Ist die Verwendung des Begriffs "Russen" ein abwertendes Klischee?

Mal orientiert sie sich an Staatsgrenzen, dann wieder nicht...

Es handelt sich um zwei verschiedene Gliederungsmodelle. ;)

@Themi: Ich hatte bei dir das Verständnismodell des Kalten Krieges vermutet, welches (leider) noch immer sehr weit verbreitet zu sein scheint. :S
 
Genau, das ist ja die Frage. Sind Ukrainer wirklich keine Russen?

Heute bezeichnen sich die wenigsten Ukrainer als Russen. Das war auch schon zu Sowjetzeiten so. Und vor 1918 war das Gebiet der heutigen Ukraine in viele benachbarte Staaten aufgeteilt.
Ob die Bewohner zu Zeiten der Kiewer Rus sich Russen nannten mag eine historische Reminiszenz sein.
Du kannst auch die antiken Angeln und Sachsen auf der britischen Insel zu den Germanen zählen. Heute spielt das keine Rolle mehr.
 
103 Beiträge durchzukauen, war garnicht so einfach und die hälfte eurer Argumente ist mir bestimmt wieder entfallen :pfeif:

Der Begriff "Russe" ist nur dann ein abwertendes Klischee, wenn er auch abwertend gemeint ist. Es wurde ja schon angesprochen das die Bezeichnung "der Russe" durchaus wohlwollend oder gar bewundernt geäußert werden kann. Ist noch garnicht so lange her, da konnte (oder soll ich sagen musste) man den Begriff "der Deutsche" als Schimpfwort oder abwertend verstehen.

Aber wer ist eigentlich "deutsch":grübel:
Ich für meinen Teil habe soeben festgestellt das ich eigentlich nicht mal ein Friese bin :red:, vielmehr müsste ich mich als "Chauke" bezeichnen. Wenn man das weiter zurückverfolgt - wer weiß was ich dann eigentlich bin oder war... :D

Genauso schwachsinnig finde ich es, das es keine "Jugoslawen" gegeben hat. Vielleicht hat es für die Jugoslawen keine "Jugos" gegeben, weil die sich als Serben, Kroaten oder Slowenen gesehen haben, für uns waren das aber Menschen die in Jugoslawien lebten und deshalb halt Jugoslawen waren. Genau so wie wir hier unter uns, uns als Sachse, Bayer, Friese oder was auch immer sehen.

Also würde ich für mich festhalten, das "Russe" immer so zu verstehen ist, wie es gemeint war. Heinz Erhard hätte es ungefähr so auf den Punkt gebracht, "Ein Schelm ist, wer böses dabei denkt" Außer die Äußerung wurde wirklich abwertend oder beleidigend geäußert.
 
Und vor 1918 war das Gebiet der heutigen Ukraine in viele benachbarte Staaten aufgeteilt.

Zwei sind "viele"??? :confused:

Und daß sich manche "Ukrainer" als Russen bezeichnen, mag daran liegen, daß es Russen sind, denn es gibt dort wie überall im Gebiet der ehem. SU entsprechende ethn. Minderheiten.
 
Zwei sind "viele"??? :confused:
Ja. Mehr als Eins sind viele. :D

Übrigens behaupteten polnische Nationalisten, "Ukrainer gebe es eigentlich gar nicht, sie seien eine deutsche Erfindung".
Franziska Bruder: „Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben!“ Die Organisation ukr. Nationalisten (OUN) 1928−1948. Metropol, Berlin 2007
 
Ohne zu googeln, wurden die Ukrainer nicht mit den Polen nach der Vertreibung der deutschen nach Westen geschoben oder kamen Grossrussen in den ehem. polnischen Osten, weil Polen ja nach Westen zog?
 
Hö? Da schau doch bitte nochmal nach, so weit westlich siedelten die Chauken doch nicht? Ich bin Chauke, du nicht! :p =)

Solltest du meine Wurzeln gerettet haben?
Brauch ich mich für meinen Nick nicht zu schämen?

Ich hatte folgende Grafik als Grundlage.
http://upload.wikimedia.org/wikiped...ania_-_New_York,_Harper_and_Brothers_1849.jpg

Anhand der Grafik würde das Gebiet Cauci Minores hinhauen.
Aber Frisii könnte man auch nehmen :D

Also nerve ich doch als Geist der Friesen weiter.
 
Ab wann ein ukrainische Volk faßbar ist, stellt aber imho eine nicht uninteressante Frage dar.

Lt. russischer Wiki kam im 18./19. Jh. die Selbstbezeichnung "Ukrainer" auf um eine Verwechslung mit den Russen (Großrussen) zu verhindern.

Ob es ein ukrainisches Volk als Ethnie gibt, ist wohl mehr eine politische Frage.
 
SWas mich noch interessieren würde ist folgendes:
Es gibt ja neben den eigentlichen Russen "Großrussen" noch Weißrussen, Russinen, Ukrainer...
Allesamt verwandte und benachbarte Völker. Gibt es hierfür einen Oberbegriff?

Russische Slawen wie in diesem The New Student's Reference Work von 1914?
Ein präziser Oberbegriff (Ostslawe ist zu ungenau) wäre aufgrund der viel zu oft nur marginalen Unterschiede zwischen den Gruppen sinnvoll.
 
kurzer Einwurf zum Begriff "Jugoslawen": natürlich gab und gibt es Jugoslawen...

1. gab
Staatsangehörige des Königreichs bzw. der Republik Jugoslawien

2. gibt
jugosloven: jug: süd; sloven: Slawe
--> jugoslawe = südslawe
Kroaten, Serben, Bosniaken etc = Südslawen (nach allgemein anerkannter und gängiger Lehrmeinung)

zu behaupten, es gäbe keine Jugoslawen ist demzufolge logisch falsch

In der Tat besteht unter den ehemaligen Staatsangehörigen Jugoslawien ein kausaler Zusammenhang zwischen der Heftigkeit der Ablehnung dieses Begriffes und der politischen Gesinnung, wie jeder empirisch gerne überprüfen kann
 
Nicht vergessen sollte man, dass es auch marginale religiöse Unterschiede zwischen Ukrainern, Weißrussen und Russen gibt.
Zu Zeiten polnisch-litauischer Herrschaft fielen die orthodoxe Christen wurden die orthodoxen Christen teilweise dem Primat des römischen Papstes unterstellt, durch die Kirchenunion von Brest anno 1596 entstand eine mit Rom ukrainische und weißrussische Kirche mit orthodoxen Traditionen. Daneben gibt es ein weiter von Moskau und der großrussischen Orthdoxie unabhängige orthodoxe Kirchen in der Ukraine und in Weißrussland.
Dieser konfessionelle Gegensatz mag ebenso wie auf dem Balkan zur Herausbildung und Abgrenzung dieser Völker beigetragen haben.
 
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Ist noch garnicht so lange her, da konnte (oder soll ich sagen musste) man den Begriff "der Deutsche" als Schimpfwort oder abwertend verstehen.
Deutsche nennen wir uns aber nur selber. Von den lieben Nachbarn werden wir als Germanen, Allemannen oder schlimmeres tituliert. Ist das eigentlich eine Beleidigung, einen Deutschen als Alemannen zu bezeichnen (und wenn ja für wen von beiden)?
 
Deutsche nennen wir uns aber nur selber.
Das ist nicht richtig. Die Engländer nennen die Holländer Dutch und die Namensähnlichkeit ist nicht zufällig. Bei den Skandinaviern sind wir die Tyskar und bei den Italienern die Tedeschi.
Das kommt alles aus der Wurzel thiudisk, genauso wie im Übrigen unser Wort deutlich, welches einen interessanten Bedeutungswandel mitgemacht hat (die Spanier nennen im Übrigen das Kastilische auch cristiano, aus ähnlichen Gründen).

Ist das eigentlich eine Beleidigung, einen Deutschen als Alemannen zu bezeichnen (und wenn ja für wen von beiden)?

Wie kommst Du denn darauf?
 
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Ein schönes Beispiel für das Threadthema aus einem anderem Thread:

Vielleicht spielten da schon "Ostplanungen" eine Rolle. Bei hohen Minusgraden ist es ja mit Diesel so eine Sache. Wie haben eigentlich die Russen das Problem gelöst?

Da stellt sich die Frage: war das Rußland und damit die russische Armee, gegen das das Deutsche Reich ab 1941 Krieg führte, oder hieß der Staat nicht anders und umfasste noch eine ganze andere Reihe von Republiken mit einer Unmenge an Völkern, von denen es sogar einige auf Millionen Angehörige schafften?
Warum "rutscht" soetwas heraus, obwohl man weiß, daß so eine Äußerung historisch einfach falsch ist?
 
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