Karikatur Die freie Unterschrift

Ramona

Neues Mitglied
Hallo,

ich habe zwei Fragen zu der folgenden Karikatur:
Was genau war die Intention des Zeichners? Nur die Verhöhnung von Ludwig XVI.? Und zum anderen: Welche Funktion hat Leopold II. genau? Er ist der Schwager Ludwigs und verkörpert natürlich den weiterhin absolut herrschenden Monarchen, aber will er Ludwig helfen oder macht er sich über ihn lustig?

http://upload.wikimedia.org/wikiped...uisXVISanction.jpg/220px-LouisXVISanction.jpg

Vielen Dank im Voraus für die Anregungen!
 
Ich kann da nicht erkennen, dass Louis XVI verhöhnt wird. Im Gegenteil seine tragische Rolle wird heraus gestellt.

Ich würde nicht sagen, dass sich Leopold über seinen Schwager lustig macht. Er steht primär im Gegensatz zu Louis XVI frei und ungebunden vor ihm. Ob der Höhenunterschied etwas besagen soll, würde ich erstmal hinten anstellen.
 
Ich kann da nicht erkennen, dass Louis XVI verhöhnt wird. Im Gegenteil seine tragische Rolle wird heraus gestellt.
Ich auch nicht.

Leopold als Mitunterzeichner der Pillnitzer Erklärung, in der die vollständige Restauration der Monarchie in Frankreich betont wurde, fragt, was sein Bruder (Schwager) denn mache? Und Ludwig antwortet: Ich unterschreibe (sanktioniere).
Leopolds Haltung der Arme kann wohl als vorwurfsvoll ablehnend gedeutet werden.
Die Erhöhung deutet wohl an, dass Ludwig zwar noch König aber seit der gescheiterten Flucht eben gefangen ist. Dies bedeutete, dass Ludwig gezwungen war, z.B. die ultimative Forderung Frankreichs Anfang 1792, dass die Nachbarstaaten die Emigrantentruppen vertreiben sollten, unterschreiben (mit königlicher Autorität versehen oder sanktionieren)
musste. Dies zeigt deutlich das Dilemma, in dem Ludwig steckte.

Grüße
excideuil
 
Vielen Dank für die schnellen Antworten. Ich frage mich nur, warum der Zeichner diese Karikatur gezeichnet hat? bzw. auf welche Seite er sich schlägt. Bemitleidet er Ludwig?
 
Ich habe ein wenig recherchiert und bin auf eine andere Version der Karikatur gestoßen:

Die freie Unterschrift.jpg

Beiden Versionen ist gemeinsam, dass keinerlei revolutionäre Symbolik erkennbar ist. Erkennbar sind zwei Monarchen, der eine zwar noch König, in seiner Freiheit und Willen allerdings beschränkt. Die Karikatur beschreibt zudem sehr sachlich - und ohne Karikierung einer der Personen - eine historische Situation.

Meiner Meinung nach war der Zeichner ein Royalist - erkennbar auf der anderen Version ist der Orden vom Heiligen Geist, was die Verbundenheit mit der Monarchie deutlich macht.

Bezogen auf die Entstehung der Karikatur Anfang 1792 hoffte wohl der Zeichner, dass die kommenden Ereignisse seinen König aus seinem Dilemma, eingesperrt zu sein und die Beschlüsse der Revolution sanktionieren zu müssen, befreit wird. Insofern soll die Karikatur die Royalisten mobilisieren, den König aus dem "Käfig" zu befreien.

Natürlich ist der Zeichner seinem König verbunden - ich weiß nicht, ob der Begriff "bedauern" überhaupt Anwendung finden kann. Der König war hunderte Jahre eine Institution. Dies ließ sich selbst bei revolutionären Kräften nicht "wegwischen" Viele konnten sich eine Welt ohne Monarchie, ohne König nicht vorstellen.

Grüße
excideuil
 
Ob der Höhenunterschied etwas besagen soll, würde ich erstmal hinten anstellen.

Da gibt es, glaube ich, Argumente für sich widersprechende Sichtweisen.
  1. Bei einer modernen Karikatur müsste man davon ausgehen, dass jedes Detail wichtig ist, Karikaturen aus der Epoche aber haben sich noch nicht so weit von der Illustration weg entwickelt (was vielleicht auch daran liegt, dass es kaum tagesaktuelle Medien gab, Karikaturisten also viel mehr Zeit hatten).
  2. Für eine Bedeutung des Höhenunterschieds spricht, dass Leopold anderthalb Stufen unter Ludwig steht, in der Herrschaftssymbolik ist das wichtig.
  3. Gegen eine Bedeutung des Höhenunterschieds spricht, dass der Karikaturist mit Hilfe der Stufen den unterschreibenden Ludwig sitzen lassen konnte - normalerweise schreibt man ja eher im Sitzen als im Stehen [jetzt werden mir alle Verfechter von Stehpults widersprechen] - und die beiden Monarchen dennoch auf Augenhöhe zueinander stehen.
 
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