kalifornisches Erdbeben 1906 / Börsencrash 1907

silesia

Moderator
Teammitglied
Hat jemand einen Literaturtipp zu Untersuchungen, die das kalifornische Beben von 1906 mit der Börsenpanik 1907 in einen empirischen Zusammenhang rücken?

Ich könnte mir als Hintergrund für einen solchen Zusammenhang die Versicherungszahlungen denken, Zweifel über die Bonität von Finanzakteuren, eine gestiegene Volatilität der Kurse nach dem Beben und nachfolgende Verunsicherung des gesamten Marktes.

Dazu soll es neuere empirische Untersuchungen geben.
 
Hat jemand einen Literaturtipp zu Untersuchungen, die das kalifornische Beben von 1906 mit der Börsenpanik 1907 in einen empirischen Zusammenhang rücken?

Ich könnte mir als Hintergrund für einen solchen Zusammenhang die Versicherungszahlungen denken, Zweifel über die Bonität von Finanzakteuren, eine gestiegene Volatilität der Kurse nach dem Beben und nachfolgende Verunsicherung des gesamten Marktes.

Dazu soll es neuere empirische Untersuchungen geben.

Ich vermute, daß Du schon die englischsprachige Wiki-Seite zur Börsenpanik ( Panic of 1907 - Wikipedia, the free encyclopedia )aufgerufen hast.

Ich skizziere hier trotzdem die wesentlichen Aussagen:

Aus der Wiki:

The April 1906 earthquake that devastated San Francisco contributed to the market instability, prompting an even greater flood of money from New York to San Francisco to aid reconstruction.<SUP id=cite_ref-2 class=reference>[3]</SUP><SUP id=cite_ref-3 class=reference>[4]</SUP>

In den Fußnoten wird auf eine Arbeit von Odell/Weidenmier (2004) hingewiesen.

Nach der Zusammenfassung unter Cambridge Journals Online - Abstract und http://www.saffo.com/pdfs/HIghTech_Quake2.pdf

Aus der zweiten Arbeit folgendes Zitat:


Such an outcome has an unsettling precedent in the 1906 San Francisco earthquake, which caused direct damages of $500 million in 1906 dollars, or just over 1.5 percent of the 1906 U.S. GDP.
This doesn’t sound like much, but in a bit of brilliant economic sleuthing, Marc Weidenmier of Claremont McKenna College and his colleague Kerry Odell
[FONT=Arial,Arial][FONT=Arial,Arial]of Scripps College discovered that the financial [/FONT][/FONT]reverberations bounced across the Atlantic to England and then back to the United States, precipitating the [FONT=Arial,Arial][FONT=Arial,Arial]financial panic of 1907.
[/FONT]
[/FONT]It turns out that at least half of the property insurance [FONT=Arial,Arial][FONT=Arial,Arial]in San Francisco had been underwritten by British fire [/FONT][/FONT]insurance companies, who were forced to liquidate assets in order to pay the 1906 claims. This caused stock values to drop precipitously and also threatened [FONT=Arial,Arial][FONT=Arial,Arial]the gold-based British economy as gold flowed out to [/FONT][/FONT]cover the U.S. payments.
The Bank of England responded by raising interest rates and tightening lending to the United States, which in turn pushed our country into a recession, leading to the Panic of 1907 and ultimately to a worldwide economic downturn.

Ins Deutsche übertragen: die Hälfte der Versicherungsschäden wurde von britischen Versicherungen getragen, die zur Begleichung der Versicherungssummen Vermögenswerte verkauften und Zahlungen in die USA leisteten.

Um den Zahlungsabfluß in die USA zu verringern (1906 war noch der Goldstandard) erhöhte die britische Zentralbank die Zinsen (höhere Zinsen in GB als in den USA machen Anlagen in GB attraktiver als in den USA -> Geldzufluß in britische Anlagen). Dadurch sanken die Ausleihungen von GB in die USA und das führte in den Börsencrash von 1907.

Den Originalaufsatz von Odell/Weidenmier habe ich leider nicht vorliegen.
 
Ins Deutsche übertragen: die Hälfte der Versicherungsschäden wurde von britischen Versicherungen getragen, die zur Begleichung der Versicherungssummen Vermögenswerte verkauften und Zahlungen in die USA leisteten.

Kleine Anmerkung: im Artikel steht
'at least half of the property insurance',
dh "wenigstens die Hälfte der Gebäudeversicherungen" waren bei britischen Versicherern. Diese waren *gezwungen*, Vermögenswerte zu verkaufen, um die Schadensummen in San Francisco auszahlen zu können.

Aufgrund des Begriffs 'underwritten' vermute ich, daß es sich allerdings nicht um Direktversicherungen handelte, sondern um im Rahmen der Rückversicherung von den ursprünglichen Versicherungen aufgeteilte Risiken. Dies betrifft jedoch nicht das 'Häuschen des kleinen Mannes', sondern Feuer- und Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherungen von Gewerbegebäuden, Büros, Hotels etc.
 
Danke auch für den Hinweis.

Ich habe daraufhin bei der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft nachgesehen:

"Berühmt wurde die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft durch das San-Francisco-Erdbeben von 1906, da sie damals die einzige Versicherung war, die nach der Regulierung aller Schäden noch zahlungsfähig war."

Und dazu:
Two Chapters on early history of the Munich Reinsurance Company: The Foundation/ The San Francisco Earthquake
Spree, Reinhard (Januar 2010): Two Chapters on early history of the Munich Reinsurance Company: The Foundation/ The San Francisco Earthquake.
 
Das Stichwort war goldrichtig. An die Rückversicherer (insbesondere die britischen) hatte ich auch nicht gedacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben