Insektenbestäuber und Pollendiagramme

Wsjr

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Hallo

Für meine BA-Arbeit suche ich gerade vergeblich nach Hinweisen von Prunus Avium - Vogelkirsche in Pollendiagrammen zum Paläolithikum.
Allerdings ist sie ein Insektenbestäuber, also wird der Blütenstaub nicht durch den Wind verteilt, daher können sie nicht in Pollendiagrammen auftreten.
Ist diese Vermutung richtig oder habe ich ein botanisches Detail vergessen?
Die Abwesenheit von Rosacaea in Pollendiagrammen ist mir schon früher aufgefallen und zumindest in den Interglazialen müssten auch Rosengewächse in Mitteleuropa aufgetreten sein und ich brauche die Vogelkirsche für eine bestimmte Fragestellung.
Allerdings nützt mir das nix wenn es keine Belege dafür im Paläolithikum gibt.
Ein Indiz immerhin wäre der Fund von Kernen in paläolithischen Schichten. Bisher ist mir aber kein Fundplatz bekannt wo sowas gefunden wurde.

Hat jemand eine Ahnung?
 
Zu nerdig das Thema, nicht wahr :D

:D :D
..sagen wir mal etwas speziell.

Jedenfalls scheint es so zu sein, dass von Prunus "erfahrungsgemäß" "immer so wenig Pollen gefunden gefunden" werden, dass sie im Pollendiagramm nicht auftauchen. https://openaccess.leidenuniv.nl/bitstream/handle/1887/10049/1_957_064.pdf PDF-Seite 9
(während gleichzeitig erhebliche Mengen der Pflanze in Holzkohleresten zu finden sind. Aber da sind wir im Neolithikum)
Ich denk, Dir wird die Quelle schon bekannt sein, und wirklich weiterhelfen wird das wohl nicht.

Grüße
 
Ha das Eberesche und Hollunder vorkommen wundert mich nicht wirklich, denn die produzieren für Insektenbestäuber riesige Mengen an Blütenstaub in ihren Scheindolden. Und trotzdem sieht man dass sie im Vergleich zu den Windbestäubern verschwindend gering war. Kirsche ist da noch miserabler.

@Hatl
Nein die Quelle kannte ich noch nicht, mal sehen was ich draus ziehen kann. Danke

Allerdings hat sich die Sache so gut wie erledigt. Das "Pech" dass ich aus der Kirschrinde gewinne taugt offenbar nicht als Kleber, verglichen mit dem Birkenpech. Ich werde noch einen oder zwei Versuche machen glaub aber ich kanns mir abschminken. Schade hätte gedacht ich hätte eine Bahnbrechende Entdeckung gemacht :D
 
Ahoi.

BA-Arbeit = Bachelorarbeit. Ist praktisch ein Abschluss an der Uni. Das heißt heute so weil cool und englisch. Danach kommt Master. Das Thema ist halt Birkenpechnachweis und Herstellung im Paläolithikum aber ich soll mich auch nach anderen Harzen und Kitten umschauen.

Harz vom Nadelbäumen ist bereits bekannt, ebenso natürliches Bitumen wie in der Levante.

Vor einiger Zeit war ich wieder im Wald unterwegs und sah ein paar Wildkirschen. Zum ersten mal kam mir in den Sinn die Rinde abzuziehen, die sich da immer Blattförmig ablöst. Also direkt geguckt was man damit machen kann. Als erstes natürlich das Feuerzeug drangehalten. Und siehe da, es brennt knisternd und stark, genauso wie Birkenrinde. Es enthält also auch ätherische Öle, auch der Geruch ähnelt der Birkenrinde, wenn auch etwas fruchtiger.

Zuhause hab ich das Zeug dann nochmal aufm Teller angezündet und es setzte sich ähnlich wie bei der Birkenrinde ein kleiner Rest von einer harzigen teerigen Substanz auf dem Teller ab. Nun bisher haben meine Herstellungsversuche nicht so gefruchtet, aber ich werds nochmal testen.
Im Falle, falls es funktioniert wäre es eine interessante Alternative zum Birkenpech auch wenn die bisher noch nicht nachgewiesen ist im Paläolithikum.
Aber der Hinweis von Kirschen in den Fundschichten wäre immerhin mal ein Indiz. Aber wie gesagt. Erstmal muss ich Pech draus gewinnen.
 

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Ich unterstelle mal, dass du weißt, dass du zur Herstellung von Birken- oder auch Kirschbaumpech ein Gefäß benötigst, das luft- und flammendicht abschließt, das die ausgedampften ätherischen Öle auffängt, so dass diese kondensieren können und dabei nicht verbrennen?
 
Ja ich hab schon paar mal Birkenpech mit der "konventionellen" Methode hergestellt.

So hab ichs auch mit der Kirschrinde probiert, kam aber nix gutes bei raus. Ich denke aber die Mengen waren auch zu klein.

Hier ist es aber nicht so einfach. Im Paläolithikum und darauf konzentriere ich mich, gab es keine Keramik und dennoch hat es Birkenpech gegeben. Es muss also akeramische Herstellungsweisen gegeben haben. Jürgen Weiner geht sogar so weit und sagt, dass im Neolithikum das Birkenpech ebenfalls akeramisch produziert wurde, weil trotz der großen Zahl an Keramik, etwaige Retorten vollständig fehlen. Stehen tut das hier.

J. Weiner, Wo sind die Retorten? Überlegungen zur Herstellung von Birkenpech im Neolithikum. Acta Praehistorica et Archaeologica 23, 1991, S. 15–19


Ich werd wohl auch das eine oder andere Experiment machen wo ich keine Gefäße nutze.

Es wurden bereits Versuche gemacht, aber ich habe Ideen wie man dies verbessert, bzw. andere Möglichkeiten nutzt.
http://www.geo.uni-tuebingen.de/fil...en/GFU/2007/075-084_GFU_Mitteilung16_mail.pdf
 
Ich habe mal irgendwo* die Annahme gelesen, von der der Autor glaubte, sie durch Grabungen auch bewiesen zu haben, dass in vorkeramischen Epochen man Birkenpech hergestellt habe, indem man in eine Böschung ein Loch mit einer Ablaufrinne grub. In das Loch habe man dann die Birkenrinde gefüllt und oben drüber wieder ein Isoliermaterial gepackt, darüber dann ein Feuer entzündet.

vorkeramische Birkenpechherstellung.png

Ich kann mich leider nicht mehr genau erinnern, ob das in der Rekonstruktion so war; den Abschlussstein an der Ablaufrinne habe ich hinzugefügt, weil auch diese nach Möglichkeit geschlossen sein sollte.

*ich kann dir leider Autor und Titel des Buches im Moment nicht nennen, es handelte sich meiner Erinnerung nach aber um ein experimentalarchäologisches Buch aus den siebziger oder achtziger Jahren. Es kann daher auch sein, dass er dies nicht durch Grabungen erwiesen hat, sondern nur durch Versuch bewiesen hat, dass es auf die genannte Art für eine vorkeramische Zeit möglich gewesen wäre, Birkenpech herzustellen.
 
Wär cool wenn du den Titel vielleicht irgendwann mal finden würdest. Vielleicht stoße ich auch selbst drauf.

Die Rekonstruktion sieht interessant aus, doch ich befürchte es würde nicht genug Hitzentwicklung in den tieferen Schichten zustande kommen.
 
Ich habe extra mal meinen alten Computer angeschlossen und dort geschaut.
Ich hatte damals mehrere experimentalarchäologische Bücher vorliegen, aber nur zwei habe ich noch in Notizen vermerkt: Coles, John: Erlebte Steinzeit. Experimentelle Archäologie. München, Gütersloh, Wien 1976.
Ein anderer Titel, allerdings von 1996: Heege, Elke: Experimentelle Archäologie in Deutschland. Beiheft 13.
Wie ich aus dem Bildmaterial aus dem Dokument entnehme, handelt es sich um Heege. Dort ist auch das Lackprofil einer vermuteten Teerschwelgrube (S. 118) abgebildet. (eine Zeichnung war da meiner Erinnerung nach aber auch).
 
Danke, könnte sich als nützlich erweisen.

(Hätt gern deinen Beitrag bewertet, dann hätt ich diesen Post nicht machen müssen, aber das System sagt mir ich soll erst andere User bewerten... Diese Technik :D)
 
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