Henkersturm Funktion?

Canoidea

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Guten Abend, hatte der Henkersturm einer Burg aus dem MA auch eine andere Funktion, als für den Henker als Wohnstätte zu dienen ?
Danke :winke:
 
Guten Abend, hatte der Henkersturm einer Burg aus dem MA auch eine andere Funktion, als für den Henker als Wohnstätte zu dienen ?
Danke :winke:

Um welche Burg geht es denn konkret, die einen eigenen Turm für einen Scharfrichter, sozusagen als Dienstwohnung besaß. Viele Scharfrichter besaßen eigene Häuser,und in der Regel lebten Scharfrichter in Städten, die über die peinliche Gerichtsbarkeit verfügten. Viele kleinere Herrschaften zogen es vor, aus einer benachbarten Stadt einen Henker zu mieten, als die Besoldung eines eigenen Scharfrichteramts auf sich zu nehmen. Um 1700 musste die Stadt Amsterdam sich für mehrere Exekutionen einen "Fachmann" aus Haarlem kommen lassen. Henker verfügten über gute anatomische und medizinische Kenntnisse, da sie Delinquenten gesund pflegen mussten. Sehr gut denkbar ist, dass ein solches Gebäude als Gefängnis, bzw. Lazarett für Delinquenten genutzt wurde
 
Es geht um ein Buch (Phantasy zwar), welches ich schreibe. Zumindest will ich mich architektonisch u. geschichtlich einigermaßen der Richtigkeit anpassen. Die Szene beschreibt die Burg im Wandel der Zeit, ab 1540 bis etwa 1700. Wohnung alleine war mir eben zu wenig, das Lazarett und Gefängnis leuchtet mir ein.
 
Der "Henkersturm", so es einen gab, befand sich anscheinend normalerweise nicht in einer Burg, sondern in der Stadtmauer oder sonstwo in einer Stadt. Da Henker als "unehrlich" galten, sollten sie möglichst abgesondert wohnen, mitunter gar außerhalb der Stadtmauern.
 
Könnte der Henkersturm (oder Henkerturm?) nicht auch ein Teil der Zwingermauer gewesen sein? Also in die Einfriedung miteingebaut, oder nur Teil der Stadtmauer?
 
Die Wikiartikel über den Henkerturm in Nürnberg und das Henkertürmchen in München sind sehr aufschlussreich dahingehend, dass die Benennung der Gebäude sekundär erfolgte.
In München lag das Haus des Henkers in der Nähe, in Nürnberg wurde der nutzlos gewordene Turm, nachdem er keine Verteidigungsfunktion mehr hatte, erst zum Quartier des Henkers.
Auch interessant ist - wenn der Zusammenhang von mir jetzt aufgrund der wenigen mir zugrundeliegenden Informationen zu sehr konstruiert ist - dass das Henkertürmchen in München ein Abort war. Zu den Aufgaben des Henkers gehörte nämlich neben dem blutigen Geschäft noch eine ganze Reihe weiterer unappetitlicher Aufgaben. Dazu gehörte das Abdecken, in manchen Orten die Kontrolle der Prostitution und meist auch das Reinigen von Aborten.
Das also ein Henker in der Nähe eines solchen Abortes wohnte und dieser Ort deshalb nach ihm benannt wurde, ist ziemlich naheliegend.
 
Im Norden Deutschlands war die Fronerei der Wohnort des Henkers. Praktischerweise befanden sich dort auch die Gefängnisse und die Folterkammer. Dabei darf man sich die Folterkammer nicht zu klischeehaft vorstellen. Sie war kein düsterer Keller, sondern ein Raum, wo der Henker seine Geräte praktischerweise aufbauen und anwenden konnte. Haken an der Decke genügte oft.
Die Wohnung eines Henkers durfte nicht zu klein sein, denn er war verpflichtet, einen Gewerbegenossen über einen gewissen Zeitraum ohne Berechnung von Kost und Logie bei sich aufzunehmen.
 
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