Herrschaftsinszenierung im Dritten Reich

Oder mein Großvater mütterlicherseits:"Du bekommst den Befehl, und so rennst Du los und steigst auf. Beim Anflug denkst Du nur an Deine Frau und die Kinder und schon bald bist Du in Reichweite. Die Hölle bricht los um Dich herum. Du suchst Dein Ziel und hälst mit allem drauf. Ich habe es nicht bemerkt, das meine Maschine in Flammen steht. Ich konnte nur noch abdrehen und dann Aussteigen. Am Boden habe ich mir den Rücken verknackst und den Durchschuß im Bein hatte ich nicht bemerkt. Und damit war der Krieg für mich beendet."
 
ich denke, es wird dem Anliegen des Thread-Starters nicht gerecht, wenn jetzt persönliche Familienerinnerungen erzählt werden.

Es sollte doch weiter um Herrschaftsinszenierung im 3. Reich gehen.
 
Wir haben hier nun mehrere offene Themen, wie die Herrschaftsinszenierung, die Tieffliegerproblematik (ja, es gab solche Tieffliegerangriffe, gerade im ländlichen Bereich) und die Zeitzeugenproblematik.
Wie beetle schon angedeutet hat, sollten wir zum Threadthema zurückkehren.
 
Also gut! Meine Oma!:
"Jeden morgen sind wir rauf auf's Feld. Unkraut jäten. Das dauerte Stunden ohne Maschinen wie heute. Dann hörten wir die Motoren, meistens schon fast zu spät. P51 Mustangs! Wir konnten nur Richtung Straße rennen und uns in den Graben werfen. Und schon schmetterten die MG's auf uns los. Im letzten Kriegsjahr, habe ich 2 Freundinnen zu Grabe getragen, deren Männer auch nicht zurückkamen. Und die Kinder? Die Kinder?????!"
Was soll ich da nachweisen? Es zu hören ist schon schlimm genug.

Beim Vermitteln von historischem Wissen geht es aber nicht einfach darum, zu erfahren wie "schlimm" es früher war. Deine Oma kann dir in der Regel z. B. nicht erzählen, wieso genau sie so ein Leid erfahren musste und wird wohl erst recht nicht zugeben, dass sie eine Mitschuld am ganzen trägt.

Wenn ich meine Großmutter frage, wie es im Zweiten Weltkrieg war, erzählt sie mir von ausgefallenen Schultagen wegen Bombenangriffen, ihrem Bruder, der an der Front fiel und vor allem davon, wie schrecklich und böse die Tommys waren. Hätte ich nicht auch noch einige Bücher über das Thema gelesen oder Filme gesehen, wäre ich heute vielleicht ein Nazi.
 
Wir haben hier nun mehrere offene Themen, wie die Herrschaftsinszenierung, die Tieffliegerproblematik (ja, es gab solche Tieffliegerangriffe, gerade im ländlichen Bereich) und die Zeitzeugenproblematik.
Wie beetle schon angedeutet hat, sollten wir zum Threadthema zurückkehren.

Du hast recht, trotzdem finde ich das aktuell angeschnittene Seitenthema sehr interessant.
 
ich denke, es wird dem Anliegen des Thread-Starters nicht gerecht, wenn jetzt persönliche Familienerinnerungen erzählt werden.

Es sollte doch weiter um Herrschaftsinszenierung im 3. Reich gehen.

Völlig richtig! Deshalb aus der Sicht eines anderen Teilnehmers am Forum möchte ich, @Jimmy Brand, Dich auch bitten, beim Thema zu bleiben.

Es ist eine Frage des Respekts gegenüber anderen Teilnehmern des Forums, beim Thema zu bleiben und dieses zu diskutieren.

@Ketzer97: Und wenn Du das Thema "Tiefflieger" auch interessant findest, dann gibt es, wie Silesia es anmerkt, die Möglichkeit, das Thema im richtigen Thread zu diskutieren.
 
Um wieder zurück zum Thema Herrschaftsinszenierung zu kommen, zitiere ich den Beitrag von Reinecke.

Weitere Beispiele, die man betrachten könnte, in denen sich das NS-Regime und seine Herrschaft inszenierte: Die Nürnberger Reichsparteitage, die Bücherverbrennungen oder die Olympischen Spiele 1936.

Ein wichtiges Merkmal (wenn auch sicherlich nicht das einzige) vieler solcher Inszenierungen: Die Dimensionen allein sollten jeden Beobachter nicht nur beeindrucken, sondern überwältigen, ja geradezu erschlagen; durch die Masse der gesichtlosen "Anhänger", durch die schiere Größe von Bauwerken, Aufmarschplätzen etc; für den politischen Gegner waren diese Spektakel, in Verbindung mit dem brutalen Vorgehen, v.a. eines: Eine Drohung.

Ein gutes Beispiel für diese Inszenierung sind die Parteitage in Nürnberg, die ja durch und durch geplant wurden. Auch ein sehr gutes Beispiel ist der 1. Mai 1933, da wurde von Propgagandaministerium aus, alles genaustens geplant. Nichts wurde dem Zufall überlassen.

Ich hoffe damit kommen wir nun wieder auf das ursprüngliche Thema zurück.
 
Bücher brauche ich nicht, wenn ich Zeitzeugen habe. Und ich habe noch Leute, die wissen was wirklich war.

Da ist, wie von einigen Mitdiskutanten erwähnt, die Forschung schon deutlich weiter. Empfehlenswert ist z. B. "Opa war kein Nazi" von Welzer u. a., vgl. Harald Welzer, Sabine Moller, Karoline Tschuggnall: "Opa war kein Nazi". Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis. Frankfurt am Main 2002. - H-Soz-u-Kult / Rezensionen / Bücher.

Um nun aber einmal eine evtl. etwas steile Brücke zwischen dem Thema des Threads und den hier vorgebrachten Familienerinnerungen zu schaffen:

Natürlich lässt sich die Wirkungsmacht dieser Erinnerungen auch (sozial)psychologisch interpretieren: Ein sicher sehr einschneidendes Ereignis wie dieses

Also gut! Meine Oma!:
"Jeden morgen sind wir rauf auf's Feld. Unkraut jäten. Das dauerte Stunden ohne Maschinen wie heute. Dann hörten wir die Motoren, meistens schon fast zu spät. P51 Mustangs!

wird generalisiert und zur gesamten Deutung der eigenen Kriegserfahrung herangezogen, was sich gut daran erkennen lässt, dass sich an das Ende der Episode eine persönliche Bilanz der gesamten Kriegszeit anzuschließen scheint:

2 Freundinnen zu Grabe getragen, deren Männer auch nicht zurückkamen. Und die Kinder? Die Kinder?????!

Ähnlich ist das auch im zweiten Beispiel:

Und damit war der Krieg für mich beendet."

Die Brücke zu schlagen, bestünde jetzt darin, dem NS-Regime nachzuweisen, dass es aktiv solche an die persönliche Leidensgeschichte geknüpfte Geschichtsbilder hat schaffen wollen - mit dem Hintergedanken, dass somit der Blick auf das große politische Ganze getrübt wird.

Ein mögliches Beispiel dafür, dass dies so war, stellt die propagandistische Ausschlachtung der Ereignisse in Nemmersdorf dar: Massaker von Nemmersdorf ? Wikipedia

Auch Dresden kommt evtl. in Betracht: Luftangriffe auf Dresden ? Wikipedia

Vielleicht verfügt ja jemand von Euch über mehr Theoriewissen als ich und kann diesen Gedankengang untermauern bzw. widerlegen?
 
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