Kalter Krieg

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Gast

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Ich habe eine Frage an alle Geschichtsfans und kenner:

Warum blieb der "Kalte Krieg" kalt? (d.h. warum kam es nicht zu einem 3. Weltkrieg, bzw generell zu einem Krieg?)
wär cool wenn sich en paar Antworten und Meinungen ergeben würden!
danke
 
Ganz kalt blieb er ja nicht, wie man an den Stellvertreterkriegen sehen kann (Korea, Vietnam, Afghanistan, Kongo-Zaire etc.). Diese Kriege wurden vorwiegend zwischen Staaten geführt, von denen mindestens einer nicht zu den Bündnissen (Warschauer Pakt, NATO) gehörte. Ein Krieg zwischen den beiden Bündnissen war zu gefährlich. Mit Atomwaffen geführt, hätte es - trotz des ominösen Erstschlags - keinen Sieger gegeben, das war beiden Seiten bewusst, ohne Atomwaffen geführt, hätte es die Rüstungspolitik beider Großmächte ad absurdum geführt. Wozu die teure Aufrüstung, wenn die Atomraketen im Ernstfall in ihren Depots blieben?
 
... ohne Atomwaffen geführt, hätte es die Rüstungspolitik beider Großmächte ad absurdum geführt. Wozu die teure Aufrüstung, wenn die Atomraketen im Ernstfall in ihren Depots blieben?
Meiner Meinung nach ist das zu kurz gedacht. Das gleiche könnte man auch über die konventionellen Waffen sagen. Doch warum wurden diese dann nicht eingesetzt? Anders gefragt: warum war die Drohung mit der Atombombe glaubwürdig, wenn die Realisierung dieser Drohung zum sicheren Tod des Drohenden geführt hätte?

Das im Westen für wahrscheinlichste gehaltene Szenario eines Dritten WK resultierte aus der Erwartung einer Scheibchen-Strategie: Zuerst entsendet die DDR ihre Feuerwehr nach Westberlin, um beim Löschen eines Flächenbrandes zu helfen, dann die Sanis, dann die Polizei, dann die NVA (<= übetriebene Darstellung). Sollten die New Yorker für Westberlin sterben? Für Jugoslawien? Für Österreich? Für das westdeutsche Zonenrandgebiet? Für Heidelberg und Rüdesheim? Für Westeuropa? Wo genau lag die einen konventionellen Krieg abschreckende Schwelle zum Atomkrieg?

Der Kniff der Kriegsverhinderung bestand - aus westlicher Sicht - gerade darin, eine präzise Antwort auf diese Frage zu vermeiden. Ansonsten hätte sich die SU einer irgendwie konkret definierten Atomkriegsschwelle ungestraft bis auf einen Milimeter genau annähern können, was dann wohl auch so geschehen wäre. Bezeichnenderweise war die SU in dieser Hinsicht am vertraglich geregelten Ausschluss des sog. Erstschlags interessiert, was angesichts des konventionellen Übergewichts der Warschauer-Pakt-Staaten in Europa für den Westen völlig unzumtbar war.

Man vermied also auf westlicher Seite jede präzise Festlegung in Sachen Atomkrieg. Stattdessen wurde durch verschiedene organisatorische Massnahmen wie zum Beispiel durch die sog. Vorne-Verteidigung das erkennbare Risiko geschaffen, dass ein Angriff auf Westberlin oder Westdeutschland zu einer unbeherrschabren Entwicklung führen würde, in deren Verlauf auch die Streitmächte der beiden Supermächte aufeinander treffen würden und sich die Vergeltung für einen derartigen Angriff auch auf das Gebiet der anderen Supermacht erstrecken musste. Der Frieden wurde dadurch gewahrt, dass die Risiken eines Krieges unkalkulierbar waren.

ABER der Friede wurde auch dadurch gewahrt, dass man sich im Kalten Krieg entschloss, etwas FÜR den Frieden zu tun. Man verliess sich nicht nur auf die Politik der Abschreckung sondern man versuchte auch über die Entspannungspolitik wechselseitiges Vertrauen aufzubauen (Helsinki-Prozess), auch wenn der Streit über die Mittelstreckenraketen und die sowjetische Invasion in Afghanistan Ende der 80er den Entspannungsprozess teilweise scheitern liessen.
 
Für mein Verständnis ist dein Beitrag etwas einseitig gefärbt mit den Guten hier und den Bösen dort. Warum es nun nicht zum heißen Krieg kam ist in Wahrheit wohl purem Glück zu verdanken und auch besonnenen Menschen auf dieser und jener Seite, die manchmal in letzter Sekunde das anscheinend Unvermeidbare zu Gunsten der Menschheit änderten.
 
Für mein Verständnis ist dein Beitrag etwas einseitig gefärbt mit den Guten hier und den Bösen dort.
:winke:
Schrieb ich nicht folgendes: "Der Kniff der Kriegsverhinderung bestand - aus westlicher Sicht - ..."?

Mir ging es um die Darstellung des subjektiven "Spielverhaltens" eines "Spielers", der ja mit den entsprechenden Zügen seines "Mitspielers" rechnen musste, die wiederum vom eigenen Spielverhalten abhingen, das wiederum vom Spielverhalten des anderen abhing, etc. Sollte sich nun Deine Gedanken im Kreis zu drehen anfangen, bist du nur noch den Schritt zur Seite entfernt, mit dem sich Dir erschliessen würde, dass sich die Logik der Abschreckung nicht frei von subjektiven Erwartungen und Szenarien darstellen lässt.;)
dagobert schrieb:
Warum es nun nicht zum heißen Krieg kam ist in Wahrheit wohl purem Glück zu verdanken und auch besonnenen Menschen auf dieser und jener Seite, die manchmal in letzter Sekunde das anscheinend Unvermeidbare zu Gunsten der Menschheit änderten.
Glück war wohl auch dabei, aber doch nicht nur Glück, oder?
 
Glück war wohl auch dabei, aber doch nicht nur Glück, oder?

Das hängt jetzt sicher davon ab, wie man das Glück definiert. ;)
Also ich finde schon, daß der Frieden oft am seidenen Faden hing und es in diesen Zeiten oft von nur einem Menschen abhing, der zum Glück noch rechtzeitig sein Hirn einschaltete wie z.B. Petrow, Chrustschow, der in der Kubakrise noch einlenkte oder auch Truman, der Mc Arthur von einem Atomwaffeneinsatz im Koreakrieg abhielt. Für mich bedeutet das alles Glück, da deren Tun keinerlei Selbstverständlichkeiten beinhaltete. :)
 
Das der Kalte Krieg ,, kalt" blieb, lag vor allem an dem gegenseitigen Besitz von Atomwaffen, die sowohl bei der Sowjetunion als auch bei der USA vorhanden war.

Beide Seitem wollten einen Atomkonflikt nicht riskieren, obwohl man zur Zeit der Kuba-Krise kurz davor war.
 
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