Hochdeutsch in Preußen

Pirx

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Weiß jemand von euch vielleicht, wann, wie und warum im Königreich Preußen Hochdeutsch zur Standardsprache wurde? Traditionell wurden in Meck-Pomm und Brandenburg ja eigentlich Niederdeutsch gesprochen. Ist für unsere Sprachgeschichte ja nicht ganz unerheblich.
 
vielleicht hilft das weiter:
Das im Jahre 1880 erschienene Werk „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ gilt als der „Urduden“ und enthält 28.000 Stichwörter auf 187 Seiten. Bismarck verbot per Erlass, die in den preußischen Schulen gelehrte Orthographie in der Verwaltung anzuwenden. Erst 1901 beschlossen Vertreter der deutschen Bundesstaaten und Österreich-Ungarns auf einer Konferenz in Berlin eine einheitliche deutsche Rechtschreibung auf der Grundlage von Dudens Wörterbuch.
aus Konrad Duden ? Wikipedia
 
Auf einige interessante Punkte bin ich mittlerweile auch in der "Einführung in die deutsche Sprachgeschichte" von Hans Ulrich Schmid (2009) gestoßen. Danach trafen bei dieser Entwicklung mehrere Prozesse aufeinander. Einmal hatte das Hochdeutsche bereits im Hoch- und Spätmittelalter als Literatur- und Verwaltungssprache ein kulturelles Übergewicht, da sich die größten und einflussreichsten Höfe in Süddeutschland befanden. Außerdem studierte die norddeutsche Oberschicht vornehmlich auf süddeutschen Universitäten, wodurch sie mit diesem Idiom in enge Tuchfühlung geriet. Dazu kam, dass mit dem Niedergang der Hanse das Niederdeutsche als Amtssprache an Einfluss verlor. Das wichtigste Einzelereignis dürfte aber gewesen sein, dass die frühneuhochdeutsche Lutherbibel vor allem natürlich auch im protestantischen Preußen extrem stark verbreitet war. Der Wechsel zum Hochdeutschen bestand in keinem einmaligen Verwaltungsakt. Von Stadt zu Stadt zu unterschiedlichen Zeiten traten die ersten hochdeutschen Urkunden auf und verschwanden die niederdeutschen. Der letzte Akt bestand darin, dass in Preußen und im Bismarckreich Hochdeutsch mit Nachdruck als Schulsprache eingesetzt wurde, was innerhalb von Jahrzehnten nahezu zu einem Linguizid des Niederdeutschen führte.
 
Der letzte Akt bestand darin, dass in Preußen und im Bismarckreich Hochdeutsch mit Nachdruck als Schulsprache eingesetzt wurde, was innerhalb von Jahrzehnten nahezu zu einem Linguizid des Niederdeutschen führte.

Naheliegend. Die Hohenzollern waren ursprünglich Hechinger Schwaben, also Hochdeutsch sprechende.

Wann haben eigentlich die Norddeutschen angefangen zu glauben, daß Hochdeutsch norddeutsch sei?
 
Kann ich nicht genau sagen, aber: Im Zuge der Verbreitung der Lutherbibel waren es vor allem norddeutsche Gelehrte, die Wörterbücher und Ausspracheregeln für das frühe Neuhochdeutsch erstellten. Dadurch ist eine ganze Menge norddeutscher Phonetik ins Hochdeutsche eingegangen. Zum Beispiel, dass das "s" in "sagen" weich und stimmhaft gesprochen wird (wie in "sech mol"), während es die Bayern scharf und stimmlos artikulieren. Möglich, dass dadurch die Standardsprache für Süddeutsche einen gewissen nördlichen Sound hat.
 
ich habe mich öfter mit dem thema hochdeutsch versus niederdeutsch versus niederländisch beschäftigt.

darum war ich sehr erstaunt als ich irgendwann las, daß bismarck das hochdeutsch als standardsprache einführte, obwohl mehr als die hälfte der damaligen deutschen niederdeutsch sprach.

als ich meine abitur machte, stand bei meiner note für deutsch nicht »duits«, sondern «hoogduits«.
 
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