Irland. Ausreise-Bewegungen ...

Sehr geehrte Forenteilnehmer,

... ein spezifisches Thema stellen die Auswanderungswellen dar, die nach den ersten Berichten aus der neuen Welt sich ergaben. So habe ich vor einiger Zeit einen TV-Beitrag gesehen bei dem erklärt wurde, dass im Kern eine größere Hungersnot in Irland zu einer entsprechenden Auswanderungsbewegung führte. So waren im 17. und 18. Jahrhundert grds. im europäischen Raum überall unplanmäßige Missernten festzustellen gewesen, die als Motivation ausschlaggebend waren für eine Migration in Amerika. Wer kann diese Phase etwas näher verifizieren ?!
 
Sehr geehrte Forenteilnehmer,

... ein spezifisches Thema stellen die Auswanderungswellen dar, die nach den ersten Berichten aus der neuen Welt sich ergaben. So habe ich vor einiger Zeit einen TV-Beitrag gesehen bei dem erklärt wurde, dass im Kern eine größere Hungersnot in Irland zu einer entsprechenden Auswanderungsbewegung führte. So waren im 17. und 18. Jahrhundert grds. im europäischen Raum überall unplanmäßige Missernten festzustellen gewesen, die als Motivation ausschlaggebend waren für eine Migration in Amerika. Wer kann diese Phase etwas näher verifizieren ?!


Missernten sind wohl immer unplanmässig. Die grosse Auswanderungswelle aus Irland fand aber erst im 19. Jahrhundert statt und zwar zwischen 1845 bis 1849. Dasselbe gilt für Deutschland und der Schweiz. Auch hier gab es eine Hungersnot, die vor allem die arme Bevölkerung zwang auszuwandern. Ich habe eine Arbeit darüber geschrieben, aber bevor ich mir hier die Finger wund tippe, möchte ich doch wissen ob es dich wirklich interessiert oder ob das eine von deinen nicht beachteten Fragen ist.
 
Irland ist das einzige Land, das ich kenne, das Anfang des 19. Jahrhunderts mehr Menschen beherbergte, als heute. Von über 6,5 Millionen (1840) sank die Bevölkerung auf etwa 3 Millionen (1900) und erst seit 40 Jahren "erholt" sie sich langsam und steht gegenwärtig bei 4,2 Millionen.

Demographics of the Republic of Ireland: Information and Much More from Answers.com

Der 3-Millionen-"Schwund" lässt sich zur Hälfte durch die Toten erklären, die an Hunger, Krieg und Elend zugrunde gegangen waren, die andere Hälfte war ausgewandert.
 
Hintergrund meiner Frage

Zunächst möchte ich betonen, dass dies keineswegs eine rein rhetorische Frage ist, allerdings die mir vorliegenden Angaben offenkundig sehr dünn waren. Zum Hintergrund meines Threads sei folgendes angemerkt:

Es ist davon auszugehen, dass Wanderungsbewegungen aus Hungersnot oder aber auch (wegen Überbevölkerung) schon von der Antike bis heute ein zentrales Motiv bildeten. Von dieser Überlegung ausgehend würde mich insbesondere interessieren, ob es in der jüngeren Menschheitsgeschichte präventive Maßnahmen gab, um diesem Problem entgegenzuwirken.

Dadurch dass es Massennahrungsmittel die pflegeleicht im Anbau waren noch nicht so lange gibt, gehe ich davon aus, daß das Problem doch weiter verbreitet war als ursprünglich vermutet.

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Allerdings lag das Hauptmotiv für Auswanderungen doch idR. in der persönlichen Unzufriedenheit; sei es wegen fehlender Arbeitsperspektive oder aber politischer Diskreminierung. Das zu trennen ist wichtig.

Auswanderungen wegen Hungersnöte war in diesem Vergleich doch ein zeitlich begrenztes Phänomen, so wie das jetzt sehe ...
 
Willst du jetzt wissen, weshalb in Irland soviele Menschen ausgewandert sind, ja oder nein?

Willst du wissen weshalb in Europa Menschen ausgewandert sind, ja oder nein?

Ich mache mir nämlich nicht die Mühe, dir mein Wissen darüber preiszugeben, wenn es dich nur am Rande interessiert - wenn überhaupt.
 
Dadurch dass es Massennahrungsmittel die pflegeleicht im Anbau waren noch nicht so lange gibt, gehe ich davon aus, daß das Problem doch weiter verbreitet war als ursprünglich vermutet.

Eigentlich wurde erst dadurch, dass die Kartoffel als andines Gemüse ein auf den kargen und v.a. steinigen und Wind ausgesetzten Böden Irlands gut wachsendes Gemüse ist, die Grundlage zur Hungersnot geschaffen. Die Kartoffel war ein so dankbares Gemüse, dass sie in der Subsistenzwirtschaft Weizen verdrängte (der wurde v.a. im Osten Irlands für den Export nach England weiterhin angebaut). Das bedeutete den Aufbau einer Monokultur, insbesondere für den irischen Westen. Eine Monokultur ist aber Krankheiten und Schädlingen naturgemäß viel stärker ausgesetzt, als Mischkulturen und der wirtschaftliche Zusammenbruch aufgrund monokultureller Wirtschaftsweise verheerender.

Von dieser Überlegung ausgehend würde mich insbesondere interessieren, ob es in der jüngeren Menschheitsgeschichte präventive Maßnahmen gab, um diesem Problem entgegenzuwirken.

Gerade was die Great Famine angeht, hätte die britische Regierung die Möglichkeiten gehabt (Weizen, Schafe), den Ausfall der Kartoffelernten durch Weizen und Schafsfleisch zu substituieren. Hat sie aber nicht gemacht (ähnliches geschah im Übrigen in den achtzigern am Naiwascha-See in Kenia, wo ein europäischer Lebensmittelkonzern Winterrosen züchtete: als es wegen Dürre zu einer Hungersnot im Norden Kenias, Äthiopiens und Somalias kam, weigerte sich dieser Lebensmittelkonzern, seine Kühlfahrzeuge einzusetzen, um Lebensmittel zu transportieren).

Für die Hungerprävention ist die F.A.O zuständig.
 
Bisher wurde der Begriff "Kartoffelfäule" noch nicht genannt, die nach dem Siegeszug der Kartoffel in Irland im Jahre 1845 den Iren die Nahrungsgrundlage entzog.
Phytophthora infestans - Wikipedia
So entschied ein kleiner Pilz nicht nur über die Bevölkerungszusammensetzung der heutigen USA, sondern stellte auch ein großes Arbeitskräftereservoir für die Industriellen Revolution in England zur Verfügung.

Wieder ein Beispiel dafür, dass man die Bedeutung ökologischer Faktoren für den Geschichtsverlauf nicht unterschätzen sollte.
 
Bisher wurde der Begriff "Kartoffelfäule" noch nicht genannt, die nach dem Siegeszug der Kartoffel in Irland im Jahre 1845 den Iren die Nahrungsgrundlage entzog.
Phytophthora infestans - Wikipedia
So entschied ein kleiner Pilz nicht nur über die Bevölkerungszusammensetzung der heutigen USA, sondern stellte auch ein großes Arbeitskräftereservoir für die Industriellen Revolution in England zur Verfügung.

Wieder ein Beispiel dafür, dass man die Bedeutung ökologischer Faktoren für den Geschichtsverlauf nicht unterschätzen sollte.

Sorry, doch. In einem der oben von Themistokles geposteten Links ist das Thema ausführlich abgehandelt. Sonst hätte ich schon was dazu geschrieben.

:winke:
 
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