Die Parlamentarisierung Deutschlands stand schon Wochen vorher, aber nicht nur aufgrund von Wilsons 14 Punkten, auf dem Programm, da sich die miliätrische Lage immer schlechter entwickelte. Die Kritik gegen die Regierung Hertling wurde immer lauter, da Hertling nicht mit OHL fertig wurde, die im Osten machte, was sie wollte. Die Verschleppung der Wahlrechtsreform durch das preußische Herrenhaus ist hier auch noch zu nennen. Als Hertling mit Ludendorffs Votum für ein Waffenstillstand, für die Parlamentarisierung bekannt wurde, trat er zurück. Nachfolger wurde Max von Baden. Ludendorff setzte die neue Regierung unter stärksten Druck, zügig Waffenstillstansverhandlungen in die Wege zu leiten.Major von der Bussche unterrichtete im Auftrage Ludendorffs die Führer der Reichstagsfraktionen.
Die neue Regierung nahm mit der Note an Wilson ihre Arbeit auf.
Die erste deutsche Note von, von Reichskanzler Max von Baden, mit der Bitte der Wegbereitung zum Waffenstillstand ging in der nacht vom 03.Oktober zum 04.Oktober raus. Hier der Text der Note:
" Die Deutsche Regierung ersucht den Präsident den Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, dier Herstellung des Friedens in die Hand zu nehmen, alle kriegführenden Staaten von diesen Ersuchen in Kenntnis zu setzen und sie zur Entsendung von Bevollmächtigten zwecks Anbahnung von Verhandlungen einzuladen. Sie nimmt das von Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in der Kongressbotschaft vom 08.Januar 1918 und in seinen späteren Kundgebungen, namentlich der Rede vom 27.September aufgestellte Programm (Anmerkung Amicus: Die 14 Punkte) als Grundlage für die Friedensverhandlungen an." Das Schriftstück war unterzeichnet mit Wmax, Prinz von Baden, Reichskanzler.
Die Antwort Wilsons vom 08.Oktober fragte nach, ob die Reichsregierung bereit sein, die 14 punkte vorbehaltslos zu akzeptieren und forderte als Vorleistung die Räumung der besetzten Gebiete im Westen. Außerdem, und das ist sehr wichtig, fragt Wilson, in wessen Namen der Reichskanzler eigentlich spreche. Wilson deutete damit an, das die Alliieten gewillt waren, die inneren Verhältnisse Deutschlands in die Diskussion mit einzubeziehen.
Die deutsche Antwort vom 12.Oktober beantwortete die erstr Frage ganz eindeutig mit einem "Ja." Außerdem wurde die Räumung der westlichenbesetzten Gebiet akzeptiert und von der Reichstagsmehrheit mitgetragen werde. Diese Note ging mit ausdrücklicher Zustimmung der OHL raus. Ludendorff hatte schon vorher gemeint, die Forderung der Räumung müsse man hinnehmen, "wenn die Fristen den Abtransport des Materials zuließen."
Die nächste amerikanische Note stellte fest, das es Sache der Alliierten sei, die Bedingungen der Räumung und des Waffenstillstandes festzusetzten. Sie beschuldigte Deutschland in scharfen Ton einer unmenschlichen Kriegführung und verwies auf den U-Bootkrieg. Ehe Deutschland sich nicht" zu den Kriegsregeln zivilisierte Nationen zurückkehre, sei an Waffenstillstand nicht zu denken." Schließlich forderte sie das deutsche Volk auf, "die Willkürmacht, die es bisher gelenkt habe, zu vernichten."
Mit anderen Worten, es wurde die Einstellung des U-Bootkriegs und eine demokratische regierung verlangt. Das war schon happig. Es wurde deutlich das England und Frankreich bemüht waren, den Meinungsaustausch in die Länge zu ziehen. Der Inhalt und Ton der Note lösten in Deutschland Empörung aus.
Bei der OHl kam der Gedanke eines großen Abwehrkampfes wieder ins Spiel. Die Beziehungen zwischen Politik un OHL fingen an sich zu verschlechtern, als die OHL gefragt wurde, was sich denn an der militärischen nun geändert hätte. Die Reichsregierung beschloß die Einstellung des U-Bootkrieges, gegen heftigen Widerstand der Seekriegsleitung.
Das zynische Verfahren, Deutschland unter dem Schein von Verhandlungen zur Kapitulation zu zwingen, wurde jetzt ganz unverhohlen fortgesetzt. Die reichsregierung erhielt die dritte Note von Wilson. "Die Allierten seien nun bereit den Gedanken eines Waffenstillstandes näherzutreten, aber die Waffenstillstandsbedingungen müßten die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten unmöglich machen.
Wenn die Alliierten aber gezwungen würden mit monarchischen Autokraten zu verhandeln, dann werde Deutschland nur den Weg zur Kapitulation lassen.
Wilson bezweifelte auch die Wirksamkeit der deutschen Reformen. Die OHL wollte den sofortigen Abbruch der Verhandlungen, setzte sich aber nicht durch. Der Kaiser stellte die Herren der OHL zur Rede, mit dem Ergebnis, das Ludendorff seinen Hut nehmen durfte.Mit der Entlassung Ludendorffs war entschieden, das die Gespräche mit Wilson fortgesetzt werden.
In der nächsten Note teilte die deutsche Regierung mit, das man nun konkrete Vorschläge für einen Waffenstillstand erwarte.
Mann kann deutlich nachvollziehen. wie Wilsons Noten die Forderung nach Unterwerfung Schritt für Schritt formulierten und zugleich immer krasser in die innerdeutschen Verhältnisse eingriffen. Die Mehrheitsparteien waren schon längst auf diese Reformen festgelegt und verabschiedeten in wenigen Wochen die notwendigen Verfassungsänderungen.
Hier die vierzehn Punkte Wilsons:
- Öffentliche Friedensverträge und Abschaffung der Geheimdiplomatie
- Freiheit der Seeschifffahrt
- Aufhebung sämtlicher Wirtschaftsschranken
- Rüstungsbegrenzung
- Ordnung aller Kolonialfragen
- Räumung des besetzten russischen Gebiets
- Wiederherstellung der belgischen Unabhängigkeit
- Wiederherstellung Frankreichs, Rückgabe von Elsaß-Lothringen
- Italienische Grenzziehung nach dem Nationalitätenprinzip
- Autonomie der Völker der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn
- Wiederherstellung Rumäniens, Montenegros und Serbiens, das einen Zugang zum Meer erhalten solle
- Autonomie der osmanischen Völker, Durchfahrt durch die Dardanellen und den Bosporus
- Errichtung eines polnischen Staats, unabhängig von Deutschland oder Russland mit Zugang zum Meer
- Gründung einer "allgemeinen Gesellschaft der Nationen" zur friedlichen Regelung von Streitigkeiten (Völkerbund)
Als Quelle für die Liste der 14 Punkte diente hier Wickipedia.
Die Not- und Sturzgeburt der deutschen Demokratie sollte die übelsten Folgen zeitigen (Michael Salewski).
Grüße
Amicus