Hinrichtungsmethoden im Römischen Reich

Legat

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Lese gerade "Das Privatleben der römischen Kaiser" von Alexander Demandh. Dort werden recht viele Leute ermordet, vergiftet, verbannt und auch hingerichtet.
Da stellt sich mir die Frage: Was für Hinrichtungsmethoden gab es damals eigentlich?

Die Kreuzigung ist ja allseits bekannt. Das Christen gerne lebendig verbrannt und durch wilde Tiere im Circus zerissen wurden ist mir auch bekannt.

Aber was gab es noch? Wer wurde wie hingerichtet? Enthauptung? Erhängen? Wurde sowas ebenfalls öffentlich gemacht wie die Christenhinrichtungen?

Schon mal danke für die Antworten :)
 
Verräter wurden zum Beispiel entweder vom Tarquinischen Felsen gestürzt oder mit einem Haken zum Tiber hinuntergeschleift und in den Fluss geworfen ( ich glaube die Route war vom Aventin runter über die Gemonia Treppe, bin mir aber im Moment dabei nicht sicher).

In der Armee gab es für Fehltritte ( besonders für Feigheit) besonders vielfältige und drakonische Todesstrafen. Zum Beispiel wurde der Deliquent durch eine Reihe von Soldaten getrieben, die Links und Rechts standen und ihn mit Knüppeln schlugen. Diesen Weg musste der Verurteilte so lange zurücklegen, bis er starb.

Ansonsten gab es auch noch das Erdrosseln. Vercingetorix zum Beispiel fand seinen Tod dadurch.

Interessant ist vielleicht noch, dass ein Todeskandidat frei gelassen wurde, wenn er auf dem Weg zu seiner Hinrichtung einer vestalischen Jungfrau begegnete.
 
Apropos Jungfrau, da erzählt der gute Sueton doch in der Tiberiusbiographie doch eine Geschichte von der Tochter Sejans, die als Jungfrau nicht hingerichtet werden durfte und daher vorher vom Henker vergewaltigt wurde.

Es gibt als Hinrichtungsarten grundsätzlich die Kreuzigung, den Tod ad flammas und ad bestias für Nichtrömer und (kriminelle) Sklaven, dazu natürlich noch die Garotte.

Deserteure wurden zu Tode gepeitscht, ebenso Mörder ihrer Familie und Leute, die sich mit einer Vestalin eingelassen hatten. Diese wurde lebendig begraben, es kam allerdings in der tausendjährigen Geschichte Roms nur selten vor. Mutter- und Vatermörder wurden anschließend mit verschiedenen Tieren in einen Sack genäht und in den Tiber geschmissen. Dieses Schicksal drohte auch Nero. Direkt simpel mutet dagegen das Los von Dieben an, die gehängt wurden. Römische Bürger starben allerdings meist durch das Schwert. auch dabei gab es verschiedene Varianten: Der Stoß zwischen die Halswirbel, so wie auch Gladiatoren den coup de grace ausübten, war wohl die sauberste und schnellste Variante. Eine Enthauptung erforderte Kraft, Geschicklichkeit und Nervenstärke. Es war gut für den Henker, wenn auch der Delinquent solche besaß und sich ruhig verhielt.
Eine weitere Variante führte man im Amphitheater zur Mittagszeit vor: die meridiani. Zwei Delinquenten werden einander gegenüber gestellt, der eine ist unbewaffnet, der andere trägt einen Dolch. Sobald er seinen Gegner getötet hat, wird ihm ein Bewaffneter gegenübergestellt. Seneca sah einmal eine solche Vorführung und war entsetzt, worüber er in seinen epistulae morales schreibt.

Bei öffentlichen Hinrichtungen waren die Römer überaus phantasievoll, die Hinrichtungen folgten allerdings immer dem Schema ad bestias, ad flammas, Kreuz, Schwert. aus diesem Rahmen fallen allerdings einige Christen heraus, die man zu Neros Zeiten als Ikarusse verkleidet in die Luft schleuderte und zerschellen ließ. Ein anderer Christ wurde zur Zeit Marc Aurels in Lugdunum vom Statthalter in Öl gekocht, der Kaiser soll entsetzt gewesen sein. Eusebius berichtet, daß es ganz lieblich nach feinstem Öl gerochen habe, aber das glaube, wer will!

Eine besonders raffinierte Erfindung waren Theaterstücke, in denen die Schauspieler durch Komparsen ersetzt wurden, die dann ganz real z. B. von einem Bären zerfleischt wurden: "Ein an einem allzu realistischen Kreuz hängender Delinquent mußte seine Eingewei´de an einen kaledonischen Bären abgeben. Das Fleisch zuckte, obwohl längst kein Leben mehr im Körper war." Martial, Epigramme) Strafverschärfend hat man vielleicht einem Verurteilten noch aufgeben können, den Text für die Rolle einzustudieren.

Einige andere recht fiese Varianten des Todes ad bestias zeigt das berühmte Mosaik von Szliten. Nackte Verurteilte sind an Pfähle gebunden, die auf Karren befestigt sind, und sie werden von Leoparden angefallen. Ein anderer Delinquent wird von einem Arenabediensteten mit der Peitsche einem Löwen entgegengetrieben. Das Mosaik zeigt auch eine besonders fiese Variante. Ein Bär und ein Stier kämpfen, mit einer Kette verbunden, und ein nackter Verurteilter hat einen Haken, mit dem er die Kette öffnen soll, um dann von den panischen Tieren zerfleischt oder aufgespießt zu werden.

Um die Raubtiere dazu zu bringen, Menschen anzufallen und als Nahrung zu erkennen, mußte ihnen das erst beigebracht werden. Das tat man, indem man den Tieren Leichen vorsetzte. Noch zuverlässiger war es, wenn man einen lebenden Menschen in die Käfige warf, doch finden sich über solche Details kaum schriftliche Zeugnisse.

Immerhin eine Überlebenschance, wenn auch eine geringe, besaßen Delinquenten, die man zur Teilnahme an einer Naumachie oder zur Gladiatorenschule verurteilte.
Bei der größten Naumachie aller Zeiten kämpften 5000 Verurteilte auf 150 Galeeren, von denen die Überlebenden begnadigt wurden.
Ein Rowdy oder Schlägertyp, der zur Gladiatorenkaserne verurteilt wurde, hatte sogar noch bessere Chancen, denn er wurde vor seinem Auftritt ausgebildet. Große Hoffnungen konnte er sich allerdings auch nicht machen und mußte damit rechnen, in Reenactmentshows verheizt zu werden. Gregatim (wörtlich in der Herde) nannten die Römer solche Kämpfe.
 
Verräter wurden zum Beispiel entweder vom Tarquinischen Felsen gestürzt oder mit einem Haken zum Tiber hinuntergeschleift und in den Fluss geworfen...

Kleine Korrektur: Du meinst wohl den Tarpejischen Fels.:winke:

Bei den Hinrichtungsmethoden muss man auch sehen, dass die Opfer ihrem Rang entsprechend behandelt wurden.
Kreuzigung z.B. wurde nur Leuten verhängt, die das römische Bürgerrecht nicht besaßen.
Ein gutes Beispiel sind die Apostel Petrus und Paulus.
Petrus wurde gekreuzigt (mit dem Kopf nach unten), Paulus wurde enthauptet, da er das römische Bürgerrecht besaß.

s.d.caes.
 
Kleine Korrektur: Du meinst wohl den Tarpejischen Fels.:winke:

Bei den Hinrichtungsmethoden muss man auch sehen, dass die Opfer ihrem Rang entsprechend behandelt wurden.
Kreuzigung z.B. wurde nur Leuten verhängt, die das römische Bürgerrecht nicht besaßen.
Ein gutes Beispiel sind die Apostel Petrus und Paulus.
Petrus wurde gekreuzigt (mit dem Kopf nach unten), Paulus wurde enthauptet, da er das römische Bürgerrecht besaß.

s.d.caes.

Hm, stimmt:autsch: . Das war wahrscheinlich eine spontane Wortschöpfung aus Tarpejischer Felsen und Tarquinius Superbus :rofl: .

Vielleicht noch eine Anmerkung: Brachte ein Sklave seinen Herrn um, wurde nicht nur ebenjener bestraft, sondern auch andere Sklaven des Herrn . Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob alle Sklaven des Ermordeten gekreuzigt wurden, oder nur die, die gerade im Haus lebten ( in dem der Mord stattfand):grübel: . Kann da jemand Abhilfe schaffen?
 
Soweit ich mich erinnere nur die, die mit ihm im Haus lebten.
So sollte wohl sichergestellt werden, dass die anwesenden Sklaven nicht tatenslos zusahen, falls ein Verbrechen dieser Art geschah.
 
Um noch mal auf die Kreuzigung zurückzukommen, so berichtet Sueton in seiner Galbabiographie, daß dieser schändlicherweise römische Bürger gekreuzigt und sie auf ein geweißtes Kreuz genagelt hatte, das etwas höher war, als die der anderen Delinquenten, als sei das eine besondere Ehre.
 
Säcken

Nicht zu vergessen die seit Konstantin d. Gr. festgelegte und häufig angewendete barbarische Strafe des Säckens.
 
Der Delinquent wird mit einem Affen, einem Hund, und ich glaube einer Schlange in einen Sack gesteckt, eingenäht und in den Tiber geworfen.
 
@Themistokles

Scorpio hat es ja in Grundzügen schon erklärt. Der Delinquent wird in einen Sack zusammen mit einem oder mehreren Tieren einer Art (auch Skorpione etc.) genäht und von einer Erhebung (Felsen, Brücke usw.) gestoßen. Wenn der Delinquent Glück hat, stirbt er beim Sturz in die Tiefe und erleidet einen "relativ" schnellen Tod (schon bevor er von der Erhebung gestoßen wird, "beginnen die Tiere mit ihrem Opfer zu spielen"), ansonsten....
 
Es gibt noch eine Ergänzung.:
Der interims-Kaiser Vitellius ist von Vespasian nach *altem Ritus* nach angeblich uralten Bräuchen öffentlich hingerichtet worden...was ca 1-2 Stunden gedauert haben soll.
Welche Methoden das waren.?
Das ist irgendwo beschrieben...sorry,es ist spät.
 
Nach Tacitus Historien 3, 84 ff. und Cassius Dio 65, 17 wurde Vitellius vom Pöbel gelyncht und die Gemonien hinabgestossen. Von Vespasian konnte Vitellius übrigens gar nicht verurteilt werden, weil der nämlich noch im Osten war, als ihn der Senat zum Kaiser ausrief. Der einzige Flavier in der Stadt, während Vitellius ermordet wurde, war Domitian und der getötete Stadtpräfekt Flavius Sabinus. Vespasian zog erst Mitte 70 in Rom ein. Er kam über Alexandria, Rhodos und Achaia in die Stadt. Bei vitellius Tod hielt er sich in Alexandria auf.
 
Nach Tacitus Historien 3, 84 ff. und Cassius Dio 65, 17 wurde Vitellius vom Pöbel gelyncht und die Gemonien hinabgestossen.

Ebenso Josephus, Jüdischer Krieg, IV 11.4
Von Vespasian konnte Vitellius übrigens gar nicht verurteilt werden, weil der nämlich noch im Osten war, als ihn der Senat zum Kaiser ausrief. Der einzige Flavier in der Stadt, während Vitellius ermordet wurde, war Domitian und der getötete Stadtpräfekt Flavius Sabinus. Vespasian zog erst Mitte 70 in Rom ein. Er kam über Alexandria, Rhodos und Achaia in die Stadt. Bei Vitellius Tod hielt er sich in Alexandria auf.

Hier ist Josephus anderer Auffassung: Demnach ist Vespasian schon auf dem Marsch gen Rom. Aber aufgrund des angebrochenen Winters habe er eine kürzere Seereise abgelehnt.
 
Okay...ich hätte schreiben sollen.:
*Unter Vespasian*.
Doch es geht um die Hinrichtungs-Methoden...nicht um die Anwesenheit zu einem bestimmten Zeitpunkt.
oder.?
Auch wenn es schon eine Zeit lang her ist...soll seine Hinrichtung ein öftl.Schauspiel gewesen sein...und es sollen *uralte methoden* angewendet worden sein,die dann auch näher beschrieben werden.
Daher mein Beitrag.
 
Wie sahen die Hinrichtungsmethoden bei den Römern aus?

Gruss
Junia

Siehe [...] Tante Wiki:

Das Römische Reich löste kollektives Sippenrecht durch ein Staatsrecht ab. Hier war die Kreuzigung für entlaufene Sklaven, Verbrecher ohne römisches Bürgerrecht und Aufständische die übliche, bewusst grausame und erniedrigende Hinrichtungsart. Staatsfeinde oder Hochverräter wurden im Carcer Tullianus der Stadt Rom häufig auch erdrosselt oder (seltener) enthauptet, danach – wie bei der Kreuzigung grausam und erniedrigend – auf der Gemonischen Treppe öffentlich zur Schau gestellt, durch die Stadt geschleift und in den Tiber geworfen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hinrichtung
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hier sind ein paar Hinrichtungsmethoden für eine Vestalin:
Eine Vestalin wurde entweder lebendig begraben oder vom einen Fels gestürzt, wenn sie ihr Keuschheitsgelübde verletzte, da das Blut einer Vestalin nicht vergießen durfte.
Und falls das Heilige Feuer jemals erlisch (was wahrscheinlich nie passierte), wurden die Vestalinnen vom Pontifex Maximus zu Tode gegeißelt.
 
Ohne hier eine weitere Redundanz anfügen zu wollen.
@Gaius Marius + Penseo: das "nur" der im Haushalt lebenden Sklaven, die hingerichtet werden sollten, konnte durchaus beträchtliche Ausmaße annehmen, wie ein Fall unter Tiberius belegt.

Noch etwas zu den Strafen: Die Öffentlichkeit der Strafen hatte nicht allein Belustigungscharakter, auch wenn uns dies heute so als eine derartige Perversion erscheinen mag, sondern auch Präventionsfunktion durch Abschreckung (so brachte man selbst Kinder mit) und waren zudem Ausdruck eines legalen Rechtssystems, wie überhaupt die Öffentlichkeit von Verhandlungen, die auch heute noch in unserem Rechtssystem als wesentlicher Grundsatz erhalten geblieben ist.
Zudem war die Art der Strafe nicht allein als willkürlich zu betrachten, sondern stand bisweilen in konkretem Zusammenhang zur angeschuldigten Tat. Das Verbrennen der Christen unter Nero beispielsweise war eine typische Strafe, die Brandstifter zu erleiden hatten (man hatte ihnen ja der Verursachung des Brandes von Rom 64 n. Chr. angelastet), nach einer Art Talionsprinzip (Auge um Auge...)
Auch wenn uns heute vieles durch die extreme Anwendung von Gewalt barbarisch und willkürlich erscheint, so zeigt sich oft sehr schnell, dass bei genauerer Betrachtung feste Grundsätze gegolten hatten. Gewalt war nicht rein zügelloser Exzess, sondern durchaus auch kanalisiert.
 
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