Investiturstreit ausserhalb HRR

Normanne

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Hallo miteinander

Wenn man sich mit der mittelalterlichen Epoche Englands oder auch Frankreichs beschäftigt, fällt auf, dass dort Bischöfe und andere "Kirchenmänner" je nach politischer Grosswetterlage munter eingesetzt respektive entlassen wurden. Speziell u.a. nach der normannidchen Eroberung Englands, wobei diese ja vom Papst zumindest wohlwollend geduldet wurde. War der sog. Investiturstriet ein ausschliesslich aufs HRR beschränktes Thema, oder wie wurde diese Thematik anderswo gelebt? Besten Dank für eure Hinweise!
 
Es gab zumindest auch in England einen allerdings relativ kurzen Investiturstreit von 1102-1107. Die englischsprachige Wikipedia hat dazu einige Informationen:

Investiture Controversy - Wikipedia

Der Investiturstreit im HRR war wohl vor allem wegen des Reichskirchensystems besonders heftig und langwierig. Die Bischöfe hatten hier nicht zur geistliche Aufgaben, sondern Ihnen wurden unter den Ottonen auch weltliche Aufgaben übertragen und sie kontrollierten signifikante Teile des Reichsgebietes direkt politisch. Sie waren auch Reichsfürsten und wählten den König mit.

Der Kerngedanke hinter diesem System war, dass die an die Bischöfe verliehenen Lehen nach deren Tod an den König zurück fielen und der König diese dann erneut an treue Vasallen vergeben konnte. Das funktionierte natürlich nicht mehr, wenn der König nicht mehr die Kontrolle über die Investitur der Bischöfe hatte.

Ottonisch-salisches Reichskirchensystem – Wikipedia
 
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Mein Eindruck ist, dass das tatsächlich ein Konflikt zwischen den Reformpäpsten und den Kaisern war, der insbesondere durch die persönlichen Animositäten Hildebrands und Heinrichs nachhaltig eskalierte, wohingegen das, was im Reich ein Problem darstellte ~ Bischöfe zu investieren - z.B. bei den sizilianischen Normannen mit Zustimmung derselben Päpste völlig legitim war.
 
Mein Eindruck ist, dass das tatsächlich ein Konflikt zwischen den Reformpäpsten und den Kaisern war, der insbesondere durch die persönlichen Animositäten Hildebrands und Heinrichs nachhaltig eskalierte, wohingegen das, was im Reich ein Problem darstellte ~ Bischöfe zu investieren - z.B. bei den sizilianischen Normannen mit Zustimmung derselben Päpste völlig legitim war.

Ich denke dass dabei vor allem auch die Norditalienischen Angelegenheiten eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben dürften.
Wenn der Kaiser berechtigt war nördlich der Alpen Bischöfe einzusetzen, ließe sich das ja gegebenenfalls auch für Reichsitalien geltend machen.

Und das wiederrum musste ganz massive Rückwirkungen auf die italienischen Angelegenheiten haben.

Ich denke dass die Intensität der Streitigkeiten zwischen Kaiser und Papst im Speziellen auch damit zu erklären ist, dass sich bei den meisten Einsetzungen von Bischöfen außerhalb des Reiches die direkten Auswirkungen auf Italien und das unmittelbare territoriale Umfeld des Kirchenstaates in Grenzen hielten.

Letzteres mag sich im Hinblick auf Neapel und Sizilien anders gestaltet haben, allerdings war das normannische Herrschaftsgebilde dort auch wesentlich weniger mächtig und wesentlich kontrollierbarer, als die Kaiser im Norden.
 
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