Innozenz III. und der Thronstreit 1198

tela

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Liest man Bücher zum Thronstreit 1198 oder Biographien der beteiligten Personen, dann erscheint als Hauptmotiv des Papstes Innozenz III. Otto IV. zu unterstützen und nicht Philipp v. Schwaben, dass der Welfe bereit war die Territorialpolitik des Papstes zu sanktionieren und zudem auf die unio imperii ad regnum, also die Vereinigung des Reiches mit Sizilien, die unter Heinrich VI. Realität geworden war, zu verzichten.

Wenn man die päpstliche Politik so bewertet, dann erscheint Innozenz natürlich nicht im besten Licht, weil er nicht wirklich ein objektiver Richter im Streit ist.

Dies wird von Friedrich Kempf, Papsttum und Kaisertum bei Innozenz III. auch durchaus betont. Kempf legt großen Wert darauf zu erweisen, dass aufgrund übergeordneter Kriterien Innozenz sich gegen Philipp und damit für Otto entscheiden 'musste'. Nur ab und zu klingt auch bei ihm an, dass die Bedeutung der Anerkennung der Rekuperationen durchaus auch eine Rolle gespielt haben könnte. Für Kempf ist dies aber nicht das vorherrschende Motiv.

Ist es wirklich wahrscheinlich, dass Innozenz nach übergeordneten Kriterien geurteilt hat und dabei genau das Ergebnis rauskommt, was ihm politisch passte oder hat er die übergeordneten Kriterien nicht eher so angewendet, dass das rauskam, was ihm politisch besser taugte, nämlich die Ablehnung des Staufers?

Welche Sichtweise ist zu favorisieren?
 
Bei Wiki steht folgendes über die Rekuperation:
Rekuperationen (lat. recuperatio = Wiedererlangung). Nach dem Tod Heinrichs VI. (1197) übernahm Papst Innozenz III. die Vormundschaft über dessen Sohn Friedrich (II.). Im Thronstreit zwischen Staufern und Welfen förderte der Papst zunächst den Welfen Otto IV. (Sohn Heinrichs des Löwen). Dieser nämlich hatte die Forderung des Papstes nach Wiedereinsetzung in die Herrschaft (Rekuperation) über ursprünglich röm. Besitzungen in Italien anerkannt, welche unter die Verfügungsgewalt des Reiches gekommen waren. Als Otto IV. mit der Kaiserkrone auch die alte antipäpstliche Politik wiederaufgenommen hatte, verlor er die Gunst Innozenz', der nun sein Mündel Friedrich II. favorisierte. Dieser bestätigte als Gegenleistung für die Kaiserkrönung die Rekuperationszusagen in der ®Goldenen Bulle von Eger (1213). Die "wiedergewonnenen" Länder gingen am Ende weit über das hinaus, was der Kirchenstaat jemals besessen hatte.
(s. Innozenz III. (Papst), Kirchenstaat)
Aber über die wahren Beweggründe des Papstes müßte ich erst nachlesen.
 
Wenn man die päpstliche Politik so bewertet, dann erscheint Innozenz natürlich nicht im besten Licht, weil er nicht wirklich ein objektiver Richter im Streit ist.


Es scheint so, als ob er sein Mäntelchen nach dem Wind gehängt hat, aber schließlich ging es ja - wie immer - um die Macht.

Gruß......
 
Ich weiß gar nicht, wieso man das eigentlich abwägen sollte? Selbst wenn die Rekuperationen im Vordergrund gestanden hätten und die Territorialpolitik nur ein unbewusster Gedanke gewesen wäre, was würde das für einen Unterschied machen? Immerhin ging es bei der Wiederherstellung des Patrimonium Petri ja auch um die Erlangung der weltlichen Macht über die rekuperierten Güter sowie materiellen Gewinn im Sinne der Kurie, also Festigung der Macht. Ich sehe da eigentlich keinen wesentlichen "moralischen" oder politisch ethischen Unterschied zwischen den beiden Interessen des Papstes. :grübel:
 
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