Nun sind aber die Zusammenhänge von Völkerwanderung und dem Zusammenbruch der Westhälfte des Imperium Romanum, wenn auch zu kurz gesprungen, nicht von der Hand zu weisen.
Schon hier könnte man vorsichtig widersprechen. Völkerwanderung? Wanderung , ok, ja.
Aber Völker?
Nationen und Ethnien nach unserem heutigen Verständnis eher nicht.
Warlords mit einem Sammelsurium an Kriegern, ständig neu entstehende Gruppierung, natürlich begleitet von Tross, "Followern" und Tingeltangel, aber Völker?
Alleine wie viele sogenannte "Goten"-Gruppierungen kennen wir? 10? 15? Mehr? Alles Völker?
Und wie unterschieden sie sich von Rugiern, Gepiden, Herulern, Wandalen, Skiren usw.?
Durch unterschiedliche Warlords, oder war da noch mehr?
Natürlich sind damals "Barbaren" im römischen Reich aufgetaucht, aber lange Zeit hat das Reich sie problemlos und mit Freuden integriert.
Das wird viel zu oft vergessen.
Probleme gab es, wenn die Warlords zu mächtig wurden, zu viele Krieger um sich sammelten.
Und wenn die römischen Herrscher eher Eigen- als Staatsinteressen folgten.
Aber das war eben kein Problem, was man unter "Migration" aufführen würde, das waren eher Probleme, die aus dem römischen System der Hilfstruppen, Föderaten, Klientel und "echten" Militärs erwuchs, zu weiten Teilen hausgemacht.
Die meisten der Anführer, die schließlich Rom besiegten, trugen irgendwann einen Titel wie "Magister militum".
Migranten waren das keineswegs mehr.
Sowohl von der Geschichtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, als auch von modernen Historikern wie Heather werden da aber durchaus Parallelen gezogen, und die werden zu Recht kritisiert. Und da sind eben jene Historiker gerade nicht schuldlos.
Das Bild der Völkerschaften, die vor dem Krieg im Osten (Syrien? Oder doch Hunnen?) zu "uns" [sic!] fliehen und um Aufnahme bitten, und dadurch den Zusammenbruch des Abendlandes einleiteten hat sehr lange Zeit die Forschung dominiert und scheint wieder zu kommen.