Hingeschaut und weggesehen

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Gellately hat eine Fülle von unbekannten Dokumenten zutage gefördert, die den Umgang der Deutschen mit dem Nazi-Terror in ein neues Licht stellen. Das überrasche Ergebnis seiner Studie belegt, daß die Deutschen von der Existenz der Konzentrationslager bereits sehr früh wußten.
Durch eine materialreiche Analyse der regionalen und überregionalen Presse weist Gellately nach, wie das NS-Regime die KZ nicht versteckt, sondern bewußt Informationen darüber an die Öffentlichkeit gegeben hat. Unter anderem erschienen in den Zeitungen Bildreportagen aus dem KZ Dachau, Gerichtsberichte über Kommunistenprozesse, später auch beinahe täglich Artikel über Auktionen, bei denen das Hab und Gut emigrierter oder abtransportierter Juden versteigert wurde.
Überdies zeigt Gellately anhand von Polizeiakten, wie das deutsche Volk der Polizei und der NS-Bewegung zu Diensten war, wie es denunzierte und wegsah. Das Buch hat im Gefolge der Goldhagen-Debatte heftige Diskussionen ausgelöst.

"Nach Goldhagen und Finkelstein sieht es so aus, als gehe alles von vorn los: Hitler in allen Medien, Argumente hin und her. Der Grund der Aufregung wird abermals darin liegen, daß zwischen dem Kenntnisstand der Fachleute und dem des Publikums ein Abgrund klafft." (Die Welt zum Erscheinen der deutschen Ausgabe)

Robert Gellately, geboren 1943, ist Inhaber der Strassler-Professur für die Geschichte des Holocaust am Center for Holocaust Studies, Clark University, USA. Auf deutsch erschien 1991 von ihm "Die Gestapo und die deutsche Gesellschaft".

Robert Gellately • Hingeschaut und weggesehen, Hitler und sein Volk • DTV • 2004 • 456 Seiten

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Selbstverständlich wußten viele Deutsche von den Konzentrationslagern. Wenn heute solche Lager wieder entstehen in demokratischen Ländern nennt man sie Internierungslager, Umerziehungslager, Schutzlager (Ghetto) usw.
Und was genau in Guantanamo passiert/passierte wissen wir bis heute nicht. So ist es auch mit den KZs in Deutschland zu der Zeit. Kein Regime der Welt wird die Wahrheit über sein Tun dem eigenen Volk offenlegen.
Und das viele Menschen denunzierten, ist auch kein kurzweiliges deutsches Erlebnis. Noch heute werden Sozialhilfeempfänger und ihr Anhang von Nachbarn beim Sozialamt denunziert, wenn eine Zahnbürste zuviel im Bad steht.

Einige Textpassagen des Buches sind informativ und füllen kleinere Lücken auf. Ansonsten wird ein Rundumschlag im Nachhinein geführt, den nur Spätgeborene führen können, die auf der Suche nach etwas ganz Bestimmten sind und dafür jeden Kieselstein als Beweis für die Existenz eines Berges ersehen.
 
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