Jungen tragen blau, Mädchen rosa?

Else

Neues Mitglied
Hallo :)
Mich beschäftigt eine These, auf die ich vor kurzem gestoßen bin. Und zwar ist es ja so, dass pink/rosa ursprünglich die Farbe der Jungen war und blau die Farbe, in der kleine Mädchen gekleidet wurden. Die These war, dass sich diese Tradition durch den 2. Weltkrieg geändert hat. Genauer gesagt, mit der Kennzeichnung von Homosexuellen durch rosafarbene Dreiecke. Also wurde die Farbe dadurch Verweiblicht. Allerdings habe ich verschiedene (allerdings eher unpräzise) Artikel gelesen, in denen gesagt wurde, dass sich bereits um 1920 der Brauch Jungen in rosa zu kleiden, änderte. Meine Frage ist jetzt, gibt es für die erste Aussage, dass sich die Bekleidungstradtion durch die Verwendung der Farbe rosa im 2. WK änderte, irgendwelche Belege? Ist dies wahr und eine plausible Erklärung? Ich selbst konnte bisher keine Artikel o.ä finden in denen dies bestätigt wird, aber auch nichts, was es wiederlegen könnte. Weiß hier vielleicht jemand mehr darüber, oder wüsste wo ich mehr darüber erfahren kann?
 
Moin

Wenn ich hier mal Tante Wiki zum Thema "Rosa" zitieren darf:

"Rosa wirkt sanft und weich, weshalb es seit den 1920er Jahren allgemein mit Weiblichkeit assoziiert wird. Vorher galt Rosa als männlicher Babyfarbton. Rot hat die Assoziationen Leidenschaft, Blut, aktiver Eros und Kampf.[3] Somit galt es lange Zeit als „männliche“ Farbe und Rosa, das „kleine Rot“, wurde Jungen zugeordnet. Blau dagegen ist in der christlichen Tradition die Farbe von Maria. Somit war Hellblau, das „kleine Blau“, den Mädchen vorbehalten. Dies hatte eher in der Oberschicht eine Bedeutung. „Ausgeblichene“ Pastelltöne waren für häufig gewaschene Kinderkleidung geeignet. Gewaschen wurde damals mit der Hand, die Textilfarben waren nicht kochfest. Oft gewaschene Babykleidung war meist neutral weiß und man verwendete höchstens farbige Bändchen.[4] Nach dem Ersten Weltkrieg fand ein Umbruch der Auffassungen statt, die Farbe Blau wurde zum Symbol für die Arbeits- und Männerwelt. Die Blautöne der Marineuniform, blaue Arbeitsanzüge, der Blaumann förderte die Symbolik von Hellblau der Jungen. Jungen trugen die zu Anfang des 20. Jahrhunderts modischen (marineblauen) Matrosenanzüge. Für die weiblichen Babys blieb als traditioneller Kontrast das Rosa."

Gruß
Andreas
 
Hallo Else,

es gibt dazu eine neue Publikation auf Englisch - ich hab leider den Titel vergessen.... ich werde aber nochmal googeln...

Eine weitere Erklärung ist übrigens christlich begründet: blau ist ja die Farbe der Jungfrau Maria, rot ist das Blut Christi.
Auch die mittelalterliche Säftelehre, die ja noch bis weit in die FNZ wirkte entspricht dem (zumindest soweit ich das als medizinhistorischer Laie weiß) also: Mann = Feuer, Erde / heiß, trocken dagengen Frau = Wasser, Luft / nass, kalt

Eine Erklärung warum es sich geändert hat, ist dass im späten 19.Jh. Prinzessin Alexandria von England auf die Idee kam für den zu erwartenden Thronfolger die gesammte Babyausstattung in passendem rosa einzukaufen. "Dummerweise" wurde es dann doch eine Prinzessin und aus Sparsamkeitsgründen benutzte man dann doch den ganzen Trödel in rosa. Die Trendsetterinnen machten es natürlich der Princess of Wales nach und kleideten ihre Mädchen nun auch in rosa.
Ob es stimmt weiß ich allerdings nicht. Gelesen hab ich es in einem Buch über Farbpsychologie (Titel kann ich nachgucken, wenn erwünscht)

Wenn man sich Portraits anschaut, dann ist im 17.Jh. noch auffällig, dass die Prinzen meist rote Bändchen an der Kleidung haben, Mädchen fast immer blau. Im späten 18.Jh. scheint das ganze etwas aufzuweichen, die Mädels die z.B. Gainsborough portraitiert hat tragen auch schon mal rosa Schärpen zu ihren weißen Kleidern und man sieht auch mal ein männliches Kleinkind in hellbau.
Generell scheinen im 18.Jh. Farben keinerlei geschlechtsspezifischen Zuordnungen zu unterliegen. Man sah durchaus Herren in rosa Anzügen mit Blümchenmuster.
 
So, das Buch heißt
"Pink and blue - telling the boys from the girls in america" von Jo Paoletti
 
Vielleicht war der Grund auch ein rein praktischer:
Auf (dunkel)blauen Hosen fällt Schmutz weniger auf als auf rosa Hosen- und da die "wilden"Knaben früher mehr und heftiger tobten als die "sittsamen" Mädchen, sah man schlicht den dreck nicht so sehr. Aus dem gleichen Grund bekamen wir als Buben Manchesterhosen (später Blue-Jeans genannt)

Eine andere Erklärung: Preußisch-Blau war die Farbe vieler Uniformen und im militarisierten 19.Jahrhundert war das sicherlich auch ein Grund , die Knaben blau einzukleiden.
Die berüchtigten Matrosenanzüge deuten ja auch in die Richtung.
 
Davon abgesehen halte ich das Farbproblem für ein Luxusproblem - zumindest am Ursprung. Bei der Suche würde ich mich, jedenfalls, was die Richtung angeht, Cécile anschließen. Zweckmäßigkeitsüberlegungen spielten da kaum eine Rolle. Eher im Gegenteil, man hob sich vom gemeinen Volk dadurch ab, dass man darauf keine Rücksicht zu nehmen brauchte. Fürs Waschen und andere Knochenarbeit hatte man ja "seine Leute".
Außerdem ist der "Blaumann" gar nicht so (universell) praktisch. Für die meistan Arbeiten sind eher grau, beige, braun geeignet. Auch die ersten Jeans waren aus naturfarbenenem oder braunem Segeltuch.
Berufskleidung ? Wikipedia
 
Auch wenn ich hier Xander schon den Großteil aus Tante Wiki gefischt hat, wollte ich mich wegen des letzten Abschnitts gerne noch einmal selber zitieren. ;)


Ursprünglich war die Farbzuordnung genau andersherum. Jungen wurden in Rosa (dem kleinen Rot), der Signalfarbe der Männlichkeit gekleidet und Mädchen in Blau, was die Farbe der Jungfrau Maria war (und ist). Erst in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts begann sich diese Zuordnung zu ändern. Dieser Wechsel wurde möglicherweise durch die Industriearbeiter und Matrosen ausgelöst, welche oft blaue Kleidung trugen. Dadurch wurde diese Farbe nun als "männlich" gesehen.
Durchgesetzt hat sich dieser Trend erst in den Vierzigern. Zu diesem Zeitpunkt begannen auch Hersteller von Kinderkleidung und Warenhäuser diesem Trend zu folgen, obwohl dessen Entwicklung nicht einheitlich bzw. flächendeckend war. An dem Punkt wo die Eltern das Geschlecht ihres Kindes schon im Voraus feststellen lassen konnten, war es ihnen natürlich auch möglich die Kleidung schon „geschlechtsspezifisch“ auszusuchen. Somit bekam das Thema auch wesendlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt als in vorherigen Generationen. Das verstärkte diese Tendenzen zusätzlich.
 
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