Ist die Verwendung des Begriffs "Russen" ein abwertendes Klischee?

Vor allem, weil ich selbst diesen Thread erstellt und den von dir zitierten Beitrag geschrieben habe. :D

Warum "rutscht" soetwas heraus, obwohl man weiß, daß so eine Äußerung historisch einfach falsch ist?

Nicht rausgerutscht, man kann PC auch übertreiben. Ich denke wir sind uns im Thread einig geworden, dass der Begriff zumindest im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg wertneutral ist.
 
Ja eben, weil ich weiß, du du an der Geschichte Rußlands und der früheren Sowjetunion interessiert bist, ist das solch ein klassischer Fall. ;)

Lt. Duden ist ein "Russe" ein Angehöriger eines ostslawischen Volkes. Vllt. hab ich bei soetwas ja wirklich Denkkomplexe, aber wie kommt man dann darauf, solche Definitionen einfach willkürlich in eigene Schemen zu pressen, wenn die Antwort nicht "Unterbewußtsein" bzw. "Unterschwelligkeit" lautet?
 
Ist es denn willkürlich willkürlich? Russland war geographisch der größte Teil der Sowjetunion, die Hauptstadt war russisch, die Parteispitze war, von seltenen Ausnahmen abgesehen, russisch, die russische Sprache war Staatssprache und drängte mal mehr, mal weniger von der Politik gewollt, die Minderheitensprachen immer weiter ins abseits: es wurde russifiziert. Und ausgerechnet Stalin, der als Georgier einer nichtrussischen Ethnie angehörte, unterdrückte die Minderheiten besonders stark.
 
Wenn man mal bei Wiki unter ostslawen und ähnlich nachschlägt wird man fast von Völkern erschlagen die früher mal eigen waren und heute unter dem Generalbegriff Russen laufen. Russinen, Ruthenen und und und...
 
Russland war geographisch der größte Teil der Sowjetunion, die Hauptstadt war russisch, die Parteispitze war, von seltenen Ausnahmen abgesehen, russisch, die russische Sprache war Staatssprache und drängte mal mehr, mal weniger von der Politik gewollt, die Minderheitensprachen immer weiter ins abseits: es wurde russifiziert

Andersherum gab es also in West-, Mittel-, Nord- und Osteuropa bis auf Ausnahmen auch nur Deutsche zur Zeit des 2. Weltkrieges? Ich meine, eine Regeirung gab es nur in Berlin, deutsch war im Prinzip Befehlssprache und drängte auch die einheimischen Sprachen zurück (stand bloß noch am Anfang der Germanisierung)Arisierung muß man nicht drüber diskutieren.

Ich glaube es wird deutlich, was ich meine. ;)
 
@Hamburger: Andersherum gab es also in West-, Mittel-, Nord- und Osteuropa bis auf Ausnahmen auch nur Deutsche zur Zeit des 2. Weltkrieges? Ich meine, eine Regeirung gab es nur in Berlin, deutsch war im Prinzip Befehlssprache und drängte auch die einheimischen Sprachen zurück (stand bloß noch am Anfang der Germanisierung)Arisierung muß man nicht drüber diskutieren.
Jetzt bedienst du aber Klischees. Mir ist nicht bekannt, dass im Dritten Reich eine Sprachpolitik betrieben wurde, die Deutsch als Universalsprache Europas durchsetzen sollte (abgesehen von den Sorben und Kaschuben im Reich selbst). Und dass Deutsch Kommandosprache in der multinationalen Waffen-SS war, kann man nicht als Argument gebrauchen. Wie ist es denn heute in der NATO?
 
Ich schätze dich sehr, aber daß du den Begriff "Eindeutschung" noch nicht vernommen haben möchtest, nehme ich dir nicht ab.
Und diese deutsche Okkupationspolitik zielte einzig daraufhin ab: Ein Volk, Ein Führer, ein Vaterland. Ok- ein paar Knechte sollte es nach dem Krieg auch noch geben. (etwas sarkastisch geschrieben)

Warum es so schwer ist, in der Lebenszeit einer UDSSR mal nicht nur von den Russen zu schreiben, wenn man beispielsweise Ukrainer und Kasachen meint, hat sich mir darum immer noch nicht erschlossen.
 
Ich schätze dich sehr, aber daß du den Begriff "Eindeutschung" noch nicht vernommen haben möchtest, nehme ich dir nicht ab.

Ich sagte doch Sorben und Kaschuben. Es geht doch hier nicht um die Dinge, die Himmlers krankes Hirn für die Zeit nach dem "Endsieg" für Osteuropa plante. Du hast aber ausdrücklich auch West- und Nordeuropa erwähnt. Also gab es deiner Meinung nach "Eindeutschungspläne" für Franzosen und Norweger, oder verstehe ich dich jetzt falsch?
 
Warum es so schwer ist, in der Lebenszeit einer UDSSR mal nicht nur von den Russen zu schreiben, wenn man beispielsweise Ukrainer und Kasachen meint, hat sich mir darum immer noch nicht erschlossen.

Das tut doch keiner. Es ist ein Lapsus, der hin und wieder vorkommt und psychologisch erklärbar ist. Aber wo Du gerade die Ukrainer ansprichst: Sind sie nicht eigentlich auch Russen? Ukrainer heißt ja übersetzt nichts anderes als Grenzbewohner und der Name Russlands hat seinen Ursprung in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine :rechts: Kiever Rus.

Nein, keine Sorge, Du musst mir jetzt nicht wirklich auseinandersetzen, warum Ukrainer keine Russen sind.
 
Matt Grönning hat so was mal gut bei "Die Simpsons" parodiert auf den Bezug für "Amerikaner"

Da sollten alle Einwanderer, die keine Amerikaner waren ausgewiesen werden. Der Inder durfte bleiben, nur der rotbärtige Hausmeister musste wieder nach Irland zurück.:D
 
Es scheint ein ähnliches Phänomen zu sein, wie mit den Österreichern im Ausland. Der Einfachheit halber sind sie dort auch die ..anderen! :D
 
Es scheint ein ähnliches Phänomen zu sein, wie mit den Österreichern im Ausland. Der Einfachheit halber sind sie dort auch die ..anderen!

Oder ist das Phänomen doch nicht die überlieferte Termininologie im Unterbewußtsein der Nationalsozialisten in diesem Fall? ;)
 
viel interessanter finde ich,dass man solche Diskusionen nur in Deutschland führt

Bissl' offtopic,

aber da kann ich dich beruhigen. Political correctness wird auch in Norwegen ganz gross geschrieben. Die in Deutschland als Lappen bekannten Einwohner heissen richtig: Samen; und der Vater von Pipi Langstrumpf ist kein Negerkønig mehr.
Interessant uebrigens, dass die Polen hier immer noch ganz offiziell Polakken genannt werden - ohne dies beleidigend zu meinen.
Und nebenbei, "Russ" sind hier in erster Linie keine Russen, sondern die Schulabgænger, die vor ihren letzten Pruefungen noch ein Riesen Tamtam machen.

Gruss, muheijo
 
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Warum es so schwer ist, in der Lebenszeit einer UDSSR mal nicht nur von den Russen zu schreiben, wenn man beispielsweise Ukrainer und Kasachen meint, hat sich mir darum immer noch nicht erschlossen.

Weil es unter der Ägide Sowjetunion nur auf dem Papier z.B. Ukrainer, Kasachen oder Georgier gab. Die Nationalsprachen außerhalb der RSFSR wurden keineswegs gefördert, geschweige deren Kulturen. Die Namen der nicht-russischen Völker wurden ausschliesslich als Propagandamittel nach außen eingesetzt.
 
Diese Argumentation kann so nicht stimmig sein, weil der Begriff "Russe" im negativem Sinne schon zu Beginn des 1. Weltkrieges gebraucht wurde und die Sowjetunion erst 1918 sich begründete.
 
Weil es unter der Ägide Sowjetunion nur auf dem Papier z.B. Ukrainer, Kasachen oder Georgier gab. Die Nationalsprachen außerhalb der RSFSR wurden keineswegs gefördert, geschweige deren Kulturen. Die Namen der nicht-russischen Völker wurden ausschliesslich als Propagandamittel nach außen eingesetzt.

Also, von den Georgiern und Armeniern weiß ich das sie ihre eigenen Alphabete auch zu Sowjetzeiten weiter benutzten.
 
Dass Problem ist, dass sich die Sowjet-Union nicht als Nationalstaat im herkömmlichen Sinne verstand. Sie selbst verstand sich als ein internationales Gebilde, ein Vorposten der Weltrevolution. Bis 1944 war die "Internationale" Nationalhymne. Dieser internationalistische Anspruch wurde vom Ausland allerdings nicht anerkannt, auch darum blieb es bei "Russland und den Russen". (Hängt wohl auch damit zusammen, dass die vom Wort "Union" erwarteten föderativen Züge völlig unterentwickelt waren.)
Stalin war auch nicht einzige Nichtrusse an Spitze der Universalmonarchie. Chruschtschov und Breschnew waren Ukrainer, also zumindest keine Großrussen.
Tatsächlich finden sich unter den führenden Bolschwisten in den 20er und 30er Jahren verhältismäßig viele Nichtrussen. Vor allem Juden und Kaukasier saßen an Schlüsselstellen. Daneben gab es auch Polen und Balten an führender Stelle, das ist umso verwunderlicher, wenn man bedenkt, dass Polen und das Baltikum außerhalb des damaligen, bolschewistischen Machtbereichs lagen. Völlig unterepräsentiert waren hingegen Tataren und Sibirier.
Hier vielleicht mal eine kleine Auswahl mächtiger Nichtrussen in der frühen Sowjet-Union. Die russischen Kampf- und Decknamen verbargen häufig die ethnische Herkunft:
Georgier: Stalin, Beria, "Sergo" Ordschonikidse
Armenier: Mikojan
Juden: Trotzki, Kaganowitsch, Sinowjew, Kamenew, Jagoda
Polen: Dserschinski
Eindeutige Russen waren an der Spitze von Staat und Partei anfangs fast schon Mangelware. Lenin selbst natürlich aber sonst noch Molotow, Kalinin, Kirow, Schdanow...
Im Falle Kalinins war dessen russisch-bäuerliche Abstammung eines der Hauptargumente für dessen Einsetzung als formelles Staatsoberhaupt.
 
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