Hilfswissenschaften der Geschichtswissenschaften

fuerquest

Neues Mitglied
Hallo!

Ich habe eine Frage zu dem Thema Hilfswissenschaften.

Laut meinem Verständnis handelt es sich dabei um Wissenschaften, die dafür genutzt werden historische Quellen aufzuarbeiten.

Sind die folgenden Wissenschaften dann auch Hilfswissenschaften der Geschichtswissenschaft?

- Archäologie
- Erdkunde
- Chemie


Vielen Dank für eure Unterstützung.
 
@fuerquest

Ich verstehe zwar war Du meinst, aber möchtest Du Wissenschaften, die sich hauptsächlich mit anderen Sachen beschäftigen, als Hilfswissenschaften disqualifizieren.

Beispiel: Die Chemie teile sich in verschieden Fachrichtungen auf. Für die Archäologie interessant ist vor allem die Analytische Chemie. Das man z.B. Farbstoffe mit verschiedenen verfahren identifizieren kann.
Oder auch die Bestandteile einer Legierung, wie z.B. Bronze.

Die Metallurgie beschäftigt sich als Teil der Ingenieurwissenschaften mit Metallen und Legierungen und deren Eigenschaften. Grenzbereich zur Chemie ist hier die Analytik.

Biologie mit all ihren Fachgebieten, wie Botanik oder auch Insektenkunde.
Hier der Übergang wieder zur Chemie, die Biochemie. DNA-Analytik ist mehr Chemie als Biologie. Trotzdem muß man beide Bereiche beherrschen.

Physik ist z.B. im Tb der experimentellen Archäologie auch ziemlich wichtig.

Wenn Du Hilfswissenschaft durch Interdisziplinäre Forschung oder Fachübergreifende Forschung ersetzen würdest, könnte man es unterschreiben.
 
Ich verstehe die Archäologie und die Geschichte wechselseitig als Hilfswissenschaften, offiziell sind sie es aber nicht. Naturwissenschaften werden i.d.R. nicht unter die historischen Hilfswissenschaften gezählt, wenn naturwissenschaftliche Methoden eingesetzt werden, um Materialen zu untersuchen, spricht man von Archäometrie.
 
Die im vom Thane verlinkte Aufzählung habe ich so auch in meinem Studium vermittelt bekommen. Die dortige Definition spricht von "Teildisziplin[en] der Geschichtswissenschaft". Damit ist Deine Frage beantwortet.

Für die eigenständigen Themenbereiche aus Deiner Frage empfehle ich, den Begriff "interdisziplinärer Ansatz" zu wählen. So gibt es keine Hierarchie(befürchtunge)n - und alle sind glücklich.


(Im täglichen Diskurs ist das alles manchmal auch einfach nur eine Frage des Standpunktes. Mein Physiklehrer hat Mathematik immer als Hilfswissenschaft bezeichnet. Und das nur mit einem halben Augenzwinkern. Der Mathemat sah das naturgemäß vollkommen anders. Mit dem Zitat des in der Tat sehr geschätzten Kollegen konnten wir Pennäler den Mathelehrer schön auf die Palme bringen und nur wir waren glücklich.)
 
Neben den "Hilfswissenschaften" gibt es noch eine weitere Gruppe an Disziplinen, die wichtige Konstrukte zur Erklärung von historischen Prozessen beisteuern. Und nicht als Hilfswissenschaft gesehen werden, sondern als "unterstützende Wissenschaften"

Fragen wie Macht, Herrschaft, Wirtschaftswachstum oder auch sämtliche Spielarten von Persönlichkeitsformen erklären sich nicht aus sich selber heraus. Und an diesen Punkten ist eine seriöse Geschichtswissenschaft darauf angewiesen bei ihren wissenschaftlichen Erklärungen, entsprechende Anleihen in anderen Fachdisziplinen zu machen. Zumal genau diese Konstrukte nicht selten im Kern historischer Erklärungen stehen.

Dieses Verhältnis wird in den Beiträgen in den beiden Bänden von Wehler als Herausgeber thematisiert.

Wehler, Hans-Ulrich (Hg.) (1974): Geschichte und Psychoanalyse. Frankfurt/M.: Ullstein
Wehler, Hans-Ulrich (Hg.) (1984): Geschichte und Soziologie.Königstein/Ts.: Atheneum
 
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