Helm von Sutton Hoo

C

Curiosus

Gast
Hallo Forumsfreunde,

wie ist eure Meinung zum Sutton Hoo helmet, der in England gefunden wurde und um das Jahr 625 datiert wurde. (Bild unten). Wie effektiv wäre ein solcher Helm im Kampf gegen die Waffen der damaligen Zeit?
Offensichtlich schützt er den Kopf sehr gut, aber wenn man auf der anderen Seite das eingeschränkte Gesichtsfeld und das hohe Gewicht (2,5 kg) betrachtet



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aber wenn man auf der anderen Seite das eingeschränkte Gesichtsfeld und das hohe Gewicht (2,5 kg) betrachtet
Wie schwer war denn ein durchschnittlicher Helm? Denn das Gewicht kann ja in der Argumentation nur dann eine Rolle spielen, wenn es so außerordentlich hoch war, dass es a) kaum zu tragen war und b) außerhalb jeder „Helmgewichtsnorm“ war.
 
These ohne Beleg: Ein derartig aufwendig hergestellter Helm war kein "Kampfhelm". Der Aufwand war immens und diente im Zweifel der demonstrativen Repräsentation, um Eindruck zu machen durch Reichtum. Er war eher ein Instrument der Herrschaftsausübung, wie Prunkrüstungen in Allgemeinen
 
Zumal das gute Stück schon nach dem ersten kleineren Gefecht ziemlich ramponiert ausgesehen hätte.
 
Hallo

@Stilicho
Zumal das gute Stück schon nach dem ersten kleineren Gefecht ziemlich ramponiert ausgesehen hätte.
Spricht, aber auch nicht dagegen, zumal einige der sog. Spangenhelme des 7.-8.Jhj. auch Gebrauchsspuren aufweisen. Viel wichtiger für den Suutoo-Hoo Helm als Prunkhelm,etc, wie schon @thanepower andeutete, ist der Grabfund selbst. Der ist dermaßen prunkvoll, mit Kilos an Goldgegenständen, daß man annehmen kann, daß diese Funde nur als Grabbeigabe angefertigt wurden und nicht für den tägliche Gebrauch (so ist die Geldbörse-tasche wohl für den täglichen Gebrauch etwas schwer).

mfg
schwedenmann

P.S. Zu Gewichtsangaben bei Spangenhelmen habe ich auf die Schnelle nichts gefunden, selbst in der Monographie (Kopie als pdf) zum Helm von Baldenheim (1902?) habe ich keine Gewichtsangabe gefunden, auch nicht zum Gewicht der dort aufgeführten anderen Spangenhelme.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieser Helm ist so aufwendig gestaltet dass er zu Lebzeiten eine hohe Symbolkraft hatte, oder dass im Falle einer Totengabe die Beerdigung erst viele Monate nach dem Tod erfolgte.
Bedeutend erscheint mir dass mit diesem Gesichtshelm auch auf große Entfernung ein König oder Heerführer als solcher erkennbar war.
Er entspricht der Konfrontation von Heerführern vor einer Schlacht, manchmal mit Schmähreden.
Ein römisches Heer hingegen imponierte eher durch den sichtbaren Militärapparat, durch geschlossene und unabhängig voneinander operierende Formationen.
Andererseits: ein römischer Militärhelm wog auch ca. 2 kg.
Der Träger des Helms von Sutton Hoo sollte niemals selber kämpfen, immer vom Kern seiner Truppen umgeben und allenfalls vor Fernwaffen geschützt sein.
Im Nahkampf wäre der Träger eines solche Helmes gegenüber einem leichtbewaffneten aber agilen Gegner immer unterlegen.
Also: Symbolwaffe mit Schutzwirkung. Beeindruckend im Frieden, im Kampf weniger nützlich.
 
würde mich deiner Argumentation im Prinzip anschließen. Der Helm wirkt tatsächlich eher wie ein Statussymbol. Andererseits, massive Helme wurden ja später zuhauf von europäischen Rittern verwendet, die im Mittelalter die Schlachtfelder dominierten (jedenfalls bis Agincourt). Wenn der Kopf so gut geschützt wie in diesem Fall kann der Kämpfer sich bei der Deckung auf andere Körperteile konzentrieren.
 
Es erscheint mir doch als recht unwahrscheinlich, dass der abgebildete Helm "um das Jahr 625 datiert wurde".
 
Naja, spätestes Todesdatum für König Ræedwald, Münzfunde. Weiß jemand etwas über die Datierung der Holzfunde? Eine zerstörungsfreie Holzringdatierung wäre ja mit Untersuchung im CT möglich.
 
Aufgrund der Menge an Gold und Edelsteinen am Helm selbst und im Kontext des Grabes lässt sich schließen, dass der Träger zur Oberschicht gehörte.

Wer den Helm trägt, kann schlecht sehen und auch nur schlecht hören. Das wäre für einen Feldherrn eigentlich schon ungünstig, vorausgesetzt man legt überhaupt Wert auf Kommunikation und Koordination.

Wichtig ist aber, dass nicht alle Helme wirklich zum Kampf dienen. Stark geschlossene Helme kennen wir von römischen Gladiatoren, die bekanntlich Einzelkämpfer waren. Maskenhelme sind auch von römischen Fahnenträgern und als Paradehelm der Reiterei (für ihren Reitsport Hippika gymnasia) bekannt.
Kurzum, ich denke, das aufgrund des vielen Edelmetalls und der Edelsteine ein Prunk- und Paradehelm war.

Auszuschließen ist immerhin, dass es eine Totenmaske war, da der Tote den Helm im Sutto-Hoo-Grab nicht trug. Ich denke auch nicht, dass der Helm extra als Grabbeigabe hergestellt wurde. Dafür ist der Helm einfach zu funktionstüchtig und aufwändig gearbeitet.
 
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Die Römer haben sich jedenfalls bei vielen Helme für ihre Ohraussparungen ziemlich viel Mühe gegeben, damit die Legionäre auch gut hören können.
Das Thema Funktionalität römischer Maskenhelme - insbesondere auch die Frage der Einschränkungen der Sicht und des Gehörs - wurde hier im Forum vor Jahren diskutiert: Helmmasken bzw. Maskenhelme

Konkret zu Sutton Hoo: Dieser Helm hat einfach keine Aussparungen für die Ohren und die Wangenklappen liegen eng an der Maske an. Der Träger eines solches Helm hört auch ziemlich wenig.
 
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Der Helm funktioniert, weil er einen Kern aus Eisen hat und nicht nur aus dünnem Gold- und Silberblech besteht. Dass die Dekoration im Kampf schnell schaden nehmen würde, ändert nichts daran, dass der Helm an sich funktinieren würde.

Sieht mir aus wie ein Osterei.
Wenn du den Helm schon österlich findest, wird die der prunkvolle Wetzstein von Sutton Hoo noch mehr gefallen. Der König von Sutton Hoo muss eine ziemlich schillernde Persönlichkeit gewesen sein.;)
Der Kontext des Helmes ist ein extrem prunkvolles und reiches Grab. Viele Gegenstände sind einmalig und ohne echte Vergleichsfunde. Und es gibt eine Menge "Gebrauchsgegenstände", die über und über mit Gold und Edelsteinen besetzt sind, von denen man es im 21. Jahrhundert nicht erwartet.
 
Ist das so? Das mit dem eingeschränkten Sichtfeld mag ich ja noch einsehen, aber warum schlecht hören? Metallblech ist jetzt nicht unbedingt das geeignete Mittel zur Schallisolierung.

Das Problem beim hören dürfte sein, das der Schall nicht mehr direkt ans Ohr kommt. So das die Ortung der Richtung nicht mehr funktioniert. Nur ist die Frage ob der Träger überhaupt viel hören musste. In der Zeit wurde viel im Schildwall gekämpft. Und gerade da ist ein guter Helm, weil schwere Infanterie, wohl Gold wert.
 
Sieht mir aus wie ein Osterei.

Den Vergleich mit dem Osterei finde ich aufgrund der auffallend ovalen Form recht treffend, allerdings wäre es eines, das nicht sofort kaputt geht, wenn es auf den Boden fällt.
Ich denke ebenso wie Maglor, dass die Panzerung sehr robust ist, wofür schon das hohe Gewicht spricht. (Wobei Gold auch ein hohes Gewicht hat und es bekanntlich nicht eben sehr stabil ist).
Da der Kopf, wenn meine Annahme richtig ist, also sehr gut geschützt wäre, könnte man sich bei der Abwehr dann eher auf andere Körperteile konzentrieren, was ja durchaus wünschenswert wäre.
 
Die Öffnungen für die Augen sind recht groß. Viele tragen heute kleinere Brillengläser beim Autofahren. Ritter sahen wohl oft weniger.
 
Also Entschuldigung,
der eingangs abgebildete Helm ist doch eher aus metallisiertem Polybuthylenteraphtalat als ein Fundstück aus dem frühen Mittelalter.
 
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