Industrialisierung in Deutschland

aniza

Neues Mitglied
:winke:hallo ihr lieben.. ich habe ein großes problem.. ich muss einen votrag über industrialisierung halten.. ein gliederungspunkt davon ist die AUSWIRKUNG AUF DIE POLITIK.. ich habe schon überall nachgeschaut aber nichts gefunden.. kann mir bitte bitte einer helfen..
 
Hallo Du Liebe,

wo ist überall? Habt Ihr heute keine Geschichtslehrbücher mehr? Sprecht Ihr mit Euren Lehrern die Referaten nicht mehr ab? Habt Ihr keine Konversationslexika mehr zuhause?
 
hab überall im internet nachgeschaut.. haben keine bücher kriegen immer nur arbeitsblätter..
 
Also erst einmal ganz grundsätzlich: das Internet ist keine grundsätzlich vertrauenswürdige Quelle für das erstellen von Hausarbeiten. Zwischen viel Müll gibt es ein paar Blüten.

Welche Suchparameter hast Du denn bei Deiner bisherigen Recherche benutzt?
 
Wenn Du im Internet gesucht hast, wirst Du Dir nicht nur die Startseite angeschaut haben, sondern eine Suchmaschine. Was hast Du darin eingegeben?
 
"Industrialisierung in deutschland","auswirkung auf die poltik der industrialisierung","indusrtrialisierung"und so weiter..
 
Ich finde da auf Anhieb eine ganze Menge, kann es eher sein, dass die Fülle an Material für Dich unüberschaubar geworden ist?

Wie wäre es denn, wenn Du mal beginnst zu problematisieren. Was passiert, wenn ein Land industrialisiert wird?
 
Also grundsätzlich ist natürlich zu sagen, dass die politischen Auswirkungen der Industrialisierung nur im Gesamtzusammenhang mit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen dieser Zeit erklärt werden können - hier ein Versuch dies so kurz wie möglich zu beschreiben:
Durch die technischen Errungenschaften (Dampfmaschine, mechanischer Webstuhl etc.) wurde die industrielle Massenproduktion ermöglicht und da auch die Landwirtschaft effizienter wurde und viele ehemals auf dem Land arbeitende Menschen auf der Suche nach Arbeit in den neuen Fabriken in die Städte zogen, bildete sich eine völlig neue und stetig stark wachsende Bevölkerungsschicht: die Arbeiterschaft, das Proletariat.
Das Besondere an der in Deutschland ablaufenden Industrialisierung war die Tatsache, dass sie zeitlich rund 100 jahre später einsetzte als in England (bedingt u.a. durch die Kleinstaaterei) und durch die Reichsgründung 1871 stark beschleunigt wurde.
Die Auswirkungen auf die Politik waren im Wesentlichen die, dass die neue Gesellschaftsschicht eine politische Partizipation anstrebte und diese durch gewerkschaftliche Organisationen (eine der ersten solchen waren in England die mit ihren für damalige Verhältnisse weitgehenden Forderungen gescheiterten Chartisten) oder Arbeiterparteien (wie in Deutschland etwa die SPD oder in England die Labour Party). Dies hatte natürlich viele Konflikte mit konservativen oder monarchistischen Kräften zur Folge, sodass nur eine allmähliche Partizipation der Arbeiterschaft möglich war - wie und wie erfolgreich diese Bestrebungen waren, das war in jedem Land verschieden, in England wurde es erst nach mehrern tiefgreifenden Wahlgesetzänderungen während des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts möglich, in Deutschland eigentlich erst nach Ende des 1. Weltkrieges, obwohl ab 1890 sowohl sozialdemokratische Parteien als auch Gewerkschaften wieder erlaubt waren.
 
Zu beachten ist wohl auch, dass durch Industrialisierung der gesellschaftliche und politische Einfluss des Adels deutlich abnimmt und statt dessen ein einflussreiches Unternehmertum entsteht. Dieses hat sich in der Vergangenheit oftmals vorerst mit den Proletariern zusammen getan um Macht zu bekommen, um dann später, wenn es mächtig war, den Arbeitern einen Fusstritt zu geben und sich mit den nun weniger einflussreichen ehemaligen Herrschern zu verbinden.
 
Wie konnte es in der Vergangenheit mit dem Proletariat zusammenarbeiten, wenn es gerade erst entstand?
In den Großstädten wie London und Paris hatte sich schon früh eine breite Masse von Arbeitern auf dichtem Raum gebildet, welche z.B. während der Revolution zu einem Träger der Ereignisse wurden, der theoretische Untermauerung allerdings von der Bourgeoisie übernommen wurde, welche dann teilw. dem Unternehmertum entsprang. Es stimmt aber zumindest für Deutschland sind mir solche Entwicklungen nicht bekannt, was auch ein bisschen an der besonderen deutschen Situation (Zersplitterung des HRR und der Nachfolgeverbünde in Einzelstaaten) liegen könnte.

Da die Industialisierung in Dtl. verhältnismäßig zu England (Mitte 18.Jh.) und Frankreich (spätes 18.Jh.) spät begann, erreichte die Entwicklung Dtl. allerdings erst, als in anderen Staaten das Proletariat und das Unternehmertum gesellschaftlich etabliert waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie konnte es in der Vergangenheit mit dem Proletariat zusammenarbeiten, wenn es gerade erst entstand?

Stimmt meine Formulierung war unglücklich.

Ich meine: Anfangs, sobald das Unternehmertum Einfluss gewinnen wollte, verbrüderte es sich vorerst mit den Arbeitern. Die Machthabenden wollten in dieser Phase mit den Unternehmern als politischem Faktor nichts zu tun haben.
Später erfolgte dann aber die Abkehr von den Arbeitern und der Zusammenschluss mit Adel (Geldadel) und weiteren Mächtigen.
 
Ich meine: Anfangs, sobald das Unternehmertum Einfluss gewinnen wollte, verbrüderte es sich vorerst mit den Arbeitern. Die Machthabenden wollten in dieser Phase mit den Unternehmern als politischem Faktor nichts zu tun haben.
Später erfolgte dann aber die Abkehr von den Arbeitern und der Zusammenschluss mit Adel (Geldadel) und weiteren Mächtigen.
Hm, ich denke es gab beides immer nebeneinander. Mal instrumentalisierten die Unternehmer ihre Arbeiter gegen die bestehenden Verhältnisse, also gegen die Monarchie und Aristokratie und teilw. nutzten sie aber auch diese gegen die Arbeiter aus. Das ist ja auch ganz logisch. Die Unternehmer brauchten ja streckenweise die Obrigkeit, wenn es zu Unruhen kam, welche letztlich auch der Wirtschaft schadeten bzw. sich direkt gegen den Besitz der Unternehmer richteten. Man denke an das Beispiel des Tapetenfabrikanten, dessen Haus 1789 von Arbeitern u.a. gestürmt wurde, worauf er sich in Schutzhaft begab und die Garde Francaise eingriff.
Außerdem kann man zwischen bürgerlichen und adeligen Unternehmern kaum unterscheiden, denn zusehends mehr Adelige beteiligten sich als Investoren direkt an der Industriellen Revolution.
 
Der größte Einfluß der Industrialisierung auf die Politik kam durch die Soziale Frage zu stande. So zielen z.B. Bismarks Sozialversicherung aber auch die Sozialistengesetze darauf ab, die Bedrohung der bürgerlichen Gesellschaft durch sozialen Frage abzuschwächen.

Noch größer ist der Einfluss auf die kommunale Politik, da hier konkrete Maßnahmen (z.B. Bau von Abwasserleitungen, Krankenhäusern etc.) beschlossen wurden.

Ebenfalls interessant ist der Einfluss der Großindustriellen (bes. der Stahlindustrie) auf die Außenpolitik des dt. Kaiserreiches. Von der Gründerkrise der 1870er Jahre war besonders die Stahlindustrie betroffen. Durch den Aufbau der dt. Kriegsflotte unter Wilhelm II. wurde jedoch ein neuer Absatzmarkt für die deutschen Stahl- und Waffenschmieden geschaffen. Auch wußten die großen Konzerne ihren Einfluß z.B. beim Ausbau der Infrastruktur in den Kolonien geltend zu machen.
 
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