Kaiser Friedrich II. - Anekdoten

Constantin

Mitglied
Moin moin,

ich bin für ein Referat an der Uni auf der Suche nach Anekdoten, die mit dem Stauferkaiser Friedrich II. in Verbindung stehen. Leider habe ich bisher nicht wirklich viel gefunden, abgesehen von Bruno Glogers "Kaiser, Gott und Teufel", das ich gerade durchsehe, und einigen wirklich kurzen Abschnitten aus anderen Werken eigentlich garnichts. Allgemein zum Thema Herrscheranekdote im Mittelalter habe ich auch noch einen Aufsatz, der mir aber hinsichtlich Friedrichs nicht viel weiter hilft.

Anekdoten waren für mich ja bisher immer irgendwie "heitere Geschichten", deshalb bin ich mir auch so unsicher, ob das, was ich bsiher gefunden habe, wirklich zu Anekdoten gezählt werden kann...hier mal alles, was man grob in den Bereich Anekdote, Geschichte, Sage etc. zählen könnte, allerdings alles wenig heiter:

1. Friedrich ließ einen Mann in ein Weinfass stecken und verbrennen, die Seele müsste, wenn es sie denn gäbe, danach dann im Fass noch zu finden sein.

2. Um die entwischlung von Sprache zu erforschen, ließ Friedrich Säuglinge in einen Raum sperren, die Ammen durften diese nur füttern, nicht aber mit ihnen sprechen. Die Säuglinge sollen wohl wegen fehlender Zuwendung gestorben sein.

3. Kyffhäuser-Sage: Diese Sage wurde wohl recht vielen Herrschern angedichtet, auch Friedrich II. Der Kaiser solle im gleichnamigen Gebirge ruhen und irgendwann wiederkehren,

4. Die Falschen Friedriche: Es gab mehre Personen, darunter einen "Tile Kolup", sie sich nach dessen Tod als eben dieser reinkarnierte Friedrich II. ausgaben.

Tja, und das wars dann auch schon, nicht eben viel, mal sehen, was das Buch von Golger noch hergibt. Ich bin für jeden Literaturtipp und jede weitere "Anekdote" dankbar!
 
2. Um die Entwicklung von Sprache zu erforschen, ließ Friedrich Säuglinge in einen Raum sperren, die Ammen durften diese nur füttern, nicht aber mit ihnen sprechen. Die Säuglinge sollen wohl wegen fehlender Zuwendung gestorben sein.

Hier würde ich auf Parallelen zum herodot'schen Bericht verweisen, der ähnliches über einen Pharao berichtet, evtl. sogar mal den Aufbau beider Berichte vergleichen. Inhaltlich sind sie identisch.

3. Kyffhäuser-Sage: Diese Sage wurde wohl recht vielen Herrschern angedichtet, auch Friedrich II. Der Kaiser solle im gleichnamigen Gebirge ruhen und irgendwann wiederkehren,

Dies ist doch eigentlich sein Großvater, Barbarossa.
 
Zu 3.: Soweit ich weiß wurde die Sage wirklich zuerst auf Friedrich II. bezogen und erst später dann auf Barbarossa übertragen.

Bei Stürner, Friedrich II. hab ich da jetzt auf die schnelle nichts dazu gefunden.

Dagegen steht bei Horst, Friedrich d. Staufer folgendes:

Der in den Berg entrückte Kaiser der Kyffhäuser-Saga war ursprünglich Friedrich II. Erst in einem Volksbuch von 1519 wurde er zum ersten Mal mit seinem Großvater Friedrich Barbarossa verwechselt, der im Laufe der Jahrhunderte dann als der Alte mit dem Bart an die Stelle seines großen Enkels trat. (S. 332)

Von Andrea Sommerlechner gibts ein sehr ausführliches Quellenbuch Stupor Mundi, wo sich vielleicht auch noch die eine oder andere Anekdote finden könnte.
 
Hallo Ihr,

die Sache mit der Sprache und den Säuglingen soll meines Wissens nur ein böswilliges Gerede sein, ein nicht zu beweisendes Gerücht.

Die Sache mit dem Kyffhäuser trifft meines Wissens tatsächlich nicht nur auf den Großvater, Friedrich Barbarossa zu, sondern auch auf Friedrich II. Roger.

Und von dem falschen Friedrich, vorallem dem Tile Kolup habe ich auch schon gehört, den soll es tatsächlich gegeben haben.

Gruß.....
 
Josephine: Und von dem falschen Friedrich, vor allem dem Tile Kolup habe ich auch schon gehört, den soll es tatsächlich gegeben haben.

Davon habe ich schon in einem DDR-Buch gelesen, in dem es um Betrüger und Hochstapler in der Geschichte, aber auch um UFO-Gläubige (hier in die gleiche Kategorie gepackt) wie Däniken ging. Genauer Titel ist mir entfallen. Siehe auch hier:
Tile Kolup - Wikipedia
 
Hallo,

das Buch habe ich nicht gelesen. Ich meine, dass ich das mit dem falschen Friedrich in einem Nachwort zu einem Friedrich-Buch gelesen habe, ich weiß jetzt aber nicht in welchem, zudem bin ich zur Zeit etwas unsortiert und finde es bestimmt nicht sofort - oder aber es war ein Büchereibuch.

Leider ist es einfach so, dass über Friedrich II. von Staufen ziemlich viele Gerüchte in Umlauf gesetzt wurden, so dass nicht immer klar ist, was ist Wahrheit und was nicht.
Im Übrigen würde solch ein Experiment sehr wohl zu seinem Charakter passen, der Mann hat sich ja für fast alles interessiert, deshalb wäre es wohl gar nicht so ganz aus der Welt.

Gute Nacht....
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Vercingetorix01,

bei uns ist es so kalt, dass meine Tastatur eingefroren ist, ich mußte zuerst den Flammenwerfer holen, bevor ich fertig schreiben konnte.
:pfeif: :rotwerd: :devil:

Gruß.....
 
Constantin schrieb:
4. Die Falschen Friedriche: Es gab mehre Personen, darunter einen "Tile Kolup", sie sich nach dessen Tod als eben dieser reinkarnierte Friedrich II. ausgaben.

Tile Kolup war eine reale Persönlichkeit; ein Bauer aus dem Niederrheinischen, der vor seiner Hinrichtung in Wetzlar "residierte".
 
Auf einer Web-Seite, die ich leider nicht mehr zur Hand hab, fand ich folgende Anekdote ohne Quellenangabe:
Zitat schrieb:
Im Jahre 1200 n. Chr. versuchte Friedrich II. einen seiner Astrologen durch eine List zu täuschen. Er fragte ihn, ob er ihm vorhersagen könnte, durch welches der zahlreichen Tore er sein Schloss verlassen würde. Der Astrologe überreichte ihm seine Antwort in einem versiegelten Umschlag. Friedrich II. aber ließ, anstatt ein Tor zu durchschreiten, ein Loch in die Mauer schlagen. Draußen angekommen öffnete er den Umschlag, worin zu seinem großen Erstaunen folgendes geschrieben stand: "Der König wird beim Hinausgehen einen neuen Weg beschreiten".

Über das wissenschaftliche Interesse des stupor mundi hab ich noch eine Anekdote bei Wiki gefunden, Michael Scotus.
 
Moin und danke für die vielen Antworten!

Nachdem ich jetzt über die Feiertage Bruno Glogers "Kaiser, Gott und Teufel." über Friedrich II. in Geschichte und Sage durchgelesen habe, bin ich mir unsicher, ob man die "Falschen Friedriche" überhaupt zu meinem Thema Anekdoten zählen kann. Eigentlich gehören die ja eher in den Bereich Sage, in dem Sinne, dass es die Sage gab, Fiedrich II. würde irgendwann zurückkehren, und die Falschen Freidriche sich aufgrunddessen als eben dieser ausgegeben haben.
Auch die Sache mit den Kleinkindern gehört ja eher nicht in den Bereich Anekdote, sondern entsprang wohl päpstlicher/klerikaler Propaganda, wenn man Wikipedia Glauben schenken will (und das ist eigentlich auch die einzige Quelle, die ich bisher zu dem Thema gefunden habe).

In dem Buch von Gloger habe ich aber einige Stellen gefunden, die (für mich) eher zum Thema "Anekdoten" passen wollen. Eben solche Geschichten wie die von Joinville gepostete (Danke! :)) oder vielleicht den Einzug in Konstanz (um 1212), während Otto IV. noch auf der anderen Seeseite seinen feierlichen Einzug vorbereitete.
Aus dem Buch habe ich unter anderem noch die "Anekdote", Friedrich habe niemals Florenz betreten, da ihm ein Tod "sub flore" prophezeit worden war. Als er auf einem Jagdausflug erkrankte, brachte man ihn in ein Kloster Fiorentino - Namensähnlichkeit! - , wo er dann tatsächlich verstarb.
Allerdings habe ich außer Gloger, wo diese ganzen Begebenheiten nur am Rande erwähnt werden, hierzu keine wirklich zitierbaren Quellen, und Glogers Buch hat leider auch keine Quellenangaben, sondern hat nur ein sehr kurzes, allgemeines Literaturverzeichnis. :(

Wenn noch jemand mehr von solchen Geschichten oder Literaturhinweise hat, immer her damit! Ich werde mich wohl jetzt doch eher auf Anekdoten direkt über die Person Friedrich beschränken, wobei ich mir allerdings immernoch nicht völlig sicher bin, ob ich die Falschen Friedriche nun im Referat bearbeiten soll oder nicht... ich bin mir einfach nicht sicher, ob man diese Geschichten als Anekdoten ansehen kann...

Gruß und nachträglich frohe Weihnachten...
 
Moin moin,

ich bin für ein Referat an der Uni auf der Suche nach Anekdoten, die mit dem Stauferkaiser Friedrich II. in Verbindung stehen. Leider habe ich bisher nicht wirklich viel gefunden, abgesehen von Bruno Glogers "Kaiser, Gott und Teufel", das ich gerade durchsehe, und einigen wirklich kurzen Abschnitten aus anderen Werken eigentlich garnichts. Allgemein zum Thema Herrscheranekdote im Mittelalter habe ich auch noch einen Aufsatz, der mir aber hinsichtlich Friedrichs nicht viel weiter hilft.

Anekdoten waren für mich ja bisher immer irgendwie "heitere Geschichten", deshalb bin ich mir auch so unsicher, ob das, was ich bsiher gefunden habe, wirklich zu Anekdoten gezählt werden kann...hier mal alles, was man grob in den Bereich Anekdote, Geschichte, Sage etc. zählen könnte, allerdings alles wenig heiter:

1. Friedrich ließ einen Mann in ein Weinfass stecken und verbrennen, die Seele müsste, wenn es sie denn gäbe, danach dann im Fass noch zu finden sein.

2. Um die entwischlung von Sprache zu erforschen, ließ Friedrich Säuglinge in einen Raum sperren, die Ammen durften diese nur füttern, nicht aber mit ihnen sprechen. Die Säuglinge sollen wohl wegen fehlender Zuwendung gestorben sein.

3. Kyffhäuser-Sage: Diese Sage wurde wohl recht vielen Herrschern angedichtet, auch Friedrich II. Der Kaiser solle im gleichnamigen Gebirge ruhen und irgendwann wiederkehren,

4. Die Falschen Friedriche: Es gab mehre Personen, darunter einen "Tile Kolup", sie sich nach dessen Tod als eben dieser reinkarnierte Friedrich II. ausgaben.

Tja, und das wars dann auch schon, nicht eben viel, mal sehen, was das Buch von Golger noch hergibt. Ich bin für jeden Literaturtipp und jede weitere "Anekdote" dankbar!


Man darf bei diesen und anderen Geschichten nicht vergessen, dass es sich sozusagen um Propagandaliteratur handelt, die von dem Franziskaner Salimbene, einem von Friedrichs schärfsten Kritikern gesammelt wurden.

Die Kyffhäuserlegende wurde erst nachträglich auf Friedrichs Großvater Barbarossa bezogen, nach alten sizilischen Mythen ruht der Kaiser im Ätna, um eines Tages wiederzukehren.

Eines der beeindruckendsten Komplimente an diesen sizilianischen Staufer hat Konrad Lorenz, der große Verhaltensforscher, hinterlassen. Lorenz sagte, dass erst die moderne Ornithologie mit Radar und Nachtsichtgeräten die Forschungen Friedrichs ergänzt und übertroffen habe. Dabei vertraute der Kaiser nicht allein wissenschaftlichen Autoritäten wie Aristoteles, sonder verließ sich auf eigene empirische Versuche. So glaubte man, dass Geier die Beute mit dem Geruch aufspürten, was der Staufer nicht glauben wollte, weshalb er Geiern die Geruchsnerven durchtrennen ließ, die trotzdem Kadaver finden konnten.
 
Mythen ruht der Kaiser im Ätna, um eines Tages wiederzukehren.

Eines der beeindruckendsten Komplimente an diesen sizilianischen Staufer hat Konrad Lorenz, der große Verhaltensforscher, hinterlassen. Lorenz sagte, dass erst die moderne Ornithologie mit Radar und Nachtsichtgeräten die Forschungen Friedrichs ergänzt und übertroffen habe. Dabei vertraute der Kaiser nicht allein wissenschaftlichen Autoritäten wie Aristoteles, sonder verließ sich auf eigene empirische Versuche. So glaubte man, dass Geier die Beute mit dem Geruch aufspürten, was der Staufer nicht glauben wollte, weshalb er Geiern die Geruchsnerven durchtrennen ließ, die trotzdem Kadaver finden konnten.

Hallo,:)
ich kenne die gleiche Geschichte mit Fledermäusen. Dass Geier mit anderen Sinnen als dem Gesichts- oder Geruchssinn Aas finden, wäre mir neu. Aber ich bin auch keine Ornithologin.

LG Nicole
 
Hallo balticbirdy,
hi, hi, deine Name sagt es ja bereits....:winke:

Das mit dem Geruchssinn bein Vögeln ist mir bekannt. Wenn man den durchtrennt sind die Geier doch nur noch auf ihre Augen angewiesen, oder? Bei Fledermäusen gibt es dagegen so etwas wie Radar. :confused:

LG Nicole
 
Den Fledermäusen hat man die Augen verbunden und sie durch einen Raum mit von der Decke hängenden Schnüren fliegen lassen. Sie arbeiten mit Ultraschall.

Edit: Entweder war meine Erinnerung falsch, oder die Quelle meines Wissens - ein vor ca. 20 Jahren gelesenes Was ist Was-Buch - hat die Geschichte kindgerecht verniedlicht. Lazzaro Spallanzani hat den Fledermäusen die Augen nicht verbunden, sondern ausgestochen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Friedrich II. hat natürlich nur sogenannte "Altweltgeier", eine ganz andere Verwandtschaftsgruppe, zur Verfügung gehabt. Die finden ihre Nahrung optisch.

Fledermäuse haben kein Radar, sondern ein Sonar im Ultraschallbereich. Wie das Echolot in der Seefahrt...
 
Ich meine mich zu erinnern, dass das Falkenbuch und die Forschungen von Friedrich II. bis weit in die Neuzeit aktuell waren........

....aber ich denke, das weiß @ balticbirdy besser.

Gruß......
 
Ich meine mich zu erinnern, dass das Falkenbuch und die Forschungen von Friedrich II. bis weit in die Neuzeit aktuell waren........




....aber ich denke, das weiß @ balticbirdy besser.

Gruß......

Es ist von ihm eine Geschichte überliefert, dass er einen Kriminellen dazu verurteilte, ein Falkennest in einer Steilwand auszuheben. Als von ihm der Großkhan der Mongolen einen guten Posten versprach, falls er sich unterwerfe, antwortete er, er wäre mit dem Amt des Falkners zufrieden.

Der Staufer betrieb wirklich empirische Studien über die Anzahl der Flügelschläge, er beschäftigte sich mit dem Wettersinn und den Nistgewohnheiten der Vögel und ihrer Nahrung, wobei er zehntausende von Einzelbeobachtungen sammelte.
 
Staufer-Friedrich II. saß quasi an der Quelle, Sizilien ist ein Brennpunkt des Vogelzugs. Er gilt in der Tat als Stammvater der Ornithologie.
 
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