"Kaiser sterben nicht im Bett" ( F.Meijer) Der Tod des Kaisers

Ashigaru

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Römischer Kaiser - ein tödlicher Job?

Es fällt auf, dass unter den römischen Kaisern enorm viele ermordet wurden - und zwar von Beginn an. Eine Liste der julischen Dynastie mit Todesursachen:

Augustus - friedlich im Alter verstorben
Tiberius - ermordet
Caligula - ermordet
Nero - (Selbstmord bei drohender Ermordung)

Vierkaiserjahr:

Galba - ermordet
Otho - Selbstmord
Vitellius - ermordet

Etwas geringer war der Blutzoll unter den flavischen Kaisern:

Vespasian - im Alter verstorben
Titus - an Krankheit gestorben
Domitian - ermordet

Von den Adoptivkaisern (Nerva - Marc Aurel) wurde kein einziger ermordet. Sie stellen eine große Ausnahme dar.

Im Vierkaiserjahr und unter den Severern ging es so weiter:

Commodus - ermordet
Pertinax - ermordet
Didius Iulian - ermordet
Septimius Severus - an Krankheit gestorben
Caracalla - ermordet
Macrinus - ermordet
Elagabal - ermordet
Severus Alexander - ermordet

Von den 21 Soldatenkaisern starben nur drei eines natürlichen Todes: vermutlich Valerian (verstarb in persischer Gefangenschaft), Claudius Gothicus (Pest) und Carus (vermutlich durch Blitzschlag). Der Rest hauptsächlich durch Mord, aber auch Selbstmord oder im Kampf. In der Spätantike sah das nicht wesentlich anders aus. Für die Zeit bis Diokletian bedeutet das also: nur zwölf von 44 Kaisern starben eines natürlichen Tods!

Was war der Grund dafür, das der römische Kaisertitel so lebensgefährlich war? Ich denke, dass vielleicht in der Person des römischen Kaisers zu viele Aufgaben und Autorität vereinigt waren, so dass es immer mächtige Männer gab, die um den Thron konkurrierten.

Gleichzeitig war der Kaiser besonders im 3. Jahrhundert zu stark von der Armee und den Prätorianern abhängig, die er eigentlich fast nur über Solderhöhung und Geschenke gefügig machen konnte. Es fällt auch auf, dass die Kaiser fast immer durch oder auf Veranlassung direkter Konkurrenten umgebracht wurden - m. W. wurde kein einziger verurteilt und dann hingerichtet, und keiner wurde Opfer einer revolutionären Erhebung im Volk.
Was ich nicht ganz verstehe, ist, dass Kaiser bei einer Revolte oder Komplotten nie abgesetzt, sondern immer auch getötet wurden - als wäre das das übliche Mittel in so einem Fall gewesen.
 
Wurde Tiberius ermordet? Ich dachte die These dass er von Caligula ermordet wurde ist bereits ins Reich der Legenden verwiesen worden :grübel:
 
Hmm... hat da gerade zufälligerweise jemand "Kaiser sterben nicht im Bett" von Fijk Meijer gelesen? ;)

So klingt es jedenfalls... :D
 
Liesjailaeki schrieb:
Ich hatte mal gelesen,Titus solle von Domitian vergiftet worden sein.Was ist daran dran?

Hättest du vielleicht eine Quelle dazu? Das interessiert mich jetzt =)
 
Liesjailaeki schrieb:
Ich hatte mal gelesen,Titus solle von Domitian vergiftet worden sein.Was ist daran dran?
Gar nichts. Wie an der Tiberiusgeschichte sind das Gerüchte, die man überbewertet hat.
Gerade Tiberius ist am Ende seines daseins umrankt von Gerüchten aller Art die vor allem seinem Ansehen schaden sollen.
Die Sage um seinen Tod zeugt gleichzeitig auch vom Charakter solcher Räubergeschichte. Tiberius soll an einem schweren Fiber verstorben sein, doch Tacitus schrieb, wie der Kaiser sich nach vermeintlichem Tod nochmal erholte und der Prätorianerpräfekt Macro dem erschreckten Caligula, der den Ring in der Hand hielt zu Hilfe eilte und Tiberius erstickte...

Zu Titus: dieser verstarb an einem Fieber, welches er auf einer Reise einfing. Es gibt bis auf einige Gerüchte, etwa von Suetonius, keinen Hinweis und keine Grundlage darüber, dass Domitian seine Hände da mit im Spiel hatte. Diese Gerüchte passen viel eher zu seiner späteren Domnatio.

Zum Thema selbst:
Das der Kaisermord probates Mittel zur Nachfolgeregelung wurde, ist wohl eine Verselbstständigung.
1. Wenn eine Dynastie ausstirbt, muß ein Kaiser gefunden werden. Dies geschieht nach Darwin, also dem Ausleseprinzip (etwa im 1. Vierkaiserjahr) bei dem der Stärkste Nachfolger wird oder eben der vorherigen Bestimmung des Besten, was aber verständige Männer an der Spitze vorsieht. So erklärt sich auch die hohe "Qualität" der Kaiser nach Nerva bis zur Rückkehr zum Dynastischen.
2. Ohne ein Kontrollorgan, sei es religiös, populistisch oder conditional ist dies ein schnelles Mittel, zur lockenden Macht zu kommen. Dass es dafür immer genug Leute gibt ist selbstredend.
3. Zeigt sich der Kaiser ungeeignet, befindet er sich nicht in einer Position, die erlaubt Fehler oder Schwächen zuzugeben (s. Punkt 2). Also muß er, um einen Fähigeren ans Ruder zu lassen, abdanken, deligieren (was einem Zugeständnis und Teilentmachtung gleichkommt) oder abgesetzt werden.
Letzteres würde durch einen existierenden Vorgänger eine potentielle Gefahr aufbauen oder die Legitimation anfechtbar halten. Um politisch wie real aus dem Schneider zu sein empfiehlt es sich also, den Gegner zu beseitigen.


Außerdem gibt es eine Menge Kaiser, die nicht von Gegnern eiskalt umgebracht wurden.
Caligula etwa wurde durch mutmaßliche Republikaner als Tyrann ermordet, Commodus stellte eine Gefahr für sein Umfeld dar, ebenso Domitian.
Andere Kaiser zeigten sich enorm tolpatschig. Pertinax entmachtete die verwöhnte Prätorianergarde z.T. und griff auch in die Befugnisse und Besitzungen der Freigelassenen im Palast ein. Da die Garde ihn erst zur Macht verholfen hatte war das eine komplizierte Art Suicid auszuüben...
Sucht man also genauer finden sich eine Menge Gründe für das ableben der Kaiser auf gewaltsame Art.
 
Von 88 byzantinischen Kaisern wurden 29 ermordet. Ihre Todesarten: verhungert, lebendig begraben, enthauptet, gevierteilt, verstümmelt, vergiftet, erschlagen, geblendet, erdolcht, erwürgt, vom Mob zu Tode gefoltert.


"Der einzig sichere Weg, den göttlichen Ratschluß kennenzulernen, bestand darin, dass man feststellte, wer gerade den Thron innehatte. Mit anderen Worten: alle Mittel, zur Kaiserwürde zu gelangen, waren legitim, solange sie erfolgreich waren. Umgekehrt war ein erfolgloser Versuch, den Thron zu besteigen, ein unverzeihlichers und unheilvolles Unternehmen für den Aspiranten.
Was Gott gegeben hatte, konnte er auch auch nehmen."
Byzanz, Kaisertum zwischen Europa und Asien, Philipp Sherrard
 
Ashigaru schrieb:
Es fällt auf, dass unter den römischen Kaisern enorm viele ermordet wurden - und zwar von Beginn an. Eine Liste der julischen Dynastie mit Todesursachen:

Augustus - friedlich im Alter verstorben
Tiberius - ermordet
Caligula - ermordet
Nero - (Selbstmord bei drohender Ermordung)
Hier fehlt noch der Claudius: Der soll von seiner Frau mit Pilzen vergiftet worden sein!
Und selbst bei dem Tod von Augustus kam das Gerücht auf, seine Frau Livia hätte da etwas nachgeholfen.
Bei dem Tod von Tiberius präsentiert Sueton gleich mehrere verschiedene Versionen!
Aber so ein Gerücht kann auch andersrum funktionieren: Nero zum Beispiel soll seinen Selbstmord nur vorgetäuscht haben und ist für den Rest seines Lebens als Sänger durch die Lande gezogen!
 
Das mit der Nachfolgeregelung ist sicher ein wichtiger Punkt. Zufällig erlebte das Reich immer dann Blütezeiten, wenn die Nachfolge geklärt war (Flavier, Adoptivkaiser) oder erholte sich etwas (Tetrarchie).
Dennoch, so scheint es, war der Kaisermord im Römischen Reich ein legitimes Mittel. Wie wir schon gesehen haben, wurden in Byzanz bei weitem nicht so viele Kaiser ermordet. Zugleich hing den Kaisern, die durch Beseitigung ihres Vorgängers auf den Thron kamen, die Tat lange im Image nach; selbst bei fähigen Herrschern versuchten mittelalterliche Schriftsteller, die Mordtat zu rechtfertigen.
Die besondere Machtstellung des römischen Kaisers lud natürlich auch zu Unfähigkeit und Mißbrauch ein, was sich etwa daran zeigt, dass so eine bizarre Gestalt wie Elagabal vier Jahre im Thron halten konnte. Dennoch lag wohl auch ein Fehler im System gelegen haben, was sich im 3. Jahrhundert zeigte, als auch tatkräftige Herrscher sich ständig und meist erfolglos ihrer Rivalen erwehren mussten.
Bemerkenswert finde ich auch, dass fast alle römischen Kaiser bis zu ihrem Lebensende Kaiser blieben; nach über 300 Jahren Kaiserherrschaft war Diokletian im Jahr 305 der erste, der jemals abdankte! Ich denke nicht, dass das für den Staat immer positiv war, wie etwa die letzten Herrschaftsjahre des Tiberius zeigten.
 
Ashigaru schrieb:
Bemerkenswert finde ich auch, dass fast alle römischen Kaiser bis zu ihrem Lebensende Kaiser blieben; nach über 300 Jahren Kaiserherrschaft war Diokletian im Jahr 305 der erste, der jemals abdankte! Ich denke nicht, dass das für den Staat immer positiv war, wie etwa die letzten Herrschaftsjahre des Tiberius zeigten.
Die letzten Jahre des Tiberius wurden von den antiken Geschichtsschreibern in ein sehr schlechtes Licht gerückt. Heute bescheinigt man Tiberius, dass er das Reich auch am Ende seiner Herrschaft ganz ordentlich regiert hat.
Ein Kaiser der eindeutige Verfallserscheinungen gezeigt hat war Claudius. Ihm ist das Zepter am Ende seiner Herrschaft völlig entglitten. Das lag vielleicht auch daran, dass er für diesen Posten von Anfang an nicht gerade geeignet war.
 
Panthea schrieb:
Ein Kaiser der eindeutige Verfallserscheinungen gezeigt hat war Claudius. Ihm ist das Zepter am Ende seiner Herrschaft völlig entglitten. Das lag vielleicht auch daran, dass er für diesen Posten von Anfang an nicht gerade geeignet war.

Seneca würde dir wohl recht geben ;)

"Vae me,puto,concacavi me."
 
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Hallo alle zusammen,
für eine Geschichtsübung muss ich ein 5 Seitiges Essay über das Thema, das im Titel steht, schreiben.
Ich weiss gar nicht genau wie ich anfangen soll und vor allem was ich alles da rein packen soll. Da ich Päda und SoWi studieren und nur wegen einem Profilbereich ein Geschichtsmodul belegen muss, habe ich nicht wirklich Ahnung von Geschichte... Es wäre super nett, wenn ihr mir mal so ein paar Anstöße geben könntet, oder mir so ein paar Infos aufschreiben könntet. Ich habe mir eniges schon an Literatur zu gelegt, aber wie gesagt ich finde keinen Anfang.
Vielen Dank schon mal für die Antworten die hoffentlich bald kommen.
:winke:
 
Es geht wohl darum, dass viele Kaiser ermordet wurden oder auf dem Schlachtfeld starben. Du kannst versuchen, diese Behauptung anhand verschiedener Kaiserviten zu überprüfen. Domitian z.B. starb, wenn ich mich recht entsinne, im Bett, allerdings von einem Sklaven ermordet.
 
Vielen Dank schon mal für deine Antwort!!!
Ich hatte mir auch schon überlegt eine Kaiser aufzuzeigen die durch verschieden Umstände ungekommen sind. Aber meinst du nicht das es zu flach ist 5 Seiten nur darüber zu schreiben? Also ich finde deine Idee gut nur ich habe ein wenig schiss nicht den Anforderungen zu genügen...
 
Welche Anforderungen sind dies denn und wer ist F. Meijer? Autor eines Aufsatzes auf den Ihr euch beziehen sollt?
 
F. Meijer ist ein Autor, der wohl ein Buch darüber geschrieben hat, aber ich habe das Buch leider niergendwo bekommen.
Wir müssen uns auf nichts beziehen sondern uns steht frei über dieses Thema zu schreiben.
Wie die Anforderungen sind, weiss ich nicht genau, er hat nur gesagt 5 Seiten. Da dies aber mein erstes größeres Essay ist, dann noch in einem Fach das ich eigentlich nicht studiere und ich noch ein Frischling bin was Uni angeht bin ich ein wenig unsicher.
 
Über Deinen Account in Deiner Universitätsbibliothek kannst Du auch Fernleihen beantragen (kosten 1,50 €). Allerdings verfallen die 1,50 € wenn das Buch vor Ort zu haben ist. Wenn das Buch zwar offiziell an Deiner Uni vorliegt, aber nicht aufzufinden ist, kannst Du einen Suchauftrag aufgeben und dann, am besten mit einem Bibliotheksmitarbeiter, die Fernleihe beantragen. Google auch mal nach KVK (das steht für Karlsruher virtueller Katalog, wenn Du bei Google "KVK" eingibst, der erste Treffer) und gib dort den Titel oder den Verfasser ein, Häkchen setzen nicht vergessen. Dort wirst Du dann relativ schnell erkennen, wo das Buch zu finden ist.
 
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