Ivajlo der Schweinehirt - Der erste Bauernaufstand in Europa

Bolgarin

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Politische Krise in Bulgarien

Nach dem tod von Joan Assen II kaempfen die verschiedenen parteien der bojaren im land um den thron des zaren. fuer kurze zeit wird Koloman Zar - sohn Joan Assen II von einer ungarischen prinzessin. doch im jahre 1242 bekennt er sich zum vasal der Tataren und zahlt ihnen jaehrliche steuer. so faengt die tatarische hegemonie in Bulgarien an, die sich sehr unguenstig auf ihre politische macht auswirkt. Koloman wird das opfer eines von den bojaren organisiserten anschlags, der auch von der letzten frau von Joan Assen II - die byzantierin Irina organisiert wurde. Bulgarischer Zar wird Mihail II Assen (1246 - 1257), der mit hilfe eines regentenrats regiert. Die unsichere lage in Bulgarien veranlasst das Reich von Nikea Bulgarien zu ueberfallen. grosse gebiete von Makedonien und den Rhodopen fallen in byzantische haende. In der selben zeit okupiert der ungarische koenig Bela IV Belgrad und Branichevo unter dem vorwand, dass Koloman umgebracht wurde. Die konflikte zwischen Bulgarien und Nikea werden in einem friedensvertrag sehr unguenstig fuer Bulgarien geregelt. dies erreicht die grenze der duldsamkeit mancher bojaren, die nicht zusehen wollen, wie Bulgarien zerstoert wird. im jahre 1257 wird Mihail II Assen von seinen Kousin Kaliman umgebracht. es fangen unruhen an und um den thron streiten Kaliman, der bojare Mizo und der russische fuerst Rostislav - schwiegervater des ermordeten. die bojaren vereinen sich aber schliesslich um den maechtigen bojaren Konstantin Tih - verwalter von Skopie. 1257 wird er zum Zar gekroent. um seine macht zu sichern heiratet er die enkelin von Joan Assen II Irina, nachdem er auch den namen Assen bekommt.

Der Aufstand von Ivailo

Die unruhige lage in Bulgarien vertieft auch ihre soziale Krise. der neue Zar ist auch nicht erfolgreich. der neue konflikt mit dem 1261 wiedererrichtete Byzanz endet unglueckich fuer Bulgarien. Byzanz erobert einige bulgarische stadte - Plovdiv, Stanimaka, Anhialo und Messembria. die dinge bessern sich auch nicht nach 1268, als der bulgarische Zar die nichte des byzantischen keisers Maria heiratet. Byzanz gibt die eroberten staedte nicht zurueck. erfolglos sind auch die versuche von Konstantin Assen sich der antibyzantinischen koalition organisiert vom koenig von Neapel Karl d`Anjue, der das Lateinische Imperium wiederherstellen wollte anzuschliessen. unter den bojaren herrschte streit. bei einer ungluecklichen jagd wird der Zar verletzt und hoert auf sich aktiv um den staat zu kuemmern. die macht geht voellig in den haenden von Maria, die nicht sehr um Bulgarien bekuemmert ist, aber alles moegliche macht um den Thron fuer ihren sohn Mihail zu sichern. dazu kamen auch die heufigen ueberfaelle der tataren, die alles auf ihren weg verwuesteten. die unzufriedenheit der bevoelkerung wuchs und das alles fand im aufstand von Ivailo seinen abklang. der byzantische Chronist Pahimerius berichtet, dass Ivailo "die schweine der leute gegen bezahlung huetete" und dass er einer war, "der sich nicht um sich kuemmerte, da er weder auf seine nahrung, noch auf seiner kleidung wert legte". das laesst darauf schliessen, dass Ivailo zu den untersten schichten des bulgarischen Bauerntums gehoerte, dass am meisten unter der unruhigen lage und hohen steuern litt. Ivailo besass aber die gabe des wortes und konnte seine mitmenschen sehr gut ueberzeugen. er sprach oft von der nahen zukunft, wenn ihm Gott ein zeichen schickt, dass er die unzufriedenen im aufstand gegen die macht fuehren wird. seinen worten schenkte man am anfang keinen glauben, doch mit der zeit fing sein ruhm zu wachsen an. heute kann man nicht antworten, ob Ivailo wirklich an seine worte geglaubt hat, doch sie hatten einen straken psyhologischen effekt auf die aufstaendischen bauern. der aufstand bricht im jahre 1277 in Nordostbulgarien aus. im ganzen land verbreitete sich der name des Schweinehirten und die nachricht, dass ihm Gott persohenlich zum zaren des landes verhelfen wird. bald treffen die aufstaendische eine kleine tatarenarmee und zerschlagen sie. die nachricht von dem heroischen anfuehrer, der die tataren verjagen kann verbreitet sich mit der schnelligkeit eines blitzes. ganze gebiete schlossen sich freiwillig dem Bauernkoenig an, da sie laut Pahimerius "ueberzeugt waren, dass sie unter seiner macht es gut haben werden". das laesst darauf schliessen, dass Ivailo eine breite unterstuetzung fand, da die Bulgaren in ihm einen energischen Hauptling sahen, der sie von den tatarischen raubzuegen schutzen kann. seine anhaenger sind von der utopischen idee ueber den "guten" Zaren, der das land aus dem chaos rausfuehrt besessen gewesen. seine energie kontrastiert stark mit der unfaehigkeit von Konstantin Assen, was sogar viele bojaren dazu veranlasst den glauben in dem Zaren zu verlieren. noch bei dem ersten aufprall mit den aufstaendischen wird die armee von Konstantin zerschlagen und der Zar faellt in der schlacht. der weg Ivailos nach Veliko Tarnovo stand offen. in diesem moment mischt sich im konflikt Byzanz ein. der byzantinische keiser Mihail VIII Paleologos laesst seine tochter einen verwandten von Joan Assen II heiraten und erklaert ihn fuer bulgarischen zaren unter dem namen Joan Assen III. dieser bojare, der seine bulgarische wurzeln vergessen hatte und schon lange jahre als assylant in Byzanz lebte, schwur seine treue dem byzantischen keiser. kurz danach betreten die byzantischen armeen Bulgarien. in dieser verwickelten lage entscheidet sich die zarin Maria, die noch in Tarnovo regierte, die byzantinische armee nicht reinzulassen. sie bevorzugte Ivailo einen heiratsantrag zu machen, indem sie heimlich hoffte den Thron fuer ihren sohn zu sichern. die gefahr in der sich das bulgarische land befand lies Ivailo diesen vorschlag annehmen und im jahre 1278 heiratet er Maria und wird zum zaren gekroent. noch im ersten augenblick als zar sammelt Ivailo die armee und reitet zurueck im Nordosten gegen die Tataren. solange die gefaechte dauern vereinen sich die Bojaren in Tirnovo in ihrem hass gegen den Bauernkoenig und fangen an mit dem byzantinischen keiser zu verhandeln. 1279 wird die byzantinische armee ohne kampf in Tarnovo reingelassen, nachdem die nachricht verbreitet wurde, dass Ivailo im kampf gegen die Tataren gefallen ist. am thron wird Joan Assen III aufgesaetzt. nachdem er aber die tataren verjagt, richtet Ivailo seine armee in richtung Tarnovo. in Konstantinopel ist man besorgt, da die plaene von Mihail VIII zunichte gehen. eine 10 000 man byzantische armee wird gegen die aufstaendischen geschickt. Ivailo erwartet sie aber in den Balkanpaessen, wo sie voellig zerschlagen wird. kurz danach wiederfaehrt das selbe einer zweiten byzantischen armee. der weg nach Tirnovo stand wieder offen und in einer nacht flieht Joan Assen III zusammen mit dem ganzen staatsgeld nach Konstantinopel. in der selben zeit vereinen sich die bojaren in Tarnovo um den bojaren Georgi Terter und verweigern Ivailo den zutritt in die hauptstadt. in der schlacht danach wird die erschoepfte armee der aufstaendischen zerschlagen. verlassen von allen flieht Ivailo bei den Tataren, wo er auf befaehl ihres anfuehrers Nogai gekoepft wird.
der unglueckliche ausgang des aufstandes von Ivailo ist zu erwarten gewesen, da er viele feinde im angesich von Byzanz, die Tataren und die Bojaren, die sich mit der tatsache von jemandem aus den unteren soziaelen schichten regiert zu werden nicht zufriedengeben konnten. obwohl die aufstandischen von einer utopischen idee geleitet wurden, kann man ihren Heroismus und Bereitschaft ihr land vor den fremden einfaellen zu schuetzen nur mit respekt begegnen. in diesem zusammenhang ist dieser erste rein bauerliche und einzigartige aufstand in der europaeischen geschichte nicht nur ausdruck soziaeller auseinandersaetzungen in Bulgarien, sondern auch eine patriotische Initiative des bulgarischen Bauerntums.
 
die person von Ivajlo ist so charismatisch und bekannt, dass viele jahrzehnte nach seinem tod sogar zwei "Luegenivajlos" auftauchen. der eine fuehrt einen aufstand in Thrakien gegen die Tuerken. der andere taucht sogar im hof in Konstantinopel auf und gibt sich als Ivajlo aus. der keiser schenkt ihm tatsaechlich eine kleine armee um die bevoelkerung in Kleinasien gegen die Tuerken zu fuehren. der kriegszug endet schnell mit einer niederlage.
 
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