Japans Kaisergräber ?

Louis le Grand

Aktives Mitglied
Japans Kaisergräber, darüber finde ich praktisch nichts im Internet. Warum ? Wo gibt es welche ? Wie sehen die aus ?

Mir ist schon klar, dass man sie nicht mit den riesigen kaiserlichen Mausoleen in China vergleichen kann. Aber ich würde gern mehr in Erfahrung bringen. Besonders über die Architektur der Anlagen. :grübel:
 
Eine gute Frage...

Ich glaube, es gibt gar keine offene Kaisergräber wie hier in Europa (Kaiserdom in Speyer oder Mausoleum in Berlin).
Denn die Kaiser werden ebenso wie die Japaner verbrannt zur Asche und ich weiß nicht, wohin mit Asche... und dann gibt es solche Gedenktafeln, ich glaube, das ist im Kaiserpalast, nur zugänglich für kaiserliche Familie.

Die Kaiser von Japan sind nicht nur ein Kaiser, sondern sind auch ein Gott zugleich, also so eine Gottkaiser.
 
Andanchamun schrieb:
Die Kaiser von Japan sind nicht nur ein Kaiser, sondern sind auch ein Gott zugleich, also so eine Gottkaiser.
Das ist schon klar. Aus eben diesen Grund haben sich ja die Kaiser Chinas gigantische Anlagen mit unvorstellbaren Luxus errichten lassen. Mit dazugehörigen "Unterirdischen Palast" als Gruft. Von den 300 Kaisern die es gegeben hat, sind nur zwei Anlagen je geöftnet worden und die quollen über mit Beigaben. Etwa das Grab des Wanli-Kaisers .

Der "Unterirdische Palast" wurde geöftnet, der dann so aussah: http://www.china.org.cn/images/114872.jpg

Samt toten Kaiser: http://www.greatcommission.com/china/2002005.jpg


In Japan wurden die Kaiser verbrannt. Soweit ging meine Annahme auch. Da sie jedoch relativ machtlos waren, haben sie sich wohl keine großen Grabanlagen bauen lassen können. Aber irgendwohin mussten sie ja nach dem hinscheiden. Ist es ähnlich wie bei dem Grab des großen Tokugawa Ieyasu ,also nur ein kleiner Schrein der so aussieht: http://www.theorientalcaravan.com/images/Tohoku/Tomb%20of%20Tokugawa%20Ieyasu.JPG :confused:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hab dank edler Rovere. :winke:

Das hat schonmal weitergeholfen. Wie ich erwartet habe, kann man bei diesen Anlagen durchaus feststellen, dass Chinas Kaisergräber Einfluss gehabt haben bei der Planung.
 
Das ist wohl eher eine Stilfrage. Der japanische Baustil ist viel schlichter udn weniger prunkvoll als der chinesische. Besonders die Shinto-Heiligtuemer sind oft nur simple, schmucklose Holzgebaeude. Die buddhistischen Tempel sind schon mit mehr Schmuck und Verzierungen versehen oder auch grossflaechiger vergoldet, ist aber immer noch nichts gegen den chinesischen Stil. In Yokohama kann man es sich sehr gut anschauen, im dortigen chinesischen Viertel gibt es eine chinesisch-buddhistischen Tempel, man glaubt, man ist in einer anderen Welt...

Von der Flaeche her sind viele Anlagen allerdings riesig, was heute oft nicht mehr so zur Geltung kommt, da Teile der alten Anlagen heute bebaut sind, was dazu fuehrt, dass dei Toris heute oft mitten in der Stadt stehen, der Schrein dann aber ein paar hundert Meter oder auch einige Kilometer weit weg ist.

So z.B. das hoechste Shinto-Heiligtum, der Ise-Schrein: Die Anlage erstreckt sich ueber 6 Km und die meisten Gebaeude sehen aus wie einfache Holzschuppen...

http://en.wikipedia.org/wiki/Ise_Shrine

Was die Kaiser angeht: Soweit ich weiss, werden die Kaiser (evtl. auch die uebrigen Mitglieder der kaiserlichen Familie) als einzige ueberhaupt begraben, alle anderen Japaner muessen nach ihrem Tode verbrannt werden.
 
Louis le Grand schrieb:
... Aber irgendwohin mussten sie ja nach dem hinscheiden. Ist es ähnlich wie bei dem Grab des großen Tokugawa Ieyasu ,also nur ein kleiner Schrein der so aussieht: http://www.theorientalcaravan.com/images/Tohoku/Tomb%20of%20Tokugawa%20Ieyasu.JPG :confused:

also der schrein von tokugawa mag relativ klein sein, dafür hat er ihn sich in eine sehr grosse tempelanlage einbauen lassen http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Nikko
(und der weg zu seinem grab zeugt auch von einer gewissen grösse, ich weiss nicht wie viele stufen es hinauf sind...)

gerade gefunden: http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:TenmuJitoTomb.jpg
 
collo schrieb:
also der schrein von tokugawa mag relativ klein sein, dafür hat er ihn sich in eine sehr grosse tempelanlage einbauen lassen http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Nikko
(und der weg zu seinem grab zeugt auch von einer gewissen grösse, ich weiss nicht wie viele stufen es hinauf sind...)

Ist halt eine Definitionsfrage: Das BIld zeigt ja letzlich nur den Aufbewahrungsort bzw. das Behaeltnis, in dem sich seine Asche befindet. Das ist aber nicht das Grabmahl, sondern als Grabmahl wuerde ich die gesamte Anlage bezeichnen und das ist eine der groessten ihrer Art.
 
Das beantwortet doch schonmal viel. Ich danke euch. :yes:
manganite schrieb:
Was die Kaiser angeht: Soweit ich weiss, werden die Kaiser (evtl. auch die uebrigen Mitglieder der kaiserlichen Familie) als einzige ueberhaupt begraben, alle anderen Japaner muessen nach ihrem Tode verbrannt werden.
In Japan muss sich jeder verbrennen lassen ? Selbst katholische Christen ?
 
soweit ich weiß gilt die verbrennungspflicht in einigen ost-asiatischen staaten. hat zum einen was mit der tradition zu tun , zum anderen ganz pragmatisch: urnen brauchen viel weniger platz. ich kann mir nicht vorstellen, dass wegen ein paar hunderttausend katholiken ausnahmen gemacht werden (wusste gar nicht, dass das nicht erlaubt ist...).
 
Ein katholisches Begräbnis sieht eine Erdbestattung vor. Verbrennung wird bis heute gar nicht gern gesehen. Der Grund ist der Tag des Jüngsten Gericht, an dem sich die Toten aus ihren Gräbern erheben um gerichtet zu werden und dann ins Paradies einzuziehen. Wenn ich Asche bin, kann ich mich nicht mehr erheben. Ergo nicht gerichtet werden und nicht ins Paradies einziehen. So der Grundsatz der römischen Kirche.

Da in Japan Religionsfreiheit herrscht, müsste man katholischen Japanern - und die gibt es - gemäß ihrem Glauben auch die Erdgestattung zubilligen.
 
Louis le Grand schrieb:
In Japan muss sich jeder verbrennen lassen ? Selbst katholische Christen ?

Soweit ich weiss, muss sich jeder verbrennen lassen. Habe auch noch nie was anderes als Urnenfriedhoefe gesehen. Aber das muss natuerlich nichts heissen. Vielleicht gibt es ja irgendwo auch andere Friedhoefe. Kann mich ja mal umschauen...
 
"Beim Tod des Tennō ist nach dem Gesetz über den kaiserlichen Haushalt ein großer Bestattungsritus (taiso no rei) abzuhalten. Der Ritus als solcher bedient sich stark shintoistischer Symbolik, ist aber trotz gegenteiliger Auffassung des Kaiserhauses eine Erfindung der Meiji-Zeit mit ihrer Politik der Trennung von Shinto und Buddhismus – vorher erhielt der Tennō, wie die meisten anderen Japaner auch, ein buddhistisches Begräbnis. Das letzte Mal wurde ein solcher Ritus am 24. Februar 1989 bei der Bestattung des Shōwa-Tennō Hirohito durchgeführt."
http://de.wikipedia.org/wiki/Tennō

das fand ich unter dem allwissenden wikipedia..
wenn man sich jetzt den shintoismus und den buddhismus genauer ansieht, dann müsste man darauf kommen, dass sie verbrannt werden - meiner meinung nach ;)
im buddhismus wurden aber auch oft menschen, vor allem im Mahayana, somit auch im tibetischen Buddhismus, vor allem "Lamas" (oberster ist der Dalai Lama) beerdigt.
Im Shintoisumus ist vor allem das ehrenvolle von Rang...
ich habe auch hier wikipedia und viele andere seiten nach dem ritual der beerdigung oder der riten anch dem ableben eines menschen in japan abgegrast und nix gefunden - das deutet darauf hin, dass der tod damals in den religionen nicht so große bedeutung hatte oder wir so gut wie nichts darüber wissen!

gn8
Toku
 
die frage nach der obligatorischen feuerbestattung in japan hat mir keine ruhe gelassen, nach den meisten quellen liegt die rate bei 99%, also gibt es noch andere formen der bestattung:

Bestattungskultur in Japan
Ein Beispiel für buddhistische Bestattungsriten




In Japan ist gegenwärtig sowohl die Feuerbestattung als auch die Erdbestattung gebräuchlich.

Die Feuerbestattung wurde zu Beginn des 8. Jahrhunderts mit dem Buddhismus ins Land gebracht. In den letzten 300 Jahren hat sich die Feuerbestattung in Japan zu der häufigsten Beisetzungsform entwickelt. Gefördert wurde diese Tendenz durch das 1897 erlassene Gesetz zur Verhütung von Epidemien, heute jedoch zwingt die Bodenknappheit in den wachsenden Städten dazu. In Tokio ist die Feuerbestattung obligatorisch. In den großen japanischen Ballungszentren werden die Verstorbenen in High Tech Krematorien verbrannt. Im Gegensatz hierzu wird in den ländlich strukturierten Gebieten Japans auch heute noch auf traditionelle Art und Weise eine Grube ausgehoben, in der ein Scheiterhaufen mit dem Verstorbenen aufgebaut wird.


Die Verbrennung ist eine aufwendige Angelegenheit. Die Angehörigen besuchen alle paar Stunden den Ort der Kremierung. Die Männer, die das Feuer bewachen und in Gang halten werden aufwendig bewirtet. Kartoffeln, die in diesen Feuern gegart werden sollen gegen verschiedene Leiden helfen. Nach dem Brand werden jeweils die Knochenreste mit Hilfe zweier verschiedener Stäbchen, eines aus Bambus, das andere aus Holz in eine Urne gesammelt. Die Urne behält man bis zur Bestattung einige Tage im Haus. Sie wird auf dem Friedhof unter einem Grabstein oder in der Knochenhalle eines Tempels beigesetzt.


Bei der Erdbestattung in Japan hat sich in den letzten Jahren auch immer mehr der „Schlafsarg“ (ein Sarg nach europäischem Vorbild) durchgesetzt, aber gebräuchlicher ist weiterhin der traditionelle, kübelartige Sitzsarg. Der Verstorbene wird in Hockstellung, mit dem „Paradiesseil“ umwickelt, beigesetzt.

Quelle: http://www.bestattungen-behrens.de/kultur/budd.htm

übrigens habe ich auch gefunden, dass seit den sechziger jahren die katholische kirche ihre bedenken aufgegeben hat:

Die katholische Kirche hat mit der Instruktion des Heiligen Offiziums vom 5.7.1963 die Feuerbestattung akzeptiert, ohne ihren grundsätzlichen Standpunkt aufzugeben, dass die Erdbestattung Vorrang habe. Sie erkennt die Feuerbestattung an, solange den Einäscherungen keine antireligiösen Tendenzen zugrundegelegt werden. Sie nimmt das Begräbnis zeremoniell vor, wenn der Verstorbene selbst zu seinen Lebzeiten eine Feuerbestattung verfügt hat. Die Sterbesakramente können gewährt, die kirchliche Einsegnung vorgenommen und Totenmessen gelesen werden.

quelle: http://www.fbstade.de/feuerbestattung/antworten.html#4
 
Zuletzt bearbeitet:
@collo :winke:

Das mit dem kübelartigen Sitzsarg ist ja ein wenig skurill. ;)
Danke dass du es gepostet hast.
 
Zuletzt bearbeitet:
da fällt mir ein, so, sitzend, soll auch tokugawa in nikko in dieser riesenurne bestattet worden sein (das hat uns damals jedenfalls die reiseleiterin erzählt)
 
? schrieb:
Nun, wenn ich das nicht wüsste, dann müsste man mich wohl wegen übermäßiger Ignoranz sofort aus dem Forum verbannen. =)

Aber Spaß bei Seite. Die Anlagen in Nikko zählen ja aus gutem Grund zu den schönsten Tempeln in Japan. Auf der Seite ist auch ein schöner historischer Stich von Nikko: http://www.jaduland.de/asia/japan/text/tokugawa.html

Bei mir tat sich eine grundsätzliche Frage auf: Waren die japanischen Kaisergräber wie bei Tokugawa Ieyasu Teil einer Tempelanlagen oder orientierten sich an China und bildeten damit einen eigenständigen Grabkomplex ?

Die Antwort: Tokugawa musste einen Trick anwenden um sich ein prunkvolles Grab zu schaffen, indem er sich seinen auf den ersten Blick bescheidenen Urnenschrein in eine große Anlage hat platzieren lassen. Große eigenständige Grabanalgen waren dem Tenno vorbehalten.

Wenn ich es dann richtig verstanden habe, dann waren die Kaisergräber - wie in China - keine separaten Tempel, sondern auf die Verehrung des Kaisers als zentrale Person ausgerichtet. Damit folgen sie dem chines. Konzept. Beispielhaft an den Ming-Gräbern vorgestellt: Mit Grabtumulus und Hallen zur Verehrung des Kaisers als "göttlichen Ahnen": http://www.ccdemo.info/landabee/ChinaTripSlideShows/512x384/04SS-Beijiing3-MW/slides/107LChanglingMapEdit.html

andere Seite über die Ming-Gräber: http://gtti.20m.com/Beijing/MingTombs/the_ming_tombs.html

Nun finde ich sehr schade, dass es keine informative Seite gibt, die die jap. Kaisergräber mal näher vorstellt, so wie es für China der Fall ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben