicht speziell welche gegen "Zigeuner" (übrigens gibt es einen Verband, hab den Namen gerade vergessen, der dafür ist sich selbst als Zigeuner zu bezeichnen, da der Begriff "Sinti und Roma" ja eine Reihe anderer Ethnien ausschließt die aber auch zu dieser Gruppe, oder wie man das jetzt politisch korrekt ausdrückt, dazugehören und verfolgt wurden) nicht immer entsprang die Hilfe der Zivilbevölkerung der reinen Nächstenliebe!
Bei meiner Recherche ging es um Räuberbanden und da lag der Mangel der Motivation der Bevölkerung teils daran, dass sie schlicht Nutznießer von deren Umtrieben waren (z.b. ein Wirt für den ein Kalb quasi "auf Bestellung" aus dem Stall eines Bauern gestohlen wurde) oder weil sie von den Bandenmitgliedern eingeschüchtert wurden.
Und natürlich darf man nicht vergessen dass, zumindest für die Freie Reichstadt Hall (wie es wo anders war weiß ich nicht) die Aufwandsentschädigung für die Teilnehmer an den Streifen nicht viel mehr als ein feuchter Händedruck war. Die paar Münzen wurden postwendend im nächsten Gasthaus versoffen.
Da gibt es dann auch noch eine "nette" Anekdote, dass ein auf einem Feld arbeitender Knecht von einem strunzbesoffenen Streifer angeschossen wurde. Oder die Beschwerde eines Gastwirts bei dem eine Gruppe Streifer die Zeche geprellt hatte...


Am skurilsten fand ich dn Fall des Vaganten Holzapfel, einem Mitglied der Bande des Hölzerlips. Dieser wurde bei einer Razzia geschnappt und sollte von Hanau nach Buseck überführt werden. Auf einer Zwischenstation konnte einSchulze am Sonntag nicht einen einzigen Bauern mobilisieren, weshalb er einer alten Frau den Auftrag gab, Holzapfel zu bewachen. Der wurde allerdings der Fußmarsch zu beschwerlich, weshalb sie ihren 10jährigen Enkel damit beauftragte. Der begleitete Holzapfel einige Kilometer weit und gab ihm den Auftrag, alleine bis zum nächsten Amt weiterzulaufen und sich dort einen neuen Bewacher zu suchen. Holzapfel lief natürlich nicht zum Schulzen, somndern schlug sich schleunigst in die Büsche.
Der Räuber Johann Grasmann konnte dank der Unterstützung eines Bewachers fliehen. Nachdem die Streifer ihr Pulver auf den flüchtigen Grasmann verschossen hatten, setzte dessen Patensohn Johann Adam Heusner noch einen drauf und flüchtete ebenfalls.
 
Wobei diese Räuberbanden mit den Zigeunern relativ wenig zu tun hatten.Das war eine andere Klientel,die sich da zusammenfand, meist entlassene Soldaten ,entlaufene Handwerksburschen o.ä. Die Holländer-Bande, die Banden vom Hölzerlips, Schinderhannes, Mahnefriedrich oder Leichtweiß weisen m.W. keine Zigeuner auf.
Daß diese Banden die Unterstützung der einfachen ländlichen Bevolkerung genossen mag auch daran gelegen haben,daß sie selbst aus diesen Kreisen stammten und zum anderen die Präsenz der Staatsgewalt auf dem flachen Land eher dürftig war
 
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