Karabinier - Infanterie o. Kavallerie?

Tschako

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Hallo,

soweit mir bekannt, waren die Carabiniers Ende des 18.Jh Kavalleristen, die zur Unterstützung der Kürassierreg. eingesetzt wurden. In Frankreich zählten die Carabiniers Mitte des 18.Jh zu den Kaval.-Eliteeinheiten, die als eine Art berittene Scharfschützen schon früh mit Gewehren mit gezogenen Läufen bewaffnet waren. In den Koaltions- bzw. Befreiungskriegen werden dagegen Teile der leichten Infanterie (Jäger ?) als Karabiniers bezeichnet. Irgendwo habe ich schließlich gelesen, dass es sich um eine Art beritt. Polizei handelt...
Welche Aufgaben hatten Karabiniers im Gefecht, gab es sie zeitgleich in der Kav. u. Infanterie ? Wäre schön, wenn mir als militärgeschichtl. interessierten Laien jemand diese Fragen beantworten könnte.

MfG
 
Carabiniers waren, wie du ganz richtig beschrieben hast, mit einem Karabiner bewaffnet. Im Grunde handelte es sich um berittene Grenadiere, und die Uniform in der napoleonischen Armee war ganz ähnlicher wie die der Grenadiers a` cheval. Es handelte sich um eine halbschwere Allround- Kavallerie, die wie Kürassiere als Schockkavallerie verwendbar waren, aber auch wie Husaren Erkundungsaufgaben und Kleinkrieg übernahmen oder wie Dragoner auch als berrittene Infanteristen einsetzbar waren. Napoleon rüstete sie dann ab 1809 als Kürassiere aus. Seitdem trugen die Carabiniers Helme und Kürasse.

Für die Verfolgung und Bekämpfung von Gaunern und Banditen setzte man vielerorts Kavallerieeinheiten ein. Geschult als Polizei waren sie allerdings nicht, eine organisierte Gendamerie wurde ja erst um 1800 aufgestellt, doch hat sich die Bezeichnung als Polizei von den Kavallerieeinheiten abgeleitet. aus Gens d´armes wurden dann Gendarmen und Carabinieri.
 
Die frz. Karabiners erhielten aber (ich und Zahlen... so um 1806? 1808?) eine kürassierartige Ausrüstung (Kürass, Raupenhelm), und hatten ab da den Charakter von klassischer schwerer Kavallerie.

Allgemein ist der Name halt wirklich nur der der Waffe; jeder, der nen Karabiner trägt, kann als Karabiner bezeichnet werden, ob Infantrie, Kavallerie, Polizei... Die ital. Carabinieris sind ja auch recht bekannt.
 
Es war 1809, als die Carabiniers durch eine Laune Napoleons in Kürassiere, also klassische schwere Kavallerie umgewandelt wurden, wodurch sich ihr Aussehen stark änderte. Statt mit Bärenfellmützen wurden sie mit einem antikisierenden Raupenhelm und einem Doppelkürass ausgestattet. Die blauen Uniformröcke mit roten Rabatten wurden durch weiße mit blauen Rabatten ersetzt. Außer dem Karabiner waren sie mit einem Paar Pistolen und einem Säbel oder Pallasch bewaffnet.
 
..... könnte man dann also sagen, dass Carabiniers im 18.Jh zunächst als spezielle Kavallerieeinheiten entstanden, die ihren Namen von ihrer Bewaffnung ableiteten; und dann - mit der Verwendung dieses Gewehres bei der leichten Infanterie - die Bezeichnung auch auf diese Infanteristen übertragen wurde ?
Bei der sächs. Armee gab es um 1792 berittene Carabiniers, die zur Unterstützung der Kürassiere eingesetzt wurden, im Gegensatz zu diesen aber keinen Kürass trugen. Die Carab.uniform war weiß; die Aufschläge, Kragen, Futter und Weste rot. Die schwarzen Hüte waren mit goldener Tresse eingefasst (Offiziere), die Mannschaften hatten weiße Kokarden am Hut.

Die Karabiniers der leichten Infanterie um 1810 trugen grüne Uniformen mit schwarzen Ärmelaufschlägen und Kragen - und entsprechend der französ. Mode - den Tschako mit Behängen. Im Gefecht werden sie vermutl. als Plänkler ähnl. den Jägern u. Füssilieren gekämpft haben (bitte korrigieren, wenn das nicht stimmt!).
Was mich jetzt noch interessieren würde:
Wann wurde neben den beritt. Karab. in der sächs. Armee diese auch in der leichten Infant. eingeführt ? Mit dem Eintritt Sachsens in den Rheinbund viell. nach französ. Vorbild ?
 
Welche Aufgaben hatten Karabiniers im Gefecht, gab es sie zeitgleich in der Kav. u. Infanterie ? Wäre schön, wenn mir als militärgeschichtl. interessierten Laien jemand diese Fragen beantworten könnte.
Ich spreche jetzt einmal nur von den Franzosen. Die Carabiniers zu Pferd wurden eingesetzt wie die übrige schwere Kavallerie, das wurde ja bereits erläutert. Napoléon hatte von Anfang an einen Hang dazu, die Elitetruppen innerhalb aller Waffengattungen extrem zu vermehren. Die Anzahl der Kürassierregimenter wurde extrem aufgestockt, da scheinbar Napoléon I. diesen einen hohen Wert beimaß, dazu passte dann eben auch die Veränderung der Ausrüstung der Kürassiere.

Die Carabiniers im Rahmen der leichten Infanterie, bildeten sozusagen die Grenadiere der leichten Infanterie, waren also Elitekompanien innerhalb der Leichten Infanterieregimenter, welche gewöhnlich wie bei den Grenadieren aus erfahrenen oder besonders geeigneten Soldaten zusammmengesetzt waren. Der Begriff Carabiniers ist ein wenig irreführend im Falle der Infanterie, da diese soweit es eben ging mit Dragonergewehren ausgestattet wurde, die allerdings auch nicht gezogene Läufe hatten. Somit hatte die Leichte Infanterie Frankreichs gegenüber jener der Gegner, welche über Büchsen mit gezogenem Lauf verfügten einen gewissen Nachteil. Grundsätzlich wurde die Leichte Infanterie für die Aufgaben des Tirallierens, d.h. des Schützengefechts in aufgelockerter Ordnung vorgesehen, statt in Linie zu kämpfen. Natürlich beherrschte die Leichte Infanterie dies auch und musste, wenn es nötig war, ebenso kämpfen wie die übrigen Regimenter.
 
Die Franzosen hatten eine besondere sprachliche Vielfalt, mit der sie ihre leichte Infanterie differenzierten. Wie schon gesagt, erüllten die Carabiniers (a` pied) die Rolle von Grenadieren, die sich in ihrer Bewaffnung aber kaum von Linieninfanterie unterschieden. Daneben gab es noch Jäger (Chasseurs) und Voltigeure. Die Voltigeure waren noch mehr als Tiralleurinfanterie und Plänkler vorgesehen. Während die Grenadiere und Carabiniers aber aus den größeren Soldaten rekrutiert wurden, wählte man als Voltigeurs kleinwüchsige, flinke Männer, die den Gegner durch Störfeuer beunruhigen sollten.

Die Chasseurs a` Cheval waren im Grunde Husaren, die auch Requisiten der Husaren wie den Dolman und die Säbeltasche übernahmen.
 
...ich finde es erstaunlich, dass es soviele Differenzierungen innerhalb der Infanterie gab.
Ebenso unklar ist - bei einem Blick in ein Buch zur Uniformenkunde - wie man Freund und Feind auseinanderhalten konnte. Teilweise waren die Uniformen ja sehr ähnlich. Im siebenjährigen Krieg zogen die schwed. Grenadiere bsp.weise graue Bezüge über ihre Mützen, um sich vom preuß. Gegner zu unterscheiden.
Bei der Vielzahl von Uniformen, die von Reg. zu Reg. noch verschied.farbige Kragen, Aufschläge, Westen, Rabatten u.s.w. besaßen, dann auch noch die Ränge zu unterscheiden - war das überhaupt möglich für den einf. Soldaten? (Im dreißigjährigen Krieg hatte man dazu Feldbinden (Kaiserliche: gelb, Schweden: ? ), die man als Schärpe über Rüstung o. Jacke, o. als Armbinde trug.) Oder war die "Freund-Feind-Kennung" Sache der Off.?
 
Man muss da jetzt aufpassen.
Zu dem was Scorpio sagte:
Voltigeurs wurden erst unter Napoleon aufgestellt. Die gewöhnliche Leichte Infanterie des Ancien Régime bei den Franzosen waren die Chasseurs, wovon es eine Kompanie pro Linienregiment gab, welche einem Bataillon zugeordnet war. Das andere Bataillon hatte Grenadiere. Während der Revolution wurde das dann verändert, aber wir sind hier ja im UF zum Absolutismus.

@ Tschako
Von Armbinden, außer bei bestimmten Aufgaben oder Anlässen, habe ich noch nichts gelesen. Gewöhnlich kannte der Soldat sein Regiment und zu einem gänzlich unübersichtlichen Chaos kam es auch eher selten, höchstens in unübersichtlichen Gelände, in Wäldern oder im Häuserkampf. Ich glaube aber auch schon gelesen zu haben, dass Verwechslungen durchaus vorkamen. Dazu müsste gerade bei den Truppen von Mittel- und Kleinstaaten im Rahmen der Reichsarmee beigetragen haben, dass diese sich von den Uniformen her sehr stark an Preußen und Österreich, seltener wohl an Frankreich orientierten.

Der Einfachheit halber würde ich vorschlagen, dass wir uns auf das Ancien Régime beschränken, da sonst ein uniformkundliches Thema doch sehr ausufert.
 
Die Uniformvielfalt war allerdings enorm und durchaus manchmal unklar. Es gab zwar bei verschiedenen Armeen eine dominierende Farbe: Blau- Preußen, weiß- Österreicher, rot- Briten und Hannoveraner, grün- Russen.

Bei der französischen armee war es besonders bunt: weiß, perlgrau, blau. Die Iren und Schweizer trugen rote Uniformen, die deutschen Fremdenregimenter blau. Unterscheiden konnte man die Uniformen nur an ihrem Schnitt. Bei Austerlitz griffen Österreicher zu einer List und versuchten sich als Bayern auszugeben.

Verwechslungen kamen durchaus vor, in der Regel aber war die Sache einfach: Was vor einem liegt und schießt, ist feindlich.


Hatten eigentlich die Chasseurs in der französischen Armee gezogene Gewehre- und handelte es sich bei ihnen um Elitetruppen wie z. B. das hochfürstlich hessische Jägekorps?

Die Jäger gab es in der hessischen Armee schon sehr früh, noch während des Dreißigjährigen Krieges. Diese Truppe bestand aus Forstleuten oder Anwärtern für den Forstdienst. Im Gegensatz zu den Grenadieren mangelte es nicht an Freiwilligen, denn Jäger genossen Privilegien: So waren sie von Wachdienst befreit und bekamen auch deutlich mehr Sold: 1 Pfund Sterling im Monat, während Grenadiere nur 12 Schilling also etwas mehr, als die Hälfte bekamen.
 
Der Begriff Carabiniers ist ein wenig irreführend im Falle der Infanterie, da diese soweit es eben ging mit Dragonergewehren ausgestattet wurde, die allerdings auch nicht gezogene Läufe hatten. Somit hatte die Leichte Infanterie Frankreichs gegenüber jener der Gegner, welche über Büchsen mit gezogenem Lauf verfügten einen gewissen Nachteil.

Hatten eigentlich die Chasseurs in der französischen Armee gezogene Gewehre- und handelte es sich bei ihnen um Elitetruppen wie z. B. das hochfürstlich hessische Jägekorps?
So mein Kenntnisstand.
Man darf bei der leichten französischen Infanterie nicht vergessen, dass Frankreich ohnehin schon über massig Gardetruppen verfügte, während Preußen sich auf einige Bataillone Gardeinfanterie beschränkte. Meines Wissens genoss die Leichte Infanterie der Franzosen keinen besonderen Nimbus. Im 7-jährigen war diese Leichte Infanterie auch noch, wie in Preußen ja auch, eher im Aufbau begriffen und hatte von der Bekleidung her, eher den Anschein von irregulären Einheiten. Denn sie hatten z.B. Flügelmützen und verschiedene Farbschattierungen bei den Uniformen. Als dann zusehends die Leichte Infanterie Frankreichs wie Detachements, aber eben dauerhaft den Linienregimentern zugeordnet war, scheint mir schon innerhalb des Infanterieregimentes eine gewisse Elitenfunktion bestanden zu haben.

Der Schnitt der Uniformen war schon recht unterschiedlich, v.a. wenn man auf den Siebenjährigen schaut. Die Uniformen der Engländer und Österreicher, aber auch Franzosen war deutlich weiter geschnitten. Wenn Wilhelmine in ihren Memoiren schrieb, dass ihr Bruder bei dem Fluchtversuch französisch gekleidet war, wusste damals jeder was das hieß: weite Aufschläge und Leibrock im charakteristischen Justaucorpsschnitt, statt der sparsamen Röcke der preußischen Soldaten und sogar Offiziere.

Außerdem darf man nicht die Wirkung der Fahnen vergessen. In Frankreich gab es viele Fahnen des Königs bei den Regimentern. Es turnten die Soldaten ja im Großen und Ganzen in den umfangreicheren Schlachten vor allem in festen Verbänden, in Bataillonen, herum. Grenadierkompanien wurden häufig zusammen eingesetzt und bildeten ebenfalls Blöcke. Das bunte Durcheinander kam doch eher selten vor und wenn große Verbände sich bewegten, war auch immer leichte Kavallerie und dergleichen als Aufklärung voraus. Unübersichtliche Fälle wie das Aufeinandertreffen bei Großjägersdorf zwischen Preußen und Russen, wobei die Russen noch nicht in ordentlicher Ordre de Bataille standen oder die Situation bei Rossbach waren doch im Zeitalter der Kabinettskriege eher die Ausnahme.
 
Zuletzt bearbeitet:
Frankreich verfügte zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges über 112 Infanterieregimentern, wovon 22 Fremdregimenter waren. Davon abgesehen gab es noch die Regimenter, welche man "Maison du Roi" nennt und einen absoluten Elitestatus innerhalb der Armee genossen.

Ein Linienregiment bestand aus 2 Bataillonen, wobei jedes Bataillon 1776 4 Füsilier-Kompanien umfasste. Das 1. Bataillon hatte darüber hinaus eine Grenadier-Kompanie und das 2. Bataillon eine Chasseur-Kompanie. Der dienstälteste Fähnrich führte die weiße Fahne des Colonel und der 2. Fähnrich das 1. "Drapeau d'Ordonnance", welches sich bei der Kompanie des Oberstleutnants befand. Darüber hinaus gab es noch 14 weitere "Drapeaux".

Bei den Franzosen gab es also eine Vielzahl an Fahnen, welche die Orientierung der Soldaten erleichterten.
Für weiterführendes zu Themen wie Fahnen und Unterscheidungsmerkmale würde ich an Deiner Stelle, Tschako, aber einen eigenen Thread aufmachen.
 
Die äußerst detaillierten Abhandlungen von Brissotin und Scorpio möchte ich noch um eine allgemeine Infomation ergänzen.

Die Aufstellung der französichen Carabiniers-Kavallerieverbände war ein Notbehelf. Die Armeen der damaligen Zeit bestanden im Wesentlichen aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie. Die Infanterie verfügte über eine hohe Feuerkraft, war aber langsam in der Bewegung. Die Kavallerie war schnell in der Bewegung, verfügte aber über keine nennenswerte Feuerkraft. Dadurch waren Kavallerie und Infanterie in ihrer taktischen Verwendung stark eingeschränkt. Die Kavallerie war praktisch nur als Angriffswaffe einsetzbar. Mittels Attacke mit blanker Waffe sollte der Feind über den Haufen geritten werden. Die mittels erfolgereicher Attacke gewonnene Stellung konnte jedoch durch die Kavallerie nicht verteidigt werden, hierzu mußte Infanterie nachgeführt werden, was aufgrund deren langsamer Marschgeschwindigkeit zu Problemen führen konnte.

Mittels der Einführung von Kavallerieverbänden wie den Carabiniers sollte versucht werden, die Kavallerie taktisch flexibler einzusetzen zu können. Diese Kavallerieverbände verfügten über eine höhere Feuerkraft als die herkömmlichen Kavallerieregimenter. Ein Carabinierregiment war z. B. in der Lage, abgesessen den Feuerkampf aufzunehmen und dadurch ein Verzögerungsgefecht zu führen.

Allerdings war die Einführung der Carabiniers keine ideale Lösung. Salopp gesagt, war das nichts Halbes und nichts Ganzes. Die Lösung wäre die Aufstellung von berittenen Schützenregimentern gewesen, so wie wir sie heute als motorisierte Schützenregimenter bzw. Panzergrenadierbataillone kennen. Damit tat sich das Militär allerdings sehr schwer. Ich habe einmal in einem Vierteljahresheft für Truppenführung und Heereskunde aus dem Jahre 1907, herausgegen vom Großen Gneralstab, eine Abhandlung zu diesem Thema gelesen. Dem Sachbearbeiter war zwar das Problem bewußt, seine Schlußfolgerung war jedoch falsch. Er bevorzugte eine bessere Bewaffnung der Kavallerie mit Gewehren bzw. die Aufstellung neuer Kavallerieregimenter mit höherer Feuerkraft. Die richtige Lösung wäre aber die Aufstellung von berittenen Schützenregimentern gewesen, vergleichbar den berittenen Schützen der Buren im Burenkrieg oder den berittenen Schützen in der Schutztruppe von Deutsch-Südwestafrika.

Gneisenau
 
Glaube am Rande schon mal zu dem Thema geschrieben zu haben. Wichtig ist zuerst einmal die Waffe selbst, denn ein Karabiner meinte zuerst einmal eine kurzläufige Schusswaffe, bald auch gezielt einen Hinterlader und ist damit für die Kavallerie prädestiniert. Kavallerie war in der frühen Neuzeit meist nur mit Pistolen ausgerüstet, die man als Vorderlader auch auf dem Pferde nachladen konnte, während Langwaffen wie Musketen dazu einfach zu unhandlich waren. Durch den Karabiner konnte diesem Nachteil abgeholfen werden. Die Reiterei konnte nicht gut mit großen Lauflängen auf dem Pferderücken hantieren, selbst wenn man einen Hinterlader in den Händen hielt. Die Karabiner waren deshalb immer relativ kurz, was auf Kosten ihrer Schussweiten und der Genauigkeit des Projektils ging. Rein Schußtechnisch blieben die Leistungen der Karabiner daher noch lange hinter jener von reinen Infanteriewaffen zurück!
Die absolutistischen Armeen der Kabinettskriege sahen daher meist einen Karabiner am „Bandelier“ für die Kavallerie vor. Das bedeutete, das der Krabiner an einem Band hing, das entweder mit dem Sattel oder dem Soldaten selbst verbunden war. Die anstürmende Reiterei konnte daher auf deutliche Entfernung einen relativ gezielten Schuß in die gegnerische Formation abgeben, dann den Karabiner einfach fallen lassen (man verlor ihn durch das Band ja nicht) und zur Nahkampfwaffe greifen. Während etwa zu Beginn des 30-jährigen-Krieges die Reiterei oftmals noch caracallierte, also eher zum Fernkampf tendierte, begann mit der schwedischen Armee König Gustav Adolfs die neue Konzentration auf den Kampf mit der blanken Waffe, wie sie durch König Friedrich den Großen während des 7-jährigen-Krieges besonders durch seine Kavalleriegeneräle zu einem neuen Höhepunkt geführt wurden. Das ist etwa die Zeit in welcher der Karabiner, aufgrund seiner aufwändigen Herstellungsweise, erst wirklich eine brauchbare Waffe wurde.

Besonders bei den deutschen Staaten begann man relativ früh aufgrund des hohen Niveaus der Büchsenmacher Waffen mit gezogenen Läufen einzuführen. Besonders die guten Erfahrungen mit deutschen Jägereinheiten als Scharfschützen etwa während des 7-jährigen-Krieges (besonders bekannt waren die Jägertruppen von Hessen Kassel) mit gezogenen Läufen forcierte den Bau dieser extrem teuren Waffen für Spezialtruppen. Es lag nahe die geringen Schussleistungen der glattläufigen Karabiner deutlich anzuheben, indem man den Hinterlader mit gezogenem Lauf versah.
Nachdem sich die Hinterlader allgemein in den Armeen durchgesetzt hatten, verschoss man mit den Kavalleriekarabinern noch eine lange Zeit eher Pistolenmunition, also mit kleinerem Kaliber. Erst nach und nach setzte sich ein normales Kaliber bei den Waffen durch.

[FONT=&quot]Im Rückblick war also der Karabiner der Versuch der Kavallerie mehr Feuerkraft zu geben – wie von Gneisenau aufgezeigt. Vorher konnte man nur mit Pistolen eine eher ärmliche Feuerkraft auf kurze Distanz abgeben. Der Karabiner half hierbei, ohne (zumindest vor der Bismarckschen Zeit) jedoch die Feuerkraft normaler Infanteriebewaffnung zu erreichen!! Ein gezieltes Feuergefecht, wie von Gneisenau angesprochen war also immer nur ein Notbehelf. Berittene Schützen für den infanteristischen Einsatz waren eigentlich die klassischen Dragoner wie sie etwa im 30-jährigen Krieg verwendet wurden. Das sie später in vielen Armeen zu vollwertiger, ja schwerer Reiterei umgebildet wurden, ist für prinzipielle Unterschiede nicht von Belang. Allein der bekannte Karabinerhaken, um die Waffe mit einem Band am Reiter zu verbinden, zeigt das ein berittener Einsatz der Waffe das eigentliche Ziel war[/FONT]
 
Mittels der Einführung von Kavallerieverbänden wie den Carabiniers sollte versucht werden, die Kavallerie taktisch flexibler einzusetzen zu können. Diese Kavallerieverbände verfügten über eine höhere Feuerkraft als die herkömmlichen Kavallerieregimenter. Ein Carabinierregiment war z. B. in der Lage, abgesessen den Feuerkampf aufzunehmen und dadurch ein Verzögerungsgefecht zu führen.
Gibt es eigentlich historische Beispiele aus dem 18.Jh., bei welchen Karabiniers oder Dragoner infanteristisch, also zu Fuß eingesetzt wurden? Mir sind nämlich keine bekannt.

Außerdem frage ich mich, nach der besonderen Qualität der Bewaffnung der Karabiniers mit Karabinern. Die Kürassiere und Husaren hatten ja auch Karabiner, wobei die Husaren durch die fehlende Panzerung ebenso gut zum infanteristischen Gefecht wie die Karabiniers hätten eingesetzt werden können.

In der österreichischen Armee fungierten die Karabiniers ab 1715 als eine Art Elite. Bis 1768 befand sich bei jedem Kürassierregiment eine Kompanie Karabiniers, welche dannach aber von den Kürassieren getrennt in eigene Regimenter aufgeteilt wurden.
 
Gibt es eigentlich historische Beispiele aus dem 18.Jh., bei welchen Karabiniers oder Dragoner infanteristisch, also zu Fuß eingesetzt wurden? Mir sind nämlich keine bekannt.
angeblich haben die 13. franz. Dragoner bei Rossbach den Rückzug gedeckt und preuss. Kavallerie verzögert. Sie sollen Häuser, Häfe usw. besetzt haben (abgesessen) und sind aufgesessen und abgehauen wenn dann Übermacht eingetroffen ist.

Bei Fontenoy sollen 3 Dragonerregimenter als Infanterie gekämpft haben. Bei Blenheim möglicherweise auch.
Während der napol. Zeit dürfte es temporär recht oft vorgekommen sein, schon allein wegen Mangel an Pferden.
 
Das Oldenburgische Dragonerregiment 19 kämpfte z.B. 1914 an der Ostfront teils abgesessen infanteristisch und teils aufgesessen kavalleristisch.
 
Gibt es eigentlich historische Beispiele aus dem 18.Jh., bei welchen Karabiniers oder Dragoner infanteristisch, also zu Fuß eingesetzt wurden?

Bei Georg Ortenburg (Waffen der Kabinettskriege 1650-1792 [Liz. 2002]) lese ich das so, dass Dragoner von Anfang als Truppen zu Pferd und zu Fuß eingesetzt wurden: Neben der ursprünglichen Kavallerie "machte man auf billigen Pferden auch Fußsoldaten beritten. Diese brauchten die Pferde nur für den Marsch, zum Gefecht saßen sie stets ab. Eine so berittene Infanterie bezeichnete man als Dragoner." (S. 107)

Dagegen gehörten die Karabiniers zur ursprünglichen Kavallerie. In Österreich hießen sie Kürassiere, "in Preußen offiziell bis 1786 Regimenter zu Pferde, wenn auch sonst die Bezeichnung Kürassier üblich war. Ihre Eliten, die oft mit gezogenen Karabinern ausgerüstet waren, heißen Karabiniers." (S. 109)
 
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