Indoeuropäisch / Indogermanisch

tamas schrieb:
Normalerweise reicht es auch, wenn man beweist, dass die Rechnung nichts taugt.

Damit ist nicht bewiesen, daß die Zahlen generell zu hoch sind. Vielleicht sind manche Zahlen zu hoch und manche zu niedrig.


Wenn Du schreibst, daß die Rechnung nichts taugt, habe ich keine Einwände. Wenn Du schreibst, daß die Zahlen zu hoch sind, möchte ich wissen, mit welcher Methode man niedrigere Zahlen erzielt.





tamas schrieb:
Deine Aussage "doch, das kann man" (von dir am 25.03.2006 21:45) wartet noch auf Beleg ! Wie kann man das ? Weil mit G&A nicht.

Doch, Gray & Atkinson können es. Sie können die Zahlen "einfach mal" 3000 Jahre höher ansetzen. (Wenigstens haben sie ja ihre Methode angegeben.)

Andere Leute haben die Zahlen "einfach mal" niedriger angesetzt. Das kann man natürlich auch. (Aber nach welcher Methode?)






tamas schrieb:
Ich will die Diskussion ablenken, , ich finde es nur etwas übertrieben, eine Hypothetische Sprache zu entwerfen, dann schnell ein Volk darauf zu erklären , und jetzt noch die Frage mit der Urheimat klären, und das am besten so, dass die Hypothetischen Jungs möglichst alle in den Schatten stellen was andere Kulturen hervorbrachten, am schönsten wäre, wenn man die Landwirtschaftlich-kulturelle Revolution weltweit auch sofort mit denen auftauchen in verbindung bringen würde.

Das macht ja hier auch keiner.


tamas schrieb:
Und mangels Belege an allem, sollte man nicht alles so darstellen, als wären die grössten Kulturen der Welt alle nur ein leises Vorspiel vor dem eigentlichen Indogermanischen Knall !! (-den irgenwie keiner gehört hat...)

Das macht auch keiner.


tamas schrieb:
Die "richtigen Zahlen" sind villeicht bei Völker zu suchen, deren Geschichte ignoriert, verschwiegen und umgeschrieben wird , damit eine Indoeuropäische story , so wie heute geglaubt wird stehenbleiben kann.

Das gäbe mal eine interessante Verschwörungstheorie.
 
hyokkose schrieb:
Damit ist nicht bewiesen, daß die Zahlen generell zu hoch sind. Vielleicht sind manche Zahlen zu hoch und manche zu niedrig.

Dann hast du die Rechnung nicht verstanden.Hier wird einfach ein Logarythmus angewendet, also es ist exponentiell wachsend, und es wächst viel zu schnell. Um den 1. jhdt. n. Chr. sind es schon 1000 Jahre zu viel, wenn man weiterrrechnet wird der Differenz immer (exponentiell) grösser, und nie kleiner. Man müsste es mit kleineren Logharythmen versuchen, aber die hätten keine begründung aus dem Biologischen Dynymik , aber das war doch die Grundidee. Damit käme eigentlich jede Log. in frage, und das geht gegen unendlich. Also "Bullshit".





hyokkose schrieb:
Doch, Gray & Atkinson können es. Sie können die Zahlen "einfach mal" 3000 Jahre höher ansetzen. (Wenigstens haben sie ja ihre Methode angegeben.)
Nein,nochmals endgültig, die können das nicht. Versucht haben sie es ja, und es hat nicht geklappt. Also Können sie es nicht, und du kannst es auch nicht.







hyokkose schrieb:
Das macht ja hier auch keiner.

Das macht auch keiner.

Ich weiss , ist ja auch nicht persönlich gemeint, aber es ist leider bestandteil der Indogermanistik (u.a.) und manche machen sowas ohne es zu merken

hyokkose schrieb:
Das gäbe mal eine interessante Verschwörungstheorie.

Den gibt es bereits 10.000 fach. Aber nicht nur als Verschwörungstheorie, sondern als protest und anklage. (und das sogar offiziell)
Das du darüber nichts weisst, zeigt nur die einseitigkeit der Indogermanistik. Wieso weist du nicht, das manche Europäische völker eine eigene Geschichtsbewusstsein haben, der als quatsch abgetan wird im dienste der Wissentschaft ?
 
tamas schrieb:
Dann hast du die Rechnung nicht verstanden.Hier wird einfach ein Logarythmus angewendet, also es ist exponentiell wachsend, und es wächst viel zu schnell. Um den 1. jhdt. n. Chr. sind es schon 1000 Jahre zu viel, wenn man weiterrrechnet wird der Differenz immer (exponentiell) grösser, und nie kleiner.

Ich glaube schon, daß ich die Rechnung verstanden habe, aber fürchte mittlerweile, daß du weder die Rechnung noch die Einwände Schrijvers verstanden hast. Denn Du rechnest im Prinzip genau gleich wie Gray & Atkinson, nur setzt Du viel niedrigere Zahlen ein.



tamas schrieb:
Nein,nochmals endgültig, die können das nicht. Versucht haben sie es ja, und es hat nicht geklappt. Also Können sie es nicht, und du kannst es auch nicht.

Vielleicht verstehst Du mich ein bißchen falsch. Jeder kann irgendwelche Zahlen in den Raum schmeißen, das ist ganz einfach. Das kann jeder.

Ich kann es auch. Ich behaupte z. B. mal, daß die indoeuropäische Ursprache im Jahr 4725 v. Chr. begonnen hat, sich aufzuspalten. Und nun beweise mir bitte, daß die Jahreszahl falsch ist.



tamas schrieb:
Den gibt es bereits 10.000 fach. Aber nicht nur als Verschwörungstheorie, sondern als protest und anklage. (und das sogar offiziell)

Jetzt bin ich aber wirklich gespannt: Wo gibt es denn die "richtigen Zahlen" zur Aufspaltung der indoeuropäischen Sprachen 10.000 fach als offiziellen Protest?



tamas schrieb:
Wieso weist du nicht, das manche Europäische völker eine eigene Geschichtsbewusstsein haben, der als quatsch abgetan wird im dienste der Wissentschaft ?

Ich kenne einiges, was es an Geschichtsbewußtsein gibt, nicht nur in Europa, sondern z. B. auch in Ostasien.

Und es ist nun eine betrübliche Tatsache, daß im Dienste vermeintlichen Geschichtsbewußtseins eine Unmenge an nationalistischem Quatsch abgesondert wird.

Da können wir auch hier im Geschichtsforum ein Lied davon singen.
 
Lieber Hyokkose, lieber Tamas!

Für mich gibt es spannendere Fragen, als die Präzision, Zuverlässigkeit und Zulässigkeit von gluttochronologischen Hochrechnungen.

Weder Hyokkose, noch irgendjemand anders in diesem Forum wird allein danach entscheiden, woher die "Indoeuropäer" wann wohin gezogen sind. Es wäre also schön, wenn etwas mehr "Butter bei die Fische" käme.

Danke.
 
Pope schrieb:
Für mich gibt es spannendere Fragen, als die Präzision, Zuverlässigkeit und Zulässigkeit von gluttochronologischen Hochrechnungen.

Wem sagst Du das...


Pope schrieb:
Es wäre also schön, wenn etwas mehr "Butter bei die Fische" käme.

Was erwartest Du? Eine wasserdichte Erklärung für die Verbreitung der indoeuropäischen Sprachen gibt es nicht. Und angesichts des Hirnschmalzes, das zu diesem Thema schon vergeblich verbraten wurde, halte ich es für unwahrscheinlich, daß der Stein der Weisen je gefunden wird.

Ich hege auch keine allzu hochgesteckten Erwartungen an die Genetik, denn Sprachen lernt man nicht durch Y-Chromosomen und Mitochondrien.
 
hyokkose schrieb:
Was erwartest Du? Eine wasserdichte Erklärung für die Verbreitung der indoeuropäischen Sprachen gibt es nicht.

Ich erwarte, dass man sich gerade deshalb von Begriffen, wie "Unfug", "Mätzchen" und "Bullshit" fern hält, wenn es um die Einwände eines Anderen geht. Es gibt sicherlich freundlichere Diskussionsmethoden - gerade angesichts der Tatsache, dass wir hier alle im Trüben fischen.

Mit "Butter bei die Fische" meinte ich, dass die Ideen und Theorien etwas ausgemalt werden. Du weisst, dass es mir nicht darum geht, irgendeine davon grundweg abzuschmettern - und sicherlich hat auch die Anatolien-Bandkeramiker-Vermutung "etwas" für sich.

Bis zum Beweis des Gegenteils, was ich hier durchaus probiert haben will ...

(Ihr dürft jetzt wieder weitermachen.)
 
Ashigaru schrieb:
Lieber Heinz,
in gewisser Weise hast du da Recht:
und deswegen enthält die Diskussion unter anderem eine Vielzahl linguistischer Argumente und besteht nicht aus beim Hörensagen oder Fernsehgucken aufgeschnappten Platitüden in kompakter Form, die manch anderes Mitglied hier ins Forum einstreut. Was will ich damit sagen? Jeder, wie er mag...

Lieber Ashingaru,

zuletzt sagen sie sogar im Fernsehen nichts mehr zu den Indogermanen. Die trauen sich anscheinend dazu auch nichts mehr zu sagen. Ich habe zuletzt in Phoenix eine Serie über die Geschichte Norddeutschlands gesehen. da kamen mit den Ackerbauern auch gleich die Haustiere mit. Nichtsmehr von indogermanischer Wanderung. Verschiedene Wissenschaftler scheinen vorsichtig geworden zu sein.
Natürlich jeder wie er mag, wir sind hier in einem freien Land.
Naiv wie ich bin, glaubte ich doch tatsächlich, man könnte hier sein bescheidenes Geschichtswissen etwas aufbessern. Schön aber anscheinend undenkbar ist, dass man zu einer Lösung kommt.
Ich werde weiter Eure Diskussion verfolgen, vielleicht kommt doch irgendwann einmal etwas dabei raus? :confused:
 
Pope schrieb:
Ich erwarte, dass man sich gerade deshalb von Begriffen, wie "Unfug", "Mätzchen" und "Bullshit" fern hält, wenn es um die Einwände eines Anderen geht.

Ich bin sicherlich der Letzte, der Einwände ad causam mit Begriffen wie "Unfug" oder "Mätzchen" pariert.

Ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen, Tamas die Formulierung "bullshit" in irgend einer Weise krumm zu nehmen. Das läuft für mich ohne weiteres unter "hart aber herzlich".


Mit "Butter bei die Fische" meinte ich, dass die Ideen und Theorien etwas ausgemalt werden. Du weisst, dass es mir nicht darum geht, irgendeine davon grundweg abzuschmettern

Nachdem wir regelmäßig sehen, daß jede der Theorien ihre Brüchigkeit zeigt, sobald man beginnt, sie auszumalen, möchte ich nochmals eine Idee in die Arena werfen:

http://www.continuitas.com/index.html

siehe auch:

http://www.continuitas.com/predecessors.html

Demnach hätten bereits die Jäger und Fischer, die Europa nach der letzten Eiszeit besiedelten, die ur-indoeuropäische Sprache mitgebracht.







(Leider weilt der Experte für Neandertaler-Linguistik nicht mehr in unseren Reihen...)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
heinz schrieb:
Ich habe zuletzt in Phoenix eine Serie über die Geschichte Norddeutschlands gesehen. da kamen mit den Ackerbauern auch gleich die Haustiere mit. Nichtsmehr von indogermanischer Wanderung.

Soweit ich weiß, ist das der heutige Stand der Archäologie.

Ob es sich um indogermanische Haustiere gehandelt hat, die mitgewandert sind, kann die Archäologie natürlich nicht feststellen.



heinz schrieb:
Naiv wie ich bin, glaubte ich doch tatsächlich, man könnte hier sein bescheidenes Geschichtswissen etwas aufbessern.

Ich persönlich würde es auch als Aufbesserung meines Wissens betrachten, wenn ich dazulerne, daß es nicht nur eine, sondern mehrere Theorien gibt.
 
@ tamas
Die Diskussion um die Indoeuropäer, ihre mutmaßliche Sprache und Herkunft, wird in Europa ebenso geführt wie in den USA und hat mit den nationalsozialistischen Ariern nicht das geringste zu schaffen - sieht man einmal von einigen Wirrköpfen ab, die es stets gibt.

Du solltest derartiges Gedankengut keinem der hier beteiligten Diskussionsteilnehmer vorwerfen, auch nicht unterschwellig !
 
heinz schrieb:
... zuletzt sagen sie sogar im Fernsehen nichts mehr zu den Indogermanen. Die trauen sich anscheinend dazu auch nichts mehr zu sagen. Ich habe zuletzt in Phoenix eine Serie über die Geschichte Norddeutschlands gesehen. da kamen mit den Ackerbauern auch gleich die Haustiere mit. Nichtsmehr von indogermanischer Wanderung. Verschiedene Wissenschaftler scheinen vorsichtig geworden zu sein. ... :confused:

Anlässlich einer Museumsausstellung im Bereich Jungsteinzeit fand ich Darstellungen von Langhäusern in Norddeutschland mit längsseitlich angeordneten Grubenhäuschen.

Nach meinem Informationsstand war das die Art und Weise, in der germanische Stämme noch zur Römerzeit ihre Gehöfte errichteten.

Wenn das alles so stimmt, war die Bauweise der Gehöfte bereits "vor-indogermanisch".

mfG Jürgen
 
Jürgen schrieb:
Wenn das alles so stimmt, war die Bauweise der Gehöfte bereits "vor-indogermanisch".

mfG Jürgen

Du meinst vor-germanisch (oder aber früh-germanisch). Denn welche Sprache in solchen Häusern vor Ankunft der fassbaren Germanen gesprochen wurde, wissen wir leider nicht.
 
Diese Häuser mit einer Länge von bis zu 30 m sind typisch für die Bandkeramiker. Interessante Ausgrabungen fanden z.B. in Köln-Lindenthal statt, wo man die Häuser nicht nur anhand der Pfostenlöcher und anderer Merkmale rekonstruieren konnte, sondern auch eine große Fülle von Gerätschaften dieser frühen Ackerbauern fand. Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Ausgrabungsstätten, die vom Fundmaterial her alle sehr ähnlich sind.

Wie schon oben angeklungen, gehen die Meinungen noch immer darüber auseinander, in welchem zahlenmäßigen Verhältnis wohl die kolonisierenden Bauern aus Vorderasien zur eingesessenen Bevölkerung standen. Man kann ja hier zwei extreme Varianten annehmen:

1. Es handelte sich bei den Bandkeramikern und verwandten vorausgehenden Kulturen (v.a. Vinca und Starcevo) nahezu ausschließlich um bäuerliche Kolonisten aus Vorderasien.

2. Es erfolgte lediglich eine Kulturtrift, d.h. eine Weitergabe von Kenntnissen, die den Ackerbau und die Sesshaftigkeit betrafen.

Meines Wissens hat sich mehrheitlich die Meinung herausgebildet, dass wir es bei den ganz frühen Ackerbauern in Griechenland (Sesklo-Kultur, etwa 6. Jahrtausend v. Chr.) noch mit einer starken Komponente von Einwanderern aus Anatolien zu tun haben, da die Sachkultur ziemlich identisch ist. Dieser Einfluss expandierender Bauern wird in Richtung Mitteleuropa immer schwächer und zunehmend von einem reinen Kulturtransfer abgelöst.

Langhäuser finden sich natürlich auch tausende Jahre später bei germanischen Gehöften wieder. Hier gibt es u.a. eine interessante Ausgrabung bei Feddersen-Wierde in Norddeutschland.
 
Zuletzt bearbeitet:
hyokkose schrieb:
Ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen, Tamas die Formulierung "bullshit" in irgend einer Weise krumm zu nehmen. Das läuft für mich ohne weiteres unter "hart aber herzlich".
Danke, da war wirklich nichts böses dahinter, aber Bullshit war doch etwas unhöflich. Sorry.

hyokkose schrieb:
Denn Du rechnest im Prinzip genau gleich wie Gray & Atkinson, nur setzt Du viel niedrigere Zahlen ein.

Ich rechne gar nicht, ich sage nur dass etwas nicht stimmt.


hyokkose schrieb:
Vielleicht verstehst Du mich ein bißchen falsch. Jeder kann irgendwelche Zahlen in den Raum schmeißen, das ist ganz einfach. Das kann jeder.

Ah so, du meinst es so "einfach" ? - na dann ....



hyokkose schrieb:
Jetzt bin ich aber wirklich gespannt: Wo gibt es denn die "richtigen Zahlen" zur Aufspaltung der indoeuropäischen Sprachen 10.000 fach als offiziellen Protest?
Die Verschwörungstheorie gibt es in vielzahl, und teilweise auch als offiziellen Protest. Ich weiss nicht ob da die "richtige Zahlen" sich verbergen, aber es gibt jede menge Zahlen.



hyokkose schrieb:
Und es ist nun eine betrübliche Tatsache, daß im Dienste vermeintlichen Geschichtsbewußtseins eine Unmenge an nationalistischem Quatsch abgesondert wird.
.

Ja, das ist ein Problem. Leider sind Leute ,die sich "veräppelt" vorkommen oft sehr empfänglich für Nazi Propaganda.

Nicht meine Welt, nicht meine Meinung. Auf der Suche nach Wissen und Wahrheit soll es mich auch nicht hindern.
Eine Tabuloser Rangehenweise ist nicht gleich Besinnung, man findet überall interessantes. Hoffentlich hälst du mich für "abgeklärt" genug, ich setze das gleiche bei dir voraus.
Diese Wissentschaftliche Streit , was ich ansprach gibt es, und ist bestimmt eine Diskussion wert.
(Natürlich mit allen Begleiterscheinungen wie verschwörungstheorien, Nazis, Kommunfeidschaft, etc.)
 
tamas schrieb:
Ich rechne gar nicht, ich sage nur dass etwas nicht stimmt.

Daß etwas nicht stimmt, ist überhaupt keine Frage.

Du behauptest, die Zahlen seien generell zu hoch, und so eine Aussage kannst Du nur machen, indem Du irgendetwas rechnest.

Genausogut könnte es sein, daß einige Zahlen zu hoch, andere zu niedrig sind.

Um noch einmal Peter Schrijver zu zitieren:

In der Geschichte einer Sprache gibt es oft kurze Perioden, in denen sich Änderungen in rascher Abfolge überrollen, und lange Perioden, während denen sich fast nichts ändert. Eine regelmäßige Abfolge dieser Perioden ist nicht zu erkennen.

Ein konkretes Gegenbeispiel: Keltisch
[...]

Anschließend tut sich wenig, bis wir im vierten bis sechsten Jahrhundert nach Christus eine Periode großer gesellschaftlicher Umwälzungen erreichen: das Christentum wird eingeführt und vermutlich wird eine noch vorhandene vorkeltische Bevölkerung sprachlich assimiliert. Gerade in dieser Zeit finden Dutzende von Änderungen statt, welche die Lautstruktur der Sprache völlig neu ordnen. Die Zahl der Lautänderungen in dieser kurzen Zeit ist etwa mit der Gesamtzahl der Lautänderungen in den vorangegangenen Jahrtausenden vergleichbar.

Hier liegt der konkrete Fehler beim Keltischen: Aufgrund dieser rasanten Entwicklungen in wenigen Jahrhunderten liegt die von Gray & Atkinson errechnete Zahl zu hoch.

Hätte es aber diese Zeit nicht gegeben, und das Keltische hätte sich weiter so langsam verändert wie in den Jahrtausenden zuvor, wäre errechnete Zahl zu niedrig.

Wenn ich sage, daß die Zahlen von Gray & Atkinson nicht ernst zu nehmen sind, heißt das nicht, daß es andere Zahlen gibt, die ernster zu nehmen sind. Es bleibt dabei: Über die Zeit der indoeuropäischen Grundsprache läßt sich keine begründete Aussage machen.


tamas schrieb:
Ich weiss nicht ob da die "richtige Zahlen" sich verbergen, aber es gibt jede menge Zahlen.

Eben: Es ist nichts einfacher, als irgendwelche Zahlen in den Raum zu werfen...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Dieter schrieb:
@ tamas
Die Diskussion um die Indoeuropäer, ihre mutmaßliche Sprache und Herkunft, wird in Europa ebenso geführt wie in den USA und hat mit den nationalsozialistischen Ariern nicht das geringste zu schaffen - sieht man einmal von einigen Wirrköpfen ab, die es stets gibt.

Es gibt bei weitem nicht nur Wirrköpfe ,die da etwas anderes auch vermuten. Die Nazis spielen in diese Geschichte kaum eine Rolle.
Der gedanke von "übermenschen" evtl. eher, aber das ganze bezieht sich sowieso mehr auf das 19.jhdt., die sog. Bach Zeit . der ÖU-Monarchie.

Dieter schrieb:
Du solltest derartiges Gedankengut keinem der hier beteiligten Diskussionsteilnehmer vorwerfen, auch nicht unterschwellig

Das war auch nicht mein Absicht. Ich schätze Hyokkose wegen seine harte Kritik. Ich finde euch sehr nett, und stehe selber auf keine "Seite". Ich bin nur neugierig.
Was ich geschrieben habe, hat trotzdem leider auch seine Berechtigung.
 
hyokkose schrieb:
Eben: Es ist nichts einfacher, als irgendwelche Zahlen in den Raum zu werfen...
[/QUOTE]

Nur diese Daten sind nicht in den raum geworfen, sondern überliefert. Das ist etwas anderes. Zumindest gehören sie ausgewertet.
 
tamas schrieb:
Ich finde euch sehr nett,...

Danke für das sehr (sollte es mich einschließen).

Hyokkose schrieb:
Über die Zeit der indoeuropäischen Grundsprache läßt sich keine begründete Aussage machen.

Ganz so ist es ja nicht, aber ich weiss was Du damit sagen willst. Daher werde ich darauf jetzt nicht herumreiten. Lieber mal was Neues ...

Was sagt ihr denn hierzu (Quelle: verlinktes Streitgespräch s.o.):

P. Buwen: Ich weiß ehrlich nicht, welcher Sprachfamilie "die Megalithiker" angehörten, wenn es sie denn als ethnische Einheit überhaupt gegeben haben sollte Aber es müßte mir jemand schon sehr plausibel erklären, warum gerade sie im Verdacht stehen, eine semito-hamitische Sprache gesprochen zu haben. Das Vorkommen megalithischer Denkmäler im Vorderen Orient allein genügt mir dafür nicht.

K. Oertel: Das ist auch nicht das Argument. Die Sache ist einigermaßen vage, und von "Nachweis" kann erst recht keine Rede sein. Die Sache stellt sich so dar: Die keltischen Sprachen weisen einige Eigenheiten im grammatikalisch-strukturellen Bereich auf, die offensichtlich nicht indoeuropäisch sind und die ihre Parallelen in semito-hamitischen Sprachen finden. Da gerade die Kelten in den früheren Wohnsitzen der europäischen Megalithiker siedelten und diese sprachlichen Eigenheiten somit von dieser Vorbevölkerung übernommen haben könnten, läßt sich daraus der Verdacht ableiten, daß die Megalithiker sprachliche Verwandte der Berber gewesen sein könnten. In Marokko und auf den Kanaren hat man sprachliche Formen des Baskischen, wie auch des Semito-Hamitischen gefunden. Deshalb darf man das Berberische als Semito-Hamitisch mit baskischem Substrat deuten. Und mit aller Vorsicht hat man diese Vermutung auch auf die nordeuropäischen Megalithiker übertragen.
Nun haben ja die Germanen ebenfalls in ehemals megalithischem Gebiet gesiedelt, und nach der Logik des gerade Ausgeführten müßten wir dann auch im Germanischen ein entsprechendes Substrat finden. Und genau das glaubt man im germanischen Ablautsystem gefunden zu haben. Der "Ablaut" ist der erste Vokal nach dem Anlaut eines Wortes, der sich im Germanischen je nach Zeitform verändert ("ich werde, ich war, ich wurde, ich würde"). Das ist in den übrigen indoeuropäischen Sprachen unüblich. Dort reicht die flektierende Endung zur Kennzeichnung der Zeitform. Diese Ablautentwicklung findet sich aber identisch im Semito-Hamitischen.
Aber das war jetzt sehr speziell. Um zu unserem ursprünglichen Thema zurückzukommen: wichtige Antworten auf Ursprung und Verbreitung des Indoeuropäischen könnte ein genauerer Aufschluß über die Domestikation des Pferdes geben. Und hier ist ja seit kurzem tatsächlich einiges im Fluß.
 
Zuletzt bearbeitet:
tamas schrieb:
Nur diese Daten sind nicht in den raum geworfen, sondern überliefert. Das ist etwas anderes. Zumindest gehören sie ausgewertet.

Da kann ich nicht viel dazu sagen, ohne das Material genauer zu kennen, von dem Du sprichst.

Mit "überlieferten" Zahlen muß man ohnedies sehr vorsichtig sein. Die traditionellen Gründungsdaten ostasiatischer Nationen sind historisch gesehen so gut wie wertlos. Als Faustregel gilt: Je später die Quelle, desto weiter zurück liegen die Helden der grauen Vorzeit. Aber das ist ein ganz anderes Kapitel...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Pope schrieb:
Was sagt ihr denn hierzu (Quelle: verlinktes Streitgespräch s.o.):
Das sind die bekannten Thesen von Theo Vennemann. Wer sich damit näher beschäftigen will, dem sei das fast 1000 Seiten umfassende Büchlein empfohlen:


Theo Vennemann gen. Nierfeld, Europa Vasconica - Europa Semitica (Hrsg. Patrizia Noel Aziz Hanna), Berlin / New York 2003, ISBN 3-11-017054-X

Vennemann geht von drei großen prähistorischen Sprachfamilien in Europa aus:
- einer "semitidischen" bzw. "atlantischen" (hat nichts mit Atlantis zu tun, sondern mit dem Atlantik), die sich im Westen entlang der Atlantikküste bis zu den britischen Inseln und der Nordseeküste erstreckt. Diese Sprachen sollen mit den hamito-semitischen Sprachen Nordafrikas und des Nahen Ostens verwandt gewesen sein.
- einer "vaskonischen" bzw. "alteuropäischen" (nicht mit Gimbutas' oder Krahes "Alteuropa"-Konzeptionen zu verwechseln), die sich über große Teile Festlandeuropas erstreckt haben soll. Als einzige überlebende Sprache wird das Baskische angesehen.
- die indoeuropäischen Sprachen in Südosteuropa, die sich ab dem 6. Jahrtausend v. Chr. vom Pannonischen Becken nach Mitteleuropa, im 5. Jahrtausend das Pariser Becken und Anfang des 4. Jahrtausends Skandinavien erreicht haben sollen.

Was ich davon halte? Nicht viel...
 
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