HH-Finkenwerder im 2. Weltkrieg

B

Bernie

Gast
Guten Tag an alle!
Zur Info: Ich bin 55 Jahre alt, wohne in Frankfurt, bin aber in Hamburg geboren.

Zur Frage:
Mein Vater, geb. 1933, hat seine Kindheit und auch die Kriegszeit in HH-Finkenwerder verbracht. Er wohnte die ganze Zeit in den 5 grossen Wohnblocks in der Strasse "Finkenwerder Norderdeich". Aus der Kindheit erzählt er immer, daß diese 5 Blocks komplett unterkellert waren, mit Luftschutzräumen, Gasschleusen, Stahltüren etc. Die Familie ist dort 1936 eingezogen, 1935 wurden diese Blocks gebaut, dh. Planung, Zeichnungen schätzungsweise 1932, 1933.
Warum wusste man so früh schon, dass man Gasschleusen und Luftschutzräume einmal brauchen wird ?? 1932 waren die Nazis noch nicht einmal an der Macht, die Krieg begann erst 1939.
Wer hat da Informationen?
Danke + Gruß aus Frankfurt,
Bernie
 
@Bernie

So fremd war das Thema in dem von Dir benannten Planungszeitraum nicht: "...dh. Planung, Zeichnungen schätzungsweise 1932, 1933. ..."

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe - Fachzeitschrift Notfallvorsorge - Gasschutz und Luftschutz 1931 - 1945

Das Thema war virulent, vergl. auch hier:

http://gsb.download.bva.bund.de/BBK/LR/Luftschutz-Rundschau_1932_1-2.pdf

In diesem links kannst Du Dich durch einschlägige, zeitgenössische Zeitschrift klicken.

Z.B. auch wegen seiner Theorie des Luftkrieges:

https://de.wikipedia.org/wiki/Giulio_Douhet


Und hier kannst Du auch zum zivilen Luftschutz ind der Zeit vor 1933 "stöbern".

Luftschutz in Grossbritannien und Deutschland 1923 bis 1939: zivile ... - Bernd Lemke - Google Books

M.
 
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Guten Tag an alle!
Zur Info: Ich bin 55 Jahre alt, wohne in Frankfurt, bin aber in Hamburg geboren.

Zur Frage:
Mein Vater, geb. 1933, hat seine Kindheit und auch die Kriegszeit in HH-Finkenwerder verbracht. Er wohnte die ganze Zeit in den 5 grossen Wohnblocks in der Strasse "Finkenwerder Norderdeich". Aus der Kindheit erzählt er immer, daß diese 5 Blocks komplett unterkellert waren, mit Luftschutzräumen, Gasschleusen, Stahltüren etc. Die Familie ist dort 1936 eingezogen, 1935 wurden diese Blocks gebaut, dh. Planung, Zeichnungen schätzungsweise 1932, 1933.
Warum wusste man so früh schon, dass man Gasschleusen und Luftschutzräume einmal brauchen wird ?? 1932 waren die Nazis noch nicht einmal an der Macht, die Krieg begann erst 1939.
Wer hat da Informationen?
Danke + Gruß aus Frankfurt,
Bernie

Ich habe bei meiner Arbeit viele Gebäude gesehen, die kurz vor dem Krieg gebaut wurden und bereits Luftschutzräume hatten. Keines davon jedoch vor 1933. Wenn die von Dir erwähnten Häuser 1935 errichtet wurden, dann werden Sie vermutlich 33-34 geplant worden sein. So viel Planungsvorlauf gab es damals auch nicht. und wenn sie auf einer früheren Planung basierten, dan hat man vermutlich noch kurzfristig vorher umgeplant.

Ich schliesse natürlich nicht aus, dass es bereits vorher schon Pessimisten gab, die sich so etwas einbauen liessen, große Programme und gesetzliche Vorgaben kamen aber im DR meines Wissens erst unter den Nazis zustande.

Hier ein Zweifamilienhaus von 1938. Der Luftschutzraum ist links unten. Das Haus steht noch und hat auch die original Luftschleuse mit gasdichten Stahlblechtüren.
 

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Noch ein Buch zu dem Thema:

Feuerwehr im Luftschutz 1926-1945: die Umstrukturierung des öffentlichen ... - Andreas Linhardt - Google Books

Wenn Du in dem nachstehenden Index der Beständeübersicht des Staatsarchives HH den Suchbegriff "Finkenwerder" eingibst, erhälst Du die Findortstellen des Grundeigentümervereins von Finkenwerder. Das wäre aus ferner Sicht ein erster Rechercheansatz zu den von Dir angefragten 5 Blocks.

Ein zweiter Schritt, gibst Du in den Suchbegriff "Finkenwerder - hamburgisch" bzw. "Finkenwerder - preußisch" ein, findest Du die Findortstellen der Gemeinden (politisch).

Solche großen Bauvorhaben hinterlassen dort bürokratische Spuren.

http://www.hamburg.de/contentblob/31354/data/kb-index.pdf

Hier findest Du auch noch eine Literaturstelle zum Luftschutz vor 1933.

http://opac.mgfa.de/detailanzeige?queryId=5


M.
 
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Danke

Wow, das ging ja fix!!!
Vielen Dank für Eure Antworten, die muss ich jetzt erstmal durchstöbern.
Auch mein Vater will bestimmt dann hier mitlesen!
Super, Gruss aus Bad Vilbel (bei Frankfurt)

Bernie
 
Ich schliesse natürlich nicht aus, dass es bereits vorher schon Pessimisten gab, die sich so etwas einbauen liessen, große Programme und gesetzliche Vorgaben kamen aber im DR meines Wissens erst unter den Nazis zustande.

Die Frage, von wann diese Beobachtung stammt. Die Luftschutzmaßnahmen könnten auch in den Kellerbereich des bereits gebauten Hauses nach 1935 und vor dem Krieg eingebaut worden sein.

Die umfangreichen Baumaßnahmen im Dritten Reich zur Versorgung der Bevölkerung mit großen öffentlichen Luftschutzbunkern waren nicht realisierbar, da man zig-Millionen Plätze in den Städten benötigt hätte.

Die Luftschutzvorschriften sahen daher bereits 1934 vor, geeignete vorhandene Gebäudekeller als provisorische Luftschutzräume auszubauen, zT mit kommunaler Förderung, zT auf Kosten der Eigentümer. Minimale Maßnahmen nach Auswahl dafür geeigneter Räume waren:

1. ein rudimentärer Gasschutz durch Einbau von gasdichten Türen
2. die Herrichtung eines Notausganges zu angrenzenden Kellerräumen zB des Nachbarhauses
3. bei Luftangriffen Möglichkeit zum Verschluss des Hauses in den sonstigen Ausgängen
4. Versteifungen bzw. Verstärkungen der Kellerdecken
(so auch in USSBS E40: Civilian Defense Division, Final Report)

Die Maßnahmen wurden von den Luftschutzdiensten anschließend, nach baulicher Umrüstung, inspiziert. Augenzeugenberichten könnten sich also auch auf die Zeit unmittelbar vor oder im Krieg beziehen. Wann die Maßnahmen genau zu datieren sind, läßt sich vermutlich nur anhand von Bauplänen sagen.
 
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