Kanzlei- und Urkundenwesens Konrads IV.

Mephisto

Aktives Mitglied
Man kann sagen, daß es das Kanzlei- und Urkundenwesen Konrads IV. gar nicht gegeben hat. Zum einen ist die „Kanzlei“ selbst schwer zu fassen und ist vielmehr eine heterogene Gruppe von Notaren, Schreibern, Räten, die sich im Umfeld des Stauferkönigs tummeln. Zum anderen ist es absolut unabdingbar die urkundliche Aktivität geographisch und zeitlich von einander abzugrenzen.
Zwischen den deutschen und den sizilischen Urkunden klafft nicht nur eine Lücke in der Tradition der jeweiligen Kanzleibräuche, sondern auch ein völlig anderes Selbstverständnis der eigenen Stellung des Königs. Und nicht zu letzt muß man die Diplome Konrads unterscheiden, welche vor und nach dem Tode Kaiser Friedrichs II. ausgestellt wurden. Jedoch scheint mit den in Innsbruck gefundenen Urkunden noch einmal, das eh schon instabile Bild des Staufers erschüttert worden zu sein. Waren man sich in der Forschung bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts noch weitgehend einig, daß sich Konrad als oberster Beamter seines Vaters fühlte und dies auch in seinen Diplomen zum Ausdruck brachte, scheint es nun so, als ob es darüber hinaus doch stärkere Bestrebungen eigener Herrschaftsausübung gegeben hätte. Die Zusammenfassung der Ergebnisse steht jedoch leider noch aus, so daß es nicht ungerechtfertigt ist, sich den bisherigen Forschungsmeinungen anzuschließen. So formuliert Hartmann, daß „das Gefühl der unbedingten Verantwortlichkeit aller Handlungen stärker als alles andere aus diesen Diplomen [spricht]“, sie sind „vielmehr ein bewußter, völlig entsprechender Ausdruck der nüchternen, straffen Verwaltung, deren wesentliche Mittel die Verwendung von Beamten, schriftlicher Verkehr, geordnete Aufzeichnungen und strengste Rechenschaftsverpflichtung darstellen.“
Noch hervorzuheben bleibt die Tätigkeit Konrads IV. im Bezug auf das Königreich Jerusalem, wo doch zumindest in Teilen eine gewisse urkundlich Aktivität bezeugt werden kann. Leider sind diese Forschungen noch nicht mit dem bisherigen Ergebnissen der Urkundenforschung Konrads in Verbindung gebracht worden, so daß auch hier noch weitere neue Erkenntnisse erwartet werden könnten.
So bleiben noch zahlreiche Fragen zu diesem Thema offen, dessen Hauptmerkmale in dieser Arbeit lediglich angerissen werden konnten. Fest steht jedoch, daß die nicht nur die Person Konrads IV. eine der schlechtfaßbaren Gestalten des hohen Mittelalters ist, sondern sich diese facettenreiche Persönlichkeit auch in einem uneinheitlichen, mannigfaltigen Urkundenwesen präsentiert.

Wer sich für das Thema interessiert: Ich habe mich vor zwei Semestern im Rahmen eines Hauptseminars mit dem Thema beschäftigt. Mein geistiges Elaborat gibt es hier zu lesen.
 
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