John „Jack“ Travers Cornwell (1900-1916)

SRuehlow

Mitglied
Manche mögen sich jetzt fragen, warum hier ein Beitrag über einen Jungen zu finden ist, der gerade einmal 16 Jahre alt geworden ist. Was ist an diesem Jack Cornwell so besonderes? Ist es vielleicht, weil er dass Victoria-Cross 1918 posthum verliehen bekam oder weil nach 1916 in mehr als 12000 Schulen im gesamten britischen Königreich eine Gedenkplatte oder das Bild des jungen Cornwell hing? Warum wollten alle Jungens nach 1916 so werden wie er? Was ist so besonders an ihm, dass man nach ihm Straßenzüge und Gedenktage mit alljährlicher Feierlichkeit an seinem Grab abhält und Reden auf ihn zu hören sind? War er ein großer Gelehrter oder Künstler? Hat er eine geistreiche Erfindung hinterlassen oder war er ein großer Denker? Warum beschäftige ich mich mit ihm? In Deutschland ist er so gut wie überhaupt nicht bekannt, dieser Jack… Ich glaube, außerhalb Britanniens ebenso wenig! Warum nur? :confused:

Jedes Land braucht seine großen Männer und Frauen – aber das hier ist ein Junge von 16 Jahren gewesen! Also was ist dran an John Travers Cornwell – einem Kriegshelden? :nono:

:fs: Ja, genau richtig gelesen – Jack war ein Kriegsheld des Ersten Weltkriegs. Hier möchte ich seine Geschichte erzählen:

Jack wurde am 8. Januar 1900 als drittes Kind einer Arbeiterfamilie in Leyton, Essex, geboren. Der Vater Eli war selbst Kriegsteilnehmer (Er verstarb einen Monat später und wurde neben Jack beigesetzt.), sowie einer seiner Brüder. Jack verließ die Schule mit 14 und arbeitete als Packwagenjunge für Binding Brooks. Jack hatte schon immer vom Meer geträumt und fühlte sich ihm sehr verbunden. Dies bewog ihn, sich im Oktober 1915 in die Royel Navy einzuschreiben, in die königliche Marine. Er tat es ohne Erlaubnis seines Vaters, der es ihm ohne Frage, verboten hätte. Er wurde nach der Grundausbildung in der Marineschule Kaynham der HMS Chester zugeteilt, nachdem er in Schottland stationiert wurde.
Sein erstes und einziges Gefecht war die Schlacht um Jütland. Er wurde an Bord der HMS Chester einer gepanzerten Drehkanone zugeteilt. Während der Schlacht wurde die Chester von vier kaiserlichen Marine-Kreuzern unter Beschuss genommen. Vier Treffer schlugen in die Drehkanone ein, an der Jack diente. Alle Schützen der Kanone waren nach der Schlacht tot. Jack stand ohne Deckung während der gesamten Schlacht, die ungefähr 20 Minuten dauerte, ungeschützt neben der absolut zerstörten Kanone und bewegte sich keinen Schritt von ihr weg. Er war durch die Kanonaden auf die Drehkanone schwer verletzt worden. Nachdem die Schlacht beendet war, schickte man den Jungen in das Krankenhaus nach Grimbsy, wo er wenig später aufgrund seiner schweren Verletzungen verstarb. Man hatte nach seiner Mutter geschickt, aber diese traf zu spät im Krankenhaus ein. Die Mutter lies ihren Sohn, da sie kein Geld hatte, unter einfachsten Umständen bestatten.
Als die Geschichte von Jack Cornwell bekannt wurde, lies man ihn einen Monat später exhumieren und überführte ihn in einem Staatsakt zum Manor Park in London. Ihm wurde posthum das Victoria-Cross verliehen. Viele Briten wurden durch Jacks Geschichte noch patriotistischer, als sie es schon vorher gewesen waren.
Der Vater starb wenige Wochen später, der älteste Bruder wurde 1918 in Frankreich getötet, die Mutter verstarb 1919. Die Familie geriet in Vergessenheit, aber der Mythos von Jacks Heldentat während der Schlacht von Jütland lebt bis heute weiter.
:weinen:
Was aber ist es, was ihn so besonders macht? Ein Junge, der sein eigentliches Leben noch vor sich hat, wird in einem sinnlosen Krieg getötet, wie tauschende anderer Jugendliche seines Alters auch. Vielleicht ist es die Zeit, die Helden macht, oder ein zerschundenes Volk blickt in Kriegszeiten zu solchen Menschen auf, die trotz der Schwere der Zeit zum Äußersten breit sind und sich für das Vaterland und die Freiheit opfern. Ich will Jack Cornwell nicht zu einem Kriegshelden stilisieren, noch ihn auf ein Podest heben. Viele haben das schon vor mir getan und werden es nach mir tun. Ich will nur aufzeigen und daran erinnern, dass dieser Mensch sein Leben noch vor sich gehabt hätte, wenn er nicht gestoben wäre. Vielleicht hätte er spät im Alter, umgeben von seinen Nachkommen, seine Augen geschlossen… Aber das wissen wir nicht, denn dann hätte sich niemand für diesen John „Jack“ Cornwell interessiert, oder? Ich jedenfalls bin eigentlich nur traurig, dass dieser Mensch sein Leben für Krieg und den Machthunger einer ganzen Generation verlor und tausende anderer Jungen und Mädchen ihm nacheifern wollten und defacto haben.:motz:

Hier ist eine kleine Internetpräsenz (Ich habe Wikipedia extra herausgelassen - Schande über denjenigen, der diese Seite [auch wenn es nur eine englische Version gibt] hier anfügt! :still: )

http://www.lalamy.demon.co.uk/cornwell.htm
http://www.seacadets.co.uk/vc/cornwell.htm
 
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von Lord Raglan
Schöner Artikel über John Travers Cornwell V.C.

Nur die Beschreibung der Ereignisse bei der Batlle of Jutland klingen etwas seltsam. Das V.C. wurde ihm ja verliehen weil er seinen Posten nicht verlassen hatte, und das obwohl er schwer Verwundet war und die gesamte übrige Gun Crew getötet worden war. Als man ihn fand war er immer noch auf seinem Posten und erwartete weitere Befehle.

Du beschreibst es etwas seltsam (so als ob er starr vor Angst währe).

Ich habe keine Schreibrechte beim WW1 und konnte daher nicht direkt antworten.


Ich glaube auch, dass Cornwell seinen Posten aus Angst nicht verlassen hat. Ein Mensch, der vorher keinerlei Erfahrungen mit Kriegsereignissen hatte, wirdplötzlich ein diesen Strudel aus Gewalt und Aktionismus geschleudert. Man kann darauf verschieden reagieren. Zum einen kann man sich aus Angst in die Hose ..... und sich im untersten Winkel verstecken, den man finden kann, man kann starr und gelähmt sein oder man kann sich heldenhaft dem Tod entgegen werfen. Ich weis nicht, was in Jack während dieser 20 Minuten vorgegangen ist oder an was er gedacht hat. Ich weis nur, dass er aus schierem Pflichtbewußtsein gehandelt hat. Da hast Du schon recht. Vielleicht hätte ich das erwähnen sollen, ich habe das Victoria-Cross als selbstverständlich erachtet, weil er ja seinen Posten nicht verlassen hat... Danke für den guten Tipp!
Mir kommt es vor, als hätte ich etwas schlampig gearbeitet, da mein Englisch gekanntlich nicht das beste ist! Endschuldigung schon mal hier für die nachkommenden Kritiken...
 
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Hallo SRuehlow,

ein gut geschriebener Artikel (nur die Smileys waren etwas deplaziert...) über einen Vorfall, wie er sich wohl in jedem Krieg so oder ähnlich abgespielt hat. Leider. Da fällt mir doch gleich der Film "Die Brücke" ein...

Ich bin mit Dir einer Meinung und meine auch, dass Jack seinen Posten gar nicht verlassen konnte.
Man muss sich das vorstellen: Ein Kind (das war er schließlich noch) erlebt Tod und Verderben, überall Feuer und Explosionen. In solchen Situationen hat uns die Natur die Alternative "fight or flee" gesetzt. Fliehen konnte er nicht, wohin auch in dem Chaos? Und dann unter Schock, schwer verwundet war er außerdem. Kämpfen? Ging nicht, er war zur Untätigkeit verdammt. Und so blieb er einfach stehen und hat sich in sein Schicksal ergeben, das Kaninchen vor der Schlange.

Dass die Militärführung daraus ein heldenhaftes Ausharren rausgelesen hat ist wohl eine Ironie des Schicksals.

Und heute? Haben wir Kindersoldaten in Afrika.
 
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