in 15 Minuten im ZDF: Troja - Die wahre Geschichte

lynxxx

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Hi,

vielleicht schaut ihr auch Troia so nebenbei, wie ich? Dann könntet ihr das hier noch sehen, bevor es zu spät ist:



ZDF, Sonntag, heute, Spielfilm/Dokumentation 22:45 - 23:30 Uhr

Troja - Die wahre Geschichte
Deutschland 2007

Gab es den Trojanischen Krieg wirklich? Seine Helden und Schurken, seine Romanzen und Tragödien, so wie sie in der spektakulären Hollywood-Inszenierung 'Troja' von Star-Regisseur Wolfgang Petersen dargestellt werden?

Im Anschluss an diesen Spielfilm im ZDF sucht die Dokumentation nach der historischen Basis der 'Ilias' des Homer, der Ur-Dichtung des Abendlandes. Haben die Griechen tatsächlich zehn Jahre gegen die Trojaner gekämpft? Existierten die Könige Priamos und Agamemnon, die Helden Hektor und Achill? Und sollte die Geschichte des hölzernen Pferdes, in dem sich die Griechen versteckten und so ihre Gegner überlisteten, wirklich wahr sein?

Über Jahrzehnte war der 'Ilias' jeglicher historische Gehalt abgesprochen worden. Der deutsche Millionär und Hobbyforscher Heinrich Schliemann, der 1871 im tür-kischen Hirsalik Ausgrabungen begann, war überzeugt, den Ort der homerischen Auseinandersetzung gefunden zu haben. Stolz präsentierte er ein goldenes Geschmeide als den 'Schatz des Priamos'. Spätere Forscher vom Fach der Archäologie und Althistorie waren da skeptischer. Schliemanns Schatz stellte sich als erheblich älter heraus als der Krieg, der nach Homer um 1200 vor Christus stattgefunden haben sollte. Und überhaupt - dieser kleine Hügel nahe den Dar-danellen glich mehr einem Piratennest als einer mächtigen Metropole. Homers Monumentalwerk geriet zunehmend in den Verdacht, eine sprachlich zwar brillante Schöpfung, aber dennoch freie Erfindung zu sein. Erst in den letzten Jahren haben sich die Fronten aufgrund neuer Grabungsergebnisse und spektakulärer Funde wieder verschoben.

Der deutsche Archäologe Manfred Korfmann, der über 15 Jahre die Aus-grabungen in Troja leitete, entdeckte eine gigantische Unterstadt am Fuß des Burghügels von Hirsalik. Die Ausmaße der Stadt entsprechen tatsächlich nahezu den von Homer beschriebenen. Auch wurden erstmals im benachbarten Hethiter-reich historische Quellen gefunden, die ebenfalls von einer Stadt namens 'Truisa' und einer kriegerischen Auseinandersetzung sprechen. Homer war also offen-kundig kein Fantast, sondern vier Jahrhunderte nach den Geschehnissen noch erstaunlich gut informiert.

zitiert nach www.tvinfo.de
sorry, hatte grad was zu tun...
 
Zuletzt bearbeitet:
Jedenfalls so, wie die spektakuläre Hollywood-Inszenierung den Troianischen Krieg darstellt, hat es ihn nie gegeben - nicht einmal bei Homer. ;)
 
Ich bin froh, über jeden Sandalenfilm. Jedenfalls jeden, der besser ist, als die italienischen Massenprodkution an Sandalenfilmen. So, fängt nun an, muss ins andere Zimmer. :)
 
Der deutsche Archäologe Manfred Korfmann, der über 15 Jahre die Aus-grabungen in Troja leitete, entdeckte eine gigantische Unterstadt am Fuß des Burghügels von Hirsalik. Die Ausmaße der Stadt entsprechen tatsächlich nahezu den von Homer beschriebenen.


Wo finden sich bei Homer so genaue Größenangaben, dass man sie mit den gefundenen Resten in Übereinstimmung bringen kann?
Diese Unterstadt war Anlass für einen großen modernen trojanischen Gelehrtenstreit, bei dem auch Freiburger Profs nicht ganz untätig waren. Dementsprechend war dieser moderne Streit um Troja auch immer wieder Gesprächsthema bei uns Studenten.
Und als dann der Trailer zum Troja-Film im Kino war, kam eine Studentin lachend ins Seminar und meinte: Korfmann hätte nicht recht mit seiner Rekonstruktion. Troja und der Trojanische Krieg wären noch viel, viel, viel größer gewesen als es Korfmann in seinen Publikationen angegeben hätte. :rofl: :devil:

Auch wurden erstmals im benachbarten Hethiter-reich historische Quellen gefunden, die ebenfalls von einer Stadt namens 'Truisa' und einer kriegerischen Auseinandersetzung sprechen.


Ich dachte, der wichtige Name ist Wilusa, das dann später in Ilion fortleben sollte.

Homer war also offen-kundig kein Fantast, sondern vier Jahrhunderte nach den Geschehnissen noch erstaunlich gut informiert.

Vielleicht...
 
so, die Doku Troja - Die wahre Geschichte ist beendet.


Schade, dass Korfmann zu früh gestorben ist.

Letztlich gibt die Doku das wider, was ich in dem Ausstellungskatalog zur großen Troia-Ausstellung von vor ein paar Jahren gelesen habe.

Das ganze mit treibenden Soundtrack, spektakulären Kameraaufnahmen,
sehr schönen Computeranimationen.

Sie macht Lust, Archäologe zu werden...

Wer sie verpasst hat, und das Telefon des Mitschnittservices grad besetzt ist, PM an mich. ;)

Hier ist die Internetseite der dargestellten Ausstellung:
http://www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de/antikensammlung/sonder/index.html

Seeeehr dürftig....
Oder habt ihr eine andere Seite dazu gefunden? Presseinfos als PDF, so wie ich sie zur Dschazira-Ausstellung postete?

Übrigens ist obiger Text im ersten Post von tvinfo.de und nicht von mir, deshalb nehme ich auch keine Stellung zu den folgenden Posts.
Ich hab die Quelle vergessen zu erwähnen, nun ist sie drin.

Gute N8.
 
was fandest du daran dürftig? würd mich mal interessieren...
Achso, meinste die aktuelle Ausstellung in München, oder die große Troia Ausstellung in Bonn vor ein paar Jahren?
 
Die aktuelle Ausstellung in München, die sich ja in erster Linie auf den Mythos um Troia in der antiken Bildwelt konzentriert. Das Gesamtkonzept sprach mich eigentlich nicht sonderlich an, aber wenn man sich fast den gesamten Tag zuvor sowie den Vormittag in der Glyptothek herumgetrieben hat, ist man zu einem fairen Urteil schlecht in der Lage über noch eine weitere Ausstellung. ;) Die Exponate sind schön und lohnen einen Besuch und sich auf das Konzept einzulassen ist ja ohnehin jedem sich selbst überlassen.
 
kann dich beruhigen aquilifer, ich war nicht in der Glyptothek sondern hab mir die Ausstellung nur mal "so" angeschaut. Fand das Gebotene auch relativ mager, zumal der Unterschied zu den sonnst gezeigten Stücken in der Antikensammlung nicht besonders groß war.
 
Für eine bessere Einordnung der Güte der Ausstellung, könnte man ja eventuell mal zwei Ausstellungen zur Antike zum Vergleich aufzählen:
Einmal eine, die man besser fand und warum, zum anderen eine, die man schlechter als die in München fand, und warum. Dabei vielleicht überregional bekannte Aufstellungen aufzählen.
Und schwupsdiwupp, kann sich ein Leser ein differenzierteres Bild von der Troia-Ausstellung in Müchnen machen.... :)
 
In diesem Zusammenhang möchte ich die archäologischen Hintergründe des "Kriegs um Troja" noch einmal kurz erläutern.

Das Problem beim Trojanischen Krieg ist die fehlende zeitliche Übereinstimmung zwischen dem Ende des mykenischen Griechenlands und der Zerstörung Trojas.


Die trojanische Hochkultur findet sich unzweifelhaft in Schicht VI, die von 1700-1300 v. Chr. reichte. In dieser Zeit entstand die mächtige 8-12 m hohe Stadtmauer mit Befestigungsanlagen und großen Bastionen, zugleich war die Stadt so dicht besiedelt wie nie zuvor. Die Einwohnerzahl betrug nach Korfmann etwa 5000-10 000 Menschen, was für spätbronzezeitliche Verhältnisse hoch war. Dieses Troja VI ging um 1300 v. Chr. durch ein Erdbeben unter, was sich archäologisch anhand eingestürzter Mauern und anderer Hinweise eindeutig bestimmen lässt.


Im darauf folgenden Troja VII a reparierten die Bewohner die Schäden, besserten Mauern und Häuser aus und bewohnten die Stadt noch immer in großer Dichte. Dieses Troja fand sein Ende kurz nach 1200 v. Chr., also etwa um 1180, obwohl ich eine derart exakte Datierung kühn finde. Wie dem auch sei: Troja VII a fand sein Ende durch einen offensichtlich verlorenen Krieg, was sich anhand einer Brandschicht, ausgedehnter Zerstörungen und provisorisch verscharrter Toter nachweisen lässt. Dies könnte nun ein Resultat des Ereignisses gewesen sein, wonach alle suchen: der legendäre Trojanische Krieg.


Obwohl zahlreiche Forscher diese Hypothese vertreten, gibt es ein vertracktes Gegenargument: Als Troja VII a durch ein kriegerisches Ereignis zerstört wurde, nämlich um 1200 v. Chr., war nach Meinung der meisten Forscher Mykene und seine Palastkultur bereits durch die Invasion der Seevölker vernichtet. Insofern könnte es also keinen Krieg gegen Troja geführt haben.


Dagegen wird angeführt, Mykene sei eben später vernichtet und Troja ein wenig früher zerstört worden, also vor dem Einbruch der Seevölker. Andere wiederum vertreten die Auffassung, Troja sei bereits in Schicht VI, die durch ein Erdbeben um 1300 v. Chr. ihr Ende fand, nur erobert worden. Das Fehlen kriegerischer Einwirkungen erklären sie damit, dass es keine großen Zerstörungen gegeben habe.


Last not least gibt es bis heute keinen unumstrittenen Nachweis für den Trojanischen Krieg. Zwar hat es Kriege um Troja gegeben, aber DER legendäre der Ilias ist uns noch verborgen.

Die Ausgrabungen des leider zu früh verstorbenen Korfmann haben darüber hinaus eine erstaunliche Erkenntnis geliefert. Troja war keine "griechische" Stadt, wie es die Ilias suggeriert, sondern der anatolischen Kultur und somit dem Orient verbunden. Es war als "Wilusa" (Wilios/Ilios) - so der luwisch-hethitische Name - mit dem Reich der Hethiter verbunden und vermutlich ein Vasallenstaat. Damit hat sich also - wenn man so will - ein "Kampf der Kulturen" abgespielt.
 
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