Du suchst eine einfache Lösung für ein komplexes Problem.
Das fängt schon mit dem Germanenbegriff an. Es gibt heute die Tendenz, den Germanenbegriff gänzlich abzulehnen - so richtig durchsetzen kann sich das aber aus naheliegenden Gründen nicht: der Begriff ist seit der Antike eingebürgert und alle Alternativbegriffe sind ihrerseits problematisch. Wir haben diverse archäologische Kulturen, die wir mit den Germanen assoziieren. Die Jastorf-Kultur ist nur eine davon. Andere sind die Przeworsk- und die Wielbark- Kultur.
Aber der Begriff der archäologischen Kultur ist wiederum ein neues Problem, denn die archäologischen Kulturen sind keineswegs so abgegrenzt, wie sie uns auf Kartendarstellungen oft erscheinen. Sie sind eher ein ambivalentes Hilfsmittel, einerseits helfen sie den Archäologen ein Kulturphänomen zeitlich und räumlich einzugrenzen, also eine gemeinsame Sprache zu finden, in der man über den archäologischen Sachverhalt sprechen kann, andererseits suggeriert eine solche Terminologie eben recht fest umgrenzte einheitliche Kulturräume. Und beides stimmt eben nicht, weder die feste Umgrenzung noch die Einheitlichkeit.
Kehren wir zurück zum Germanenbegriff: in der Linguistik kommen wir kaum drumherum, fassen wir doch innerhalb der indoeuropäischen Sprachfamilie die ostgermanischen Sprachen (ausgestorben: Vandalisch, Gotisch), nordgermanischen Sprachen (Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Isländisch) und westgermanischen Sprachen (Deutsch, Niederländisch und Angelsächsisch) zur germanischen Sprachfamilie zusammen.
Ein Gote hätte sich aber womöglich gewundert, mit einem Franken oder Sachsen in einen Topf geworfen zu werden.
Die Germanen werden zumeist mit der Jastorfkultur in Verbindung gebracht, dennoch finde ich immerwieder die Behauptung sie stammten aus Skandinavien... Ist dies nicht ein Widerspruch?
Nein, denn die Jastorf-Kultur ist eben nur eine von mehreren zeitgleichen Kulturen, die als „germanisch“ angesprochen werden. Vermutlich die prominenteste, aber eben nur eine von mehreren.
Es gibt Stimmen, welche die Ausgliederung des Germanischen aus dem indoeuropäischen Dialektkontinuum in einem Raum ausmachen, der das Gebiet zwischen Nordostdtld. und Südnorwegen umfasst. Argumentiert wird da mit dem Vokalismus von Gewässernamen.
