Herkunft der Bezeichnung Griechisch-Römisch?

Da nun geklärt ist, wo man die Fragen unterbringt, will ich die Gelegenheit gleich mal nutzen!
Die Olympische Spiele sind wohl die bekanntesten Wettkämpfe auf der Welt. Das Gleiche, gilt für die verschiedenen Sportarten, die dort ausgetragen werden.

Die Idee, der Olympischen Spiele, stammt ja aus dem alten Griechenland. Wo sie zum ersten Mal im Großen Umfang im Jahre 708 v. ausgetragen wurden. Bitte, fühlt euch jederzeit berufen, mich zu ergänzen, sollte mein Wissen, Lücken aufweisen.

Der Fünfkampf gehörte ja zu bekanntesten Disziplinen :https://de.wikipedia.org/wiki/Pentathlon
Insbesondere, der Ringkampf, war ja hoch angesehen. Und das bringt mich auch zu meiner Frage! Die Variante des Ringens, welche sich heute als "Griechisch Römisch" bezeichnet, stammt eigentlich gar nicht aus Griechenland bzw. wurde nicht von dort übernommen. Sondern, von meinem sportbegeisterten französischen Soldaten entwickelt! Laut der Seite des Weltringerverbandes, irgendwann in den 40er Jahren des 19. Jhd.
https://uww.org/organisation/history-wrestling-uww
Daher frage ich mich schon, wie man seinerzeit auf den Trichter kam, diesen französischen Sport, als griechisch zu betiteln?

Nebenbei bemerkt, die Hellenen, waren eine Kultur mit Schrift! Somit müsste doch es doch eigentlich, genug Material geben, anhand dessen, man wirklich herausfinden kann, wie genau das Ringen in Griechenland aussah oder besser nach welchen Regeln es praktiziert wurde?

Griffel schrieb:

die Hellenen waren eine Kultur mit Schrift! Somit müsste doch es doch eigentlich genug Material geben, anhand dessen man wirklich herausfinden kann, wie genau das Ringen in Griechenland aussah oder besser nach welchen Regeln es praktiziert wurde?

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Das ist eine falsche Schlussfolgerung.
1.) Es muss ein Interesse gegeben haben, die Regeln aufzuschreiben.
2.) Es muss ein Interesse gegeben haben, diese Regeln immer wieder abzuschreiben und das in einer Zeit, in der Ringen - vielleicht auch wegen der in Zeiten der Prüderie als sexualisiert wahrgenommenen Art der Auseinandersetzung - nicht praktiziert wurde. In Zeiten, die weitgehend illiterat waren.

Schreibstoff war teuer und somit waren eher die außergewöhnlichen Dinge es wert niedergeschrieben (und durch kopieren transmitiert) zu werden. Sportliche Regeln - sofern sie alle Praktizierenden kannten und sich daran hielten - mussten daher nur dann festgehalten werden, wenn ihre Einhaltung ungesichert war. Somit ist ein Interesse daran sie aufzuschreiben zwar denkbar und sogar wahrscheinlich, aber nicht zwingend.
Vielleicht konnte man aus den Oden des Pindar gelegentlich ein Schlaglicht auf eine Regel eine Sports erhaschen.

Griffel schrieb:

Die Variante des Ringens, welche sich heute als "Griechisch Römisch" bezeichnet, stammt eigentlich gar nicht aus Griechenland bzw. wurde nicht von dort übernommen. Sondern, von meinem sportbegeisterten französischen Soldaten entwickelt! [...]
Daher frage ich mich schon, wie man seinerzeit auf den Trichter kam, diesen französischen Sport, als griechisch zu betiteln?

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Vermutlich, weil man diesen Sportstil als Wiederbelebung des antiken Ringens sah, wie man es von Darstellungen kannte. Es gibt Mosaike, schwarz- und rotfigurige Keramik, Reliephs, Statuen und Fresken aus der Antike, welche Ringer zeigen. Das eine oder andere Stück dürfte um 1800 bereits bekannt gewesen sein, schließlich betrieb man seit der Renaissance eine Art Proto-Archäologie. Die Bonapartes auf dem Thron von Neapel förderten ganz besonders die Ausgrabungen in Pompei.

(Mutmaßlich) von Philostratos, einem Autor des 3. Jhdts. n. Chr., ist ein Werk "Über Gymnastik" über verschiedene Olympische Disziplinen, darunter auch das Ringen, erhalten: Philostratos über Gymnastik [microform] : Jüthner, Julius, 1866-1945 : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive

[geschrieben vor El Quijotes Antwort:]

zu 1: Offensichtlich hatte da jemand ein Vorbild, über das er. aber nicht viel wusste oder das er nur ehren wollte. Im Kopf habe ich, dass es beides war.

zu 2: Plinius verfasste sogar eine Schrift darüber, wie man den Speer vom Pferd aus wirft. Sie ist, wie vieles andere, nicht auf uns gekommen. Es hängt vom Zufall ab, was da überliefert ist. Und natürlich auch von dem Zufall, was überhaupt beschrieben wurde. Such mal im Forum. Dazu gibt es schon einen ganzen Faden.

[geschrieben nach El Quijotes Antwort:]

Griffel, mir ist schon öfter aufgefallen, dass du dich vielleicht erstmal mit Quellenkunde beschäftigen solltest. Dabei geht es darum, was es überhaupt für Quellen gibt und wie sie zu beurteilen sind, sowohl allgemein, als auch konkret. Der quasi allgemeine Teil erklärt für Antike und Mittelalter schon eine ganze Menge. Und für die Neuzeit ist eine ganze Menge dazu zu erkennen, warum zu bestimmten Themen mehr und zu anderen weniger Literatur existiert. Das liegt selbst da oft gar nicht am "Interesse" der jeweiligen Historier, sondern daran, wie die Quellenlage ist und wie gut die Quellen erschlossen sind. 1933-1945 herrschte z.B. in Deutschland eine Ordnungs- und Aktenwut sonder gleichen, ähnlich wie später in einigen sozialistischen Staaten. Das hat nicht nur lange die Sichtweise auf beide Phänomene als Totalitarismus geprägt, es gibt auch die Grundlage für immer neue Ansätze und Themen, die erforscht werden.

Was den Sport angeht gaben im 18. und frühen 19. Jahrhundert auch einige Leute ihre (Kampf)sportarten als auf antiken Schriften oder Traditionen basierend aus. Mangels genügender Quellen konnte das gar nicht stimmen. Noch Ende der 80er gab es eine kleine Welle, die das neu belebte (und nicht zu verwechseln ist mit sportlichen Rekonstruktionen seit den 60ern). Und in Zeiten des Netz wird es sicher auch irgendwann wieder an die Oberfläche gespült werden. *seufz* Wieso benutze ich hier die Zukunft?

Wikipedia äußert sich im Pankration-Artikel schon viel zu positiv. Für die im frühen 19. Jahrhundert weitgehend ausgestorbene HEMA (Historische Europäische Kampfkunst) gibt es viel bessere Quellen, die Äußerungen der relevanten Stimmen sind aber wesentlich vorsichtiger dazu, wie historisch es ist, was an der bei solchen Rekonstruktionen nötigen Quellenkritik liegt: Viele wichtige Grundlagen erklären die Quellen z.B. nicht. Es wurde eben nur aufgeschrieben, was sinnvoll erschien. Und die Grundlagen waren das Brot des Fechtlehrers.

Die Antike hatte dann wieder andere Ansichten dazu, was wert war, darüber zu schreiben.

Pankration bei Wikipedia:

Pankration – Wikipedia

Vgl: Pankration - Wikipedia