Karikatur

darchr

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Hallo,

wir schreiben bald eine Geschichtsklausur über den britischen Imperialismus. Ich bin dann auf folgende Karikatur gestoßen und habe Probleme, diese zu deutne. Könnt ihr mir dabei helfen?
Sie wurde 1879 veröffentlicht. Ich bin mir eigentlich über die historsichen Zusammenhänge zu dieser Zeit bewusst. In den 70er Jahren änderte sich die imperialistische Politik in Europa. Man zog erneut die "direkte Herrschaft" vor, da häufig die "indirekte Herrschaft" zu Einbußen bei der Macht führe, und man auch sah, dass man gegen andere Staaten nur so konkurrieren konnte. Auch wurde im Inneren die "soziale Frage" zu einem immer größeren Problem, und man versuchte folglich von innenpolitischen Problemen abzulenken, sodass der Staat wieder etwas hatte, an was es "gemeinsam" glauben konnte (und worauf es stolz sein konnte, so Disraeli).

Aber die Karikatur verstehe ich dennoch nicht. Die Kuchen in der Karikatur symbolisieren die einzelnen Kolonien (wobei ich etwas verwundert war über "Turkey" - war das osmansiche Reich tatsächlich britische Kolonie). Aber wer sind eie einzelnen Menschen, die die Kuchen hier essen sollen?

Danke
 

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Die Karikatur nimmt Bezug darauf:

Der Berliner Kongress war eine Versammlung von Vertretern der damaligen Großmächte Deutschland, Österreich-Ungarn, Frankreich, Großbritannien, Italien, Russland und dem Osmanischen Reich, die auf Einladung von Otto von Bismarck vom 13. Juni bis 13. Juli 1878 in der Reichskanzlei in Berlin zusammentraten.
Berliner Kongress - Wikipedia
 
Hi,

danke für deine Antwort!

Aber inwiefern? Wenn ich die Beschlüsse des Berliner Kongresses richtig verstanden habe, wurde bei diesem vor allen Dingen die Macht Russlands und der unabhängigen Balkanvölker beschnitten. Somit stand der Berliner Kongress doch gar nicht in direkter Verbindung mit dem imperialistischen Streben der europäischen Staaten (auf den Kuchen steht ja bspw. auch "Burma" und "Zululand").
 
Aber die Karikatur verstehe ich dennoch nicht. Die Kuchen in der Karikatur symbolisieren die einzelnen Kolonien (wobei ich etwas verwundert war über "Turkey" - war das osmansiche Reich tatsächlich britische Kolonie). Aber wer sind eie einzelnen Menschen, die die Kuchen hier essen sollen?
Danke

Falls es überhaupt noch von Nutzen ist:
Die "hot pies" (oder heißen Eisen) sind nicht in erster Linie britische Kolonien, sondern Kriegsschauplätze. Dazu gehörte auch Afghanistan, das die Briten (erfolglos) zu erobern versuchten. Die Türkei war selbstverständlich keine britische Kolonie. Allerdings "knabberten" die Briten am Osmanischen Reich. So gewannen sie zunehmend Einfluss auf den ägyptischen Khediven ("Vizekönig"), der sich faktisch vom Osmanischen Reich unabhängig machte.
Insofern ist die Karikatur tatsächlich etwas irritierend, weil sie in erster Linie die britische Situation betrifft. Etwas mehr dazu ist zu erfahren, wenn du von Mercys Wikipedia-Link auf die englischsprachige Wikipedia weiterklickst.
Der Mensch gleich neben der Tür mit der "Türkei-Torte" ist der britische Premierminister Disraeli.
Hintergründe zur Konferenz gibt es hier:
http://www2.tu-berlin.de/studentisches/initiativen/hashove/kultur/doku/d27.pdf
Datengerüst zur Vorgeschichte und Geschichte (PDF)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich glaube nicht, dass sich die Karikatur auf die Berliner Konferenz bezieht. Der Hinweis von Pfeifferhans bringt mich eher auf die Idee, dass es ganz spezielle um Konflikte geht, die die Briten um 1879 ausfechten mussten:

Den Mann ganz links kann ich leider nicht identifizieren, da ich nicht erkennen kann, was auf dem Kuchen steht.

Zululand bezieht sich auf den sogenannten Zulukrieg von 1879. Der Mann, der diesen Kuchen hält, ist wohl Frederic Augustus Thesinger, 2nd Baron of Chelmsford, der General, der die Britischen Truppen im Zulukrieg anführte. (Vergleicht mal die Bilder)

Afghanistan bezieht sich auf den zweiten britisch-afghanischen Krieg (1875-1880), der 1880 mit einer britischen Niederlage endetet. Der Mann könnte Feldmarschall Neville Chamberlein sein, der die britischen Truppen kommandierte.

Die Kombination des Türkischen Kuchens und Premier Disraeli sehe ich als Hinweis auf den Kauf der Suez-Kanal-Aktien durch Großbritannien und dem damit verbundenen wachsenden Einfluß auf Ägypten, der sich klar gegen die Türkei richtete.

Der Mann, der den Burmakuchen ins Zimmer trägt, könnte Robert Bulwer-Lytton, 1st Earl of Lytton sein, der von 1876-1880 Generalgouveroneur und Vizekönig von Indien war.
1879 kam es in Burma zu einem Streit über die Thronfolge des Königs von Burma, in deren Verlauf es zu Morden innerhalb der Königsfamilie kam. Als der britische Botschafter deswegen zur Mäßigung aufriet, wurde er bedroht und im September 1879 abgezogen. In Großbritannien wurde deshalb der Ruf nach einem Krieg gegen Burma laut, doch aufgrund der bereits andauernden Kriege in Afrika und in Afghanistan wurde kein weiterer Krieg gegen Burma angefangen.

Ich interpretiere die Karrikatur genau so:
Im September 1979 muß sich Großbritannien bereits mit den Krisen in Afrika und Afghanistan beschäftigen (Dargestellt durch die Kuchen, die bereits im Zimmer sind). In dieser Situation bringt Bulwer-Lytton den nächsten Kriesenherd, Burma, ins Zimmer. Die Frage für Großbritannien lautet nun, ob ein weiterer Krieg gegen Burma geführt werden soll oder nicht.
 
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