Hindenburgs Amtsführung

A

amicus

Gast
Nachfolgend schreibe ich einen kleinen Überblick über Hindenburgs bedenkliche Amtsführung als Reichspräsident in der Weimarer Republik.

Ihr könnt dann ja euere Meinung zu Hindenburg posten.

Am 28. Februar 1925 starb überraschend Reichspräsident Ebert im Alter von nur 54 Jahren an den Folgen einer verschleppten Blinddarm –und Bauchfellentzündung. Er hatte die notwendige Operation zu lange aufgeschoben, um seine Ehre vor einen Magdeburger Gericht in zweiter Instanz gegen die bösartige Verleumdung der Rechten zu verteidigen.


Am 26.April 1925 entschied Hindenburg den zweiten Wahlgang zur Wahl des Reichspräsidenten für sich.

Der ehemalige Generalstabschef der 3.OHL, Miturheber der Dolchstoßlegende, Monarchist gelangte nun in das höchste Staatsamt der Republik. Das war ein schwerer Schlag für die Demokratie. Im Ausland, vor allem England und Frankreich, wurde die Wahl mit Bestürzung aufgenommen. Theodor Wolff schrieb, dass die Republikaner eine Schlacht verloren hätten. Graf Westarp, Chef der DNVP, äußerte sich im Reichstag folgendermaßen: „ Die 14,6 Millionen, die am 26.Aril unsere Parole gefolgt sind, haben damit ein Bekenntnis abgelegt, ein Bekenntnis zu dem Gedanken der Führerpersönlichkeit, ein Bekenntnis zu jener Vergangenheit, die vor 1918 lag.


Die von machen gehegten Hoffnung, der neue Reichspräsident werde die Demokratie weiter festigen, denn er könne wie kein anderen die Monarchisten mit der Republik versöhnen, erfüllte sich nicht. Im Gegensatz zu Stresemann war und wurde Hindenburg kein Vernunftrepublikaner. Hier ein paar Beispiele seiner Amtshandlungen:


· 1925/26 überdehnte der Reichspräsident den Artikel 45 der WV, der ihm die völkerrechtliche Vertretung des Deutschen Reiches zuwies, indem er sich unmittelbar in die Außenpolitik einmischte: Er nahm Einfluss auf die Zusammensetzung der deutschen Völkerbundsdelegation und gab ihr direkte Verhandlungsanweisungen.

· Hindenburg brachte 1925 einen Gesetzentwurf der SPD zur Beschränkung der Ansprüche der 1918 abgesetzten (nicht enteigneten) Fürstenhäuser auf Rückgabe ihres Vermögens bzw. Entschädigung zu Fall, indem er ihn für verfassungsändernd erklärte, obwohl § 153 Abs.2 der WV auch entschädigungslose Enteignungen zum Wohle der Allgemeinheit mittels einfacher Gesetze durchaus zuließ. Das Volksbegehren der KPD zur entschädigungslosen Enteignung der Fürsten, dem sich die SPD und Gewerkschaften anschlossen, und das in der Bevölkerung auf große Resonanz stieß, nannte der Reichspräsident „einen bedenklichen Vorstoß gegen die Grundlagen der Moral und des Rechts“, und duldete die Verwendung dieses Zitats auf den Plakaten der Gegner des Volksbegehrens (DNVP, BVP, DVP, Zentrum und der Kirchen), was schon einen Amtsmissbrauch gleichkam. Nach erfolgreichen Volksbegehren stimmten am 20.06.1926 immerhin 14,5 Millionen Bürger für die Fürstenenteignung.

· Ende 1926 verhinderte Hindenburg ein Ausführungsgesetzt zum Artikel 48 WV, das seine Diktaturvollmachten einschränken sollte. Gerade im Notfall sei es geboten, schrieb er am 26.November an Reichskanzler Marx, „dem Reichspräsidenten freie hand zu lassen in der Wahl und in der Durchführung der Abwehrmaßnahmen. Der Gesetzesentwurf würde im Reichstag sicher zu schweren kämpfen führen.“


Wenn Hindenburg es nicht für seine Aufgabe hielt, vorbehaltlos für die Republik einzutreten, so wurde er darin von seinen Beratern nur bestärkt.

  • Otto Meissener, Staatsekretär unter Ebert, Hindenburg und Hitler.
  • Sohn Oskar, der von der Bevölkerung spöttisch der „in der Verfassung nicht vorgesehene Sohn des Reichspräsidenten“ genannt wurde.
  • Elard von Oldenburg-Januschau, ein prominenter ostpreußischer Gutsbessitzer und Interessenvertreter der ostelbischen Großagrarier,der mittels Spenden dafür sorgte, dass Hindenburg zu seinen 80. Geburtstag am 02.10.27 das ostelbische Gut Neudeck als „Geschenk des deutschen Volkes“ erhielt.
  • Kurt von Schleicher, die Graue Eminenz im Hintergrund
Diese „Berater“ verfolgten gemeinsame politische Ziele, nämlich die Wiederbewaffnung und Aufrüstung, Widerherstellung der Grenzen von 1914 und die Beseitigung der Demokratie und Rückkehr zur Monarchie.

Grüße
Amicus
 
Hindenburg war sicher kein überzeugter Demokrat. Er war Monarchist, in seinen Ansichten vielfach reaktionär, und in seinen letzten Jahren kaum noch zurechnungsfähig. Besonders unrühmlich war dabei der Tag von Potsdam. Dennoch sollte man bei der Beurteilung seiner Person den mentalitätsgeschichtlichen Hintergrund berücksichtigen. 1866 war er junger Leutnant, als er 1914 in prekärer Lage das Kommando über die 8. Armee übernahm, war er bereits Pensionär. Auf eine politische Karriere war er in keiner Weise vorbereitet. Dem energischen, aber brutalen Ludendorf war er als Leiter der 3. OHL nicht gewachsen. Er war seinem Kaiser bis in den Tod loyal, dennoch hat er ihn zur Abdankung überredet, was ihm Wilhelm II. nie verzieh. Seine Ernennung zum Reichspräsidenten wurde in Frankreich mit Bestürzung gesehen. "Laßt mich in Frieden", soll er gesagt haben. Als ihn sein Sohn morgens um sieben weckte, um ihm seinen knappen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen mitzuteilen, sagte er, eine Stunde später sei es auch noch wahr gewesen. Man muß sich aber fragen, ob seine Wahl sozusagen als ein "Ersatzkaiser" wirklich eine so schlechte Wahl war. Als Staatsoberhaupt, das an keine bestimmte Partei gebunden war, band er zumindest die Konservativen ein, die die "Novemberrepublik" ablehnten. Seinem Amt gegenüber war er durchaus loyal und hat seine Amtsgeschäfte auch solange er zurechnungsfähig war, korrekt erledigt. 1930 war er schon 83 Jahre alt, und von da an wurde er immer starrsinniger, reaktionärer und eigensinniger. Mit dem Geschehen war er heillos überfordert, und im Grunde war er eigentlich immer eine Galionsfigur. Lloyd George und Churchill haben ihn eigentlich recht freundlich beurteilt. Selbst seine erbittersten Gegner gaben zu: "Besser Zero, als Nero" (Theodor Lessing, der im September 1933 von den Nazis ermordet wurde)
 
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Schön, das diesem Thread doch noch etwas Leben eingehaucht wird.

Auszug aus einem Interview Hindenburg mit einem US-Journalisten vom 21.April 1925

Frage: Im Ausland hat amn den Gedanken aufgeworfen, ob durch ihre Reichspräsidentschaft [....] eine Beunruhigung Europas eintreten könnte.

Antwort: Soweit dabei an militärische Dinge gedacht ist, kann ich versichern, dass mir als alten Soldaten die militärische Ohnmacht Deutschlands viel zu genau bekannt ist, als das ich ein kriegerisches Abenteuer irgendwie befürworten kann.

Frage:Ihre Kandidatur wird vielfach als eine monarchistische aufgefasst. Wie denken Sie darüber?

Antwort: Einen plötzlichen Wandel der verfassungsgemäßen Grundlagen des Deutschen Reiches halte ich weder für möglich, noch für erwünscht; denn die dabei unvermeindliche Fehde würde den Programm inneren Eintracht widersprechen. Meine Herkunft aus einer monarchistischen Welt verleugne ich ebenso wenig, wie Herr Ebert seine Herkunft aus der alten sozialdemokratischen Kampfatmossphäre verleugnet hat. Ein Reichspräsident der allen Ständen und Gliedern des Volkes dienen muss, darf aber nicht Vertreter des Kampfgedankens irgendwelcher Klassen sein. Es ist völlig unwahr, dass ich mich mit Doorn über die Annahme meiner Kandidatur verständigt habe. Ich habe in dieser Frage keine Fühlung mit Haus Hohenzollern gehabt.

Auszug aus einem Brief Hindenburgs an Wilhelm II vom 27.November 1927

"Euer Majestät lege ich die inständige Bitte zu Füßen, davon überzeugt sein zu wollen, dass ich wie immer, so auch in den damaligen unglücklichen Tagen ledigilich bemüht gewesen bin, Schaden und Nachteil vom Haupte meines Kaisers abzuwenden. Nur aus diesem Grunde musste ich nach gewissenhafter Prüfung schweren Herzens wohlgemeinten, aber nach lage der Dinge unausführbaren Ratschkägen Anderer widersprechen und einen, wie ich glaubt, vorübergehenden Aufenhalt in Holland als bestes Mittel für oben erwähnten Zweck empfehlen. Von euer Majestät mißverstanden zu werden, ist mir alten Soldaten der größte Schmerz. Darum bitte ich vorbeugend daran zu erinnern zu dürfen, dass ich mein jetziges dornenvolles Amt nach langen Sträuben erst übernommen habe, nachdem man mich bei der Ehre fasste und ich mit Einwilligung Euer Majestät versichert habe. So verbleibe ich bis in ein nicht mehr fernes Grab in Treue und Ehrgefühl als Euer Kaiserlichen und Königlichen Majestät alleruntertänigster Hindenburg, Generalfeldmarschall.

So hat Hindenburg gleich zu Beginn seiner Reichspräsidentschaft die Weltöffentlichkeit skrupellos belogen und das als Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches.

Grüße
Amicus
 
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Man muß sich aber fragen, ob seine Wahl sozusagen als ein "Ersatzkaiser" wirklich eine so schlechte Wahl war. Als Staatsoberhaupt, das an keine bestimmte Partei gebunden war, band er zumindest die Konservativen ein, die die "Novemberrepublik" ablehnten.


Hindenburg wurde ja nur bei ersten Wahl zum Reichspräsidenten von den Rechten massiv unterstützt. Ich habe hier meinen Beitrag von Thälmann und die Reichspräsidentwahl reinkopiert:

1925 waren bei der Wahl zwei Wahlgänge notwendig, da kein Kandidat die erforderliche absolute Mehrheit erreichte.

Ergebnisse 1.Wahlgang:

Karl Jarres als Kandidat der DNVP und DVP knapp 39%
Otto Braun SPD 29 %
Wilhelm Marx Zentrum 14 %
Die restllichen 14% gingen auf Held, Hellpach (DDP), Ludendorff und Thälmann.

Die SPD zog in der Erkenntnis, dass sie allein keine Chance hatte, die Kandidatur von Otto Braun zurück und rief ihre Anhänger auf Wilhelm Marx zu wählen.

Die DDP tat das gleiche.

Aber auch die DVP und DNVP erkannten das Jarres über das Wählerpotential von DNVP und DVP hinaus keine guten Chancen hatte. Man nahm Jarres aus den Rennen und präsentierte den Tannenbergsieger Hindenburg.

Hindenburg war nach wie vor ungeheuer populär in der Bevölkerung, deshalb kam es darauf an, das die Linken sich auf einen Mann einigten. Das taten sie auch mit Wilhelm Marx, nur die KPD unter Thälmann weigerte sich, trotz gegenteiliger Weisung vom der Komintern in Moskau.

Ergebnisse 2.Wahlgang:

Hindenburg: 48, 3%
Marx als Kandidat der Linken: 45,3 %
Thälmann als "Zählkandidat": 6,4 %

Wenn Thälmann nun verzichtet hätte, darf man wohl davon ausgehen, das die KPD-Anhänger ganz gewiss nicht Hindenburg gewählt hätten, sonder entweder zu Hause geblieben wären oder den Kandidat der Linken.


Ein Demokrat Marx als Reichspräsident wäre in der Krise der Republik wohl möglicherweise den rechten Anstrum, der spätestens 1930 begann, erheblich besser gewachsen gewesen, als Hindenburg.

Zur Lebenslübe der Widerkandidatur Hindenburgs gehörte der Versuch der amtlichen Propaganda, den Tatbestand zu verdecken, das der Präsident eben von den Parteien unterstützt wurde, die 1925 gegen ihn gestanden haben. Als Otto Braun den Reichspräsidenrten aufsucht, um ihn seine Loyalität zu versichern, durft davon nichts an die Öffentlichekti dringen. Mit Entschiedenhaeit widersprach Hindenburg der Kandidat der Linken zu sein, und gegen das nationale Deutschland zu kandidieren. Kurz vor der Wahl äußerte sich Hindenburg wie folgt: "Trotz aller Nackenschläge", werde er seine Bemühungen "um eine gesunde Entwicklung nach rechts" nicht einstellen und nach den preußischen Landtagswahlen die Initiative zur bildung einer "nationalen Konzentrationsregierung" aufnehmen. Insoweit war klar, das Hindenburg eben nicht überparteilich war, sondern den Anschluss an diejenigen Gruppen suchte, die ihm im Wahlkampf entgegentraten.


Bei seiner zweiten Wahl wurde Hindenburg mehrheitlich also von den Linken gewählt, um ein noch größeres Unglück zu verhindern. Hitler.

Es waren zwei Wahlgänge erforferlich, um Hitler abzuwehren und Hindenburg zu bestätigen. Hindenburg erhielt im ersten Wahlgang 49,6 % und erst im zweiten die absolute Mehrheit von 53 %.

Hindenburg hat seine Amtsvollmachten nicht nur teilweise mißbraucht, sondern auch überschritten (siehe mein Posting ganz oben).
Mit dem Amtsantritt Brünings, war die Republik nur noch auf dem Papier vorhanden, denn Brüning regiert mit Hilfe des Artikel 48, wofür er die volle Unterstützung Hindenburgs benötige, sie war eigentlich schon eine autoritäre Diktatur.


Grüße
Amicus
 
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Schon während der ersten Kabinettssitzung, an der Hindenburg am 24.September 1925 teilnahm, hat er unmißverständlich erkennen lassen, dass er sich nicht mit dem formalen Vorsitz begnüge. In der Sitzung, in der es um eine Antwort auf dem Vorschlag der Entente ging, eine Konferenz zur Sicherheitsfrage zu beschicken, mußten die Teilnehmer feststellen, das Hindenburg sich von seinen Vorgänger Ebert unterschied.

Er war es, der vor dem Kanzler und dem gesamten Kabinett energisch darauf bestand, der Entente klarzumachen, das die Artikel 231 des Versailler Vertrages festgeschriebene Alleinschuld am Ausbruch des Weltkrieges zurückgewiesen werden sollen. Nicht zufällig wurden den schon zu diesem Zeitpunkt Bedenken des Auswärtigen Amtes laut, dass der Reichspräsident seine verfassungsmäßigen Rechte zu weit ausdehne.

Grüße
Amicus
 
Ein Beispiel wie sich Hindenburg in die Tagespolitik einmischte, hier die Hilfe zugunsten der darbenden Großagrarier Ostelbiens. Elard von Oldenburg Januschaus Einfluß (Gut Neudeck) dürfte federführend gewesens sein. Auch der Reichswehr soll geholfen werden.

Auszug aus dem Protkoll der Ministerratssitzung vom 07.Febraur 1928

Der Herr Reichspräsident eröffnet die Sitzung um 10.35 Uhr. Er dankt zunächst den an den Vorarbeiten beteiligen Herren............. und führt weiter aus:

"Notwendig sein ein klares Programm.Mit Krediten und Worten allein sei es nicht erfüllt. Das Ziel müsse die Rentabel-Machung der Landwirtschaft sein, sonst ist der Zusammenbruch der Landwirtschaft nur vertagt, nicht beseitigt. Das Programm muss schleunigst verwirklicht werden; bis dahin dürfen Zwangsmaßnhamen und Pfändungen, namentlich seitens der Fianzämter gegen, nicht durchgeführt werden. Die Eisenbahntarifverbilligung ist nicht nur für die Einfuhr nach Ostpreußen, sondern auch für Ausfuhr von dort notwendig.

Zwei Spezialfragen möchte ich noch erwähnen: Preußen will 10 Millionen Mark für Steuererleichterungen bewilligen, aber sie sind auf bisher gestundete Grundvermögenssteuern verrechnen. Ich glaube es wäre richtiger, die gestundeten Grundvermögenssteuern auf sich beruhen zu lassen und die 10 Millionen Mark zur Erleichterung der Steuerlasten zu verwenden; denn sonst ist keine neue Erleichterung gewährt.
Ferner möchte ich anregen, die im Reichswehretat am Remontefonds gestrichenen 400 000 Mark wider herzustellen und für jedes gekaufte Remontepferd 15 % Aufschlag zu zahlen, Jedenfalls bitte ich dringend, heute zu einer endgültigen Beschlußfassung zu gelangen. zunächst bitte ich den Herrn Vizekanzler Dr. Hergt und Herrn ministerialdirektor Dr. Dammann über die Vorverhandlungen zu berichten."

Grüße
Amicus
 
Nachfolgend schreibe ich einen kleinen Überblick über Hindenburgs bedenkliche Amtsführung als Reichspräsident in der Weimarer Republik.


Wenn du einen derart ausführlichen Überblick gibst, so musst du das zentrale Ereignis seiner Amtszeit nennen, das ihn bis heute negativ belastet und durch das er übehaupt noch in vielen Publikationen Erwähnung findet: Es ist die unheilvolle Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933.

In fataler Verkennung der Gefährlichkeit Hitlers und seiner Schergen hob er den "Führer" in jene Position, die es ihm ermöglichte, binnen kurzem eine Dikatatur zu errichten. Man kann Hindenburg davon nicht freisprechen mit dem Argument, das sei nicht vorhersehbar gewesen, denn es gibt zahllose Berichte und Briefe von Menschen, die damals die Gefährdung der Demokratie erkannten.

Die Naivität von Reichspräsident Hindenburg zeigt sich in jenem überlieferten Satz, mit dem er Hitler und dessen Kabinett die Regierungsgeschäfte anvertraute: "Und nun, meine Herren, vorwärts mit Gott!"
 
Meissner schreibt in seinen Erinnerungen, dass es ein 4-Augen-Gespräch Oskar v. Hindenburg - Hitler gegeben habe, kurz vor Ernennung Hitlers. Auf der Rückfahrt hätte Oskar v. H. bedrückt gewirkt, und Meissner gegenüber geäußert "dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als diesen Hitler...."

Daran wird "festgemacht", dass zumindest Oskar, wenn nicht sogar H. selbst, "unsaubere Finger" beim sogenannten "Osthilfeskandal" gehabt hätten.
Was Hitler gewusst und als Druckmittel angewandt hätte.

Nachdem die Ostelbischen Aristokraten zuvor von dem "Pflaumenaugust" Hitler so gar nichts wissen wollten, kam der Umschwung auch etwas überraschend.


Grüße Repo
 
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Wenn du einen derart ausführlichen Überblick gibst, so musst du das zentrale Ereignis seiner Amtszeit nennen, das ihn bis heute negativ belastet und durch das er übehaupt noch in vielen Publikationen Erwähnung findet: Es ist die unheilvolle Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933.

Ich habe geglaubt, diese Tatsache als allgemein bekannt voraussetzen zu dürfen.;)
 
Ich habe geglaubt, diese Tatsache als allgemein bekannt voraussetzen zu dürfen.;)


Ob das jedem klar ist, sei dahingestellt! Das Ereignis zählt jedoch zu den zentralen Ereignissen seiner politischen Biografie und muss in jedem Fall Erwähnung finden. Darüber hinaus wäre es interessant, Hindenburgs Beweggründe einer detaillierten Analyse zu unterziehen, was interessante psychologische Einblicke eröffnet.
 
Das Ereignis zählt jedoch zu den zentralen Ereignissen seiner politischen Biografie und muss in jedem Fall Erwähnung finden

Ich gebe dir hinsichtlich der Bedeutung der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch Hindenburg uneingeschränkt Recht. :yes:

Dieter, meinst du nicht auch, das von einem Miglied in einem Geschichtsforum dieses historisch bedeutende Ereignis als bekannt vorausgesetzt werden kann? :)

Mir ging es primär darum aufzuzeigen und zu diskutieren, wie Hindenburg sein Amt ausgeführt hat und auch ohne jegliche Skrupel im wohlverstandenen Eigeninteresse gelogen hat. Dafür habe ich oben auch einige Beispiele genannt.
 
Mir ging es primär darum aufzuzeigen und zu diskutieren, wie Hindenburg sein Amt ausgeführt hat und auch ohne jegliche Skrupel im wohlverstandenen Eigeninteresse gelogen hat. Dafür habe ich oben auch einige Beispiele genannt.


Sorry, da haben wir uns wohl missverstanden und du hättest das etwas deutlicher herausstreichen sollen! :)
 
Zu Hindenburgsamtsverständnis kann noch angemerkt werden, dass er auch keine Scheu hatte, den Weimarer Staat mit aufzulösen. Denn Hindenburg hat doch gewusst, worauf er sich bei der Ernennung von Hitler einließ. Er hat beispielseweise den Reichstag kurz nach der Ernnenung von Hitler zum Reichskanzler ohne jeden vernünftigen Grund, die Nazis, und die DNVP hatten ja die Mehrheit im Reichstag, aufgelöst. Das war schon ein Akt von staatlicher Willkür.

Hitler wollte unbedingt per Wahl die absolute Mehrheit am 05.März 1933 erreichen, aber das hat je bekanntermaßen nicht geklappt.
Der Reichstag trat dann am 21.3.33 zusammen und wurde von Hindenburg am 14.10.33 mit folgender Begründung aufgelöst:
»Um dem deutschen Volk Gelegenheit zu bieten, selbst zu den gegenwärtigen Schicksalsfragen der Nation Stellung zu nehmen und seiner Verbundenheit mit der Reichsregierung Ausdruck zu geben, löse ich auf Grund des Art. 25 der Reichsverfassung den Reichstag auf.«
(Quelle RGBl. I, S. 729)

Das Gesetz zur Gleichschaltung der Länder wurde von Hindenburg anstandslos unterschrieben, ausgefertigt und im Reichsgesetzblatt veröffentlicht.

Des Weiteren hatte er auch rein gar nichts gegen das „Gesetz zur Neubildung von Parteien“
unternommen. Ich denke hier beispielsweise an die Artikel 70 oder 73 der Weimarer Verfassung Spätestens hier hätte er doch erkennen müssen, wohin die Reise geht.

Hindenburg muss wohl mindestens der Verlust des Rechtsbewußtseins attestiert werden.
 
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