Haustiere bei den Germanen

Rinder, Schafe, Schweine und Pferde. Die germanischen Tiere waren in der Regel kleiner, als ihre römischen Artgenossen. Die Pferde waren ehr klein und unansehnlich, ähnlich dem norwegischen Fjordpferd. Caesar schreibt, dass die gallischen Adeligen gerne Pferde aus römischen Zuchtgebieten (Spanien, Nordafrika, Sizilien, Kappadokien) importierten und das taten auch die Germanen. Diese waren allerdings recht erfolgreiche Rinderzüchter.
 
Ich habe in einem Buch gelesen, dass T. Hommsen in seinem Werk "Römische Geschichte" (veröffentlicht in Berlin 1919) über den Zug der Kimbern und Teutonen volgendes schrieb: "Eswar ein wunderbarer Zug (...). Der Karren (...) wo sich (...) Platz fand für die Frau und die Kinder und selbst für den Haushund." Dem zufolge hatten die Germanen zu dieser Zeit schon den Hund domestiziert. Stimmt das?
 
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Ich habe in einem Buch gelesen, dass T. Hommsen in seinem Werk "Römische Geschichte" (veröffentlicht in Berlin 1919) über den Zug der Kimbern und Teutonen volgendes schrieb: "Eswar ein wunderbarer Zug (...). Der Karren (...) wo sich (...) Platz fand für die Frau und die Kinder und selbst für den Haushund." Dem zufolge hatten die Germanen zu dieser Zeit schon den Hund domestiziert. Stimmt das?


Soweit ich weiß, ist der Hund das allererste Tier, das der Mensch domestiziert hat, und zwar schon in grauer Steinzeit.

Bei dem von Dir erwähnten Buchautor handelt es sich übrigens um einen Herrn namens Mommsen.
 
Nachweisbar sind außerdem Hühner. Literaturtip:
Krüger et al, Die Germanen, 2 Bd, Berlin 1988 an verschiedenen Stellen
Nicht das alleraktuellste aber sehr umfassend und da chronologisch aufgebaut mehrfach zum Thema kommend.

Bye

Suedwester
 
Unter den Hunde der Germannen (oder allgemein - der Barbaren) kann man vor allem zwei haupte Typen zeugen. 1. grosses Hund, ahnlich mit Wolf. Diese Hunde wurden genau mit Wolfen bis Mittelalter gekreuzt. Und 2. kleine, aber massive Hunde, die Vorfahrer der Teckeln.

Rinder und Schweine waren viel kleiner und waren nur teilweise die "Haustiere". Sie haben vorwiegend die ganze Zeit in dem Wald gelebt. Die Barbaren haben die speziellen fur Rinder bestimmten Wiesen nicht gekennt, weil bei jeder solchen Weise ein mindestens 3-jahrigen Gebrauch-Zyklus verhaltet werden musste. Die Schweine haben auch ausser der Siedlung gelebt und wurden von Mitglieder der Stamm gewacht. Das hatte auch diesen Sinn, um sie regelmasig mit Wildschweine zu kreuzen. Die Spuren solcher Sitte beobachten wir heute zB im Spanien bei der Zuchtung der beruhmten spanischen "guerras"-Schweine.
 
Vielleicht kann diese Buch helfen:

Norbert Benecke:
Archäozoologische Studien zur Entwicklung der Haustierhaltung in Mitteleuropa und Südskandinvien von den Anfängen bis zum ausgehend Mittelalter.Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 46. (Berlin 1994)
 
Neben den bereits erwähnten Haustieren sollen es auch Hausgans und Haustaube gewesen sein.

Bei den in Siedlungen aus der vorrömischen Eisenzeit gefundenen Tierknochen handelt es sich überwiegend um Haustiere, so dass man davon ausgehen kann, dass Viehzucht als Beschaffung von fleischlicher Nahrung eine große Rolle spielte. Nebenprodukte waren Milch, Wolle, Felle (die man zu Leder gerbte), Ziegen- und Pferdehaare (aus denen man Seile und Decken fertigte). Aus den Knochen schnitzte man Gegenstände wie z. B. Nadeln. Also Verwertung des ganzen Tieres.

In einer Siedlung im Lkr. Leer lag z. B. der Rinderanteil bei über 50 %, Schaf/Ziege ergaben 20 % und nur 15 % waren vom Schwein. Der Schweineanteil war abhängig von der Möglichkeit, die Tiere in den Wäldern mästen zu können. Auch das Pferd wurde als Schlachttier gehalten. Zwischen 8 und 10 % der Knochen stammen von ihm. Die Pferde wurden bereits im 1. Lebensjahr geschlachtet, so dass man davon ausgehen kann, dass sie auch wirklich als Fleischlieferant dienten und nicht nur als Reit- und Zugtier.

Und man vermutet, dass auch "Hund nach Art des Hauses" serviert wurde...
 
Gehört zwar nicht zu den Haustieren, aber interessant. Fisch wurde damals nicht so gemocht. Im Gegensatz zu den Germanen waren die slawischen Stämme ausgezeichnete Fischer. Viele Begriffe im Zusammenhang mit Wasser sind in die deutsche Sprache eingeflossen: z.B. Dorsch, Plötze, Ukelei, Zeese, Nerz.

Hauskatzen waren um die Zeitenwende in Germanien noch weitgehend unbekannt und auch Hühnerhaltung nicht sehr verbreitet.
 
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Hauskatzen waren um die Zeitenwende in Germanien noch weitgehend unbekannt und auch Hühnerhaltung nicht sehr verbreitet.

Katzen kamen erst im Laufe der Völkerwanderungszeit in unsere Breitengrade. (Interessanterweise war mal die Ausfuhr von Katzen aus Ägypten verboten; was wohl mit der Verehrung der Göttin Bastet zusammenhängen wird. Phönizier haben sie geschmuggelt. Das nur am Rande.)

Möglich, dass die Germanen evtl. die Eier von Vögeln gesammelt haben könnten? Oder sogar Vögel gefangen und verzehrt haben?
 
@ Ostrogotha: Möglich, dass die Germanen evtl. die Eier von Vögeln gesammelt haben könnten? Oder sogar Vögel gefangen und verzehrt haben?

Ganz sicher wird man Vogelkolonien (Möwen) geplündert haben, wo immer sich die Gelegenheit dazu bot.
Und die männliche Jugend wird jede Chance zur Jagd auf Vögel genutzt haben, so wie es noch bei unseren Urgroßvätern üblich war.

Nur sind alte Vogelreste im Freiland archäologisch schwer nachweisbar, besser sieht es in Höhlen und ehemaligen Tierbauen aus.
 
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Weiß jemand etwas über Falknerei bei den Germanen?
Taubenzucht? Eventuell zur Übermittlung von Botschaften? Oder für den Kochtopf.
 
Wenn mich nicht alles täuscht, galten Tauben den Germanen als Vögel des Todes. Die werden sie dann wohl nicht gezüchtet haben. Ihre positive Bedeutung bekamen sie (zumindest in "Germania") erst im Mittelalter als die christlichen "Seelenvögel" ...

Falknerei? Falken brauchen offenes Gelände, damit hat man schon gewisse Einschränkungen. In einigen Stammesrechten sind Falken aber erwähnt.
Bye

Suedwester
 
Ganz sicher wird man Vogelkolonien (Möwen) geplündert haben, wo immer sich die Gelegenheit dazu bot.
Und die männliche Jugend wird jede Chance zur Jagd auf Vögel genutzt haben, so wie es noch bei unseren Urgroßvätern üblich war.

Nur sind alte Vogelreste im Freiland archäologisch schwer nachweisbar, besser sieht es in Höhlen und ehemaligen Tierbauen aus.


Bałtycki Ptaszku, die Eier der Mowen wurden noch in 1960-en Jahren allgemein von Konditoren aufgekauft. Sie haben diese Eier zum Kuchen zugegeben, um die intensive gelb/orangen Farbe zu produzieren.


paradiddle@: die Tauben, die wir heute zuchten und in unseren Staatde sehen konnen, wurden wahrscheinlich ernst von Phoenizien domestiziert. Diese Tauben sind aber die Nachkommen von den Tauben Columba livia ("Felsen-Tauben"), die aus Gebirgen von Sudeuropa und Westasien stammen. In Mittelalter, zusammen mit der Entwiecklung der Stadte, haben die Tauben genau in den Stadte zu wohnen angefangen, vor allem in den Turme der Kirschen, weil die grosse Hoche ihre naturliche Umwelt ist. Und dann haben Leute zu glauben angefangen, dass Anwesenheit der Tauben das Zeichen der Vorsehung ist. In Europa werden aber die Tauben (Columba livia domestica) regelmasig erst seit XVII Jhdt gezuchtet. Die Taubn wurden zuerst fur zwei Grunde gezuchtet - fur Eier und Fleisch. Die Fleischbruhe aus Tauben ist bis heute fur kranken Kinder in vielen Punkte Europas gekocht. Diese Suppe wurde immer in Volks-Medizin fur Medikament gegen Anamie und Lungen-Krankheiten gehalten.

In Nordeuropa gibt es aber vier heimiche Tauben-Gattungen. Am meisst popular sind die Tauben Columba palumbus, die Wald-Tauben, die heute gejagt werden. Drei andere sind aber in meissten Staaten von Recht geschutzt : Streptopelia turtur, Columba oenas und Streptopelia decaocto. Alle diese Tauben, ausser Streptopelia decaocto, sind aber die wanderen Vogeln, die in Nordeuropa nur einen Teil des Jahres verbrige und auf diesem Grund taugen sie einfach nicht fur Domestifikation. Die afrikanischen Tauben Streptopelia decaocto wurden der erste mal in 1835 in Bulgarien beobachtet und in Westeuropa um 1940.

Uber Falknerei kann man bei Germannen nicht sprechen. Dieser Kunst stammt aus Asien, vor allem aus Steppenlander, wo Falkenrei meisst dynamisch entwieckelt wurde. Die Mongolen waren zB von ihren Falken-Liebe bekannt. Die Fundamente von Falkenrei in Europa hat Konstantin der Grosse gebaut, aber allgemein wurde es seit Merowingen getrieben.
Und von Anfang war das hobby von Adelingen, wie auch in Asien, da die Falken bleiben praktisch wild. Der einzige, der der Mann mit den Falken machen kann - ist sie zu lehren, um Anwesenheit des Treners zu akzeptieren und seine Befehlen zu gefertigt. Der Kontakt mit Mensch muss aber permanent sein und man muss die Vogeln taglich trenieren. Zwei Stunden pro Tag ist ein absolutes Minimum. Man muss auch die entschprechende Diete und die angemessenden Lebensverhaltnisse versichern, was einfach zeitraubend ist. Man sagt: "Falkenrei ist Kunst, wie die wenigste Menge der Fehlern zu machen". Also Falknerei ist die Beschaftigung ausschlislich fur Spezialisten.
 
Danke Bartek für deine qualifizierte und ausführliche Antwort. Kennst Dich sehr gut aus. (Du hast einen niedlichen Akzent beim Schreiben)

Mir fällt aber eine andere Frage zu Tieren ein. Es ist bekannt, dass im Lauf der Jahrhunderte viele Tiere ausstarben.
Welche Tiere lebten noch im Germanien um 300 n.Chr. ?

@Helma:
Eine Steinplatte mit Hyroglyphen der Taube ans Bein *lach
Ne, ich dachte evt kleine Ästchen. Ein weißes bedeutet okay, ein schwarzes Alarm, ein rotes Blut....
 
Eine Steinplatte mit Hyroglyphen der Taube ans Bein *lach
Ne, ich dachte evt kleine Ästchen. Ein weißes bedeutet okay, ein schwarzes Alarm, ein rotes Blut....
Nur mal nebenbei: Die Germanen kannten meines Wissens keine Hyroglyphen...
Und, abgesehen davon, wenn man für jedes Wort eine andere Farbe nimmt, braucht man ja unglaublich viele Farben.
 
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